Wasser im Ohr

Unter dem Begriff Wasser im Ohr können zwei verschiedene Probleme zusammengefasst werden. Zum einen kann Wasser von außen in das Ohr gelangen, wie z.B. nach einem Besuch im Schwimmbad. Wenn dieses Wasser längere Zeit im Ohr verbleibt kann es zu Entzündungen kommen. Das Wasser im Ohr kann auch im Ohr selbst entstehen, in Form eines Ergusses. Diese treten vorallem bei Kindern gehäuft auf. Die Therapie richtet sich hierbei nach der Ursache.

Wasser im Ohr

Einleitung

Wird von Wasser im Ohr gesprochen, so kann es sich hierbei um zwei grundsätzlich verschiedene Erscheinungen handeln.
Zum einen kann es sich um ein sehr häufiges Phänomen handeln, das bei Kontakt des Ohres zu Wasser auftreten kann. Dieses ist wohl fast jedem bekannt, der schon einmal im Schwimmbad war: nachdem man aus dem Wasser auftaucht, merkt man, dass sich Wasser im Ohr festgesetzt hat.

Im Gegensatz zu diesem Geschehen, bei dem Wasser von außen in das Ohr gelangt, gibt es aber auch die Möglichkeit, dass sich dieses innerhalb des Ohres bildet. Genauer gesagt handelt es sich hierbei gar nicht um Wasser, sondern vielmehr um eine Ergussflüssigkeit im Bereich des Mittelohres. Dennoch wird diese, in der Fachsprache als Paukenerguss (auch Serotympanon, Mukotympanon oder Seromukotympanon) bezeichnete Erscheinung, umgangssprachlich ebenfalls als "Wasser im Ohr" bezeichnet.

Wasser im Ohr nach dem Schwimmen

Wohl in den weitaus häufigsten Fällen tritt Wasser von außen in das Ohr ein. Dies geschieht vor allem beim Tauchen im Schwimmbad, kann aber auch im häuslichen Bereich im Rahmen des Duschens oder Badens passieren. Das eindringende Wasser sammelt sich im langgezogenen äußeren Gehörgang und verbleibt dort. Beim äußeren Gehörgang handelt es sich um denjenigen Teil des Ohres, der den Schall nach innen Richtung Trommelfell leitet. Dieses liegt am inneren Ende des äußeren Gehörgangs und schützt so das dahinterliegende Mittel- und Innenohr vor einem Eindringen des Wassers.
Aufgrund der Tatsache, dass es sich beim Gehörgang um einen Teil des Systems der Schallleitung handelt, erklärt sich, dass durch Wasser im Ohr das Hörvermögen der betroffenen Seite verschlechtert ist. Weiterhin ist die Bewegung des Wassers im Gehörgang oft spürbar.
In aller Regel bleibt Wasser im äußeren Gehörgang zurück, ohne dass ein zugrunde liegendes Problem der Ohren besteht. Allerdings können einige Voraussetzungen den Einschluss von Wasser begünstigen. Zu diesen zählen sogenannte Exostosen, wobei es sich um kleine Knochenvorsprünge im Bereich des äußeren Gehörganges handelt. Diese haben keinen Krankheitswert und können angeboren, oder erst im Laufe des Lebens entstanden sein. Obwohl an sich harmlos, können diese Exostosen jedoch Probleme bereiten, indem sie den Gehörgang einengen und damit zum erleichterten Einschluss von eingedrungenem Wasser führen können. Gleiches gilt, für das Cerumen obturans, eine Ansammlung größerer Mengen Ohrenschmalz (Cerumen) im Gehörgang. Hierdurch wird der Gehörgang teilweise oder komplett verschlossen und Wasser kann sich festsetzen.

Was tun bei Wasser im Ohr?

Ist Wasser von außen in das Ohr eingedrungen und dort verblieben, gibt es verschiedene Möglichkeiten, dieses wieder herauszubefördern. So kann es hilfreich sein, den Kopf zur Seite zu neigen. Manchmal ist dies schon ausreichend, um das Wasser, der Schwerkraft folgend, nach außen zu befördern. Ist dies nicht erfolgreich, kann der Kopf zusätzlich geschüttelt werden, oder bei geneigtem Kopf auf einem Bein gesprungen werden.
Weitere Möglichkeiten sind, sich auf die Seite des betroffenen Ohres zu legen, oder durch Verschluss des Ohres mit der flachen Hand und Wegziehen der Hand einen Sog auf den Gehörgang auszuüben. In den allermeisten Fällen löst sich durch diese "Hausmittelchen" das festsitzende Wasser von selbst.
Schlagen jedoch alle deratigen Versuche nach längerer Zeit fehl, muss letztlich ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann das Ohr sanft spülen, wodurch eingeschlossenes Wasser sich lösen kann. Bestehen größere Mengen Ohrenschmalz, kann die Maßnahme zusätzlich zur Behandlung der Ursache beitragen, da das Cerumen damit gelöst wird.

Entzündung durch Wasser im Ohr

Von außen eindringendes Wasser kann zu einer Entzündung im Bereich des Gehörgangs führen. Das ist insbesondere der Fall, wenn Wasser längere Zeit dort zurückbleibt, oder nicht vollständig wieder nach außen gelangt. Das Wasser weicht die Gehörgangshaut und das Ohrenschmalz auf. Die Folge davon ist, dass es für Erreger leichter wird, die Hautbarriere im Bereich des Gehörganges zu passieren und an dieser Stelle eine Entzündung hervorzurufen. Da der äußere Gehörgang zum sogenannten äußeren Ohr gezählt wird, bezeichnet man die Erkrankung als Otitis externa (Entzündung des äußeren Ohres). Zeichen einer solchen Entzündung können Schmerzen, Schwellung und Eiterausfluss sein. Die Entzündung muss dann ärztlich behandelt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Gehörgangsentzündung

Wie kann ich Wasser im Ohr vermeiden?

In Bezug auf von außen eindringendes Wasser kann in gewissem Umfang Vorbeugung betrieben werden. Hierdurch kann zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass Wasser im Ohr eingeschlossen wird, reduziert werden. Am wichtigsten ist der Hinweis, dass man es nach Möglichkeit vermeiden sollte, den Gehörgang mit Wattestäbchen zu reinigen. Abgesehen davon, dass hierdurch auch das Trommelfell ernsthaft verletzt werden kann, ist es weiterhin möglich, das Ohrenschmalz zu verdichten. Anstatt es aus dem Gehörgang zu entfernen entsteht eher der gegenteilige Effekt: das kompakte Ohrenschmalz sammelt sich im Gehörgang und erleichtert dort den Verbleib eingedrungenen Wassers.
Zur Vorbeugung von Wasser im Ohr beim Schwimmen sind weiterhin wasserdichte Ohrstöpsel erhältlich.

Paukenerguss

Abzugrenzen von Wasser, das von außen in das Ohr eingedrungen ist, ist Flüssigkeit, die sich im Inneren des Ohres bildet. Aufgrund ihres klaren Aussehens besteht Ähnlichkeit zu Wasser. Es handelt sich hierbei allerdings um Ergussflüssigkeit, also Flüssigkeit, welche vom Körper freigesetzt wird und sich in einer Höhle ansammelt. In diesem Fall handelt es sich bei dem Hohlraum um die sogenannte Paukenhöhle des Mittelohres. Das Mittelohr liegt dem Trommelfell innen an. Seine Funktion besteht darin, den Schall, der über das Trommelfell von außen ankommt, zu verstärken und Richtung Innenohr weiterzuleiten. Dort erfolgt letztlich die Übertragung in Nervenimpulse, die an das Gehirn geleitet werden.

Ursachen

An der Entstehung eines Paukenergusses sind mehrere Faktoren beteiligt, jedoch ist grundsätzlich von einer Störung der Belüftung des Mittelohres auszugehen.
Anatomisch besteht eine Verbindung zwischen Rachenraum und Mittelohr, die sogenannte (Ohr-)Trompete (Tuba auditiva, Tube oder Eustachische Röhre). Über diese Verbindung erfolgt beim Gesunden durch das Schlucken ein Druckausgleich zwischen Mittelohr und Umgebung. Durch verschiedene Bedingungen kann dieser Druckausgleich erschwert werden, wodurch sich im Bereich der Paukenhöhle im Mittelohr ein Unterdruck entwickelt. Dieser begünstigt letztlich die Entstehung von Paukenergüssen.
Hierbei gilt es zu unterscheiden, ob Ursachen nur kurzfristig vorliegen, oder ob diese länger bestehen.Bei den akuten Ursachen handelt es sich häufig um Schwellungen im Bereich des Nasen-Rachen-Raumes während akuter Infekte.
Bestehen beim Erwachsenen chronische Paukenergüsse, sind als mögliche Ursachen eine vergrößerte Rachenmandeln, anatomische Fehlbildungen des Rachens, Nasennebenhöhlenentzündungen, wiederkehrende Mittelohrentzündungen, sowie gut- und bösartige Tumoren im Bereich des Rachens als mögliche Auslöser zu nennen.

Symptome

Die Flüssigkeit befindet sich beim Paukenerguss nicht im äußeren Gehörgang, sondern im Mittelohr. Dadurch erklärt sich, warum betroffene Patienten andere Symptome aufweisen als diejenigen, die nach dem Baden auftreten können.
Besteht ein Paukenerguss im Rahmen eines akuten Infektes, können stechende Ohrenschmerzen auftreten. Häufig sind zudem knackende Ohrgeräusche beim Schlucken und eine eingeschränkte Hörfähigkeit. Im Falle eines bestehenden Paukenergusses kann es auch zu Schwindel oder Ohrenpfeifen (Tinnitus) kommen.
Bei einem chronischen Paukenerguss kommt es zumeist nicht zu Ohrenschmerzen. Führendes Symptom ist ein Druckgefühl im Bereich des betroffenen Ohres oder der betroffenen Ohren. Zudem tritt auch beim chronischen Erguss eine Schwerhörigkeit auf, die sich über die Zeit auch noch verschlechtern kann.

Diagnose

Erster Schritt ist das ärztliche Gespräch. Der Patient schildert seine Symptome und deren zeitlichen Verlauf. Nach dem Gespräch schreitet der Arzt zur körperlichen Untersuchung. Diese umfasst bei Verdacht auf einen Paukenerguss die Inspektion des Ohres mittels eines sogenannten Otoskops. Hierbei handelt es sich um einen Trichter, der mit einer Lichtquelle verbunden ist und in den Gehörgang eingeführt wird. Damit können der äußere Gehörgang und das Trommelfell beurteilt werden.
Beim Paukenerguss kann der erfahrene Arzt dann in der Regel bereits durch diese, nur wenige Sekunden andauernde Maßnahme, die Diagnose stellen, da sich charakteristische Veränderungen des Trommelfells ergeben. Auch ein Ohrmikroskop kann zur Begutachtung zum Einsatz kommen. Weitere Untersuchungen zielen darauf ab, eine möglicherweise bestehende Schwerhörigkeit zu diagnostizieren. Hierfür wird ein Hörtest (Audiogramm) durchgeführt. Zudem kann mittels einer Sonde, die in den Gehörgang eingebracht wird, ein bestehender Unterdruck im Mittelohr diagnostiziert werden (Tympanometrie).

Therapie

Die Therapie eines Paukenergusses richtet sich nach dessen Ursache. Handelt es sich dabei um einen akuten Infekt im Bereich des Nasen-Rachen-Raumes, beispielsweise im Rahmen einer Grippe, verschwindet der Paukenerguss in der Regel mit dem Abklingen des Infektes. Unterstützend können für kurze Zeit abschwellende Nasentropfen und schleimlösende Medikamente eingesetzt werden. Bei einigen Infekten kann der Einsatz von Antibiotika sinnvoll sein.
Auch bestimmte Manöver, die zu einer Belüftung der Paukenhöhle beitragen sollen, können vom Patienten erlernt werden. Kommt es über die Zeit nicht zum Abklingen des Ergusses, kann es nötig werden, eine Parazentese durchzuführen. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Eingriff, der zumeist in örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Über den Gehörgang wird dabei das Trommelfell mit einem kleinen Schnitt versehen. Über das entstandene Loch kann der Erguss entfernt werden.
Liegen anatomische Veränderungen vor, die die Belüftung des Mittelohres stören, werden diese in der Regel operativ behoben. Besteht eine Nasennebenhöhlenentzündung als wahrscheinliche Ursache, muss diese behandelt werden. Die Therapie erfolgt dann mit abschwellenden Nasentropfen, schleimlösenden Medikamenten und eventuell Antibiotika.

Prognose

Die Prognose bei Paukenergüssen richtet sich nach der Ursache. Da fast alle Menschen mindestens einmal als Kind einen solchen hatten und die allermeisten später keinerlei Probleme mehr haben, kann sie allgemein jedoch als gut angegeben werden.

Prophylaxe

Zur Vorbeugung eines Paukenergusses bestehen keine sinnvollen Möglichkeiten. Es kann bestenfalls darauf gedrängt werden, die beschriebenen Symptome ernst zu nehmen und sich, oder das Kind, beim Arzt vorzustellen. Mit der frühzeitigen Therapie können beim Kind Sprachentwicklungsstörungen vorgebeugt werden. Doch auch beim Erwachsenen bestehen, besonders beim chronischen Paukenerguss, mögliche Langzeitkomplikationen am Ohr, die durch eine frühe Therapie vermieden werden können.

Paukenerguss beim Kind

Kinder weisen aufgrund bestimmter anatomischer Vorbedingungen ein, im Vergleich zu Erwachsenen, deutlich erhöhtes Risiko auf, Paukenergüsse zu entwickeln. Dies schlägt sich auch in den Zahlen nieder: es wird davon ausgegangen, dass bis zu 90% der Menschen in ihrer Kindheit mindestens einmal an einem Paukenerguss gelitten haben. Besondere Bedeutung in Bezug auf die Ursache kommt bei Kindern den sogenannten Polypen zu. Der Begriff ist im eigentlichen medizinischen Sinne falsch, denn dabei geht es in diesem Fall nicht um eine entstandene Wucherung, sondern vielmehr um eine vergrößerte anatomische Struktur, die Rachenmandel (Tonsilla pharyngea).
Beim Kind vergrößert sich die Rachenmandel im Rahmen der natürlichen Auseinandersetzung des kindlichen Immunsystems mit eingedrungenen Erregern. Es kann hierbei dazu kommen, dass die Rachenmandel derart stark an Umfang zunimmt, dass sie die Nasenatmung durch teilweisen Verschluss des kindlichen Rachens einschränkt. Wie beim Erwachsenen auch, kann sich in diesem Fall durch eine Belüftungsstörung der Paukenhöhle ein Paukenergusses ausbilden.
Tritt ein Paukenerguss bei Kindern auf, sind kurze und eventuell wiederkehrende Ohrenschmerzen ein häufiges Symptom. Weiterhin besteht eine Schwerhörigkeit am betroffenen Ohr oder an beiden Ohren. Kinder nehmen diese jedoch häufig nicht wahr oder äußern den Eltern gegenüber die Veränderung nicht. Schwierig ist die Erkennung der Schwerhörigkeit auch bei Kleinkindern, da sie sich möglicherweise noch gar nicht äußern können.
Da Sprache über das Hören erlernt wird, stellen beideitige Paukenergüsse, die über Monate anhalten, bei Kindern und Kleinkindern ein ernst zu nehmendes Problem dar. Es kann in diesen Fällen zu Sprachentwicklungsstörungen kommen. Umso wichtiger ist es für Eltern, genau auf das Verhalten ihres Kindes zu achten.
Eine verzögerte Entwicklung der Sprache, ungewöhnlich lautes Sprechen, aber auch unspezifische Veränderungen, wie eine Verschlechterung in der Schule, sollten dem Kinderarzt mitgeteilt werden. Sie können Symptome sein, die indirekt auf einen chronischen Paukenergusses hinweisen.
Paukenergüsse haben beim Kind eine große Tendenz, sich von selbst zurückzubilden und werden in der Regel zunächst mit einer zweiwöchigen Antibiotikabehandlung therapiert. Unterstützend können Kinder beispielsweise Luftballons aufblasen, um damit die Belüftung der Paukenhöhle zu verbessern. Zeigt sich kein ausreichender Erfolg, sollte über eine Operation (Parazentese) nachgedacht werden. Dieser kleine Eingriff wird bei Kindern, im Gegensatz zu Erwachsenen, in kurzer Vollnarkose durchgeführt. Es wird ein Schnitt im Trommelfell gesetzt, um den Abfluss des Ergusses zu ermöglichen. Die Einlage sogenannter Paukenröhrchen, die mehrere Monate im Trommelfell verbleiben, kann erwogen werden. Damit kann die Belüftung des Mittelohres verbessert werden. Meist wird heutzutage allerdings zunächst darauf verzichtet.
Ist eine vergrößerte Rachenmandel für die Paukenergüsse verantwortlich, sollte zudem über eine operative Entfernung der Mandeln nachgedacht werden.

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Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Wasser im Ohr finden Sie unter:

Eine Übersicht über bereits veröffentlichte Themen im Bereich HNO finden Sie unter: HNO A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.04.2016 - Letzte Änderung: 18.09.2024