Der Schockindex dient zur Abschätzung der Diagnose eines vorliegenden Schocks. Er errechnet sich aus dem Quotienten aus Puls und systolischem Blutdruck

Schockindex

Formel

Der Schockindex errechnet sich aus dem Quotienten aus Puls (Herzfrequenz pro Minute) und dem Wert des systolischem Blutdrucks. Der systolische Blutdruck ist bei einer Blutduckmessung der obere Wert, der Druck, der im Kreislaufsystem entsteht, wenn das Blut aus dem Herzen ausgeworfen wird.- Formel: Herzfrequenz/syst.Blutdruck = Schockindex

Definition

Der Schockindex dient zur Abschätzung der Diagnose eines vorliegenden Schocks. Er errechnet sich aus dem Quotienten aus Puls und systolischem Blutdruck. Eine eindeutige Diagnose kann man allerdings anhand des Indexes nicht treffen, er dient nur zur groben Einschätzung in Notfallsituationen. Der Schockindex kommt auch heute noch in der Praxis häufig zum Einsatz, obwohl er eigentlich als überholt gilt.

Unter einem Schock versteht man einen Zustand, in dem das Körpergewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, da meist der Blutfluss in den Kapillaren (kleinste Blutgefäße) vermindert ist. Ein Schock kann zum Beispiel durch eine allergische Reaktion, durch eine Blutvergiftung (Sepsis) oder durch einen starken Blutverlust (hypovolämischer Schock) hervor gerufen werden. Auch herzbedingt kann es zu einem Schock kommen, wenn das Herz nicht mehr fähig ist genug Blut in den Körper zu pumpen.

Die Werte Herzfrequenz und Blutdruck, die für die Berechnung des Schockindexes von Nöten sind, erklären sich durch folgende Mechanismen. Aufgrund der mangelnden Blut-/Sauerstoffversorgung versucht der Körper den Blutdruck zu stabilisieren und stimuliert eine Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin, die für die erhöhte Herzfrequenz bei einem Schockzustand verantwortlich sind. Ebenfalls kommt es durch beide Hormone zu einer Entstellung der kleinen Gefäßen (Arteriolen und Venolen), wodurch der Blutdruck gesteigert werden soll. Dadurch kann es sein, dass bei Kontrolle des Blutdruckes dieser normale Werte annimmt, obwohl ein Schockzustand vorliegt. Irgendwann kann vom Körper allerdings keine Kompensation mehr stattfinden, sodass der Blutdruck langfristig absinkt. Durch die mangelnde Sauerstoff- und Nährstoffversorgung kommt es zu einer Anreicherung von giftigen Stoffwechselabbauprodukten. Unbehandelt führt ein Schock zu einem Multiorganversagen.

Schockindex berechnen

Um den Schockindex nach Allgöwer zu berechnen, braucht man die folgenden Herzkreislaufdaten des Patienten: den aktuellen Puls und den sogenannten systolischen Blutdruck.
Der Puls spiegelt die Herzfrequenz des Patienten wieder und kann Beispielsweise durch ertasten der A. Radialis, deren Pulsation kurz unterhalb des Handgelenkes auf der Daumenseite spürbar ist, herausgefunden werden. Hierzu müssen die einzelnen Schläge einfach eine Minute lang gezählt werden. So fühlt man bei einem Puls von 80 eben genau 80 Schläge in einer Minute.
Beim Messen des Blutdruckes, beispielsweise mit einer Manschette, werden zwei Werte angezeigt: der erste Wert ist der systolische Blutdruck, der zweite der diastolische Blutdruck. Bei einem Blutdruck von 140/80mmHg wäre der systolische Blutdruck also 140.

Um nun den Schockindex zu berechnen, teilt man den Puls durch den systolischen Blutdruck. Bei einem Puls von 80 Schlägen die Minute und einem Blutdruck von 140/80mmHg wäre die Rechnung demnach: 80/140 = 0,57.

Ist das Ergebnis größer als 1 deutet dies auf einen Schock hin, während Ergebnisse kleiner 1 eher dagegen sprechen.

Werte

Normalerweise sollte der Schockindex Werte unter 1 annehmen. In der Regel liegen die Werte zwischen 0,4 und 0,7. Werte über 1 sprechen für einen vorliegenden Schock. Typisch für einen manifesten Schock ist eine hohe Herzfrequenz bei gleichzeitig vorliegendem niedrigem Blutdruck.

Nimmt der Schockindex einen Wert von 1 an, spricht dies für einen drohenden Schockzustand. Der Blutverlust beziehungsweise das mangelnde Blutvolumen liegt dann in einem Bereich zwischen 20 und 30%.

Werte ab 1,5 sprechen für einen Blutvolumenmangel von über 30% und einen manifesten Schock. Beträgt der Puls zum Beispiel 70 Schläge pro Minute und der Blutdruck liegt bei 120/80mmHg, so ergibt sich folgende Rechnung: 70/120 = 0,58. Bei einem Schock liegt der Puls beispielsweise bei 140 Schlägen pro Minute und der Blutdruck bei 90/60mmHg, so dass sich eine Rechnung von 140/90 = 1,55 ergibt.

Beispiel für Wichtigkeit des Schockindex

Um die Funktion des Schockindex zu verdeutlichen, hier ein kleines Fallbeispiel:

Ein Patient hat durch einen Unfall viel Blut verloren. Durch das mangelnde Blutvolumen im Kreislauf sinkt folgend der Blutdruck, je nach Blutverlust sogar massiv auf Drücke wie 80/40 ab. Unser Körper kämpft jedoch diesem Prozess entgegen, indem es die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet, die unter anderem dazu führen, dass die Herzfrequenz auf Werte deutlich über 100 ansteigt.

So ist bei unserem Patienten einen Blutdruck von 80/40 zu messen, dazu eine Herzfrequenz von 130. Hieraus errechnet sich der Schockindex: 130/80 = 1,6, welcher für einen manifestierten Schock spricht. Jedoch ist der Schockindex nur als Richtwert zu beachten, da auch ein Schock vorliegen kann, wenn der Blutdruck noch im Normbereich liegt. Auch können natürlich erhöhte Herzfrequenzen (Beispielsweise bei Kindern) den Schockindex auf Werte über 1 bringen, obwohl es sich nicht um einen Schock handelt. Das klinische Bild ist hier entscheidender.

Schockindex beim Kind

Da Kinder physiologischerweise eine erhöhte Herzfrequenz aufweisen, während bei ihnen der Blutdruck generell niedrigere Werte besitzt, ist der Schockindex nicht einfach vom Erwachsenen auf das Kind übertragbar. Dementsprechend besitzt der Schockindex bei Kindern keine Aussagekraft. Desweiteren ist die Diagnosestellung anhand von klinischen Merkmalen bei Kindern erschwert, sodass ein Schock im Anfangsstadium bei Kindern im Gegensatz zu Erwachsenen oft übersehen wird. Auch bei einem normalen Blutdruck, kann bei einem Kind ein Schockzustand vorliegen, da der Blutdruck bei ihnen erst relativ spät und häufig als letztes Zeichen für einen Schock sinkt. Für einen noch kompensierten Schockzustand beim Kind sprechen, kühle Extremitäten, eine verzögerte Rekapillarisierung (z.B. Finger werden nach Kompression erst langsam wieder rötlich), ein erhöhter Puls und eine beschleunigte Atmung.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.10.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021