Nierenschmerzen mit Übelkeit

Definition

Unter Nierenschmerzen versteht man Schmerzen in den Nierenregionen. Diese befinden sich an der linken und rechten Körperflanke - deshalb wird der Begriff „Flankenschmerzen“ häufig Synonym zu „Nierenschmerzen“ gebraucht. Als Körperflanke wird dabei der seitliche Rumpf bezeichnet.

 

Nierenschmerzen können über die Flanken hinausgehen und in Richtung der Leiste oder des Rückens ausstrahlen. Sie werden meist als stechend oder drückend empfunden und können bei einer Vielzahl von Störungen auftreten. Zu beachten ist, dass nicht nur Erkrankungen der Nieren und der Harnwege Schmerzen an den Flanken verursachen können. Schmerzen bei Störungen am Darm und an den weiblichen Geschlechtsorganen können sich ebenfalls an den Nierenregionen äußern. Nierenschmerzen in Kombination mit Übelkeit können auf eine Unterfunktion der Nieren hinweisen. Grund dafür ist, dass zu den Aufgaben der Nieren das Eliminieren von Stoffen gehört, die den Brechreiz verstärken. Fällt diese Funktion aus, tritt Übelkeit auf. Darüber hinaus können alle starken Schmerzen Übelkeit und Erbrechen verursachen - Nierenschmerzen sind dabei keine Ausnahme.  

Ursachen für Nierenschmerzen mit Übelkeit

Mögliche Ursachen für gleichzeitig auftretende Nierenschmerzen und Übelkeit sind vielfältig. Eine wichtige, zu diesen Symptomen führende Erkrankung ist das Nierensteinleiden. Aufgrund seiner Häufigkeit gehört es beim Auftreten von Nierenschmerzen immer zu den ersten Verdachtsdiagnosen. Nierensteine entstehen vermehrt bei Menschen mit wiederholten Harnwegsinfekten sowie bei zu geringen Trinkmengen. Bilden sich Nierensteine und können aufgrund Ihrer Größe nicht aus der Niere oder dem Harnleiter transportiert werden, können sie starke, kolikartige Schmerzen und Übelkeit verursachen. Neben Nierensteinen können Tumore der Niere, der Verschluss der zuführenden Nierengefäße sowie Infekte der Nieren zu Nierenschmerzen und Übelkeit führen. Diese Erkrankungen zeigen dabei häufig zusätzliche Symptome wie hohes Fieber oder sichtbares Blut im Urin.

Neben Störungen der Nieren können Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes zu Schmerzen in den Nierenregionen und Übelkeit führen. Magen-Darm-Infekte werden deswegen gelegentlich mit einer Nierenerkrankung verwechselt. Schmerzen, die an der Wirbelsäule entstehen, können sich ebenfalls auf die Flanken projizieren und so Nierenschmerzen vortäuschen. In den meisten Fällen treten sie jedoch isoliert und ohne Übelkeit auf.

Diagnose

Um die Ursache von Nierenschmerzen mit Übelkeit abzuklären, wird meist der Urin untersucht. Dies geschieht im ersten Schritt mithilfe des sogenannten "Urin-Stix", einem kleinen Stäbchen, dass in den Urin gehalten wird und beispielsweise anzeigen kann, ob Blut oder bakterielle Stoffwechselprodukte im Urin vorliegen. Darüber hinaus kann Urin zentrifugiert werden und anschließend im Mikroskop Hinweise auf Störungen in der Niere oder den Harnwegen liefern. In einem Labor kann mithilfe von Nährböden überprüft werden, ob Bakterien im Urin vorhanden sind.

Neben der Untersuchung von Urin sind die Blutuntersuchung und der Ultraschall von Nieren und Bauch in der Diagnostik von Nierenerkrankungen meist unerlässlich.

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Begleitende Symptome

Welche Symptome zusätzlich zu Nierenschmerzen und Übelkeit vorliegen, hängt maßgeblich von der ursächlichen Erkrankung ab. Im Rahmen von Nierenerkrankungen tritt – unabhängig davon, ob sie durch einen Infekt, Tumor oder einen Gefäßverschluss verursacht wird – häufig Blut im Urin auf. Gelegentlich ist es bereits mit dem bloßen Auge sichtbar. Bei Infektionen der ableitenden Harnwege verspürt ein Großteil der Betroffenen einen fachsprachlich als „imperativ“ bezeichneten Harndrang – er tritt plötzlich auf, ist sehr stark und kann nur schwer zurückgehalten werden. Ist der Infekt in die Niere aufgestiegen, tritt häufig Fieber hinzu. Ohne angemessene Behandlung kann ein Infekt der Niere zur Blutvergiftung, zu starken Kreislaufbeschwerden und zum Organversagen verschiedener Organe wie der Lunge führen. Bei manchen Erkrankungen ist die Niere so stark beeinträchtigt, dass sie keinen Urin mehr produzieren kann. Betroffene lassen dann keinen oder sehr wenig Urin, Flüssigkeit sammelt sich in zu großen Mengen im Körper an und lagert sich in den Beinen und der Lunge ab. Die Schadstoffe, die ausgeschieden werden müssten, akkumulieren im Blut an und können zu Symptomen wie Juckreiz, Müdigkeit, Erbrechen und Krampfanfällen führen.

Ist eine Erkrankung des Magen-Darm-Traktes für die vermeintlichen Nierenschmerzen und die Übelkeit verantwortlich, kommen im Laufe der Zeit meist Stuhlveränderungen wie Durchfall, Schmerzen an anderen Stellen des Bauches, Appetitlosigkeit oder Fieber hinzu.

Therapie von Nierenschmerzen mit Übelkeit

Bei der Behandlung von Nierenschmerzen und Übelkeit wird in erster Linie versucht, die zugrundeliegende Erkrankung zu heilen. Grund dafür ist, dass nur die Ursachenbekämpfung eine dauerhafte Besserung der Beschwerden hervorrufen kann. Zur schnellen Beschwerdelinderung wird sie jedoch durch Medikamente gegen Schmerzen und Übelkeit ergänzt. Häufig eingesetzte Schmerzmittel sind dabei Ibuprofen, Diclofenac und Metamizol. Gegen Verkrampfungen der Harnwege wird meist Butylscopalamin gegeben, gegen Übelkeit Mittel wie Metoclopramid oder Dimenhydrinat. Wird ein Nierensteinleiden festgestellt, wird bei kleinen Steinen zuerst versucht, sie durch eine hohe Flüssigkeitsaufnahme und Bewegung abgehen zu lassen. Funktioniert dies nicht, können sie je nach Größe und Zusammensetzung durch eine äußerliche Stoßwellentherapie zerstört oder durch einen Eingriff durch die Harnröhre entfernt werden. Ist ein Infekt der Harnwege oder der Niere für die Nierenschmerzen und die Übelkeit verantwortlich, muss frühestmöglich eine Antibiose verabreicht werden. Ohne eine angemessene antibakterielle Therapie heilt eine Niereninfektion nur sehr selten aus und wird unter Umständen lebensgefährlich.

Tumore verursachen Nierenschmerzen in der Regel erst, wenn sie bereits relativ groß sind. Die einzige Heilungsmöglichkeit besteht dann in der operativen Entfernung des Tumors. Je nach Art des Geschwürs können sich daran eine Chemo- und Strahlentherapie anschließen. In seltenen Fällen werden Symptome wie Nierenschmerzen, Übelkeit und ein Ausfall der Nierenfunktion durch das Überreagieren des eigenen Immunsystems verursacht. Erkrankungen aus diesem „autoimmunen“ Formenkreis werden meist mit kortisonhaltigen, Immunsystem-hemmenden Präparaten therapiert.

Dauer

Wie lange Nierenschmerzen und Übelkeit andauern, ist maßgeblich von der auslösenden Ursache abhängig. Dabei kann die Symptomdauer selbst innerhalb einzelner Krankheitsbilder aufgrund der unterschiedlichen Grundausstattung jedes Patienten und der unterschiedlichen Schweregrade von Erkrankungen sehr verschieden sein. Beispielsweise werden einige Nierensteine auch ohne angemessene Behandlung Minuten oder Stunden nach den ersten Symptomen mit dem Urin ausgeschieden und verursachen dann keine Beschwerden mehr. Größere Nierenstein hingegen können unter Umständen nicht mit dem Urin ausgeschieden werden und ohne Therapie zu lebensgefährlichen Folgeerkrankungen führen. Infektionen der Nieren verhalten sich ähnlich: ohne Antibiotika heilen sie nur selten aus, die Symptomatik verstärkt sich im Laufe der Zeit. Wird der Arztbesuch hinausgeschoben, können sie lebensgefährlich werden.  

Weitere Symptome bei Nierenschmerzen und Übelkeit

Erbrechen, Fieber und Durchfall

Treten Flankenschmerzen zeitgleich mit Symptomen von Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall und Erbrechen auf, ist dies ein Hinweis dafür, dass nicht die Nieren, sondern der Darm die Beschwerden verursacht. Die Projektion von Schmerzen aus dem Magen-Darm-Trakt auf die Nierenregionen ist zwar nicht häufig, kommt jedoch vor. Mögliche Auslöser sind Erkrankungen wie Magen-Darm-Infekte, eine Blinddarmentzündung, das Gallensteinleiden und chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Daneben können Störungen von Nieren und des Magen-Darm-Traktes zeitgleich, jedoch unabhängig voneinander auftreten und Flankenschmerzen mit Durchfall, Erbrechen und Fieber verursachen. Sind derartige Symptome ungewöhnlich stark, dauern mehrere Tage an oder kehren innerhalb von Wochen oder Monaten immer wieder, können sie von potenziell lebensgefährlichen Erkrankungen hervorgerufen werden und sollten bei einem Arzt abgeklärt werden. Sind die Beschwerden nur leicht und das Fieber nicht sehr hoch, gehören Magen-Darm-Infekte zu den häufigsten Auslösern. Sie können mit verschiedenen Hausmitteln wie Schonkost, hohen Trinkmengen und körperlicher Schonung behandelt werden und sollten sich innerhalb von ca. 3-5 Tagen deutlich bessern.

Magenschmerzen

Treten Nierenschmerzen und Magenschmerzen gleichzeitig auf, befindet sich die Ursache für die Schmerzen häufig nur in einem der Organe. Viele Erkrankungen verursachen nämlich ausstrahlende Schmerzen, die Störungen anderer Organe vortäuschen können. Meist ist das Organ erkrankt, an dem der Schmerz begonnen hat oder das sich in der Nähe der stärksten Schmerzen befindet.

Die Bauchspeicheldrüse kann bei verschiedenen Erkrankungen beispielsweise Schmerzen in der Nähe des Magens auslösen, die in beide Flanken ausstrahlen. Treten derartige Beschwerden gleichzeitig oder kurz nacheinander auf, sollte dementsprechend an eine Entzündung oder Tumor der Bauchspeicheldrüse gedacht werden. Gelegentlich treten Erkrankungen der Nieren und des Magens unabhängig voneinander auf und verursachen Schmerzen an beiden Organen in engem zeitlichen Zusammenhang, obwohl sie nichts miteinander zu tun haben.

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Bauchschmerzen

Bei Bauchschmerzen ist die genaue Lokalisation und die Intensität der Beschwerden ausschlaggebend, um mögliche Ursachen einzugrenzen.

Treten beispielsweise zusätzlich zu Nierenschmerzen und Übelkeit Bauchschmerzen um den Bauchnabel hinzu, deutet dies auf eine Störung im Magen-Darm-Trakt hin. Die Niere selbst ist dann nur selten betroffen, vermeintliche „Nierenschmerzen“ werden von einer Erkrankung im Bauchraum vorgetäuscht. Starke, seitliche Bauchschmerzen, die in die Leiste ziehen oder langsam in ihre Richtung wandern, sind hingegen ein deutliches Zeichen für Nierensteine.

Müdigkeit

Müdigkeit ist ein sehr häufiges Symptom und zählt nur als krankhaft, wenn es das gewohnt Maß übersteigt und keine einfach Erklärung wie Schlafmangel hat.

Starke Müdigkeit kann, wenn sie zusammen mit Nierenschmerzen und Übelkeit auftritt, ein Zeichen für den Funktionsverlust der Nieren sein. Grund dafür ist, dass bei schweren Nierenerkrankungen Giftstoffe, die normalerweise über die Niere ausgeschieden werden, im Körper verbleiben. Die dadurch auftretende Müdigkeit ist in der Regel sehr stark und unterscheidet sich deutlich vom alltäglichen Müde-sein.

Neben der Müdigkeit können im Rahmen einer Nierenunterfunktion Symptome wie Appetitlosigkeit, Juckreiz an der ganzen Haut sowie Entzündungen des Herz- und Lungenfells auftreten.

Appetitlosigkeit

Appetitlosigkeit kann zusammen mit Flankenschmerzen und Übelkeit bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes auftreten. Bei vielen dieser Krankheitsbilder können die Hauptschmerzen in den Nierenregionen auftreten oder in diese ausstrahlen, obwohl keine Nierenerkrankung vorliegt.  

Darüber hinaus sind eine langanhaltende Appetitlosigkeit, Schmerzen im Bereich der Nieren und Übelkeit gelegentlich ein Zeichen für eine Nierenunterfunktion. Deshalb sollten bleibende, sich nicht innerhalb von wenigen Tagen bessernde Beschwerden immer ärztlich abgeklärt werden.

Verstopfung

Als Verstopfung gilt die schmerzhafte oder unvollständige Entleerung von hartem Stuhl. Bei einer Verstopfung stauen sich Stuhl und Gase im Darm, dehnen ihn dadurch und verursachen Bauchschmerzen. Gelegentlich projizieren sich diese Schmerzen auf die Nierenregion und täuschen so eine Erkrankung der Nieren vor. Verstopfungen gehen aufgrund der Störung des Magen-Darm-Traktes gelegentlich mit Übelkeit und Appetitlosigkeit einher. Bei leichten Beschwerden ist es ratsam, viel zu trinken, sich ballaststoffreich zu ernähren und Sport zu treiben. Bessern sich die Symptome dadurch nicht oder nehmen im Laufe der Zeit weiter zu, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. Dieser kann, wenn notwendig, abführende Medikamente verschreiben oder eine Darmspülung anordnen.

Nierenschmerzen mit Übelkeit in der Schwangerschaft

Nierenschmerzen sollten bei Schwangeren - insbesondere, wenn sie zeitgleich mit Übelkeit auftreten - nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Auch wenn häufig harmlose Auslöser wie Muskelverspannungen oder in die Nierenregion ausstrahlende Rückenschmerzen hinter den Beschwerden stecken, lassen sich potenziell gefährliche Ursachen nur durch eine genaue Beobachtung und die Untersuchung beim Arzt ausschließen. Schwangere sind aufgrund verschiedener Faktoren für Harnwegsinfekte und aufsteigende Infektionen der Niere prädisponiert, die zu Nierenschmerzen führen können. Werden sie vernachlässigt und eine frühzeitige Behandlung verpasst, kann dies nicht nur die Gesundheit der Schwangeren, sondern auch die des Kindes gefährden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.10.2017 - Letzte Änderung: 19.07.2023