Die Papillenexkavation

Definition

Bei der Papillenexkavation handelt es sich um die Vertiefung der sogenannten Sehnervenpapille. Die Papille ist die Stelle des Auges, an welcher der Sehnerv in den Augapfel eintritt. An dieser Stelle befindet sich keine Netzhaut, sodass dieser Anteil des Auges nicht zum aktiven Sehen benötigt wird. Allerdings handelt es sich um eine Schwachstelle des Augapfels, da hier eine Lücke in allen stabilisierenden Schichten, die den Augapfel umgeben, besteht. Daher kann das Gewebe an der Sehnervenpapille durch Veränderungen im Auge schnell in Mitleidenschaft gezogen werden.

Dies ist besonders dann der Fall, wenn im Auge ein erhöhter Druck herrscht. Dabei wird durch den Druck im Auge der Sehnerv etwas nach außen gedrückt, sodass eine Vertiefung - die sogenannte Papillenexkavation- entsteht.

Die Ursachen

Klassischerweise ist das Glaukom die häufigste Ursache einer Papillenexkavation. Dabei kommt es zu einem erhöhten Druck im Auge, welcher an der Stelle der Papille etwas entlastet werden kann, indem die Sehnervenpapille etwas nach außen gedrückt wird.

Normalerweise hat die Papille eine geringe natürliche Exkavation, nur wenn diese besonders ausgeprägt (beispielsweise durch den Druck) ist, spricht man von einer pathologischen Papillenexkavation. Auch andere Erkrankungen können eine Papillenexkavation hervorrufen. Dazu gehören beispielsweise Entzündungen im Auge wie die Uveitis, die ebenfalls mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergeht. Zu den angeborenen Erkrankungen mit Papillenexkavation gehört beispielsweise das Kolobom (ein Defekt der Iris ).

Das Glaukom als Ursache

Das Glaukom, auch grüner Star, ist eine Erkrankung, bei der es zu einem erhöhten Augeninnendruck kommt. Dabei unterscheidet man zwischen einem akuten Glaukomanfall und dem chronischen Glaukom. Bei einem akuten Anfall kann der Kammerwinkel (die Stelle, an der die Flüssigkeit aus dem Auge gefiltert wird) blockiert werden, sodass es plötzlich zu einem Druckanstieg durch zu viel Flüssigkeit kommt

Durch den erhöhten Druck im Inneren des Auges wird die Sehnervenpapille nach außen gedrückt, sodass es zu einer Papillenexkavation kommt. Typische Symptome sind Sehstörungen und Einschränkungen des Gesichtsfeldes. Gerade beim akuten Glaukomanfall können weitere Beschwerden wie Augen- und Kopfschmerzen sowie ein gerötetes Auge und ein sehr harter Augapfel auftreten. Das chronische Glaukom ist dagegen oftmals sehr symptomarm, da es nur langsam voranschreitet und sich der Körper an die veränderten Bedingungen im Auge anpasst.

Informieren Sie sich hier zum Thema: Das Glaukom.

Die Exkavation ohne das Glaukom als Ursache

Eine Papillenexkavation muss nicht immer mit einem Glaukom einhergehen. Es gibt auch andere Erkrankungen, die mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergehen und dadurch eine Papillenexkavation auslösen. Dazu gehören beispielsweise entzündliche Erkrankungen des Auges, die ebenfalls zu einer vermehrten Ansammlung von Flüssigkeit und Zellen im Auge führen und so den Druck erhöhen.

Doch auch Erkrankungen außerhalb des Auges können gelegentlich eine Papillenexkavation hervorrufen. So kann es beispielsweise durch einen Zug am Sehnerv zu einer Exkavation der Papille kommen. Die Ursache dafür liegt oftmals im Hirn.

Erfahren Sie hier mehr über die Entzündungen am Auge.

Angeborene Papillenexkavation als Ursache

Eine Papillenexkavation kann gelegentlich bereits von Geburt an bestehen. Man spricht in diesem Fall von einer angeborenen Exkavation. Dabei geht die Veränderung der Struktur an der Sehnervenpapille nicht zwangsläufig auch mit einer Erkrankung einher. So kann es sich beispielsweise um eine leichte Fehlbildung des Auges handeln, die keinerlei Symptome nach sich zieht. Auch das Sehvermögen muss dabei nicht eingeschränkt sein. Besonders dann, wenn sich die Papillenexavation nicht verändert und keine Beschwerden auftreten, kann von einem harmlosen Geschehen ausgegangen werden. Dennoch sollten regelmäßige Kontrollen der Papillenexkavation erfolgen.

Eine andere Ursache der angeborenen Papillenexkavation liegt in dem angeborenen Glaukom, welches mit einem erhöhten Augendruck einhergeht. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Auges, die schnellstmöglich therapiert werden sollte, damit möglichst wenig Seheinschränkungen zurückbleiben.

Die begleitende Symptome

Symptome, die begleitend zu einer Papillenexkavation auftreten, sind abhängig von der zugrundeliegenden Ursache. Da die meisten Papillenveränderungen durch ein Glaukom hervorgerufen werden, sind diese Symptome vorranging zu nennen. So geht ein akuter Glaukomanfall häufig mit plötzlich auftretenden Kopf- und Augenschmerzen einher. Es kann zu einer Rötung des betroffenen Auges sowie zu Einschränkungen des Sehvermögens kommen. Auch die Pupille kann verändert (beispielsweise etwas weitgestellt und entrundet) sein. Gelegentlich treten auch Symptome wie Erbrechen, Übelkeit und Schwindel aufgrund des erhöhten Drucks auf.

Das chronische Glaukom ist meist nur von unspezifischen Symptomen wie einem Brennen des Auges und Kopfschmerzen begleitet. Auch dabei können Gesichtsfeldausfälle auftreten, diese sind meist zunächst klein und schreiten langsam voran, sodass sie häufig nicht sofort bemerkt werden.

Auch wenn der Papillenexkavation kein Glaukom zugrunde liegt, treten in der Regel Sehstörungen als begleitende Symptome auf. Auch Kopfschmerzen, Schwindel und ein gerötetes Auge gehen häufig mit der Papillenexkavation einher.

Die Symptome eines Glaukoms? Lesen Sie hier weiter. 

Die Diagnose

Die Diagnose der Papillenexkavation beginnt zunächst mit der Anamnese, also der Befragung der betroffenen Person. Häufig fallen dabei Sehstörungen oder andere Beschwerden am Auge als Ursache des Arztbesuches auf. Im Falle eines akuten Glaukomanfalls als Ursache der Papillenexkavation können zudem Symptome wie ein sehr hart tastbarer Augapfel oder ein gerötetes Auge auftreten.

Besteht der Verdacht auf eine Papillenexkavation sollte anschließend eine Ophthalmoskopie durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um die Spiegelung des Augenhintergrundes, bei der auch die Sehnervenpapille betrachtet werden kann. Die Formveränderung der Papille lässt sich dabei besonders gut an dem Verlauf der Blutgefäße erkennen. Bei dem Verdacht auf ein Glaukom kann zudem auch der Augeninnendruck gemessen werden. Weitere Hinweise kann zudem die Untersuchung des Gesichtsfeldes bringen.

Die Behandlung

Die Behandlung der Papillenexkavation ist von ihrer Ursache abhängig. Der häufigste Auslöser der Papillenexkavation ist das Glaukom. Bei der Therapie des Glaukoms muss zwischen dem akuten (Notfall) Glaukom und dem chronisch erhöhten Augeninnendruck zu unterscheiden.

Der akute Glaukomanfall muss schnellstmöglich therapiert werden. Die Behandlung besteht dabei aus einer medikamentösen Senkung des Augeninnendrucks, einer Verringerung der neuen Produktion des Kammerwassers und einer Freilegung des blockierten Kammerwinkels. Gegebenenfalls – wenn eine medikamentöse Therapie nicht ausreicht – muss der Kammerwinkel operativ freigelegt werden, damit wieder Flüssigkeit aus dem Auge abfließen kann. Beim chronischen Glaukom wird der Augendruck in der Regel medikamentös eingestellt.

Entzündliche Ursachen einer Papillenexkavation werden in vielen Fällen mit Schmerzmitteln, die gleichzeitig anti-entzündlich wirken, behandelt. Auch Cortison kann in der Therapie der entzündlichen Augenerkrankungen eingesetzt werden, gegebenenfalls müssen auch Medikamente eingesetzt werden, die das Immunsystem herunterregulieren. Spielt ein Krankheitserreger bei einer infektiösen Augenerkrankung eine Rolle, können auch Antibiotika oder Medikamente gegen bestimmte Augenviren eingesetzt werden.

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Die Dauer

Wie lange eine Papillenexkavation anhält, ist ebenfalls von der Ursache der Erkrankung abhängig. So müssen akute Erkrankungen möglichst schnell behandelt werden, anschließend verschwindet auch die Exkavation der Sehnervenpapille schnell wieder.

Bei chronischen Krankheitsgeschehen kann eine Papillenexkavation dagegen über mehrere Monate oder sogar über Jahre vorhanden sein.

Angeborene Papillenexkavationen können, wenn sie keinen Krankheitswert haben - also nicht mit Beschwerden und Einschränkungen des Sehvermögens einhergehen- sogar lebenslang bestehen bleiben, ohne dass sie therapiert werden müssten.

Die Folgen einer Papillenexkavation

Die Folgen einer Papillenexkavation sind je nach zugrundeliegender Ursache sehr unterschiedlich. Während eine angeborene Exkavation der Papille unter Umständen keine Folgen haben kann, kann sie auch durch ein angeborenes Glaukom hervorgerufen werden, welches sofort operativ therapiert werden muss und trotzdem meist mit bleibenden Sehstörungen einhergeht.

Ebenso können Glaukomanfälle zu dauerhaften Sehstörungen und Einschränkungen des Gesichtsfeldes führen. Bei entzündlichen Erkrankungen können auch andere Strukturen des Auges betroffen sein, sodass in der Folge Verklebungen und ebenfalls Sehstörungen im betroffenen Auge auftreten können.

Weiterführende Informationen

Nähere Information zu diesem Thema finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen der Augenheilkunde finden Sie unter: Augenheilkunde A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.03.2020 - Letzte Änderung: 25.07.2023