Unter einem Schluckauf versteht man allgemein die plötzlich eintretende Kontraktionen des Zwerchfells. Während eines Schluckauf kommt es zu einer erhöhten Aktivität des Zwerchfells. Der Schluckauf kann mehrere Ursachen haben. Problematisch ist jedoch nur der chronische Schluckauf.

Schluckauf

Synonym

Singultus

Englisch: hiccup

    Definition

    Unter Schluckauf versteht man plötzlich eintretene Kontraktionen des Zwerchfells, die unregelmäßig oder regelmäßig zum plötzlichen Herauspressen von Teilen der in der Luftröhre befindlichen Luft führt.

    Ursachen des Schluckaufs

    Die Ursachen von Schluckauf können völlig unterschiedlich sein. Je nach Alter des betroffenen Patienten kommen verschiedene Ursachen in Betracht.
    Auch die Häufigkeit des Auftretens von Schluckauf ändert sich mit dem Alter. Schluckauf kann zum Beispiel im Rahmen von zu hastigem Essen entstehen.

    Dies ist der häufigste Grund bei Babys und Kleinkindern für das Auftreten von Schluckauf. Dabei isst man zu schnell zu große Mengen oder die Nahrung wird nicht ordentlich zerkleinert und dann unzerkaut geschluckt.
    Große Nahrungsstücke gelangen so in die Speiseröhre und dehnen diese kurzzeitig. Gleichzeitig ist hierbei der Übergang der Speisen von der Speiseröhre in den Magen erschwert, da sich dort eine natürliche Engstelle befindet.
    Diese Dehnungen der Speiseröhre verursachen eine Reizung der Nerven, sodass dies zum Auftreten von Schluckauf führen kann. Besonders kalte, besonders heiße Speisen oder auch Getränke wie Tee und Kaffee können durch eine Reizung der Nerven zum Schluckauf führen.

    Diese Ursache trifft eher auf Erwachsene zu. Hierbei wird ebenfalls der sogenannte Nervus phrenicus gereizt. Dieser ist für die Innervation der Muskulatur des Zwerchfells zuständig.

    Als eine weitere Ursache für Schluckauf kommen besonders kohlensäurehaltige Getränke in Frage wie Cola oder Mineralwasser. Sie führen zu einer erhöhten Dehnung des Magens und darüber hinaus wieder zu einer Reizung des Zwerchfells.
    Auch der Verzehr von alkoholischen Getränken oder hochprozentigem Alkohol kann zum Auftreten von Schluckauf führen.
    Gleichzeitig können auch die Folgen von vermehrtem Alkoholkonsum wie erhöhte Magensäureproduktion oder Schädigung der Speiseröhrenschleimhaut zu einem Schluckauf führen.

    Nikotin und Stress können das Auftreten von Schluckauf ebenso begünstigen. Es gibt zudem einige Erkrankungen, vor allem ist an Entzündung im Körper zu denken, die ursächlich sein können bei der Entstehung von Schluckauf. Hierzu zählen vor allem Entzündungen im Bereich des Magendarmtraktes.
    Speiseröhrenentzündungen, Magenschleimhautentzündungen, aber auch Entzündungen der Bauchspeicheldrüse kommen hierfür besonders in Betracht.
    Gleichzeitig kann eine Reizung des Zwerchfells zu der Entstehung von Schluckauf führen. Eine Reizung des Zwerchfells kann zum Beispiel durch Operationen im Bauchraum entstehen.

    Erfahren Sie mehr zum Thema: Zwerchfellentzündung

    Auch eine Schwangerschaft kann einen Schluckauf bedingen. Auf der einen Seite reizt der Embryo ab einer gewissen Größe das Zwerchfell und auf der anderen Seite werden durch die zunehmende Größe des Babys die im Bauch befindlichen Organe verdrängt, die wiederum auch Druck auf das Zwerchfell ausüben und den Nervus phrenicus reizen.

    Lesen Sie mehr zum Thema: Ursachen des Schluckaufs

    Chronischer Schluckauf

    In den meisten Fällen vergeht der plötzlich aufgetretene Schluckauf innerhalb weniger Minuten oder Stunden. In seltenen Fällen kann es allerdings zu einem chronischen Verlauf des Schluckauf kommen, der sogar Tage und Wochen dauern kann. Je nach Ursache des Schluckauf und nach Behandlung der auslösenden Erkrankung verschwindet der Schluckauf früher oder später. In ganz seltenen Fällen besteht der Schluckauf zeitlebens und bedarf einer speziellen Behandlung.

    Schluckauf kann eine Vorstufe zu einem Zwerchfellkrampf darstellen. Ein solcher Krampf kann mitunter große Schmerzen verursachen und hat verschiedene Auslöser.

    Lesen sie mehr zu Thema: Zwerchfellkrampf

    Gefahren des Schluckauf

    Prinzipiell ist der Singultus ungefährlich und durch seine meist nur kurze Dauer auch nicht behandlungsnotwendig. Bei lange anhaltenden oder häufig auftretenden Schluckaufperioden stellt zum Einen eine enorme psychische Belastung ein Grund der Behandlung dar, zum Anderen können durch den Schluckauf in Unordnung gebrachte Ventilationsverhältnisse zu einem enormen Leistungsabfall und sogar zu lebensgefährlichen Situationen führen. Wer unter chronischem Schluckauf leidet, wird nicht physiologisch ein und ausatmen, sondern der Körper bekommt in unregelmäßigen Dosen kleine Sauerstoffrationen, unabhängig davon, ob er mehr benötigt oder nicht. Es kann somit durchaus vorkommen, dass es zu einer chronischen Sauerstoffschuld und zur Unterversorgung des Organismus kommt, der zu einem massiven Leistungsabfall führt. Nächtliche Schlafstörungen, die ebenfalls aus einem chronischen Schluckauf resultieren, sorgen ebenfalls für eine starke Leistungsminderung.

    Lesen Sie mehr zum Thema: Behandlung eines Schluckaufs

    Epidemiologie

    In den allermeisten Fällen sind Männer von dem Phänomen des Schluckauf betroffen. Warum Frauen eher weniger betroffen sind ist nicht geklärt. Neben einer Erkrankungshäufigkeit im Kindesalter, kommt es bei erwachsenen Männern und weniger bei älteren zu einem Häufigkeitsgipfel.

    Diagnose

    Beim Schluckauf handelt es sich um eine Blickdiagnose. Die Diagnose der auslösenden Ursache reicht von der gängigen körperlichen Untersuchung der Bauch- und der Brustorgane bis zum Anfertigen einer Computertomographie, in der Verwachsungen des Bauchraumes oder bösartige Veränderungen sichtbar gemacht werden können.

    Was tun bei Schluckauf?

    Da der Schluckauf zu den harmlosen Erkrankungen gehört und in der Regel schnell wieder von alleine verschwindet, muss man deswegen keinen Arzt aufsuchen.
    Sollte ein akuter Schluckauf nicht von alleine weggehen, sondern über einen längeren Zeitraum anhalten, dann ist es ratsam sich bei einem Arzt vorzustellen.

    Ein vom Schluckauf betroffener Patient fragt sich häufig, was er gegen einen eher störenden Schluckauf tun kann. Es gibt eine Reihe von Tipps und Tricks, mit denen man in der akuten Situation versuchen kann, einen Schluckauf zu beenden.
    Hierzu zählt zum Beispiel das Anhalten der Luft über einige Sekunden.
    Eventuell kann ein gleichzeitiges Schlucken zu einer Beendigung eines Schluckaufs führen. Man kann zudem während des Schluckaufs versuchen, ein Glas stilles Wasser zu trinken, ohne dabei zwischenzeitlich zu atmen.

    Alle möglichen Maßnahmen zielen im Endeffekt darauf ab, die Atmung und das gereizte Zwerchfell zu beruhigen. Man sollte also versuchen, gleichmäßig und ruhig ein- und auszuatmen. Möglicherweise ist zudem hilfreich, wenn man versucht, in den Bauch zu atmen.
    Einigen Patienten hilft auch das Anwenden von Entspannungsübungen. Bei manchen Patienten verschwindet kurioserweise ein Schluckauf, wenn sie sich erschrecken oder erschreckt werden.
    Außerdem sollte man darauf achten, seine Mahlzeiten langsam zu essen und gut zu zerkauen. Sollte Alkohol oder Rauchen zum Auftreten von Schluckauf führen, dann sollte man unbedingt auf beide Genussmittel verzichten.
    Kommt es durch andere Erkrankung zum Auftreten von Schluckauf, dann sollten diese Grundkrankheiten behandelt werden, da dann dieser Schluckauf meistens ebenso therapiert wird.

    Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie des Schluckaufs

    Alternativmedizinische Therapien

    Neben den schulmedizinischen Therapieversuchen mit Medikamenten gibt es zahlreiche alternativmedizinische Ansätze, die sicher jeder bereits auch schon einmal selbst ausprobiert hat. Zeitweise bringt das Luftanhalten über einen Zeitraum von mindestens 30 Sekunden Linderung und lässt den Schluckauf wieder verschwinden. Des Weiteren kann das Trinken von kleineren, mehreren Schlucken von eiskaltem Wasser zum Beenden des Schluckauf führen. Auch das sich Ablenken und an etwas anderes denken außer an den Schluckauf kann zu einer zeitweisen Besserung führen. Dies tritt vor allem dann ein, wenn der Schluckauf vegetativ (vegetatives Nervensystem) bedingt ist und durch vegetativer Erregung zustande kommt. Klinische Studien existieren bezüglich all dieser alternativmedizinischen Heilmethoden allerdings nicht und jeder, der schon einmal Schluckauf hatte wird über die Wirksamkeit und Unwirksamkeit selbst entscheiden müssen.

    Schluckauf wegbekommen

    Um einen Schluckauf wegzubekommen, kann man eine ganze Menge an allgemeinen Haushaltstipps anwenden.
    Das Ansprechen auf diese vielen verschiedenen Tipps ist jedoch sehr unterschiedlich, sodass man viele Methode ausprobieren muss, um zu erfahren, ob man dadurch einen Schluckauf wegbekommt.
    Der wahrscheinlich bekannteste Tipp ist das Anhalten der Luft über einen längeren Zeitraum.
    Ein weiterer bekannter Tipp ist das Erschrecken durch Freunde oder Bekannte. Um einen Schluckauf wegzubekommen, ist es manchmal hilfreich, einige Schlucke zu trinken und dabei zwischendurch nicht zu atmen.

    Sollte ein Schluckauf durch das Trinken von Alkohol oder durch Rauchen aufgetreten sein, ist das Weglassen dieser Noxen ratsam. Möglicherweise helfen aber auch all diese Tipps nicht einen Schluckauf wegzubekommen. Sollte ein Schluckauf nach einer gewissen Zeit nicht von alleine aufhören, dann sollten sie einen Arzt aufsuchen, um mögliche Ursachen abklären zu lassen.

    Schluckauf beim Baby

    Gerade Babys neigen zu einem häufigen Auftreten von Schluckauf.
    Sie haben schon bevor sie auf die Welt kommen Schluckauf. Eine Vermutung ist, dass dieser Schluckauf im Bauch der Mutter eine Art Schutzreflex vor dem Fruchtwasser ist.

    Außerdem soll ein Schluckauf beim Fetus eine Art „Lungentraining“ sein, um diese auf die Situation nach der Geburt vorzubereiten. Auch nach der Geburt haben Babys häufig Schluckauf.
    Zu schnelles und hastiges Trinken der Muttermilch an der Brust oder das Trinken aus der Flasche, können einen Schluckauf verursachen, indem sie das Zwerchfell und hier besonders der Nervus phrenicus reizen. Auch ein voller, gespannter Magen kann möglicherweise eine weitere Ursache für das Auftreten von Schluckauf beim Baby sein.
    Dieser tritt bei zu viel Nahrungsaufnahme auf oder wenn gleichzeitig durch zu hastiges Schlucken Luft mit in den Magen gelangt.
    Durch Schluckauf wird dann über das Anspannen der Muskeln versucht, die geschluckte Luft aus dem Magen zu befördern, um damit mehr Platz für Nahrung zu schaffen.

    Lesen Sie hier mehr zu dem Thema Schluckauf beim Baby

    Schluckauf durch Alkohol

    Auch Alkohol kommt als mögliche Ursache von einem aufgetretenen Schluckauf in Betracht.
    Kohlensäurehaltige Getränke wie Cola oder Sprite werden hierbei häufig mit hochprozentigem Alkohol gemischt.
    Dabei ist dann nicht nur der Alkohol ein möglicher Grund für Schluckauf, sondern zusätzlich die Kohlensäure.

    Der Magen wird durch die Kohlensäue gebläht und reizt dann das Zwerchfell. Der gleiche Effekt erfolgt beim Trinken von Bier. Aber auch reiner Alkohol kann Schluckauf verursachen.
    Da Alkohol ein Zellgift darstellt, greift er häufig direkt die Zellen der Schleimhaut an. Er kann hierbei zu einer direkten Nervenreizung führen und einen Schluckauf verursachen.
    Auch Kälte spielt beim Trinken von Alkohol in Verbindung mit dem Auftreten von Schluckauf eine bedeutende Rolle. Kalte Getränke, auch wenn sie keine alkoholischen Getränke sind, sind ebenso ein häufiger Auslöser von Schluckauf. Sie werden häufig mit Alkohol gemischt. Gleichzeit führt regelmäßiger Alkoholkonsum zum Übersäuern des Magens.
    Der saure Magensaft kann dann in die Speiseröhre gelangen und die dort befindliche Schleimhaut reizen, was wiederum zu Schluckauf führen kann. Kommt es häufiger zum eben beschriebenen sogenannten Reflux, kann daraus eine chronische Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut entstehen.

    Schluckauf beim Rauchen

    Auch der Zigarettenrauch stellt eine mögliche Ursache eines Schluckaufs dar.
    Beim Rauchen gelangt der Qualm durch das Einatmen in Richtung Lunge und kommt dabei gleichzeitig auch mit der Schleimhaut der Speiseröhre in Kontakt.
    Der Nikotinrauch ist ebenfalls wie der Alkohol ein Zellgift. Beim Rauchen wird die Schleimhaut der Speiseröhre und die der Luftröhre gereizt, wodurch es neben dem Husten auch zum Auftreten eines Schluckaufs kommen kann. Möglicherweise wird beim Rauchen zu viel Luft geschluckt.
    Das vermehrte Luftschlucken führt zu einer Magenüberblähung, welche wiederum direkt den Zwerchfellnerv Nervus phrenicus reizt und so zum Schluckauf führen kann. Sollte es durch das Rauchen zu der Entstehung von Lungenkrebs gekommen sein, ist es ebenfalls möglich, dass durch Größenzunahme und mögliche Ausbreitung des Tumors ein direkter Kontakt zum Nervus phrenicus entstanden ist.
    Durch Verdrängung und Infiltration des Nervs durch den Tumor kann auch dieser Reiz zur Entstehung von Schluckauf beitragen.

    Zusammenfassung

    Unter Schluckauf oder auch Singultus genannt versteht man meist plötzlich eingetretene rhythmische Kontraktionen des Zwerchfell mit folgendem Herauspressung der Atemluft gegen die geschlossene Stimmritze, was zu dem Schluckauf typischen Geräusch führt. Währende des Schluckauf kommt es zu einer erhöhten und unkontrollierten Aktivität des Zwerchfells, das für den Atemvorgang die größte Rolle spielt (durch Kontraktion des Zwerchfells wird die Lunge gedehnt und es gelangt durch einen Unterdruck die notwendige Atemluft in die Lungen. Der häufigste Grund eines Schluckauf liegt in einer übermäßigen Füllung des Magens mit Luft.
    Durch hastiges Essen kann zu viel Luft in den Magen gelangen und so das Zwerchfell reizen. Auch kaltes Wasser oder zu scharfe Kost wird für einen plötzlich eingetretenen Schluckauf verantwortlich gemacht.
    Das Zwerchfell wird durch den N. Phrenicus und den N. Vagus versorgt. Bei Reizung dieser Nerven kann es ebenfalls zu einem plötzlich eintretenen Schluckauf kommen. Auch vegetative Situationen, wie z.B. Aufregung oder Schock führen zu einem bald wieder sich einstellenden Schluckauf. Neben diesen zahlreichen eher harmlosen Ursachen gibt es auch schwerwiegende Erkrankungen, wie z.B. Tumorerkrankungen, die zu einem Druck auf das Zwerchfell oder den entsprechenden Nerven führen und so einen Schluckauf auslösen können, der aber meistens chronisch wird. Auch Verwachsungen von zwerchfellnahen Strukturen oder der Nerven durch vorangegangene Operationen können zu einem Schluckauf führen. Meistens ist eine Therapie von einfachem Schluckauf nicht nötig, da dieser nach wenigen Minuten oder Stunden wieder verschwindet. Zahlreiche Hausmittel existieren und reichen von 30 sekündigem Luftanhalten bis hin zum autogenen Training und zum Trinken kalten Wassers.

    Bei chronischem Schluckauf können Medikamente vom Benzodiazepin Typ oder vom Neurolptika Typ können verabreicht werden. In seltenen Fällen eines mehrere Wochen oder Monate anhaltenden Schluckauf ist neben der Beseitigung der auslösenden Grunderkrankung auch die Zerstörung des betroffenen Nervus phrenicus zu überlegen. Die Atemtätigkeit würde dann vom gegenüberliegenden Nerv übernommen werden. Aufgrund der zahlreichen Risiken des Eingriffs stellt die operative Ligation des N. Phrenicus allerdings die allerletzte Behandlungsmöglichkeit dar.

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    Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.03.2011 - Letzte Änderung: 18.09.2024