Zahnfleischbluten als Anzeichen einer HIV-Infektion

Einleitung

Die Zahn- und Mundgesundheit beeinflusst das Wohlbefinden und die Lebensqualität auf eine besondere Art und Weise. Erkrankungen und Veränderungen innerhalb der Mundhöhle können letztendlich erhebliche Auswirkungen auf die körperliche und psychische Verfassung haben.

Im Zuge einer Infektion mit dem Hi-Virus (HIV) können solche ungünstigen Veränderungen im Bereich des Mund- und Rachenraumes begünstigt werden.

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Zahnfleischbluten und HIV

Da das HI-Virus (HIV) bei bis zu 80 Prozent der Infizierten typische Erkrankungen innerhalb der Mundhöhle auslöst, können Auffälligkeiten in diesem Bereich gegebenenfalls als ein Hinweis auf eine bestehende Infektion dienen.
Allerdings sollte daraufhingewiesen werden, dass HIV-Infektionen selten sind und in den wenigsten Fällen durch Zahnfleischbluten entdeckt werden. Andere schwerwiegendere Symptome von HIV führen eher zur Diagnose.

Im Zuge der Infektion kommt es oftmals bereits im frühen Stadium zu typischen Pilzbefällen der Mundschleimhaut. Darüber hinaus leiden viele Infizierte unter aggressiven Entzündungen des Zahnfleischs (lat. Gingivitis), die zu Zahnfleischbluten führen. Hauptursache einer Gingivitis ist eine unregelmäßig oder schlichtweg unsauber durchgeführte Mundhygiene.

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Ablagerungen auf der Zahnoberfläche (Plaque) können über längere Zeit bis unter den Zahnfleischrand vordringen und dort zur Bildung tiefer Zahnfleischtaschen führen. Diese Taschen dienen im Weiteren als idealer Lebensraum und Brutstädte für Bakterien und andere Erreger. In Folge dessen werden über kurz oder lang Entzündungsprozesse ausgelöst. Es entsteht eine typische Zahnfleischentzündung mit Zahnfleischbluten. Bei Unterlassung einer geeigneten Therapie kann der Krankheitsprozess auch auf andere Strukturen des Zahnhalteapparats übergehen und den Kieferknochen nachhaltig schädigen. Es droht der Verlust ansonsten vollkommen gesunder Zähne.

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HIV- positive leiden deutlich häufiger an Entzündungen des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparates als HIV- negative. Daraus folgt, dass im Zuge einer Infektion mit dem HI-Virus auch das Risiko der Entstehung von Zahnfleischbluten erheblich steigt.

Diese Tatsache lässt sich darin begründen, dass HIV- Kranke in der Regel unter einer allgemeinen Abwehrschwäche (Immundefizit) leiden und aus diesem Grund anfälliger für Erkrankungen innerhalb der Mundhöhle sind. Außerdem stellt sich der Verlauf von Zahn- und Zahnhalteapparatsentzündung bei HIV-Patienten wesentlich schneller und aggressiver dar.

Neben dem typischen Zahnfleischbluten zeigt sich eine Entzündung des Zahnfleischs (lat. Gingivivitis) durch starke Rötungen,Schwellungen und eine zunehmende Schmerzempfindlichkeit. Gerade die Zahnhygiene kann bei Berührung der Gingiva recht schmerzhaft werden. Für Patienten, die mit HIV infiziert sind ist eine gründliche und regelmäßige Mundhygiene besonders wichtig.

Die Zähne sollten mindestens dreimal täglich mit Zahnbürste und Zahnpasta gereinigt werden. Darüber hinaus sollte einmal am Tag Zeit für die Zahnzwischenraum- Pflege investiert werden. Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten (sogenannte Interdentalraumbürsten) eignen sich in besonderem Maße. Bei Patienten mit sehr engen Interdentalräumen gestaltet sich die Anwendung von Zahnseide recht einfach.

Da diese jedoch bei weiteren Zahnzwischenräumen (die zum Beispiel im Zuge eines Zahnfleischrückganges entstehen) nicht optimal reinigen kann, sollte in diesen Fällen zur Interdentalraumbürste gegriffen werden.

Kann man durch Zahnfleischbluten HIV übertragen, zum Beispiel durch Küssen?

Das gefährliche HI Virus wird per Schmierinfektion durch Sekrete wie Blut, Sperma oder Vaginalsekret übertragen. Die Angst vor dem Ausbruch der Erkrankung und die hohe Ansteckungsgefahr stellt nicht selten die Frage, ob HIV durch Küssen bereits übertragen werden kann. Weiterhin fragen sich Betroffene, ob eine Zahnfleischentzündung und Blutungen innerhalb der Mundhöhle ein Risiko für eine Übertragung darstellen oder gar steigern können.

Dabei ist wichtig zu wissen, dass erst eine gewisse Menge dieser Sekrete dazu fähig ist eine Übertragung zu verursachen. Bei Zahnfleischblutungen, die durch Zähneputzen oder Zahnseide verursacht werden, reicht die Menge des austretenden Blutes nicht aus, um potenziell gefährdend zu sein.

Die Verwundungen, die durch die mechanische Verletzung entstehen, regenerieren sehr schnell, da die Mundschleimhaut  schnell heilt. Weiterhin verdünnt sich dieses Blut mit dem im Mund produzierten Speichel, der nicht zu den Übertragungssekreten gehört und dadurch minimiert der Speichel die Virulenz des HIV Virus durch die Verdünnung. Darüber hinaus enthält der Speichel Enzyme und Proteine, die das Virus nahezu unschädlich machen können.

Daher gilt nicht nur ein einfacher Kuss als ungefährlich, auch ein Zungenkuss ist vollkommen bedenkenlos, da die Menge des Blutes einfach nicht ausreicht um eine Übertragung des gefährlichen Virus zu erreichen. Auch eine Zahnfleischentzündung und Blutungen innerhalb der Mundhöhle stellen kein Risiko beim Küssen dar. Daher ändert sich der Grundsatz der Deutschen Aids Hilfe auch durch Zahnfleischblutungen nicht und es gilt weiterhin, dass Küssen absolut bedenkenlos ist.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.06.2013 - Letzte Änderung: 01.12.2022