Schwindelattacken

Definition

Schwindelattacken umschreiben das Symptom Schwindel. Dabei handelt es sich um einen plötzlich einsetztenden Schwindel, bei dem der Patient das Gefühl hat, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

In der medizinischen Fachterminologie wird der Schwindel als Vertigo bezeichnet. Genauer definiert handelt es sich dabei um eine verzerrte Wahrnehmung, die die Umgebung oder die Bewegung betreffen kann.

Die Häufigkeit

Schwindel ist eine der häufigsten Ursachen für einen Arztbesuch. Dabei kann dieser typischerweise infolge einer Innenohrschädigung auftreten oder ähnlich wie Kopfschmerzen ein Hauptsymptom und Hinweis auf eine komplexere organische Schädigung sein.

Circa jede fünfte Person klagt regelmäßig über Schwindel. Dabei sind jüngere Personen seltener von Schwindel betroffen als ältere Patienten. Dabei sind bei den meisten Arten von Schwindel Frauen häufiger betroffen als Männer.

Die Einteilung

Der Schwindel kann sich in verschiedenen Formen zeigen. Drehschwindel ist eine der häufigsten vorkommenden Arten des Schwindels. Er äußert sich im plötzlich einsetzenden Gefühl, dass sich die Umgebung dreht. Das Gefühl, man drehe sich wie auf einem Karussell, hält für wenige Sekunden bis Minuten an. Der Drehschwindel geht einher mit einer starken Fallneigung und demnach auch einer hohen Sturzgefahr. Viele Betroffene leiden zudem an Übelkeit und Erbrechen. Im höheren Alter kann der Drehschwindel häufig auch als anhaltender Drehschwindel auftreten und für mehrere Stunden oder sogar Tage auftreten. Die Betroffenen leiden unter sehr starker Übelkeit und müssen sich infolgedessen auch häufig übergeben.
Zudem tritt ein deutlich erkennbarer Nystagmus auf. Dabei handelt es sich um ein horizontales Hin- und Herzucken der Augen, wie beispielsweise wenn man aus dem Fenster eines fahrenden Zuges blickt (sog. optokinetischer Nystagmus). Die Augen bewegen sich zunächst mit der Drehrichtung mit und schnellen dann in ihre Ausgangsposition zurück. Beim Zugfahren ist dies ganz normal, spontan auftretender Nystagmus kann Hinweis auf eine Erkrankung am Gleichgewichtsorgan im Innenohr hinweisen.

Weiterhin unterscheidet man noch einen Lagerungsschwindel, der auch als benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel bezeichnet wird. Er entsteht, wenn sich im Innenohr die Ohrensteine, sogenannte Otolithen, gelöst haben. Sie spielen eine wichtige Rolle im Gleichgewichtsorgan. Wenn sie allerdings abgelöst sind, befinden sie sich wahllos in den verschiedenen Bogengängen des Innenohrs und lösen so den Schwindel aus. Diese Art des Schwindels wird ebenfalls von Übelkeit, Erbrechen und einer ausgeprägten Fallneigung begleitet.

Des Weiteren gibt es noch den Schwankschwindel, mit dem eine starke Gang- und Standunsicherheit einhergeht. Auch hierbei treten die Symptome Übelkeit und Erbrechen auf, kommen in der Regel aber eher seltener vor. Häufiger verfallen Patienten mit Schwankschwindel in einen Zustand der Benommenheit. Vom Schwankschwindel wird nochmals ein phobischer Schwankschwindel unterschieden, der in der Regel psychische Ursachen hat und mit Panikattacken einhergeht.

Die plötzlichen Schwindelattacken stellen für den Betroffenen eine sehr große Belastung dar. Die Patienten entwickeln ein starkes Angstgefühl und fürchten sich fortlaufend vor dem nächsten Auftreten einer Attacke. Zu dem Schwankschwindel werden auch jene Schwindelgefühle gezählt, die durch visuelle Reize ausgelöst werden. Sie werden auch als optokinetische Bewegungskrankheiten bezeichnet. Dieser Schwindel kann zum Beispiel im Kino durch das Starren auf die Leinwand oder auch in Flugsimulatoren ausgelöst werden. Das Gehirn erhält Informationen von den Augen und aus den Stellungsorganen in Gelenken und Muskulatur, die nicht zueinander passen. Diese unterschiedlichen Informationen führen zu einem Widerspruch und es kommt letztendlich zu Übelkeit, Schwindel und in manchen Fällen auch zu Erbrechen.

Die Ursachen

Schwindelattacken können einige verschiedene Ursachen haben. Eine mögliche Ursache kann eine Erhöhung des Drucks im Innenohr sein. Diese Erkrankung des Innenohrs wird als Morbus Menière bezeichnet. Im Innenohr sammelt sich vermehrt Flüssigkeit, die sogenannte Endolymphe an, wodurch aufgrund der veränderten Druckverhältnisse im Gleichgewichtsorgan das Schwindelgefühl ausgelöst wird. Warum sich die Endolymphe anreichert, ist noch nicht genau geklärt.

Bei jüngeren Patienten tritt ein Schwindel häufig im Zusammenhang mit einem Migräneanfall auf. In diesen Fällen wird die Migräne als vestibuläre Migräne bezeichnet. Sie beginnt mit plötzlich einsetzendem Schwindel, der von Übelkeit und eventuell auch Erbrechen begleitet wird. Die Beschwerden dauern einige Minuten und lassen dann abrupt nach. Daran schließen sich die typischen heftigen Kopfschmerzen an. Migräne äußert sich bei den Betroffenen häufig auf verschiedene Weise. So haben manche Patienten kurz vor den heftigen Kopfschmerzen eine "sichtbare Aura", sprich ein Flimmern vor den Augen, die den Migräneanfall quasi ankündigt. Bei anderen Patienten tritt in ähnlicher Art so der Schwindel auf.

Bei dem gutartigen Lagerungsschwindel liegt die Ursache im Gleichgewichtsorgan selbst. Die Steinchen im Ohr, die als Otolithen bezeichneten Kristalle, sind über eine sogenannte Gallertkuppel normalerweise mit den Gleichgewichtssinneszellen verbunden. So wird die Erregung der Sinneszellen kontrolliert. Lösen sich die Kristalle, verlagern sie sich unkontrolliert bei Bewegung des Kopfes in den verschieden ausgerichteten Bogengängen. Die Haarsinneszellen werden dadurch gereizt und schicken Informationen zu den bestimmten Regionen im Gehirn. Diese Erregungen passen nicht mit aktuellen Situation zusammen, dadurch kommt es schließlich zu Schwindel und den anderen typischen Symptomen.

Lesen Sie auch den Artikel: Ursachen eines Drehschwindels.

Die Multipler Sklerose als Ursache

Schwindelattacken kommen häufig auch im Rahmen einer Multiplen Sklerose vor. Multiple Sklerose ist eine Krankheit, die besonders das zentrale Nervensystem betrifft und sich vor allem am Sehnerven als erstes manifestiert. Es handelt sich um eine chronisch entzündliche Erkrankung, bei der die Markscheiden (Myelinscheiden), die die Nerven umhüllen, zerstört und abgebaut werden. Die Nerven verlieren dann ihre Funktion und können keine Informationen mehr weiterleiten.

Neben vielen weiteren Symptomen treten verschiedenartige Schwindelformen auf, die mit der Krankheit in Zusammenhang stehen. Die Krankheit verläuft schubweise und es entstehen im Verlauf immer mehr entzündliche Herde, die zu sensorischen und motorischen Ausfällen am gesamten Körper führen können. Der Schwindel ist ein Begleitsymptom und kann zum einen dauerhaft durch alte Herde auftreten und zum anderen als akute Schwindelattacke ein Hinweis auf die Entstehung eines neuen Entzündungsherdes sein. Generell gilt, dass bei den meisten Personen mit Multipler Sklerose der Schwindel dauerhaft auftritt. Man kann nicht mehr genau unterscheiden ob es sich zum Beispiel um einen Dreh- oder Lagerungsschwindel handelt. Das Auftreten von Schwindelgefühlen kann dabei in seiner Intensität und Regelmäßigkeit stark variieren.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Die Multiple Sklerose.

Der Stress als Ursache

Beruflicher oder täglicher Druck und Anspannung können sich nicht nur auf die Psyche auswirken, sondern haben über einen längeren Zeitraum auch Auswirkungen auf den Körper. Vielen Personen schlägt Stress auf den Magen. Ein weit verbreitetes Symptom bei Überlastung kann auch Schwindel sein. Schwindelattacken können dann akut in einer Stresssituation oder auch in Ruhephasen auftreten. Besonders die Attacken in Ruhe geben einen Hinweis darauf, dass der Körper unausgeglichen und überlastet ist. Der Schwindel sollte als ein Alarmzeichen wahrgenommen werden.

Wenn der Körper auf Stress mit solchen Beschwerden reagiert, ist es ein Hinweis dafür, dass er Ruhe und Erholung benötigt. Es sollte abgeklärt werden, ob es für den Schwindel eine organische Ursache gibt, andernfalls können entsprechende Maßnahmen gegen den Stress ergriffen werden. Der Betroffene sollte versuchen, den Stress abzubauen und sich genügend Ruhephasen gönnen.
Hilfreich können Sport, Entspannungsübungen und autogenes Training sein. Sich ab un zu mal eine Massage oder auch Physiotherapie gegen Muskelverspannungen zu gönnen, kann das Auftreten des Schwindels verbessern. In extremen Fällen kann auch eine Psychotherapie notwendig sein.

Wie kann man Stress abbauen? Lesen Sie hier weiter.

Der Schlaganfall als Ursache

Schwindelgefühle können ebenfalls im Zusammenhang mit Schlaganfällen stehen. Dabei können sie auf verschiedene Weise vorkommen. Plötzliche Schwindelattacken können auch vor einem Schlaganfall auftreten und somit ein Hinweis auf eine Störung im Gehirn sein. Häufig werden sie begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Den Betroffenen geht es meistens so schlecht, dass Ihnen sowohl Stehen als auch Sitzen kaum möglich ist. Zudem besteht aufgrund einer ausgeprägten Fallneigung eine erhöhte Sturzgefahr.

Des Weiteren kann der Schwindel aber auch in Folge eines Schlaganfalls dauerhaft auftreten. In diesem Fall spricht man von einem zentralen Schwindel, weil die Ursache im Gehirn, also im Zentralen Nervensystem liegt. Ähnlich wie nach einem Schlaganfall kann der Schwindel auch bei anderen Verletzungen des Gehirns anschließend auftreten, so zum Beispiel besonders bei Verletzungen des Hirnstamms.

Erfahren Sie mehr zum Thema: Die Folgen eines Schlaganfalls.

Die Wechseljahre als Ursache

Der Körper einer Frau durchläuft in den Wechseljahren einige hormonelle Veränderungen, mit denen die Frau zurechtkommen muss. Die körperliche Umstellung kann einige Beschwerden mit sich bringen. So kann während den Hormonschwankungen auch häufiger eine Schwindelattacke auftreten. Diese sind, wenn sie sicher durch die hormonelle Umstellung verursacht werden, in der Regel harmlos.

Schwindelattacken können für die Frau sehr unangenehm sein und werden oft auch von Übelkeit bis hin zu Erbrechen begleitet. Die Schwindelattacken können mit verschieden Medikamente, darunter auch viele pflanzliche Substanzen, gelindert werden. Auch die Begleiterscheinungen Übelkeit und Erbrechen können medikamentös verringert werden. Generell gilt für die Patientin, dass sie die in den Wechseljahren auftretenden Schwindelattacken dennoch ärztlich untersuchen lassen sollte. Der Schwindel kann auch durch andere Ursachen auftreten.

Um spätere Komplikationen, wie einen dauerhaften chronischen Schwindel oder auch eine Schädigung des Innenohrs zu vermeiden, sollte durch geeignete Untersuchungen eine organische Ursache ausgeschlossen werden.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Schwindel in den Wechseljahren.

Die Medikamente als Ursache

Schwindelattacken können auch durch die Einnahme verschiedener Arzneimittel verursacht werden. Besonders häufig wird der Schwindel durch Medikamente ausgelöst, die einen Einfluss auf das Kreislaufsystem des Körpers nehmen. Dazu zählen zum Beispiel Arzneimittel zur Senkung des Blutdrucks wie Betablocker und sogenannte ACE-Hemmer (Angiotensin converting enzyme Hemmer). Tritt durch diese Medikamente ein zu niedriger Blutdruck auf, kann es zu Schwindelattacken kommen und der Betroffene muss sich meistens setzen oder sogar hinlegen, bis sich der Blutdruck wieder reguliert hat. Es kann aber auch zu Schwindel beim Hinlegen kommen.

Weitere Schwindelattacken verursachende Medikamente sind verschiedene Antibiotika und sehr häufig auch Schmerzmedikamente. Manche Medikamente wirken dabei auch über das Kreislaufsystem, andere Medikamente können auf verschiedene regulierende Ionenkanäle im Innenohr Einfluss nehmen. Sind die Beschwerden zu stark, sollte der Patient mit dem behandelnden Arzt Rücksprache halten. Eventuell muss das Medikament ausgetauscht werden. Dies ist besonders dann ratsam, wenn das Medikament gar einen schädigen Effekt auf das Gleichgewichtsorgan hat. Die meisten Patienten verspüren eine Besserung der Beschwerden je länger sie die Medikamente einnehmen. Der Körper gewöhnt sich nach einer Weile an den Wirkstoff und stellt demnach auch die Körperfunktionen darauf ein.

Die Psyche als Ursache

Das körperliche Wohlbefinden und die Psyche stehen in enger Verbindung. Daher sind psychische Probleme wie Stress, private Krisen oder Überarbeitung nicht selten die Ursachen für körperliches Leiden. So können Schwindelattacken auch psychosomatisch bedingt sein. Der Schwindel hat hierbei generell auch eine zugrunde liegende organische Ursache, dennoch haben psychische Probleme wie Depressionen einen wesentlichen Einfluss auf deren Entstehung und auch Verschlimmerung. Die Psyche kann dazu beitragen, dass der Schwindel dauerhaft bleibt. Dadurch kann sich der Zustand der Patienten verschlechtern, da die Schwindelattacken neben der ursächlichen psychischen Belastung ein zusätzliches Problem darstellen. Die meisten Patienten leiden neben dem Schwindel auch noch an Gangunsicherheit und Angst hinzufallen.

Im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen tritt sehr häufig der phobische Schwindel auf. Eine Form von psychogenen Schwindelattacken, bei dem die Betroffenen an Angststörungen und Depressionen leiden. Sie entwickeln darüber hinaus durch das belastende Erleben einer Schwindelattacke erhebliche Angst vor einer nächsten Attacke. Bei diesen Patienten muss die grundlegende Problematik wie psychische Überbelastung oder Depressionen behandelt werden, damit auch die Schwindelsymptomatik nachlässt.

Die HWS als Ursache

Die Halswirbelsäule (HWS) ist bei plötzlichen starken Richtungsänderungen eine gefährdete Stelle des Körpers, da sie als nicht besonders kräftige Struktur die Bewegung des verhältnismäßig schweren Kopfes ausgleichen muss. Dabei kommt es zu einer starken Anspannung der Nackenmuskulatur. Auch bei Verspannungen des Rückens ist häufig die Muskulatur an der Halswirbelsäule mitbetroffen. Diese Verspannungen werden unmittelbar auf den Kopf übertragen und können neben Spannungskopfschmerzen auch Beschwerden wie Schwindel und Übelkeit auslösen.

Plötzliche Schwindelattacken, die durch die HWS bedingt sind, treten eher bei akuten Belastungssituationen der HWS auf. Neben der Muskulatur können auch die Nerven, die von der HWS ausgehen, bei Fehlfunktionen zu Schwindel führen. Zudem verlaufen wichtige Gefäße entlang der HWS, die das Gehirn mit Blut versorgen. Kommt es an der Halswirbelsäule zu Durchblutungsstörungen, kann dies zu einer Minderversorgung des Gehirns und damit zu Blutdruck-bedingtem Schwindel führen.

Der Eisenmangel als Ursache

Eisenmangel macht sich im Körper vor allem durch seine wichtige Funktion im Sauerstofftransport bemerkbar. Eisen wird benötigt um den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) zu bilden. Dieses Molekül befindet sich in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und bindet Sauerstoff im Blut. Mithilfe des Hämoglobins kann der Sauerstoff aus der Lunge in die anderen Organe des Körpers transportiert werden.

Wenn aufgrund eines Eisenmangels nicht ausreichend Hämoglobin gebildet werden kann, führt dies zu einer Minderversorgung der Organe. Insbesondere das Gehirn ist auf eine konstante Sauerstoffversorgung angewiesen. Im Falle einer Minderversorgung . Zudem kann ein Eisenmangel auch den Puls beschleunigen, da der Körper versucht den Sauerstoff trotz des Mangels aufrechtzuerhalten. Durch den erhöhten Puls können wiederum Blutdruckschwankungen und damit auch plötzliche Schwindelattacken entstehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schwindel durch einen Eisenmangel?

Die begleitenden Symptome

Bei der Symptomatik des Schwindels unterscheidet man zunächst zwischen verschiedenen Schwindelarten. So tritt meistens ein Drehschwindel (vergleichbar mit einem Karussell) oder ein Schwankschwindel (wie auf einem Schiff) auf. Doch auch ein Liftschwindel, der sich anfühlt als würde man mit einem Aufzug fahren, kann vorkommen. Solche Schwindelattacken gehen häufig mit Übelkeit bis zum Erbrechen und Kopfschmerzen einher.

Bei einer Schwindelattacke kann es auch akut zu einem Hörsturz, einer plötzlichen Verschlechterung des Hörvermögens kommen. Im allgemeinen wird Schwindel auch als Bezeichnung verwendet, wenn betroffenen Personen aufgrund von Kreislaufproblemen etwas „schwummerig“ wird. Auch in diesem Zusammenhang können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Zudem sind Beschwerden wie Kaltschweißigkeit, Schwarzwerden vor Augen oder ein Ohnmachtsanfall mit solchem Blutdruck-bedingten Schwindel vergesellschaftet.

Die Übelkeit als begleitendes Symptom

Übelkeit und Erbrechen sind häufige Begleitsymptome von Schwindelattacken. Beim Schwindel kommt es zu plötzlichen Verwirrungen im Gehirn, da die Informationen verschiedener Sinnesorgane meist nicht übereinstimmen.

So nimmt das Gleichgewichtsorgan beispielsweise eine Bewegung wahr, während das Auge sieht, dass der Körper sich nicht bewegt. Durch diese unterschiedlichen Sinneseindrücke kommt es plötzlich zu einem starken Schwindel - ebenso wird dadurch ein Unwohlsein oder eine Übelkeit ausgelöst. Bei besonders ausgeprägten Schwindelattacken kann die Übelkeit so stark sein, dass sich betroffene Personen auch übergeben müssen.

Lesen Sie auch den Artikel: Schwindel mit Übelkeit - Das steckt dahinter.

Das Auftreten der Schwindelattacke

Beim Aufstehen

Viele Menschen sind von einem morgendlichen Schwindel betroffen, sodass sie langsam aufstehen müssen, damit sie nicht umkippen. Diese Schwindelattacken kommen vor, wenn sich die Betroffenen aus einer liegenden oder sitzenden Position aufrichten wollen. Dieser Symptomatik liegt ein natürlicher Effekt zugrunde. Plötzliches und zu schnelles Aufstehen sorgt dafür, dass zunächst ein relativ großer Teil des Blutes in der unteren Körperhälfte versackt. Die Gefäße, die normalerweise für einen konstanten Blutdruck sorgen, können in solch einem Moment nicht schnell genug reagieren. Für einen kurzen Augenblick fehlt im Kopf und in der oberen Hälfte Blut, um den Blutdruck aufrecht zu halten und das Gehirn mit Sauerstoff zu versorgen. Die Folge ist Schwindel.

Durch entsprechende Gegenmaßnahmen, die der Körper automatisch einleitet, wie zum Beispiel das Verengen der Gefäße, wird der Blutdruck erhöht. Nach einer kurzen Zeit sollte dem Betroffenen nicht mehr schwindelig sein. Von diesen Schwindelattacken sind besonders häufig große schlanke und auch ältere Personen betroffen. Aber auch ein dauerhaft zu niedriger Blutdruck (Hypotonie) kann beim Aufstehen eine kurze Schwindelattacke auslösen.

Näheres zu diesem Thema finden Sie unter: Der Schwindel beim Aufstehen.

In der Nacht

Schwindel in der Nacht kann verschiedene Ursachen haben. In manchen Fällen kann ein Morbus Menière zugrunde liegen. Diese Erkrankung des Innenohrs geht einher mit einer Erhöhung der Druckverhältnisse aufgrund einer Wasseransammlung. Dieser Schwindel tritt daher unabhängig von Bewegungen auf und kann somit auch nachts vorkommen.

Eine andere Ursache kann der Lagerungsschwindel sein. Diese Form des Schwindels wird ausgelöst durch losgelöste Ohrsteinchen (Otolithen), die sich frei in den Bogengängen des Gleichgewichtsorgans bewegen und dadurch dieses unkontrolliert reizen. Besonders nachts, wenn der Betroffene sich dreht und die Lage des Kopfes verändert, kann es zu einer plötzlichen unangenehmen Schwindelattacke kommen.

Im Sitzen

Plötzlich auftretende Schwindelattacken, die vor allem im Sitzen vorkommen, können durch starke Verspannungen der Muskulatur hervorgerufen werden. Die Muskeln des Nackens, des Kiefers, des gesamten Rückens  und der Augenpartie kann durch eine Fehlhaltung im Sitzen ständig einer Anspannung ausgesetzt sein, die sich auf Dauer nicht mehr richtig löst. Solche Verspannungen können auch der Grund für Schwindelattacken sein.

Die Beschwerden können durch gezielte Muskelübungen aufgehoben werden. Die Schwindelattacken sollten ärztlich abgeklärt werden, damit die richtige Therapie eingeleitet werden kann. Im Falle von Muskelverspannungen kann die Muskulatur gelockert werden. Der Betroffene sollte zudem auf eine aufrechte und gerade Sitzhaltung achten, damit die Fehlhaltung nicht zu weiteren Beschwerden führt.

Die Diagnose

Der Arzt kann im Rahmen der Anamnese zunächst Informationen zu dem Auftreten des Schwindels erhalten. Er wird wissen wollen, wann die Schwindelattacken auftreten, wie sich der Schwindel genau äußert, was für weitere Symptome auftreten und wodurch sich wieder eine Besserung der Beschwerden einstellt. Anschießend werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, die dabei helfen sollen, die genau Ursache und Schwindelart zu definieren. Zu diesen Tests gehören zum Beispiel solche, die das Gleichgewichtsorgan überprüfen. Mit geschlossenen Augen soll der Patient gerade stehen bleiben. Dieser als Rombergtest bezeichnete Versuch wäre positiv, wenn der Patient nicht in der Lage ist, das Gleichgewicht zu halten und anfängt zu schwanken.
Im Anschluss daran kann der Tretversuch nach Unterberger durchgeführt werden. Der Patient soll auf der Stelle treten. Erkrankte Patienten drehen sich dabei um circa 45 Grad wodurch der Test positiv ausfällt und einen Hinweis auf Störung anzeigt. Weiterhin kann der Zeigefingerversuch durchgeführt werden. Hierbei soll der Patient seine ausgestreckten Zeigefinger mit geschlossenen Augen zur Nasenspitze führen. Hiermit wird die Koordinationsfähigkeit des Kleinhirns getestet.

Eine weitere wichtige Untersuchung erfolgt durch das Spülen der Ohren mit kaltem und warmem Wasser. Hierbei werden unwillkürliche rhythmische Zuckungen der Augen überprüft, die als Nystagmus bezeichnet werden. Durch die Temperaturveränderung im Ohr wird das Gleichgewichtsorgan gereizt und der Nystagmus , der normalerweise beispielsweise beim schnellen Drehen vorkommt, wird ausgelöst. Der Patient trägt während dieser Untersuchung eine spezielle Brille, die Frenzel-Brille, die eine genaue Beobachtung der Augen ermöglicht und Störeinflüsse wie das Fixieren der Augen auf einen Punkt in der Umgebung verhindert.
Der Nystagmus kann auch noch mittels des Drehstuhls überprüft werden. Dabei sitzt der Patient auf einem Stuhl, der eine halbe Minute in eine Richtung gedreht wird. Danach wird der Versuch in entgegengesetzter Richtung durchgeführt. Beide Male werden die die Bewegungen der Augen registriert und miteinander verglichen.

Zur weiteren Diagnostik wird auch noch eine Hörprüfung durchgeführt. Sie kann Hinweise auf verschiedene Störungen des Mittel- oder auch Innenohrs geben, die einen Schwindel auslösen können.

In einer Schwindelambulanz, einer speziellen Sprechstunde für das Symptom Schwindel, können viele verschiedene Untersuchungen zur Fokus- und Ursachensuche des Schwindels durchgeführt werden.

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Die Behandlung

Die Therapie einer Schwindelattacke ist stark davon abhängig, welche Erkrankung den Beschwerden zugrunde liegt. So kann man einige Schwindelarten medikamentös behandeln und auch die begleitenden Symptome durch Medikamente lindern. Beispielsweise werden sogenannte Antihistaminika und Anticholinergika gegen Schwindelattacken eingesetzt. Bei starken Beschwerden kann man auch sedierende (dämpfende) Medikamente einsetzen. Jedoch ist es nicht immer leicht, die richtige Balance zwischen Sedierung und Schwindelgefühl zu finden.

Bei akuten Schwindelattacken im Rahmen des sogenannten benignen Lagerungsschwindels helfen spezielle Übungen. Bei der Erkrankung lösen sich im Gleichgewichtsorgan kleine Kristalle, die dadurch dort umherschwimmen und Schwindel verursachen. Durch die Lagerungsmanöver versucht man, die Kristalle wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Weitere physiotherapeutische Übungen können helfen, trotz gelegentlich aufkommenden Schwindels den Alltag zu bewältigen. Dazu gehören Maßnahmen wie eine Gangschulung und ein Gleichgewichtstraining. Zudem kann man lernen, bestimmte Bewegungen zu vermeiden, die eine Schwindelattacke auslösen. Unterstützend werden weitere Behandlungsmaßnahmen wie Wärmeanwendungen und Massagen eingesetzt. Gegebenenfalls hilft auch ein leichtes Muskelaufbautraining.

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Die Dauer

Einzelne Schwindelattacken können je nach der auslösenden Ursache wenige Sekunden bis meist mehrere Minuten andauern. So können beispielsweise durch schnelle Drehbewegungen des Kopfes etwa dreißig Sekunden anhaltende Dreschwindelattacken ausgelöst werden. Wenn man den Kopf anschließend ruhig hält, legen sich die Beschwerden jedoch schnell wieder.

Selten kommt allerdings eine Schwindelattacke allein. In den meisten Fällen sind betroffene Personen führ mehrere Tage oder sogar Wochen immer wieder von Schwindelattacken beeinträchtigt. Auch hier hängt die Gesamtdauer der Beschwerden stark davon ab, welche Ursache zugrunde liegt. Zudem können Schwindelattacken auch chronisch werden, gerade wenn es spezielle Auslöser gibt, die sich nicht gut behandeln lassen.

Die Folgen

Die Folgen von vermehrt auftretenden Schwindelattacken äußern sich vor allem in Einschränkungen des Alltags. Im akuten Fall der Schwindelattacke müssen sich betroffene zunächst setzen und abwarten, bis der Schwindel verschwindet. Gegebenenfalls kann über längere Zeit die Gehfähigkeit eingeschränkt sein, da der Schwindel bei Bewegung wieder auftritt. Zudem gehen Schwindelattacken häufig mit einer Sturzneigung einher, sodass in der Folge auch Verletzungen auftreten können.

Da Schwindel besonders häufig ältere Menschen betrifft, die zudem anfälliger für Verletzungen wie Knochenbrüche sind, kommt es in der Folge von Schwindelattacken nicht selten zu Brüchen. Besonders die Unterarmknochen, welche beim Abstützen benutzt werden, und gelegentlich auch der Oberschenkelknochen können bei älteren Personen durch einen Sturz brechen.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.12.2015 - Letzte Änderung: 19.07.2023