Schmerzen nach einer Punktion

Definition

Punktionen bezeichnen das gezielte Stechen zur Gewinnung einer Probe, eines sogenannten „Punktats“. In der Medizin werden Punktionen vielerorts eingesetzt, zu diagnostischen aber auch therapeutischen Zwecken. Unter einer Punktion können simple Blutentnahmen, künstliche Befruchtungen, sowie Probengewinnung verdächtiger Gewebe zusammengefasst werden.
Auch wenn die Punktion oftmals mit dünnen Nadeln nur einen kleinen körperlichen Eingriff darstellt, besteht durch die Verletzung der Hautbarriere immer eine Gefahr für Komplikationen wie beispielsweise Entzündungen. Auch Schmerzen nach einer Punktion sind keine Seltenheit, da es sich immer um einen invasiven Eingriff handelt, der mit einer kleinen Verletzungen des Gewebes einhergeht.

Ursachen für die Schmerzen

Die Schmerzen, die auf eine Punktion folgen, können zahlreiche Ursachen haben. Da es sich um einen kleinen invasiven Eingriff handelt, sind minimale Wundschmerzen an der Haut und den darunter befindlichen Geweben keine Seltenheit.

Wird ein Organ oder Knochen punktiert, kann es auch hier zu Schmerzen aufgrund einer kleinen Gewebsverletzungen kommen. Diese sollten allerdings nach einer kurzen Zeit wieder nachlassen. Insbesondere Knochen oder manche Bauchorgane sind zusätzlich von einer Kapsel oder einer stark schmerzempfindlichen Hülle umgeben, sodass während der Punktion bereits Schmerzen entstehen können.

Abgesehen vom harmlosen Wundschmerz, können sich auch stärkere Schmerzen als Folge von Komplikationen ergeben.
Häufig ist dabei die Verletzung von kleineren Blutgefäßen oder Nervenstraßen. Werden kleinere Blutgefäße beschädigt, kann es zu Einblutungen der Punktionsstelle mit Schwellungen, Rötungen und Druckschmerzen kommen. Eine kleinere Nervenschädigung kann wiederum mit elektrisierenden, unangenehmen Schmerzen einhergehen. Abhängig von der Lokalisation der Punktion können hierbei auch große Nerven beschädigt werden. Die Schmerzen treten dabei in den meisten Fällen schon während der Punktion auf.

Eine seltene Komplikation stellt die Entzündung dar. Über den kleinen Stichkanal können Erreger unter die Haut gelangen und dort eine Reaktion hervorrufen, welche Schmerzen, Rötungen und Überwärmung verursacht. Durch vorherige Desinfektion kann diese Komplikation jedoch in fast allen Fällen verhindert werden.

Schmerzen nach einer Lumbalpunktion

Schmerzen nach einer Lumbalpunktion sind häufige Komplikationen. Auf Wunsch kann vor dem Beginn der Lumbalpunktion eine örtliche Betäubung vorgenommen werden oder eine betäubende Salbe auf der Haut aufgetragen werden.
Die Haut- und Muskelschichten des Rückens sind verhältnismäßig dick, weshalb die Gewebsverletzungen durch die Punktionsnadel stärker sind. Auch die Nadel, mit der die Lumbalpunktion durchgeführt wird, ist dicker als viele andere Punktionsnadeln.
Beim Eintritt in den Rückenmarkskanal können insbesondere die empfindlichen Hirnhäute schmerzhaft gereizt werden. Bei der Lumbalpunktion wird eine geringe Menge des sogenannten „Liquors“ entnommen. Dabei handelt es sich um die Flüssigkeit, die das Gehirn umgibt und es mit Nährstoffen versorgt.
Durch die Punktion und Entnahme der Flüssigkeit kann es zu einem Unterdruck in den Flüssigkeitsräumen kommen, der sich in Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen äußern kann. Vermehrtes Trinken vor der Lumbalpunktion kann die Symptome reduzieren. In der Regel legen sich die Kopfschmerzen von selbst innerhalb weniger Tage.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Lumbalpunktion

Schmerzen nach einer ICSI / IVF

Schmerzen nach einer ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) oder einer IVF (In-vitro-Fertilisation) sind nicht ungewöhnlich.
Zur Durchführung werden nach einer medikamentösen Vorbereitung die Eierstöcke der Frau punktiert. Dies geschieht über die Scheide mit einer dünnen Punktionsnadel, die vorne an dem Ultraschallkopf angebracht ist. Die Punktion erfolgt also unter Sicht mit dem Ultraschallgerät, um die Follikel im Eierstock auch sicher zu treffen.
Anschließend wird die Follikelflüssigkeit abgesaugt, um die Befruchtung durchzuführen. Auch hierbei kann es zu leichten Schmerzen durch den Stich und die minimale Verletzung der Scheide und der Eierstöcke durch die Punktionsnadel kommen.
Gegebenenfalls kann vor dem Eingriff ein Schmerzmedikament verabreicht werden. Auch Stiche und Schmerzen im Unterleib oder der Seite können durch das Absaugen der Follikelflüssigkeit entstehen. Diese sind jedoch harmlos und meistens kurzweilig.
Auch die medikamentöse Vorbereitung zur Stimulation der Eierstöcke kann diese für Schmerzen empfindlicher machen und zum Unwohlsein beitragen.

Informieren Sie sich hier rund um das Thema: Kinderwunsch.

Schmerzen nach einer Punktion der Schilddrüse

Eine Schilddrüsenpunktion kann durchgeführt werden, um Gewebeproben aus dem Organ zu gewinnen. Dies wird vor allem bei Knoten und ungewöhnlichem Wachstum der Schilddrüse routinemäßig durchgeführt, um bösartige Zellen auszuschließen.
Auch bei Zysten der Schilddrüse kann eine Punktion erfolgen, um die Zystenflüssigkeit abzusaugen.
Bei der Schilddrüse spricht man von einer „Feinnadelpunktion“, da es sich, wie der Name verrät, um eine sehr dünne Nadel handelt, die nur geringe Verletzungen des Gewebes hinterlässt. Es kommt nur sehr selten zu Schmerzen nach der Punktion. Diese können mit kleinen Einblutungen zusammenhängen, die vermehrt auftreten, wenn die Patienten eine medikamentöse Gerinnungshemmung erhalten. Die Schmerzen sollten innerhalb weniger Tage von selbst nachlassen.

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Schmerzen nach einer Punktion der Brust

Die Punktion der Brust erfolgt ebenfalls, um Gewebeproben zur näheren Untersuchung zu gewinnen oder Flüssigkeiten aus Zysten abzusaugen. Auch in der Brust kann es im Laufe des Lebens häufig zu Knotenbildungen kommen, die durch eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung nicht genau differenziert werden können.
Um potentiell bösartiges Gewebe rechtzeitig zu erkennen, können an der Brust verschiedene Arten der Punktion vorgenommen werden.
Die wichtigsten Verfahren sind die „Feinnadelbiopsie“ und die „Stanzbiopsie“. Beides stellen minimalinvasive Verfahren dar, zur Durchführung der Stanzbiopsie muss jedoch vorher in einer örtlichen Betäubung ein kleiner Hautschnitt durchgeführt werden.
Beide Verfahren können zu minimalen vorübergehenden Wundschmerzen führen. Bei der Stanzbiopsie ist die Gefahr einer Infektion des Gewebes leicht erhöht aber noch immer sehr gering. Hierbei sollte auf eventuelle Rötungen und Schmerzen im Verlauf geachtet werden.

Ausführliche Informationen zur Ursache einer Punktion finden Sie unter Knoten in der Brust.

Schmerzen nach einer Punktion des Beckenkamms

Die Punktion des Beckenkamms stellt eine invasivere Maßnahme als eine Feinnadelpunktion dar. Sie wird unter sterilen Bedingungen und einer örtlichen Betäubung durchgeführt.
Im Beckenkamm befindet sich Knochenmark, welches zur Diagnostik verschiedener Erkrankungen des Blutes oder Hormonstoffwechsels eingesetzt werden kann. Bei der Punktion können sogenannte „Stanzen“ oder „Aspirationen“ entnommen werden.
Das Anziehen des Knochenmarks durch die Nadel bei der Aspiration kann während des Eingriffs für einen kurzen Moment sehr schmerzhaft sein. Da es durch die vergleichsweise dicken Nadeln zu einer kleinen Verletzung des Knochens kommt, treten auch nach der Punktion häufig noch Schmerzen auf, die einer Knochenprellung gleichen.
Bei falscher Durchführung der Punktion können umliegende Gewebe und Organe, zum Beispiel Teile des Darms oder der Blase verletzt werden, was mit Folgekomplikationen und Schmerzen einhergehen kann. Auch Blutungen und Infektionen können in der Folge auftreten, die jedoch aufgrund der sterilen Bedingungen währende der Punktion selten sind. Mit einem Kompressionsverband kann diesen Komplikationen entgegengewirkt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema Knochenmarkspunktion auf Knochenmarkspende und Beckenkamm.

Schmerzen nach einer Kniepunktion

Die Kniepunktion kann aus verschiedenen Gründen durchgeführt werden. Zum einen kann die Punktion auch hier diagnostische Zwecke erfüllen durch die Gewinnung von Gelenksflüssigkeiten. Hierbei können Entzündungen des Gelenks, Blutungen oder andere Erkrankungen festgestellt werden.

Auch therapeutisch hat die Kniepunktion einen hohen Stellenwert. Zum einen können Flüssigkeiten wie Blut oder Eiter nach Verletzungen, Operationen  oder Infektionen aus dem Knie abgelassen werden, zum anderen kann über eine Punktionsnadel die direkte Applikation von Medikamenten erfolgen. Im Rahmen diverser Erkrankungen können Spritzen direkt in das Gelenk eine wichtige Therapiemaßnahme darstellen.

Der Nutzen einer Punktion des Gelenksinneren muss jedoch abgewogen werden gegen die leichten Schmerzen nach dem Eingriff, die potentielle Verletzung von Gelenksstrukturen und die Gefahr einer Infektion nach der Punktion.

Mehr Informationen zum Thema Kniepunktion finden Sie hier

Begleitende Symptome

Nach einer Punktion kann es lokal am Ort des kleinen Eingriffs zu verschiedenen Schmerzen kommen. Ein leichter Wundschmerz ist dabei abzugrenzen von einer Entzündung, die mit deutlichen Rötungen, Überwärmung, eingeschränkter Funktion und eventuell eitrigem Sekret an der Punktionsstelle einhergeht.

Auch die potentielle Verletzung von benachbarten Organen und Geweben kann anhand begleitender Symptome festgestellt werden. Bei der Beckenkammpunktion etwa kann es durch Fehler zu Perforationen des Darms kommen, die mit eigenen spezifischen Symptomen einhergehen.
Davon zu unterscheiden sind Symptome, die durch eine Reaktion des Körpers auf die Punktion entstehen. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Kopfschmerz nach der Lumbalpunktion. Dieser kann weiterhin mit neurologischen Symptomen wie Erbrechen und Schwindel einhergehen.

Diagnose

Anhand der begleitenden Symptome und Umstände müssen verschiedene Arten des Schmerzes unterschieden werden.

Ein leichter Schmerz wenige Tage nach der Punktion ist in der Regel harmlos und auf den Stich der Punktionsnadel zurückzuführen.

Bei ungewöhnlichen Schmerzen mit speziellen begleitenden Symptomen, müssen gegebenenfalls Untersuchungen durchgeführt werden, um Organschäden oder andere Komplikationen zu diagnostizieren. Hierzu können beispielsweise bildgebende Verfahren hinzugezogen werden, wie die Ultraschalluntersuchung oder die Computertomographie.

Behandlung

Ein leichter Schmerz wenige Tage nach der Punktion bedarf in den seltensten Fällen einer Behandlung. Größere Punktionen können in lokaler Betäubung erfolgen, um den Schmerz während des Eingriffs und in den Stunden danach zu lindern.

Bei zu starken Schmerzen kann auch die Einnahme eines Schmerzmittels sinnvoll sein. Hierzu reichen in den meisten Fällen Schmerzmedikamente aus der Gruppe der NSAR aus, zum Beispiel „Ibuprofen“ oder „Diclofenac“.

Potentielle Entzündungen wenige Tage nach der Punktion bedürfen einer intensiveren Diagnostik und Behandlung. Leichte Rötungen können mit medikamentösen Entzündungshemmern oder entzündungshemmenden Salben gut therapiert werden. Eine größere Infektion bedarf unter Umständen einer Antibiotikaeinnahme und einer ausgiebigen Reinigung der Wunde.

Dauer der Schmerzen

Der geringe Schmerz durch die Punktion lässt in der Regel in kurzer Zeit nach. Kleinere Biopsien können auch nur für wenige Stunden schmerzen. Ein Schmerz über 3-4 Tage ist jedoch als normal einzustufen.

Größere Punktionen wie die Lumbalpunktion oder die Beckenkammpunktion können gelegentlich länger Schmerzen bereiten. Hier können die Schmerzen unter Umständen über eine Woche bestehen bleiben.
Bei der Lumbalpunktion betrifft dies die Schmerzen sowie die potentiellen neurologischen Symptome, bei der Beckenkammpunktion können die Schmerzen aufgrund der Verletzung des Knochens ähnlich wie eine Knochenprellung wenige Wochen bestehen bleiben.

Durch Komplikationen, Verletzungen fremder Gewebe oder Infektionen kann sich die Dauer der Schmerzen auf unbestimmte Zeit verlängern. Sie ist dabei abhängig von der Schwere der Verletzung, sowie der anschließenden Behandlung.

Weiterführende Information

Mehr Informationen rund um das Thema Punktion hier nachlesen:

Eine Übersicht aller Themen der Chirurgie finden Sie unter: Chirurgie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.05.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021