Sprunggelenksfraktur

Allgemein

Eine Fraktur des Sprunggelenks betrifft in den meisten Fällen den oberen Teil des Gelenks, auch oberes Sprunggelenk genannt. Bei dem oberen Sprunggelenk handelt es sich um die Verbindung der Knochen des Unterschenkels und des Fußes. Frakturen, welche das Sprunggelenk betreffen, sind eine sehr häufige Verletzung. Das Sprunggelenk stellt insgesamt die dritthäufigste Lokalisation für Knochenbrüche des Menschen dar. Brüche an dieser Stelle treten besonders häufig bei einem Umknicken des Fußes auf und stellt eine klassische Sportverletzung da, weshalb häufig junge, sportliche Menschen von der Verletzung betroffen sind.

Die Frakturen treten nicht immer an der gleichen Stelle auf und lassen sich je nach Befund in unterschiedliche Kategorien einteilen. In der Medizin ist eine Einteilung nach Weber A, B oder C Fraktur üblich. Diese Einteilung richtet sich nach der Höhe der Fraktur sowie die Beeinträchtigung der sogenannten Syndesmose, der Verbindung der beiden Knochen am Unterschenkel.

Die Behandlung einer Sprunggelenksfraktur erfolgt in dem meisten Fällen chirurgisch und stellt die Stabilisierung des Knochens sowie das Positionieren der Knochenfragmente in den Ausgangszustand in den Vordergrund. Hierbei werden häufig Schrauben und Platten eingesetzt, welche nach dem Verheilen der Knochen wieder entfernt werden können. Die Prognose bei einer Sprunggelenksfraktur hängt von dem Ausmaß der Verletzungen ab, gestaltet sich jedoch in der Regel sehr gut. Besonders dann, wenn den Empfehlungen des medizinischen Personals nachgekommen wird, ist eine vollständige Belastung des Sprunggelenks nach einiger Zeit wieder möglich.

Symptome

Sprunggelenksfrakturen treten besonders häufig bei einem Umknicken des Fußes auf. Ist die betroffene Person umgeknickt und bemerkt daraufhin Symptome, welche für das Vorliegen einer Sprunggelenksfraktur sprechen könnten, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Typischerweise treten bei Sprunggelenksfrakturen, wie auch bei anderen Knochenbrüchen am Körper, direkt nach dem Trauma starke Schmerzen auf. Besonders bei dem Versuch der Belastung des Fußes oder bei Druck auf die betroffene Stelle treten üblicherweise starke Schmerzen auf. Einige Minuten nach dem Trauma zeigen sich in der Regel weitere Symptome, welche auf einen Bruch des Sprunggelenks hinweisen. So ist die Bildung eines Blutergusses am Fuß typisch für die Verletzung. Die Entstehung einer Schwellung am Fuß ist ein weiteres, recht unspezifisches Symptom der Sprunggelenksfraktur. Es können außerdem allgemeine Symptome wie Übelkeit und Erbrechen bei einem solchen Bruch auftreten.

Wenn es sich um eine offene Fraktur handelt, durchstößt ein oder mehrere Knochenfragmente die Haut und ist sichtbar. Nur in diesem Fall kann ohne die Durchführung weiterer diagnostischer Maßnahmen eine Sprunggelenksfraktur durch eine Blickdiagnose festgestellt werden.

Ursachen

Die Ursachen, welche zu einer Sprunggelenksfraktur führen können, sind zahlreich. Weitaus am häufigsten treten diese Frakturen durch das Umknicken des Fußes auf. Besonders bei laufintensiven Sportarten sowie beim Skifahren sind Sprunggelenksfrakturen häufig. Aber auch beim Fallen auf den Fuß und gleichzeitigem Umknicken sowie durch Verkehrsunfälle kann eine Fraktur des Sprunggelenks entstehen. In den meisten Fällen dreht der Fuß nach innen und erzeugt damit einen Druck auf die Knochen des Sprunggelenks, welchem diese nicht standhalten können und daraufhin brechen. Bei dieser Form der Verletzung wird medizinisch von einem Supinationstrauma gesprochen.

Therapie

Die individuelle Therapie richtet sich grundsätzlich nach dem Ausmaß der Verletzung sowie der Weichteilbeeinträchtigung, der Lokalisation der Knochenfraktur sowie Faktoren wie dem Alter der betroffenen Person und gegebenenfalls vorliegenden Vorerkrankungen.

Generell lässt sich jedoch sagen, dass die meisten Sprunggelenksfrakturen mithilfe einer Operation behandelt werden. Nur dann, wenn die Knochenfragmente nicht voneinander verschoben (disloziert) wurden, reicht eine konservative Therapie und Anlage eines Gipsverbandes aus.

Eine operative Behandlung konzentriert sich zunächst auf das Zusammenführen der Knochenfragmente in ihre richtige Position sowie der Fixierung der Fragmente, meist mithilfe von Platten und Schrauben. Je nach Frakturart und deren Lokalisation kann die Therapie sehr aufwändig sein und es werden teilweise eine große Anzahl an Schrauben benötigt, um die Stabilität des Knochens sicherzustellen. Sollte die Syndesmose ebenfalls betroffen sein, wie dies bei Weber B oder Weber C Frakturen häufig der Fall ist, muss zusätzlich das Gelenk durch eine Stellschraube stabilisiert werden.
Bei offenen Sprunggelenksfrakturen ist die Einnahme eines Antibiotikums wichtig, um eine Infektion der Wunde verhindern zu können.

 

Operation

In den meisten Fällen wird eine Sprunggelenksfraktur operativ versorgt. Je nach Ausmaß der Verletzung sowie der betroffenen Strukturen spielt sich eine Operation unterschiedlich ab. Zu Beginn des Eingriffs muss der behandelnde Arzt Zugang zu den betroffenen Strukturen erhalten, weshalb ein Hautschnitt erfolgt. Danach werden die verletzten Strukturen freigelegt und die geeignete Fixation in der Form von Platten, Schrauben oder Drähten ausgewählt. Welche Fixierung im Einzelfall geeignet ist entscheidet der Chirurg häufig nach dem ihm gebotenen Bild während der Operation. Sind Weichteile ebenfalls von der Verletzung betroffen, kann während der Operation abgewägt werden, ob eine chirurgische Intervention individuell sinnvoll ist. So werden rupturierte Bänder teilweise während der Operation einer Sprunggelenksfraktur vernäht.

Nach dem Anbringen der metallischen Fixierung wird die Operationswunde vernäht und der Patient unter der Gabe von Schmerzmedikamenten wieder aufgeweckt. Wichtig ist, dass eine Belastung des Fußes auch nach der Operation unterlassen werden sollte, um den Therapieerfolg nicht zu gefährden.

Heilung/Dauer

In der Regel heilen Sprunggelenksfrakturen nach einiger Zeit vollständig aus und eine Belastung des Fußes ist uneingeschränkt möglich. Da Knochen jedoch recht langsam heilen, kann sich der Zeitraum bis zu einer vollständigen Heilung relativ lange hinziehen.

Bei einer konservativen Therapie muss das Gelenk fixiert werden und es darf keine Belastung auf den Fuß ausgeübt werden. Dies wird meist durch die Anlage eines Gipsverbands gewährleistet. Dieser verbleibt in der Regel etwa 6 Wochen am Fuß, bis er abgenommen werden kann.

Eine Operation findet zeitnah nach der Verletzung statt und sorgt für eine Fixierung des Knochens durch das direkte Anbringen von Schrauben, Drähten sowie Platten. Auch nach einer Operation darf der Fuß nicht belastet werden: es sollten Gehstützen verwendet werden.

Nach einigen Wochen kann eine Teilbelastung des Fußes und damit des Sprunggelenks stattfinden. Dies ist bei einem normalen Heilungsverlauf nach ca. 6 Wochen der Fall. Wann eine Vollbelastung stattfinden kann, hängt von dem Therapieerfolg und dem Verlauf der Heilung ab. Eine Möglichkeit der Vollbelastung ist so zwischen 2 und 6 Monaten möglich. Teilweise kann die Heilungsdauer bis zu einem Jahr andauern, bis alle Beschwerden vollständig zurückgegangen sind. Wenn die Strukturen des Sprunggelenks und der umliegenden Weichteile sehr stark beschädigt wurden kann eine lebenslange Beeinträchtigung der Stabilität im Sprunggelenk bleiben.

Diagnose

Eine sichere Diagnose, dass eine Sprunggelenksfraktur vorliegt, kann durch den Einsatz von bildgebender Diagnostik gestellt werden. Die Standarduntersuchungsmethode bei einem Verdacht auf eine Sprunggelenksfraktur ist die Röntgendarstellung des Gelenks in zwei Ebenen. Hierbei werden zwei Röntgenbilder erstellt, welche die verletzten Strukturen so darstellen können, dass eine Beurteilung der Verletzung abgegeben werden kann. Je nach Ausmaß und Lokalisation der Verletzung kann die Sprunggelenksfraktur anhand der Röntgenbilder klassifiziert und therapiert werden. Bei komplizierten Verletzungen werden teilweise umfassende Aufnahmen mittels eines Computertomographen erstellt.

Weber-Einteilung

In Deutschland werden Sprunggelenksfrakturen nach der sogenannten Weber-Klassifizierung eingeteilt. Diese unterscheidet die Frakturen nach ihrer Lokalisation sowie nach den beeinträchtigten Strukturen. Es werden Weber A, B und C Frakturen unterschieden. Entscheidend für die individuelle Einteilung der Sprunggelenksfraktur ist die Beeinträchtigung der Syndesmose. Hierbei handelt es sich um die bindegewebige Verbindung der beiden Unterschenkelknochen Fibula und Tibia.

Bei der Weber A Fraktur ist die Syndesmose nicht verletzt und die Fraktur befindet sich unterhalb der Struktur.

Die Weber B Fraktur befindet sich auf der Höhe der Syndesmose und diese kann entweder rupturiert sein oder noch intakt.

Die Weber C Fraktur ist oberhalb der Syndesmose lokalisiert und es liegt eine Verletzung der Syndesmose vor.

Die Einteilung in die jeweilige Weber Klassifikation hat eine therapeutische Konsequenz und sollte bei der Diagnose einer Sprunggelenksfraktur stets erhoben werden.

Prognose

Generell kann bei dem Vorliegen einer Sprunggelenksfraktur von einer guten Prognose ausgegangen werden. So heilen die beeinträchtigten Knochen zwar relativ langsam, in der Regel kann jedoch eine Beschwerdefreiheit erreicht werden. Bei komplizierten Brüchen und einer erheblichen Weichteilbeteiligung kann sich die Prognose jedoch verschlechtern. In diesen Fällen ist von einer längeren Therapie- und Heilungsdauer auszugehen. Etwa 6 Wochen nach Therapiebeginn kann mit einer Teilbelastung des Sprunggelenks begonnen werden. Sportarten, welche mit erheblichen Belastungen des Sprunggelenks einhergehen, können teilweise erst nach 2-3 Monaten ausgeführt werden.

Prophylaxe

Wichtig bei der Vorbeugung einer Sprunggelenksfraktur ist das Vermeiden eines Umknickens des Fußes. Dies kann besonders durch den Einsatz von richtigem Schuhwerk bei gefährdeten Sportarten erreicht werden. Belastungen des Sprunggelenks, wenn die Koordination herabgesetzt ist, sollten generell unterlassen werden

Das Vorbeugen von nicht vorhersehbaren Unfällen gestaltet sich schwierig, weshalb zur Prophylaxe dieser Verletzungen keine Empfehlung gegeben werden kann.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.10.2015 - Letzte Änderung: 21.07.2023