Wadenbein gebrochen

Synonyme

Wadenbeinköpfchen, Fibulaköpfchen, Außenknöchel, Malleolus lateralis, Caput fibulae

Medizinisch: Fibula

Englisch: fibular

Definition

In der Medizin bezeichnet man einen Bruch des Wadenbeins (Fibula) als Fibulafraktur. Die Fibulafraktur kann geschlossen oder offen sein, wobei bei einer offenen Fibulafraktur, die gebrochenen Knochenanteile durch die Haut nach außen ragen.
Neben dem Schienbein (Tibia), bildet die Fibula einen der beiden prominenten Knochen des Unterschenkels.

Eine isolierte Fibulafraktur tritt selten auf, meistens in Verbindung mit anderen Frakturen oder Beeinträchtigungen des oberen Sprunggelenkes (OSG). Dies ist darin begründet, dass der untere Anteil des Wadenbeins zusammen mit dem distalen Anteil des Schienbeins und der Trochlea tali (eine Gelenkrolle an der Oberseite des Sprungbeinkörpers (Corpus tali)), das obere Sprunggelenk (Articulatio talocruralis) ausbildet. Am häufigsten ist der distale Teil des Wadenbeins betroffen (Außenknöchelfraktur), bei der die untere, distale Spitze der Fibula gebrochen ist.

  1. Wadenbeinschaft -
    Corpus fibulae
  2. Schienbeinschaft - Corpus tibiae
  3. Oberschenkelschaft -
    Corpus femoris
  4. Schienbein-Wadenbein-Gelenk -
    Articulatio tibiofibularis
  5. Wadenbeinkopf - Caput fibulae
  6. Zwischenknochenmembran des
    Unterschenkels -
    Membrana interossea cruris
  7. Schienbein-Wadenbein-Bandhaft -
    Syndesmosis tibiofibularis
  8. Wadenbeinknöchel -
    Malleolus lateralis
  9. Schienbeinknöchel -
    Malleolus medialis
  10. Kniescheibe - Patella

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Außenknöchelbruch und Syndesmosenriss

Die häufigste "Erkrankung" des Wadenbeins ist der Außenknöchelbruch, der je nach Höhe der Fraktur zur Syndesmose in Weber A, B oder C eingeteilt wird. Am häufigsten bricht das Wadenbein beim Sport.
Weitere Informationen erhalten Sie auch unter: Fibulafraktur

In seltenen Fällen kann die enge Faserverbindung zwischen Schienbein und Wadenbein im Sprunggelenksbereich (Syndesmose) zerreißen. Solche Verletzungen müssen in den meisten Fällen operativ ruhig gestellt werden, um eine dauerhafte Stabilität des Sprunggelenkes zu erreichen.

Ursachen

Die Ursache von Wadenbeinfrakturen, in Kombination mit Verletzungen des oberen Sprunggelenkes, ist meist eine stumpfe Gewalteinwirkung von außen auf den Unterschenkel. Der Bruch des Wadenbeins erfolgt meistens durch eine indirekte Gewalteinwirkung, in Kombination mit einer Außenknöchel- und Unterschenkelfraktur. Solche stumpfen Gewalteinwirkungen von außen kommen besonders bei der Ausübung "dynamischer Sportarten", mit schnellen Rotationsbewegungen, wie z.B. beim Fußball vor.

Neben diesen "dynamischen Sportarten", kommen aber auch Verkehrsunfälle, Berufsunfälle, ein Umknicken des Knöchels, starke Drehbewegungen im Bereich des oberen Sprunggelenkes sowie eine Luxation bzw. eine Subluxation des Sprungbeines (Talus), für ein solches Verletzungsbild der Fibula und des oberen Sprunggelenkes in Frage.

Begleitende Symptome

Eine isolierte Fibulafraktur kommt nur selten vor. Meistens kommt es zu einer distalen Fibulafraktur, bei der auch das obere Sprunggelenk oder auch das Fibulaköpfchen betroffen sind. Neben diesen Verletzungen kann auch das Syndesmoseband, im Rahmen einer Fibulafraktur verletzt werden. Das Syndesmoseband ist eine straffe, kollagene oder elastische Bandstruktur bzw. Bandverbindung, die sich im distalen Bereich, zwischen dem Schienbein und dem Wadenbein befindet. Man bezeichnet das Syndesmoseband, im Bereich der Tibia und der Fibula, auch als Syndesmosis tibiofibularis.

Lesen Sie hier mehr zu dem Thema: Syndesmosenriss

Durch das Syndesmoseband wird der Abstand zwischen den beiden Knochen des Unterschenkels, also der Abstand zwischen der Tibia und der Fibula, konstant gehalten. Zusätzlich dient das Syndesmoseband der Stabilisierung der Knöchelgabel (Malleolengabel). Verletzungen des Syndesmosebandes haben immer Veränderungen des oberen Sprunggelenkes zur Folge. Diese Verletzungen müssen zur Erhaltung, sowie zum Schutz des oberen Sprunggelenkes, vor einer Arthrose, immer behandelt werden.

Schmerzen

Bei einer geschlossenen Fibulafraktur sind Schmerzen der Fibula, sowie Schmerzen im Bereich der distalen Fibulaanteile, die vorherrschenden Symptome. Gleichzeitig kann der verletzte Bereich, aufgrund der Verletzung von umliegenden Strukturen (Gefäße, Gewebe oder Nerven), geschwollen sein. Da bei der Fibulafraktur auch meistens das Syndesmoseband zusätzlich verletzt ist, kann es bei Schädigung bzw. Verletzung des Syndesmosebandes, zu Schmerzbildung über dem oberen Sprunggelenk, vor allem im vorderen Anteil des oberen Sprunggelenkes kommen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Schmerzen am Wadenbein

Diagnose

Die Diagnose einer Fibulafraktur bzw. einer distalen Fibulafraktur, mit Beteiligung des oberen Sprunggelenkes, erfolgt über eine Röntgendiagnostik, wobei ein Röntgenbild in 2 Ebenen, zur vollständigen Darstellung des Gelenkes, angefertigt wird.

Da es bei der Fibulafraktur meistens auch zu einer Verletzung des Syndesmosebandes kommt, ist zur Abklärung eine MRT Untersuchung notwendig.

Röntgenbild a.p.: Wadenbeinbruch mit leichter Verschiebung

Behandlung

Generell kann man jedoch sagen, dass die Behandlung der Fibulafraktur sich nach der Art der Fraktur richtet. Man unterscheidet bei den Behandlungsmöglichkeiten der Fibulafrakturen zwischen einer konservativen Behandlung und einer operativen, chirurgischen Behandlung. Bei Verdacht auf eine Verletzung im Bereich des Unterschenkels wird der Unterschenkel zur Ruhigstellung zunächst mit einer Orthese bzw. mit einer Schiene versorgt. Außerdem ist eine Hochlagerung der verletzten unteren Extremität angeraten. Danach muss zur Planung der weiteren Behandlung zunächst genau diagnostiziert werden, ob es sich um einen glatten, isolierten Bruch der Fibula handelt, oder ob im Rahmen der vorliegenden Verletzung noch andere Strukturen, wie das obere Sprunggelenk oder das Syndesmoseband in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Handelt es sich um eine glatte, nicht dislozierte Fraktur der Fibula, so kann diese mit Hilfe eines Gehgipses versorgt werden. Sind jedoch mehrere Strukturen betroffen, so müssen diese eventuell mit Hilfe von Platten, Schrauben oder Drahtcerclagen versorgt werden.

Ein Wadenbeinschaftbruch (Fibulaschaftfraktur) muss nur selten operativ versorgt werden.Cerclagen sind Metalldrahtschlingen bzw. Drahtbänder, die in der Unfallchirurgie zur Osteosynthese von frakturierten Knochenstrukturen verwendet werden. Mit Hilfe der Cerclagen werden die frakturierten Knochenstrukturen in Form einer Osteosynthese (operative Verbindung bzw. Zusammenführung zweier Knochenfragmente), umschlungen und somit wieder zusammengesetzt. 

Eine Wadenbeinköpfchenfraktur erfolgt in den meisten Fällen durch ein direktes Anschlagen des Fibulaköpfchens (z.B. beim Fußballspielen).
Diese Frakturen können eventuell Komplikationen nach sich ziehen, da direkt hinter dem Wadenbeinköpfchen ein wichtiger Unterschenkelnerv (Nervus peroneus/fibularis) verläuft, der bei diesen Brüchen beschädigt werden kann.

Lesen Sie hier mehr zu dem Thema Peroneusparese

Weber A, B, C

Die oberen Sprunggelenksfrakturen werden nach Weber, in Abhängigkeit der Lage der Fraktur zur Syndesmose, in drei Frakturtypen (Weber A, Weber B und eine Weber C eingeteilt). Bei diesen drei Frakturtypen des oberen Sprunggelenkes (OSG) ist das Syndesmoseband entweder intakt oder verletzt. Liegt eine Weber A-Fraktur vor, so liegt die Fraktur unterhalb der Syndesmose und die Syndemose ist hierbei intakt (unverletzt). Bei der Weber B–Fraktur liegt die Fraktur auf Höhe der Syndesmose, wodurch die Syndesmose häufig mitverletzt ist. Handelt es sich um eine Weber C–Fraktur, so liegt die Fraktur oberhalb der Syndesmose, wobei die Syndesmose immer gerissen ist.

Lesen Sie hier mehr zu dem Thema: Sprunggelenksfraktur

Dauer der Heilung mit OP

Ist aufgrund der Schwere einer Fibulafraktur (dislozierte, verschobene Knochenanteile, Einriss oder sogar komplette Ruptur des Syndesmosebandes) eine Operation unumgänglich, so ist die Dauer der Ausheilung einer solchen Verletzung von Patient zu Patient individuell unterschiedlich zu bewerten. Die bei der Operation verwendeten Materialen wie z.B. Schrauben oder Platten, können erst nach vollständiger Knochenheilung im Rahmen einer erneuten Operation entfernt werden. Nach der Operation schließen sich neben einer physiotherapeutischen Behandlung noch mehrere postoperative Röntgenkontrollen an, die zur Verlaufsbeschreibung der Ausheilung der Fraktur dienen. Somit kann die Ausheilung einer Fibulafraktur nach einer Operation bis zu 18 Monate oder länger andauern.

Dauer der Heilung ohne OP

Ist keine OP zur Versorgung der Fibulafraktur notwendig, z.B. bei einer glatten, nicht dislozierten (verschobenen) Fibulafraktur, so kann der angelegte Gehgips, je nach Heilungsverlauf nach ca. 6 Wochen abgenommen werden. Danach erfolgt die schmerzadaptierte Belastung der unteren Extremität mit Hilfe eines Physiotherapeuten. Manchmal ist das zusätzliche Tragen einer Sprunggelenksorthese für eine bestimmte Zeit notwendig.

Auch in diesem Behandlungsfall hängt die Dauer der Ausheilung der Fibulafraktur von individuellen Faktoren des Patienten (Alter, Gewicht, etc.) ab. Somit kann auch diese Behandlungsmethode bei manchen Patienten schneller Erfolge zeigen als bei anderen.

Dauer der Krankschreibung

Die Dauer der Krankschreibung nach einer Fibulafraktur richtet sich nach dem Ausmaß der Verletzung. Zu Beginn erhält der Patient in der Regel eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für 4 – 6 Wochen, die je nach Schwere der Verletzung, sowie nach Dauer des Heilungsverlaufes verlängert werden kann.

Entfernung der Platte nach OP

Die Frage nach der Entfernung einer Metallplatte, die zur Versorgung einer Fibulafraktur verwendet wurde, kann nicht pauschal beantwortet werden. Die vollständige Knochenheilung nach einer Fibulafraktur ist immer individuell zu betrachten. Die Entfernung der Platte ist erst nach vollständiger Ausheilung der knöchernen Fraktur indiziert. Der aktuelle Status der Knochenheilung lässt sich mit Hilfe von postoperativen Röntgenbildkontrollen beurteilen. Manchmal können auch Gründe vorliegen, die eine vorzeitige Entfernung, der bei der Operation verwendeten Materialien, wie z.B. eine Metallplatte, notwendig machen.

Zu diesen Gründen gehören neben Infektionen, das subjektive Störempfinden, eine Schwächung des Knochengewebes, ein falsches Zusammenwachsen der frakturierten Knochenanteile, sowie eine Wanderung der verwendeten Metallplatte in Richtung der Außenseite des Unterschenkels. Nach einer individuellen Beurteilung der Knochenheilung durch den Operateur, kann die Metallplatte in der Regel nach ca. 4-18 Monaten entfernt werden.

Die Entfernung der Metallplatte wird im Rahmen einer erneuten Operation durchgeführt. Im Anschluß an die operative Entfernung der Metallplatte schließt sich 3 Monate später eine abschließende Röntgenkontrolle an. Diese abschließende Röntgendiagnostik dient nochmals zur Kontrolle der exakten Reposition der frakturierten Knochenanteile.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.03.2011 - Letzte Änderung: 25.07.2023