Nebenwirkungen von Lamotrigin

Einleitung

Lamotrigin ist ein Medikament, das zur Gruppe der sogenannten Antikonvulsiva gehört, die zur Behandlung von Krampfleiden wie Epilepsie eingesetzt werden. Es gehört zu den neueren Anikonvulsiva und wird vor allem bei fokalen Anfallsleiden eingesetzt, das heißt bei Anfällen, die auf eine bestimmten Bereich des Gehirns beschränkt sind. 
Lamotrigin zeichnet sich durch seine vergleichsweise geringe Schädlichkeit für Leber und Niere aus. 

Übersicht

Auch wenn Lamotrigin allgemein als gut verträgliches Antieplieptikum gilt, können mitunter Nebenwirkungen auftreten. Dazu kommt es meist in der Aufdosierungs-Phase, also wenn die Lamotrigin-Dosis langsam gesteigert wird. Dabei ist zu betonen, dass die meisten Nebenwirkungen (außer das Stevens-Johnson-Syndrom) in der Regel zwar unangenehm, aber nicht gefährlich sind und spätestens nach einigen Wochen verschwinden. Im Folgenden sind die häufigsten Nebenwirkungen aufgeführt.

  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit / Schläfrigkeit
  • Hautausschlag
  • Juckreiz
  • Doppelbilder
  • Sexuelle Erregbarkeitssteigerung
  • Kognitive Einschränkungen (z.B. Vergesslichkeit)
  • Gewichtszunahme oder -abnahme
  • Schlafstörungen
  • Übelkeit / Erbrechen
  • Zittern (Tremor)
  • Gelenkschmerzen
  • Gesteigerte Reizbarkeit
  • Allergische Hautreaktionen bis hin zum Stevens-Johnson-Syndrom

Gewichtszunahme

Einige Epilepsie-Patienten berichten unter Einnahme von Lamotrigin über eine Gewichtszunahme. Diese beruht darauf, dass das Lamotrigin in die Regulation des Hungergefühls im Gehirn eingreift.

In diesem Zusammenhang sei zu betonen, dass es sich bei der Gewichtszunahme unter Lamotrigin um einen Prozess handelt, der mehrere Wochen in Anspruch nimmt und nicht „über Nacht“ eintritt. Sollten Sie also schon wenige Tage nach Beginn einer Lamotrigin-Therapie den Verdacht haben, dass sich bei Ihnen eine Gewichtszunahme entwickelt hat, so ist dies wahrscheinlich eine Fehlbeurteilung. Gedulden Sie sich in diesem Fall mindestens zwei bis drei Wochen und objektivieren Sie die mögliche Gewichtszunahme am besten durch gelegentliches Wiegen.

Wenn nach diesem Zeitraum tatsächlich eine signifikante Gewichtszunahme zu verzeichnen ist, konsultieren Sie Ihren behandelnden Neurologen. Er kann gemeinsam mit Ihnen erörtern, ob das Lamotrigin durch ein anderes Antiepileptikum zu ersetzen ist oder ob die Gewichtszunahme ein noch tolerierbares Ausmaß hat und andere Maßnahmen zur Stabilisierung des Gewichts infrage kommen (z.B. Sport, Ernährungsumstellung).

Gewichtsabnahme

Erstaunlicherweise reagieren einige wenige Patienten auf die Einnahme von Lamotrigin mit einer Gewichtsabnahme. Diese ist auf die komplexe Regulation des Hungergefühls im Gehirn und die Beeinflussung der darin involvierten Botenstoffe durch das Lamotrigin zurückzuführen.

Auch die Gewichtsabnahme entwickelt sich nicht von einem Tag auf den anderen, sondern nimmt mehrere Wochen in Anspruch. Im Optimalfall sollten Sie sich mindestens wöchentlich wiegen, um das Ausmaß der Gewichtsabnahme überwachen zu können. Denn auch wenn Manchem der Verlust des einen oder anderen Kilos ganz recht kommt: Eine zu schnelle Gewichtsabnahme ist alles andere als gesund und sollte nicht toleriert werden.

Genaue Grenzwerte in diesem Zusammenhang festzulegen ist aufgrund der individuell unterschiedlichen körperlichen Eigenschaften schwierig. Doch als grobe Faustregel kann festgehalten werden: Eine Gewichtsabnahme von mehr als 2 Kilogramm pro Woche oder 5 Kilogramm pro Monat sollte dem behandelnden Neurologen mitgeteilt werden. Dieser kann gemeinsam mit dem Patienten abwägen, ob die Gewichtsabnahme tolerierbar ist oder die Umstellung auf ein anderes Antiepileptikum erfolgen sollte.

Bei der Mehrzahl der von einer Gewichtsabnahme unter Lamotrigin betroffenen Patienten kommt der Gewichtsverlust im Übrigen nach der mehrwöchigen Aufdosierungsphase zu einem Stillstand. Aus diesem Grund kann eine Gewichtsabnahme unter Lamotrigin in den meisten Fällen akzeptiert und die Therapie fortgeführt werden, solange sich der Gewichtsverlust nicht zu dramatisch ausfällt.

Müdigkeit

Eine der häufigsten Nebenwirkungen sämtlicher Antiepileptika, so auch des Lamotrigins, ist die Müdigkeit.

Dies ist auf den Wirkmechanismus der Antiepileptika zurückzuführen: Durch eine Blockade bestimmter Ionenkanäle, die an der neuronalen Übertragung im Gehirn beteiligt sind, wird der bei Epileptikern gesteigerten Hirnerregbarkeit entgegengewirkt. Dies senkt zwar das Risiko für epileptische Anfälle, erhöht aber auch die geistige Ermüdbarkeit der Patienten.

In den meisten Fällen tritt die Müdigkeit zu Beginn der Lamotrigin-Therapie auf und verschwindet nach einigen Wochen, wenn sich das Gehirn und dessen Botenstoff-Stoffwechsel auf das Lamotrigin eingestellt haben.

Manche Betroffene empfinden die Müdigkeit jedoch als so störend in Freizeit oder Beruf, dass sie gelegentlich auf die Lamotrigin-Einnahme verzichten. Doch schon das einmalige Auslassen einer Lamotrigin-Einnahme erhöht das Risiko für einen epileptischen Anfall erheblich. Bevor Sie also diesen Weg gehen in der Hoffnung auf eine Besserung der Müdigkeit, sprechen Sie lieber mit Ihrem behandelnden Neurologen und machen Sie sich bewusst, dass die Müdigkeit in den allermeisten Fällen nur ein Phänomen der Anfangsphase der Therapie ist.

Können Sie jedoch gar nicht mit der Müdigkeit leben, sei es aufgrund einer besonders starken Ausprägung oder weil sie einem Beruf nachgehen, der keinerlei Müdigkeit erlaubt, kann der Neurologe gemeinsam mit Ihnen eine Umstellung auf ein anderes Antiepileptikum erwägen. Denn potenziell kann zwar jedes Antiepileptikum Müdigkeit auslösen. Doch das heißt nicht, dass bei einem Patienten, der unter Lamotrigin unter Müdigkeit leidet, auch jedes andere Antiepileptikum Müdigkeit hervorrufen wird.

Vergesslichkeit

Aufgrund des Umstands, dass Lamotrigin wie alle Antiepileptika in den Botenstoff-Haushalt des Gehirns eingreift, resultieren bei manchen Patienten vorübergehende kognitive Beeinträchtigungen.

Häufig äußern sich diese in Form von Vergesslichkeit. Sollten Sie also in der Lamotrigin-Aufdosierungsphase den Eindruck haben, dass Sie vergesslicher als sonst sind, kann durchaus ein Zusammenhang mit dem neuen Medikament bestehen. Sollte die Vergesslichkeit Sie nicht zu stark in Freizeit und Beruf einschränken, ist anzuraten, die Lamotrigin-Therapie wie geplant fortzusetzen.

Ist die Vergesslichkeit aber zu stark ausgeprägt, konsultieren Sie Ihren behandelnden Neurologen statt von sich aus Lamotrigin-Einnahmen auszulassen. Letzteres ist keine empfehlenswerte Lösung, da schon das einmalige Auslassen der Einnahme das Risiko für einen epileptischen Anfall erhöht. Stattdessen sollten Sie lieber mit dem Neurologen abwägen, ob ein anderes Antiepileptikum für Sie infrage kommt, auch wenn leider alle Antiepileptika zumindest theoretisch Vergesslichkeit hervorrufen können.

Hautausschlag

Manche Epilepsie-Patienten, die Lamotrigin einnehmen, entwickeln einen Hautausschlag. In den allermeisten Fällen tritt dieser gleich zu Beginn der Lamotrigin-Therapie auf.Der Hautausschlag geht meist vom Körperstamm und dem Gesicht aus und kann sich in schwereren Fällen auf den ganzen Körper ausdehnen. Er äußert sich zunächst durch Hautrötung und Juckreiz, später können sich Blasenbildung und Hautablösung anschließen.
Sollte bei Ihnen nach Lamotrigin-Einnahme ein Hautausschlag auftreten, konsultieren Sie bitte möglichst umgehend Ihren Neurologen oder Hausarzt. Zwar bleibt bei den allermeisten Betroffenen der Hautausschlag auf ein umschriebenes Gebiet und auf eine Rötung und Juckreiz begrenzt, doch er kann auch Vorbote sein für die lebensgefährliche schwere Verlaufsform, das Stevens-Johnson-Syndrom.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Hautausschlag durch Medikamente.

Haarausfall

Auch wenn vereinzelt Berichte über einen Haarausfall nach Lamotrigin-Einnahme existieren, ist bislang kein nachgewiesener statistischer oder biologischer Zusammenhang bekannt.

Sollte bei Ihnen unter einer Therapie mit Lamotrigin ein Haarausfall eintreten, der über das übliche Ausmaß hinausgeht, konsultieren Sie Ihren Hausarzt. Dieser kann analysieren, ob eine andere, gewöhnlichere Ursache für den Haarausfall bei Ihnen vorliegt. Gerade wenn der Haarausfall erst nach längerer Lamotrigin-Einnahme und nicht in der Aufdosierungsphase eintritt, ist ein Zusammenhang mit dem Wirkstoff nämlich weitaus unwahrscheinlicher als andere potenzielle Auslöser. Zu letzteren zählen etwa Eisenmangel oder hormonelle Umstellungsvorgänge.

Leiden Sie unter Haarausfall? Lesen Sie mehr zu dem Thema unter: Haarausfall

Libido

Einige Epilepsie-Erkrankte leiden unter einer gestörten Sexualfunktion, meist in Form einer verminderten Libido.

Vielen Antiepileptika wird nachgesagt, diese Libidominderung noch zu verschlimmern. Lamotrigin bildet in diesem Kontext eine Ausnahme: Eine klinische Studie konnte zeigen, dass Lamotrigin die Libido steigert. Diese Wirkung wird von den Autoren der Studie mit der durch das Lamotrigin stabilisierten Stimmungslage erklärt.

Auch wenn vielen Patienten dieser Effekt entgegenkommt, da er der durch die Epilepsie verursachten Libidominderung entgegenwirkt, empfinden manche Betroffene ihn auch als unangenehm. In diesem Fall kann gemeinsam mit dem Neurologen entschieden werden, ob auf ein anderes Antiepileptikum umgestellt werden sollte. Doch zumeist relativiert sich der Einfluss des Lamotrigin auf die Libido ohnehin von selbst nach einigen Wochen.

Nebenwirkungen an den Augen

Gelegentlich kann es unter der Therapie mit Lamotrigin zur Wahrnehmung von Doppelbildern kommen. Dies kann weitere Beschwerden wie Kopfschmerzen und Übelkeit nach sich ziehen. Bei den meisten Betroffenen tritt diese Nebenwirkung nur in den ersten Tagen und Wochen nach Beginn einer Lamotrigin-Einnahme auf. Doch gerade in Berufen, in denen eine derartige Beeinträchtigung der visuellen Wahrnehmung nicht tolerierbar ist, kann der Abbruch der Lamotrigin-Therapie und die Umstellung auf ein anderes Antiepileptikum notwendig werden.

Ein Nystagmus, also unwillkürliche wiederholte ruckartige Bewegungen der Augen in der horizontalen Ebene, ist eines der häufigsten Symptome bei einer akuten Überdosierung an Lamotrigin. Diese resultiert in den meisten Fällen aus einer versehentlichen zweimaligen Einnahme des Lamotrigin. Sollten Ihnen derartige Symptome auffallen, suchen Sie Ihren Neurologen oder Hausarzt auf. Dieser kann sich einen Eindruck vom Ausmaß der Überdosierung verschaffen und ggfs. Gegenmaßnahmen einleiten.

Mehr Informationen zu dem Thema Nystagmus finden Sie hier: Nystagmus

Kopfschmerzen

Relativ viele Epilepsie-Patienten leiden in den ersten Wochen nach Beginn einer Lamotrigin-Therapie unter Kopfschmerzen.
Der genaue Mechanismus ist zwar bislang nicht bekannt, doch ein Zusammenhang mit dem Eingriff des Lamotrigin in die neuronale Übertragung im Gehirn liegt nahe.

In der Regel äußern sich die Kopfschmerzen dumpf und beidseitig. Meist verschwinden die Kopfschmerzen nach einigen Wochen, wenn sich der Botenstoff-Haushalt des Gehirns auf das Lamotrigin eingestellt hat.

Wenn die Beschwerden zu stark und belastend sind, wenden Sie sich an Ihren behandelnden Neurologen. Dieser kann analysieren, ob tatsächlich ein Zusammenhang mit der Lamotrigin-Therapie besteht oder ob eine andere Ursache den Kopfschmerzen zugrunde liegt. In ersterem Fall kann ggfs. die Umstellung auf ein anderes Antiepileptikum erfolgen.

Lesen Sie mehr zu dem Thema Kopfschmerz auf der folgenden Seite: Kopfschmerzen

Erhöhung der Leberwerte

Gerade in der Anfangsphase einer Lamotrigin-Therapie kommt es bei einigen Patienten zu einer Erhöhung der Leberwerte.

Als Leberwerte werden bestimmte leberspezifische Enzyme bezeichnet, deren Konzentration im Blut mithilfe einer Blutentnahme bestimmt werden kann. Eine erhöhte Konzentration spricht dabei für Schädigungen des Lebergewebes.

Dass zu Beginn einer Lamotrigin-Einnahme erhöhte Leberwerte auftreten können, ist darauf zurückzuführen, dass das Lamotrigin über die Leber ausgeschieden wird und das Organ zu Beginn mit dieser Aufgabe gewissermaßen überfordert ist. Da die Leberzellen aber ganz ähnlich wie Muskeln einen erheblichen Trainingseffekt zeigen, normalisieren sich die Leberwerte zumeist nach wenigen Wochen.

Dennoch sollte zur Überwachung der Leberfunktion während der Aufdosierungsphase eine oder besser mehrere Blutentnahmen erfolgen. Anhand der darin bestimmten Werte kann der Arzt das Ausmaß der Leberschädigung abschätzen und entscheiden, ob die Lamotrigin-Therapie fortgesetzt werden kann. Wenn nicht, erfolgt die Umstellung auf ein Antiepileptikum, das nicht über die Leber, sondern die Niere ausgeschieden wird (z.B. Gabapentin, Levetiracetam).

Mehr Informationen zu den Leberwerten finden Sie hier: Leberwerte

Nebenwirkungen am Herz

Einige Patienten berichten unter Lamotrigin-Therapie über gelegentliches Herzrasen. Auch wenn bisher keine Studie über statistische oder biologische Zusammenhänge vorliegt, ist es zumindest denkbar, dass Lamotrigin über eine Beeinflussung des Kreislaufzentrums im Gehirn eine derartige Nebenwirkung am Herz auslösen kann.

Da Herzrasen zwar häufig ungefährlich ist, unter bestimmten Umständen aber sehr gefährlich werden kann, sollten Sie bei derartigen Symptomen Ihren Neurologen oder Hausarzt aufsuchen. Dieser kann untersuchen, ob das Lamotrigin tatsächlich die wahrscheinlichste Ursache für das Herzrasen ist oder ob andere Ursachen vorliegen (z.B. Herz- oder Schilddrüsenerkrankungen).

Lesen Sie mehr zum Thema Herzrasen auf der folgenden Seite: Herzrasen

Juckreiz

Tritt bei einem Epilepsie-Patienten unter Lamotrigin Juckreiz ein, so geht dieser meist mit einem Hautausschlag an der juckenden Stelle einher. In diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden, da der Ausschlag zwar meist harmlos und vorübergehend ist, aber auch Vorbote einer lebensgefährlichen Verlaufsform, des Stevens-Johnson-Syndroms sein kann.

Tritt der Juckreiz alleine auf, also ohne Hautausschlag, ist eher von einer anderen Ursache auszugehen (v.a. Leber- und Gallenerkrankungen). Auch in diesem Fall sollte der Gang zum Arzt erfolgen, um die tatsächliche Ursache erkennen und behandeln zu können.

Weitere Ursachen für Juckreiz finden Sie hier: Juckreiz

Schwitzen

Bislang besteht kein bekannter statistischer oder biologischer Zusammenhang zwischen Lamotrigin und übermäßigem Schwitzen, auch wenn vereinzelte Patientenberichte darauf hinweisen. Insbesondere wenn das Schwitzen erst nach längerer Lamotrigin-Einnahme eintritt und nicht bereits in der Aufdosierungsphase, sind andere Ursachen deutlich wahrscheinlicher. Ihr Hausarzt kann dieser Sache auf den Grund gehen und die häufigsten Ursachen für verstärktes Schwitzen untersuchen. Dazu gehören in erster Linie hormonelle und Schilddrüsenerkrankungen.

Wortfindungsstörungen

Aufgrund ihres Eingriffs in die neuronale Übertragung des Gehirns kann es insbesondere in der Aufdosierungsphase zu kognitiven Funktionseinschränkungen kommen.

Neben Vergesslichkeit zählen Wortfindungsstörungen zu den häufigsten Ausprägungen: Den Betroffenen wollen eigentlich geläufige Begriffe partout nicht einfallen. Da dies im Privatleben wie im Beruf zu unangenehmen Situationen führen kann, besteht mitunter ein erheblicher Leidensdruck.

Die Lamotrigin-Einnahme gelegentlich auszulassen, ist jedoch keine empfehlenswerte Lösung, da schon das einmalige Auslassen das Risiko für einen epileptischen Anfall deutlich erhöht. Wenn die Wortfindungsstörungen also nicht mehr tolerierbar sind, sprechen Sie mit Ihrem Neurologen, um es eventuell mit einem anderen Antiepileptikum zu versuchen.

Konzentrationsstörungen

Konzentrationsstörungen stellen eine weitere Ausprägungsform der kognitiven Einschränkungen dar, die unter der Therapie mit Lamotrigin vor allem in der Anfangsphase auftreten können. Meist halten sie nur einige Tage bis Wochen an und verschwinden nach Ende der Aufdosierung.

Sollten sie jedoch länger anhalten oder so stark ausgeprägt sein, dass sie Sie in Privat- oder Berufsleben entscheidend beeinträchtigen, kann Ihr Neurologe die Umstellung auf ein anderes Antiepileptikum veranlassen. Zu bedenken sei jedoch, dass theoretisch jedes Antiepileptikum Konzentrationsstörungen hervorrufen kann.

Pickel

Vereinzelt liegen Patientenberichte vor, die einen Zusammenhang zwischen Lamotrigin-Einnahme und der Entstehung von Pickeln nahelegen. Bisher fehlt allerdings sowohl eine biologische Erklärung als auch eine statistische Bestätigung für diesen Zusammenhang. Gerade wenn die Pickel erst nach längerer Lamotrigin-Einnahme und nicht zu Beginn der Lamotrigin-Therapie auftreten, ist eine andere Ursache deutlich wahrscheinlicher (v.a. hormonelle Umstellungsvorgänge). Daher empfiehlt sich in diesem Fall der Gang zum Hautarzt.

Tremor (Zittern)

Gelegentlich kommt es bei Epilepsie-Patienten unter der Einnahme von Lamotrigin zu einem Zittern, welches wenn es über das gewöhnliche Ausmaß hinausgeht, als Tremor bezeichnet wird.

Der genaue Mechanismus, über den das Lamotrigin zu einem Tremor führt, ist bislang umgekehrt, doch ein Zusammenhang mit der Beeinflussung der neuronalen Übertragung im Gehirn liegt nahe. In der Regel legt sich der Tremor nach Beendigung der Aufdosierungsphase von selbst. Therapiebedarf besteht dementsprechend normalerweise nicht.

Bedenklich wird es nur, wenn Sie in einem Beruf arbeiten, in dem ein Tremor nicht zu tolerieren ist oder wenn der Tremor so stark ist, dass er ihre Lebensqualität entscheidend einschränkt. In diesen Fällen kann gemeinsam mit dem Neurologen abgewogen werden, ob die Lamotrigin-Therapie beendet werden und ein anderes Antiepileptikum ausgewählt werden soll.

Mehr Informationen zum Thema Tremor finden Sie hier: Tremor

Schlafstörungen

Paradoxerweise gehören zu den häufigeren Nebenwirkungen des Lamotrigin nicht nur eine erhöhte geistige Ermüdbarkeit, sondern auch Schlafstörungen. Eine Erklärung dafür kann sein, dass die vom Lamotrigin ausgelöste Müdigkeit dazu führt, dass sich der Betroffene schont und seine körperliche Belastung mindert. Da die erhöhte Ermüdbarkeit sich aber nur auf den Geist und nicht auf den Körper bezieht, ist letzterer am Ende des Tages quasi nicht „ausgelastet“ und folglich nicht in der Stimmung, sich schlafen zu legen.

Dauerhafte Schlafstörungen können zu einem erheblichen Belastungsfaktor für das Wohlergehen des Betroffenen werden und die Lebensqualität einschränken. Daher empfiehlt sich in diesem Fall die Konsultation des Hausarztes oder Neurologen. Gemeinsam mit dem Patienten kann der Mediziner überlegen, ob die Schlafstörungen noch tolerierbares Ausmaß haben und andere Maßnahmen ergriffen werden können (z.B. pflanzliche oder synthetische Schlafmittel, sportliche Verausgabung) oder ob eine Umstellung auf ein anderes Antiepileptikum notwendig ist.

Gelenkschmerzen

Einige Patienten, die Lamotrigin einnehmen, klagen über Schmerzen des Bewegungsapparats, wobei meist die Gelenke betroffen sind. Der biologische Mechanismus ist bislang unklar. Vor allem wenn die Gelenkschmerzen nicht in der Aufdosierungsphase, sondern erst nach längerer Lamotrigin-Einnahme auftreten, sind andere Ursachen deutlich wahrscheinlicher.
Dazu zählen etwa rheumatische oder infektiöse Erkrankungen. Der Hausarzt kann eine erste Sondierung bezüglich der wahrscheinlichsten Ursache für die Gelenkschmerzen vornehmen und Sie ggfs. zu einem Facharzt verweisen. Sollte keine andere Ursache gefunden werden und das Lamotrigin quasi per Ausschlussverfahren als wahrscheinlichster Auslöser der Gelenkschmerzen identifiziert werden, sollte mit dem Neurologen über eine Umstellung auf ein anderes Antiepileptikum gesprochen werden.

Lesen Sie mehr zum Thema Rheuma unter: Rheumatoide Arthritis

Autor: Dr. Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 07.05.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021