Schwindel beim Autofahren

Was ist ein Schwindel beim Autofahren?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen mehreren Arten des Schwindels. Es gibt den Drehschwindel, der sich anfühlt, als sei man gerade auf einem Karussell. Der Schwankschwindel dagegen ist eher vergleichbar mit dem Gefühl auf einem Schiff bei Wellengang auf hoher See. Als Schwindel kann umgangssprachlich auch ein Gefühl des Unwohlseins bezeichnet werden, bei welchem man „Sternchen“ sieht oder einem schwarz vor Augen wird. Ein solcher Schwindel kann beim Autofahren ebenso wie im Zug, im Flugzeug oder auf einem Schiff auftreten.

Ursachen

Der Schwindel beim Autofahren kann entweder auf einen dauerhaften Schwindel oder auf ein kurzfristiges Ungleichgewicht im Körper zurückzuführen sein. Oftmals entsteht der Schwindel dadurch, dass das Gehirn unterschiedliche Informationen erhält. Durch die Bewegung beim Fahren sendet das Gleichgewichtsorgan das Signal „Bewegung“. Die Augen dagegen sind meist auf einen Punkt fixiert und signalisieren dem Gehirn „Stillstand“. Aus diesen unstimmigen Informationen kann das Gefühl des Schwindels entstehen.

Die Ursache für einen dauerhaft oder immer wieder auftretenden Schwindel kann eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans sein. Diese Erkrankungen treten gehäuft im Alter auf und können sowohl einen Dreh- als auch einen Schwankschwindel hervorrufen. Der Schwindel tritt über einen längeren Zeitraum auf und kann sich daher auch beim Autofahren bemerkbar machen.

Weitere Ursachen können Erkrankungen im Schädel sein. Auch Herzerkrankungen können durch einen niedrigen Blutdruck zu Schwindel beim Autofahren führen. Akut auftretender Schwindel beim Autofahren kann ebenfalls auf eine akute Senkung des Blutdrucks zurückzuführen sein. Häufig tritt Schwindel beim Autofahren akut im Rahmen von Infektionen zusammen mit Fieber auf.

Ursache HWS

Die Halswirbelsäule (HWS) bildet den Übergang zwischen dem Schädelknochen und der Wirbelsäule. Durch die HWS hindurch verläuft das Rückenmark mit vielen äußerst empfindlichen Nervenfasern. Die Halswirbelsäule ist beim Autofahren besonders bei einem Unfall gefährdet. Durch das abrupte abbremsen wird der schwere Kopf nach vorne geschleudert, der Körper wird jedoch durch den Gurt im Sitz gehalten. Daher wirkt die gesamte Kraft auf die Halswirbelsäule und es kommt zu einem sogenannten Schleudertrauma. Durch das Schleudertrauma kann ein Schwindel entstehen. Gelegentlich wirkt sich auch eine starke Verspannung der Muskulatur an der HWS auf den Kopf aus. Meist entstehen Kopfschmerzen, aber auch Schwindel kann dadurch ausgelöst werden.

Wie verhalte ich mich als Fahrer?

Als Fahrer ist es die primäre Aufgabe, im Straßenverkehr keine Gefährdung für andere Verkehrsteilnehmer darzustellen. Sollte beim Autofahren eine Schwindelattacke auftreten, gilt es bei nächster Gelegenheit an den Rand zu fahren. Wie schnell dies geschehen muss ist auch stark von der Form und der Heftigkeit des Schwindels abhängig.

Wer häufiger an einem leichten Dreh- oder Schwankschwindel leidet, sollte bei Schwindel kein Autofahren. Jedoch können betroffene Personen oftmals eine Schwindelattacke vorhersehen, sodass beim Autofahren genug Zeit ist, den nächsten Parkplatz abzuwarten und dort eine Pause einzulegen. Auch bei einem kreislaufbedingten Schwindel kündigt sich eine Phase mit niedrigem Blutdruck oftmals frühzeitig an, sodass einige Minuten Zeit ist, bis man als Fahrer anhalten sollte.

Wer dagegen mit einer plötzlichen Schwindelattacke zu kämpfen hat, sollte das Auto sofort abstellen. Notfalls muss dies auf der Autobahn am Seitenstreifen oder in der Stadt auf dem Gehsteig mit Warnblinker geschehen. Bei einer akuten Schwindelattacke ist oftmals nicht sofort einzuschätzen, ob der Schwindel beispielsweise vom Kreislauf kommt und in einen Ohnmachtsanfall übergehen kann. Oftmals legt sich der Schwindel, wenn man frische Luft ins Auto lässt und sich gegebenenfalls die Beine vertritt. Idealerweise sollte anschließend jemand anders das Auto weiterfahren. Im Notfall sollte über 112 ein Krankenwagen informiert werden.

Kann mir der Führerschein entzogen werden?

Wer dauerhaft an schweren Schwindelattacken leidet, ist unter Umständen nicht mehr als verkehrstüchtig einzustufen. Zur Sicherheit der betroffenen Person und der anderen Verkehrsteilnehmer ist es bei manchen Erkrankungen daher nicht empfohlen, Auto zu fahren. Dass jemandem deshalb tatsächlich der Führerschein entzogen wird, ist recht selten. Dennoch sollte in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ggf. auf das weitere Autofahren verzichtet werden.

Diagnose

Die Diagnose des Schwindels beim Autofahren ist abhängig von der Ursache. Für das Gleichgewichtsorgan gibt es verschiedene Tests, die den Schwindel beispielsweise bei Lageveränderungen testen können. Zudem kann man durch kalte und warme Luft im Ohr einen Schwindelanfall provozieren. So kann die Ursache des Schwindels abgeklärt werden.

Zur vollständigen Untersuchung gehört auch die Abklärung kardialer (vom Herzen/Kreislauf stammender) Ursachen, daher ist eine Blutdruckmessung, ein EKG und ggf. ein Ultraschall des Herzens empfehlenswert. Hormonelle Ursachen können über eine Blutprobe im Labor abgeklärt werden. Vermutet man als Ursache einen Anstieg des Schädelinnendrucks, ist evtl. eine Bildgebung des Schädels (beispielsweise ein CT oder MRT) notwendig.

Begleitende Symptome

Begleitend mit dem Schwindel beim Autofahren tritt häufig auch ein allgemeines Unwohlsein auf. Gerade bei einem niedrigen Blutdruck, wenn also der Kreislauf „absackt“, kann einem schwarz vor Augen werden oder man nimmt ein Flimmern wahr. Schwindel kann zudem mit Übelkeit bis hin zu Erbrechen und Kopfschmerzen einhergehen. Bei Ursachen des Schwindels im Gleichgewichtsorgan ist unter Umständen auch das Gehör betroffen. So kann ein plötzlicher Schwindel beispielsweise mit einem Hörsturz einhergehen.

Angst vor Schwindel beim Autofahren

Wer noch nie einen Schwindelanfall hatte, braucht in den meisten Fällen keine Angst vor Schwindel beim Autofahren haben. Dagegen ist das Risiko für Schwindel bei vielen Erkrankungen erhöht. Oftmals kündigt sich der Schwindel jedoch durch sogenannte Prodromi (Vorzeichen) an, sodass betroffene Fahrer genug Zeit haben, das Auto rechtzeitig abzustellen.

Wer häufiger an plötzlichen und starken Schwindelattacken leidet, läuft jedoch Gefahr, einen solchen Schwindelanfall auch beim Autofahren zu bekommen. In Absprache mit den behandelten Ärzten sollten betroffene Personen in diesem Fall ggf. auf das Autofahren verzichten. Übrigens betrifft der Schwindel beim Autofahren deutlich häufiger den Beifahrer. Dieser muss sich nicht auf die Straße konzentrieren und schaut deshalb häufig die Umgebung an, liest ein Buch oder schaut auf sein Handy. Dadurch unterscheiden sich die Informationen der Augen und der Gleichgewichtsorgane stärker als beim Fahrer und es kommt schneller zum Schwindel.

Behandlung

Die Behandlung des Schwindels ist je nach Ursache sehr leicht oder sehr langwierig. Meist reicht es beim Autofahren, wenn man anhält, kurz an die frische Luft geht und sich die Beine vertritt.

Dauerhafte Schwindelarten sind schwieriger zu behandeln. Der Lagerungsschwindel, der bei schneller Kopfdrehung und Lageveränderung auftritt, wird beispielsweise durch bestimmte Lagerungstechniken beseitigt.

Es gibt allerdings auch viele Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans, die so komplex sind, dass eine vollständige Therapie des Schwindels nicht möglich ist. Häufig besteht die Behandlung in diesem Fall aus einer Therapie des Verhaltens, so lernen betroffene Personen, wie sie in welchen Situationen mit dem Schwindel umgehen können.

Ist der Schwindel durch einen erhöhten Schädelinnendruck bedingt, kommen ebenfalls verschiedene Therapieoptionen infrage. Bei Bluthochdruck kann dies beispielsweise auftreten, die Therapie besteht in diesem Fall aus einer medikamentösen Einstellung des Blutdrucks. Auch schwere Erkrankungen wie eine Raumforderung (Tumor) im Schädelinneren, beispielsweise am Gehirn, kann die Ursache der Druckerhöhung sein. Die Therapie reicht je nach Ursache von einer unkomplizierten Operation über medikamentöse Behandlung bis hin zu einer ausführlichen Krebstherapie mit Bestrahlung und Chemotherapie. Bei einem kreislaufbedingten Schwindel sollten eventuelle kardiale Ursachen medikamentös behandelt werden. Ansonsten sollten betroffene Personen immer auf eine ausreichende Trinkmenge achten.

Dauer/Prognose

Die Dauer des Schwindels beim Autofahren ist sehr unterschiedlich. Akute Schwindelattacken verschwinden oftmals so schnell wie sie gekommen sind. Jedoch sollte die Ursache abgeklärt werden, damit die Beschwerden nicht erneut auftreten. Andere Formen des Schwindels treten dauerhaft oder über einen längeren Zeitraum immer wieder auf. Wenn man die Ursache gut behandeln kann, verschwindet der Schwindel meist nach einigen Tagen bis Wochen. Chronischer Schwindel kann dagegen über Monate bis Jahre anhalten.

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf des Schwindels beim Autofahren ist je nach Ursache unterschiedlich zu erwarten. Chronische Schwindelformen, die durch eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans bedingt sind, deuten sich oftmals einige Minuten vor einer Schwindelattacke an und werden erst danach akut. Ebenso ist es bei kreislaufbedingtem Schwindel. Durch frische Luft können solche Schwindelattacken oftmals schnell behoben werden. Akute Schwindelanfälle dagegen treten oft plötzlich auf und führen im schlimmsten Fall sogar zu Ohnmachtsanfällen. Grundsätzlich kann der Schwindel beim Autofahren zwischen einem leichten, wenige Minuten anhaltenden Schwindel bis hin zu einer schweren Schwindelattacke alle Verläufe annehmen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.02.2019 - Letzte Änderung: 19.07.2023