Kniepunktion

Definition

Bei einer Kniegelenkspunktion wird eine Hohlnadel in das Kniegelenk eingebracht. Genauer gesagt durchsticht die Nadel die Gelenkskapsel und wird in den Hohlraum des Gelenks eingeführt. Von dort aus kann entweder Gelenksflüssigkeit abgesaugt werden oder es können Medikamente in das Gelenk eingebracht werden. Die abgesaugte Flüssigkeit kann begutachtet werden und Hinweise auf Infektionen liefern. Ebenso kann das Absaugen der Flüssigkeit bei einem Gelenkerguss zur Linderung von Symptomen durchgeführt werden.

Indikationen

Die Kniegelenkspunktion kann entweder therapeutisch oder aus diagnostischen Gründen durchgeführt werden. Zur Diagnostik kann Gelenkflüssigkeit abgesaugt und anschließend unter einem Mikroskop, bakteriologisch und immunologisch beurteilt werden, um z.B. Infekte oder Blutungen erkennen zu können. Außerdem kann das Kniegelenk über eine Punktion mit Kontrastmittel gefüllt werden, um eine MRT Untersuchung zu ermöglichen.

Therapeutisch wird das Kniegelenk punktiert, um Medikamente, wie z.B. entzündungshemmende Steroide oder auch Lokalanästhetika einzubringen. Eine weitere Indikation wäre das Absaugen eines Ergusses zur Entspannung der Kapsel und damit zur Schmerzreduktion. Auch ein im Gelenk befindlicher Bluterguss kann so entfernt werden.

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Kniepunktion nach einer Operation

Nach einer OP am Kniegelenk, wie z.B. einer Kreuzband- oder Meniskus- OP kann es im Verlauf zu einem Kniegelenkserguss kommen. Dieser beruht auf der in der OP entstandenen Gewebeverletzung, die zu einer Flüssigkeitsansammlung führt. Diese kann sich durch Schwellungsschmerz oder Bewegungseinschränkungen im Gelenk zeigen. Heilt der Erguss nicht durch Ruhigstellung, Kühlen und Hochlagern innerhalb einer akzeptablen Zeitspanne ab, kann der Erguss mittels Kniegelenkspunktion entlastet werden.

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Kniepunktion nach einem Unfall

Das Punktat nach einem Unfall weist oft Blut auf, welches darauf hinweisen kann, dass Bänder verletzt wurden bzw. u.U. gerissen sind. Wurden bei dem Unfall auch Knochen oder Knorpel verletzt, so weist die Gelenksflüssigkeit oft neben Blut auch fettige Anteile auf. Insgesamt ist das geschädigte Gelenk nach dem Unfall entzündlich verändert, da zur Wundheilung Immunzellen in das Gelenk einwandern. Auch dieser Vorgang führt zu einem Gelenkerguss, der sich durch eine Schwellung oder Bewegungseinschränkung zeigen kann.

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Wie schmerzhaft ist eine Kniepunktion?

Die Kniegelenkspunktion ist nahezu schmerzfrei und wird als kaum schmerzhafter als eine Blutabnahme beschrieben. Daher wird in der Regel auch auf eine lokale Betäubung verzichtet, da der Einstich zur Betäubung in etwa genauso schmerzhaft ist wie die Punktion selbst. Auf Wunsch kann jedoch unter Umständen auch eine lokale Betäubung durchgeführt werden.

Beim Einbringen von Medikamenten oder Kontrastmittel kann es unter Umständen zu einem nicht schmerzhaften Druckgefühl kommen.

Bestand im Vorhinein eine Schwellung aufgrund eines Ergusses so kommt es durch die Punktion sogar zu einer Entlastung und damit Schmerzreduktion.

Da aufgrund der Schmerzlosigkeit keine Vollnarkose notwendig ist, kann der Eingriff auch ambulant durchgeführt werden.

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Durchführung der Punktion

Die Kniegelenkspunktion kann ambulant durchgeführt werden, das heißt, dass kein Krankenhausaufenthalt nötig ist.
Das Knie ist frei von Kleidung zu lagern. In der Regel ist keine Rasur vor dem Eingriff notwendig, da diese eher sogar Infektionen begünstigen kann.

Falls es doch zu einer Behinderung durch Haare am Knie kommt, werden diese mit einer Schere leicht gekürzt.
Vor der Punktion wird das Knie desinfiziert. Häufig wird hierfür eine braune Jodlösung verwendet. Das Knie wird meist in gestreckter Form gelagert.

Die Muskeln sollten komplett entspannt sein. Lediglich beim ventralen Zugangsweg, der oft für das Einbringen von Medikamenten in den Gelenkspalt genutzt wird, sitzt der Patient am Rand der Untersuchungsliege und lässt das Bein locker nach unten hängen. Das Knie ist dabei gebeugt.

Nach der Desinfektion wird unter sterilen Bedingungen die Hohlnadel in den Gelenkraum eingeführt. Dies bedeutet, dass nur Geräte benutzt werden, die gründlich desinfiziert wurden.
Unter Umständen kann es vorher notwendig sein, das Gelenk mit einem Ultraschallgerät darzustellen, um es richtig lokalisieren zu können.
Der Arzt spritzt nun je nach Fragestellung entweder das Medikament ein oder saugt die Gelenkflüssigkeit ab. Diese wird im Anschluss in einem Labor auf Entzündungszellen, Blut, Antikörper, Eiweiße oder andere Veränderungen untersucht.

Bei Beschwerden nach der Injektion sollte der Arzt, der die Punktion zuvor durchgeführt hat, oder ein anderer Arzt aufgesucht werden.

Dauer

Die Kniegelenkspunktion wird in der Regel ambulant durchgeführt und dauert nicht sehr lange. Handelt es sich nur um eine Medikamenteninjektion oder einer Abnahme von wenig Gelenkflüssigkeit, so dauert die Punktion nur wenige Minuten. Wird ein Bluterguss abgesaugt, so kann der Prozess ein wenig länger dauern. Es wird empfohlen, das Knie nach der Punktion für ca. vier bis sechs Stunden ruhig zu halten. Genaue Informationen sind jedoch bei dem behandelnden Arzt zu erfragen.

Welche Zugangswege gibt es?

Für die Kniegelenkspunktion eignen sich verschiedene Zugangswege.

Typisch sind:

  • der laterale,
  • der lateral-proximale
  • oder der ventrale Zugang.

Beim lateralen Zugang befindet sich das Knie in gestreckter Position. Die Kniescheibe wird leicht angehoben und das Knie von seitlich kommend unterhalb der Kniescheibe punktiert.

Ein lateral-proximaler Zugangsweg bietet sich vor allem bei großen Gelenkergüssen an. Bei diesem Zugangsweg wird ca. 1,5 cm seitlich oberhalb der Kniescheibe eingestochen.

Falls die Punktion zur Injektion genutzt werden soll, wird meist der ventrale Zugang genutzt.
Bei diesem Zugangsweg sitzt der Patient optimaler Weise am Rand der Liege und lässt das Bein frei hängen. Punktiert wird in der Mitte eines gedachten Dreiecks, dessen Ecken von der Kniescheibensehne, dem zur Körpermitte hin liegenden Gelenkfortsatz des Oberschenkels und der oberen Fläche des Schienbeins gebildet werden.

Was kann man untersuchen?

Die gewonnene Gelenksflüssigkeit kann zunächst rein optisch auf das Vorliegen einer Trübung oder Färbung untersucht werden. Dies kann Hinweise auf einen entzündlichen oder traumatischen Prozess liefern. Des Weiteren kann die Flüssigkeit zur Differenzierung zwischen einem entzündlichen und einem nicht entzündlichen Prozess hinsichtlich des Eiweißgehaltes und der Zellzahl bzw. der vorhandenen Zellarten analysiert werden. Für die Diagnostik von rheumatischen Erkrankungen kann auch eine immunologische Untersuchung erfolgen, die vorhandene Antikörper nachweist.

Ergebnisse

Gelbe Flüssigkeit

Eine gelbe Flüssigkeit spricht dafür, dass keine Bänder verletzt wurden. Ist das Punktat gelb und trüb, so handelt es sich wahrscheinlich um einen entzündlichen Prozess. Ist die Flüssigkeit jedoch klar und eher bernsteinfarben, so weist dies auf eine nicht entzündliche Ursache, wie z.B. eine Arthrose hin. Bei der Arthrose handelt es sich um eine nicht entzündliche Abnutzung des Gelenks.

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Trübe Flüssigkeit

Eine trübe Gelenksflüssigkeit weist auf einen entzündlichen Prozess hin. Dieser führt zu einer Vermehrung von Entzündungszellen. Die hohe Zelldichte in der Flüssigkeit führt zum trüben Erscheinungsbild. Eine entzündliche Kniegelenksveränderung kann im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung (besonders eine Psoriasisarthritis) auftreten oder durch eine bakterielle Infektion, z.B. nach einer OP oder Kniegelenksspiegelung. Auch ein Gichtanfall trübt die Gelenkflüssigkeit.

Blutige Flüssigkeit

Eine blutige Gelenksflüssigkeit lässt vermuten, dass Bänder im Kniegelenk verletzt sind. Wenn das Punktat nicht nur blutig, sondern auch mit Fettaugen belegt ist, so lässt dies darauf schließen, dass nicht nicht nur Bänder, sondern auch Knorpel und Knochen Verletzungen aufweisen. Ebenso kann ein blutiges Punktat auch Hinweis auf eine Kapselruptur oder eine Blutgerinnungsstörung sein. Auch nach einer OP ist das Punktat oft blutig.

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Risiken

Infektion

Zu den Risiken einer Kniepunktion gehören unter anderem Infektionen. Dabei gelangen Bakterien durch den Einstich ins Kniegelenk.

Meist handelt es sich dabei um Bakterien, die natürlicherweise auf der Hautoberfläche angesiedelt sind. Die am häufigsten vertretenen Bakterien sind Staphylokokken (Staphylokokkus aureus). Sie gehören zu unserer sogenannten physiologischen Hautflora. Wird die Haut vor einer Kniepunktion nicht ausreichend desinfiziert, können die Bakterien sich an der Spritze festsetzen. So gelangen sie bei der Punktion ins Kniegelenk, wo sie eine lokale Entzündung auslösen.

Durch eine ausreichend hygienische Desinfektion der Punktionsstelle kann die Wahrscheinlichkeit für eine solche Infektion jedoch stark reduziert werden, sodass nur selten Kniegelenksinfektionen aufgrund von Punktionen auftreten.

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Hämarthros

Der Begriff Hämarthros setzt sich aus den beiden Komponenten Häm (griechisch für Blut) und Arthros (griechisch für Gelenk) zusammen und bezeichnet somit im Allgemeinen eine Einblutung in ein Gelenk.

Bei der Kniepunktion kann ein Hämarthros festgestellt werden. In diesem Fall sind Blutzellen in der Gelenksflüssigkeit zu finden. Oftmals ist die Ursache traumatisch (z.B. bei einem Meniskus- oder Kreuzbandriss). Bei einem chronischen Hämarthros kann eine Gerinnungsstörung vorliegen. Eine Einblutung ins Kniegelenk kann jedoch auch als Komplikation der Kniepunktion auftreten. Wird beim Einstich ein kleines Blutgefäß getroffen, kann dieses in den Gelenkspalt bluten. Meist baut der Körper das Blut schnell ab, sodass keine schwerwiegenden Beschwerden auftreten.

Weitere Informationen rund um das Thema erfahren Sie in folgendem Artikel: Hämarthros - Was ist das?

Gegenanzeigen

Marcumar-Einnahme

Eine gerinnungshemmende Therapie mit Marcumar® stellt zurzeit keine Kontraindikation für eine Kniegelenkspunktion dar. Im Einzelfall sollte die Gerinnung zuvor mithilfe einer Blutanalyse überprüft werden. Unter Marcumar® kann es vermehrt nach der Punktion zu einer Einblutung oder Blutergüssen im Gelenk kommen.

Laut der aktuellen Leitlinie der AWMF ist lediglich eine Infektion, Hauterkrankung oder Schädigung der Haut an der Punktionsstelle eine Kontraindikation für nicht dringende Punktionen dar.

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Wie sollte man sich nach einer Punktion verhalten?

Bei der Kniepunktion handelt es sich um einen vergleichsweise harmlosen medizinischen Eingriff. In der Regel kann er ambulant durchgeführt werden, sodass man danach sofort wieder mobil ist.

Dennoch ist das Knie danach meist etwas geschwächt und schmerzt. Daher sollte man es für einige Stunden hochlegen, bei Bedarf auch kühlen. Eine ausführliche Belastung sollte abhängig von auftretenden Beschwerden und Komplikationen frühestens am Tag darauf begonnen werden. Von sportlichen Aktivitäten sollte man noch etwas länger Abstand nehmen.

Wichtig ist es zudem, das Kniegelenk nach der Punktion zu beobachten. Treten starke Schmerzen oder Entzündungszeichen am Kniegelenk oder der Einstichstelle auf, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Ab wann darf man wieder Sport machen?

Nach einer Kniepunktion empfiehlt sich eine Sportpause von mindestens einigen Tagen. Dabei geht es vor allem darum, dass der Reizzustand, der durch die Punktion ausgelöst wird, wieder abheilen kann. Je nach Art des Eingriffs kann die Dauer hier zwischen wenigen Tagen und einigen Wochen variieren, daher sollte die Sportfähigkeit unbedingt mit dem zuständigen Arzt abgesprochen werden.

Häufig ist bei Kniepunktionen jedoch nicht nur die Punktion selbst limitierend für einen Wiedereinstieg in den Sport. Vielmehr geht es auch um die Grunderkrankung, die die Kniepunktion notwendig macht. Auch hier sollte der Rat des behandelnden Arztes eingeholt werden.

Krankschreibung nach einer Kniepunktion

Bei der Kniepunktion handelt es sich um einen sehr schnell und unkompliziert durchführbaren medizinischen Eingriff. In der Regel dauert er nicht länger als ein paar Minuten. Da das betroffene Bein danach für einige Stunden hochgelagert werden soll, ist eine Krankschreibung für den Punktionstag selber sinnvoll.

Wie lange die Krankschreibung danach noch andauert, ist eher von der zugrundeliegenden Erkrankung als von der Punktion selbst abhängig. Sofern keine Komplikationen wie Einblutungen oder Infektionen nach der Kniepunktion auftreten, ist keine längere Krankschreibung notwendig. Bei einschränkenden Knieproblemen sollte man zunächst für einige Tage bis zu einer Woche krankgeschrieben werden. Gegebenenfalls kann der behandelnde Arzt die Krankschreibung je nach Beschwerden verlängern.

Wie häufig kann man ein Knie punktieren?

Kniepunktionen sollten nur durchgeführt werden, wenn eine klare Indikation dafür besteht. Aufgrund der möglichen Komplikationen sollte sonst auf eine Punktion verzichtet werden.

Daher gilt das Gebot: Kniepunktionen führt man so selten wie möglich durch. Dennoch gibt es Indikationen, bei denen mehrfache Punktionen notwendig sind. Oftmals sind die ersten Spritzen im Abstand von wenigen Wochen geplant, danach dauert es meist etwa 3 Monate bis zur nächsten Injektion oder Punktion.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.08.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024