Einflüsse auf mein individuelles Brustkrebsrisiko

Betrifft mich Brustkrebs überhaupt?

Brustkrebs (Mammakarzinom) ist mit deutlich über einem Viertel der Fälle die häufigste weibliche Krebserkrankung. Laut dem deutschen Robert-Koch-Institut erkranken 27,8 % aller Frauen in ihrem Leben an Brustkrebs. Jede halbe Stunde stirbt in Deutschland eine Frau an dieser Krankheit.

Der Altersgipfel von Frauen mit Brustkrebs liegt zwischen 60 und 65 Jahren. In der Altersgruppe der Frauen zwischen 35 und 60 Jahren ist das Mammakarzinom (Brustkrebs) die Haupttodesursache. Deshalb ist eine frühe und flächendeckende Vorsorge von großer Bedeutung.

Generell steigt die Rate der Neuerkrankungen (Krankheitsfälle, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes neu diagnostiziert werden) in Deutschland seit 1980 stetig an - in den letzten 10 Jahren um 15 % - während die Sterberate seit Mitte der 90er leicht sinkt. Die steigende Zahl der Neuerkrankungen ist zum Teil auf die verbesserten Möglichkeiten der Brustkrebserkennung zurückzuführen. Durch die bessere Diagnostik kann die Erkrankung oft in früheren Stadien erkannt werden. Das wirkt sich, zusammen mit den großen Fortschritten, die im therapeutischen Bereich gemacht wurden, positiv auf die Überlebensrate aus.

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Wichtig zu wissen ist, dass man bei Krebserkrankungen generell unterscheidet zwischen der Inzidenz, d.h. der Zahl der Neuerkrankungen und der Mortalitätsrate, d.h. der Zahl der Patienten, die tatsächlich an ihrem Krebs sterben und nicht an einer anderen Erkrankung. Zum Vergleich kann man den Prostatakrebs des Mannes heranziehen. Er ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes, d.h. er hat eine hohe Inzidenz, aber weit weniger Männer versterben auf Grund dieser Krebsart, bei der Mortalität rangiert der Prostatakrebs erst auf Platz 3.
Der Brustkrebs dagegen ist nicht nur die häufigste Krebserkrankung der Frau, sondern gleichzeitig auch die Erkrankung mit der höchsten Sterberate. Dabei hängt die Prognose des Krankheitsverlaufs wesentlich vom Stadium ab, in dem der Brustkrebs diagnostiziert wird. Je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Übrigens können auch Männer an Brustkrebs erkranken, wenn auch nur zu einem sehr geringen Prozentsatz. Dieser Krebs ist bei Männern so selten, dass sich internationale Experten über die ganz genaue Zahl nicht einig sind: Etwa zwischen einem halben und einem Prozent aller Brustkrebsdiagnosen werden bei männlichen Patienten gestellt, so lauten die ungefähren Angaben für die Industrieländer. Bei den Behandlungsansätzen werden dabei keine wesentlichen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Patienten gemacht.

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Warum entsteht Brustkrebs und wann sollte man besonders vorsichtig sein?

Wann und warum die Erkrankung bei manchen Frauen ausbricht, kann niemand genau sagen. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen ist noch nicht ausreichend geklärt, welche Faktoren letztendlich zur Entstehung von Brustkrebs führen. Es gibt allerdings bestimmte Risikofaktoren, die statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit zu erkranken erhöhen. Das Problem mit Wahrscheinlichkeiten ist, dass sie keine festen Aussagen darüber zulassen, welche Frauen erkranken werden und welche gesund bleiben. Viele Frauen, die an Brustkrebs erkranken, gehören zu keiner der verschiedenen Risikogruppen. Ebenso entwickeln viele Frauen, die sogar mehrere Risikofaktoren besitzen, niemals Brustkrebs. Trotzdem sollte man beim Zusammentreffen mehrerer Risikofaktoren vorsichtiger sein und regelmäßig zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen gehen.

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Welche Rolle spielt das Alter beim Brustkrebsrisiko?

Das Alter ist der wesentlichste Risikofaktor! Das Brustkrebsrisiko nimmt bei älteren Frauen immer mehr zu. In den meisten Fällen ist Brustkrebs eine Erkrankung der Frau nach den Wechseljahren. Man führt dies auf Fehler bei der Zellteilung zurück, die mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher werden. Dabei entstehen Fehler im Erbgut (der DNA) der Zellen. Sie können dazu führen, dass Zellen z.B. unsterblich werden oder unkontrolliert immer weiter wachsen. Aus diesen Zellen kann Krebs entstehen, wenn unser Immunsystem sie nicht erkennt und schnell genug bekämpft.

Welchen Einfluss haben Hormone auf das Brustkrebsrisiko?

Die weiblichen Geschlechtshormone tragen den Namen Östrogen und Progesteron (Gestagen). Diese Hormone beeinflussen nicht nur den Zyklus der Frau, sondern auch die Entwicklung der Brust und haben damit auch Einfluss auf die Entwicklung von Brustkrebs. Tumorzellen können – wie andere gesunde Zellen auch - sogenannte Rezeptoren besitzen, das sind Proteine auf der Oberfläche der Zelle, die wie Empfangsstationen für Hormone sind. Durch die Bindung der Hormone an den Rezeptor erhält die Zelle z.B. das Signal zu wachsen und sich zu teilen.

Frauen, die ihre erste Regelblutung schon vor dem 12. Lebensjahr bekommen haben und/oder die erst spät in die Wechseljahre eintreten, haben ein erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Diese Frauen produzieren über einen längeren Zeitraum die weiblichen Geschlechtshormone, denn vor der ersten Regelblutung und nach Eintritt der Menopause sind die Östrogenspiegel im Körper sehr gering. Mit der Anzahl der Menstruations-(Regel-)zyklen von der ersten Periode (Menarche) bis zum Eintritt in die Wechseljahre steigt deshalb die Dauer der Östrogenwirkung auf das Gewebe und damit das Risiko an Brustkrebs zu erkranken.

Auch Schwangerschaften haben über den Hormonhaushalt einen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Kinderlose Frauen haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, genau wie Frauen, die ihr erstes Kind in einem hohen Alter bekommen haben.

Schützend scheint sich dagegen das Stillen von Kindern auf das Brustkrebsrisiko auszuwirken.

Dafür gibt es zwei Erklärungsansätze: Vor der Geburt des ersten Kindes liegen die Zellen in der Brust, die einmal die Oberfläche der Milchdrüsen bilden sollen, relativ unbestimmt vor. Sie reifen erst endgültig zur ihrer eigentlichen Aufgabe heran, wenn sie dafür ein Signal vom Körper bekommen. Die Signale werden ausgelöst durch die Geburt eines Kindes und verstärkt durch das Stillen, der Körper rekrutiert dann die Milchdrüsenzellen, die er braucht. Ausgereifte Zellen sind weniger anfällig für Schäden in ihrem Erbgut und deshalb weniger gefährdet zu Krebszellen zu mutieren. Darüber hinaus wird durch das Stillen der Zeitpunkt, an dem der weibliche Zyklus nach der Schwangerschaft wieder einsetzt, nach hinten verschoben.
Östrogen und Progesteron haben allerdings keine nachgewiesene karzinogene Wirkung. Als Karzinogene werden Stoffe bezeichnet, bei denen man davon ausgeht, dass sie Krebs erzeugen. Ein bekanntes Beispiel für ein Karzinogen, das nachweislich beim Menschen Krebs auslösen kann, ist Asbest. Für Östrogen und Progesteron wird bisher nur eine wachstumsfördernde, keine auslösende Wirkung für die Tumorentstehung angenommen.

Brustkrebsrisiko bei Östrogeneinnahme

Östrogen gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Brustkrebs. Viele Frauen leben natürlicherweise mit erhöhten Östrogenspiegeln, vielfach findet künstliches Östrogen aber auch therapeutische Anwendung bei diversen Krankheiten. Auch einige Pillenpräparate zur Verhütung können Östrogen enthalten und erhöhen somit das Brustkrebsrisiko. Vor allem während der Menopause findet therapeutisches Östrogen häufig Anwendung. Es wirkt primär der häufig auftretenden Osteoporose in den Wechseljahren entgegen. Höhe Östrogenspiegel können auch bei übergewichtigen Patientinnen als Stoffwechselprodukte auftreten. Auch regelmäßiges Rauchen nimmt Einflüsse auf die Östrogenspiegel und stellt somit einen wichtigen Risikofaktor für Brustkrebs dar.

Brustkrebsrisiko und "Anti-Baby-Pille"

Die „Pille“ ist eines der am häufigsten verschriebenen Medikamente in Deutschland. Medikamente zur Schwangerschaftsverhütung, Kontrazeptiva genannt, enthalten Östrogen und/oder Progesteron, die weiblichen Sexualhormone. Deshalb stellte sich schon früh die Frage, ob die Einnahme der „Pille“ das Entstehen von Brustkrebs fördert. Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Heer von wissenschaftlichen Studien, die zum Teil zu widersprüchlichen Ergebnissen kommen. Die europäische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (ESHRE Capri Workgroup) hat aus den verschiedenen Daten und Forschungsergebnissen folgende Schlüsse gezogen:
Die Einnahme von oralen Verhütungsmitteln führt zu einem kleinen vorübergehenden Anstieg des Brustkrebsrisikos um etwa den Faktor 1,07-1,24. Und zwar in etwa so lange wie die Medikamente eingenommen werden, danach sinkt das Risiko wieder auf Normalwerte, unabhängig von der gesamten Dauer der Einnahme. Da Kontrazeptiva typischerweise in einem Lebensalter eingenommen werden, in dem Brustkrebs selten ist, hätte ein solcher Anstieg des Risikos nur eine geringe Auswirkung auf die allgemeine Erkrankungshäufigkeit.

Hat Stillen einen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko?

Diverse Studien haben gezeigt, dass das Stillen von Kindern das Risiko einer Brustkrebserkrankung verringert. Insbesondere bei familiären Häufungen des Brustkrebses, scheint das Stillen schützende Eigenschaften zu haben. Ein Grund dafür kann sein, dass durch das Stillen im Körper Hormone ausgeschüttet werden, die ein Wachstum in der Brust verringern. Beim Stillen werden unter anderem die Hormone „Prolaktin“ und „Oxytocin“ ausgeschüttet. Die genauen Mechanismen dieser beiden Hormone in der Entwicklung von Tumoren in der Brust sind nicht bekannt. Dennoch scheinen sie zunächst durch die Ausschüttung beim Stillvorgang einen positiven Einfluss auf das Brustgewebe zu haben.

Info: Pille

Das Risiko von Eierstock- und Gebärmutterkörperkrebs (nicht Gebärmutterhalskrebs) ist dafür nach langjähriger Einnahme der „Pille“ sogar erniedrigt.

Hormone nach den Wechseljahren

Ein weiterer Punkt ist die Einnahme von weiblichen Hormonen zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden. Um die Frage zu klären, welche Vorteile und Risiken die Gabe von Östrogenen und Progesteron mit sich bringt, wurde in Amerika 2002 eine der größten und teuersten Studien zur Hormonersatztherapie gestartet. Die Ergebnisse dieser Studie der „Women's Health Initiative“ (WHI) schlugen große Wellen und sorgen bis heute für Kontroversen. Eigentlich sollte die Studie zeigen, ob Östrogene vorbeugend gegen Herzinfarkte und Osteoporose wirken und vor chronischen Krankheiten schützen.
Die beteiligten Ärzte brachen die Studie jedoch vorzeitig ab. Bei der Untersuchung mit mehr als 16.000 Frauen ab 50 Jahren, die eine Hormontherapie machten, war es zu einem vermehrten Auftreten von Brustkrebs, Herzinfarkten und Schlaganfällen im Vergleich mit der Placebo-Gruppe gekommen. Nach Auswertung der Studie erhöhte die Hormontherapie nach den Wechseljahren nach ca. 10 Jahren Hormoneinnahme das Brustkrebsrisiko um das ca. 1,5-fache. Nach Veröffentlichung der Ergebnisse kam es in der Folge zu einem drastischen Einbruch der Verschreibungen von Östrogenpräparaten auch in Deutschland.

Bis heute wird die WHI- Studie heiß diskutiert. Kritiker führen methodische Schwächen der Studie ins Feld, sie bemängeln z.B. dass die untersuchten Frauen z. T. Vorerkrankungen hatten auf die bei der Behandlung nicht geachtet wurde, die Altersspanne von 50-79 Jahre zu weit gewählt wurde und die Gabe der Hormone nicht an das Körpergewicht angepasst wurde.
Außerdem wird darauf hingewiesen, dass das Brustkrebsrisiko erst ab einer Einnahmedauer von über fünf Jahren zunimmt, einer Zeitspanne, die z.B. bei der Einnahme von Hormonpräparaten zur Linderung von Wechseljahrsbeschwerden nicht überschritten wird/werden sollte.
Insgesamt gehen die heutigen Empfehlungen in Richtung einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung. Besteht ein medizinischer Grund zur Anwendung, können Östrogenpräparate durchaus sinnvoll eingesetzt werden. Trotzdem sollte eine möglichst kurze und niedrig dosierte Verschreibung angestrebt werden. Unterschiede bestehen außerdem zwischen reinen Östrogenpräparaten, die ein niedrigeres Risiko aufweisen, und Mischpräparaten aus Östrogen und Progesteron.

Welche Rolle spielen die Gene?

Während die Mehrzahl der Brustkrebsfälle ohne erkennbaren familiären Hintergrund auftritt, lassen sich 5-10 % aller Brustkrebsfälle auf eine genetisch bedingte Veranlagung zurückführen. Man kann das eigene Risiko durch einen einfachen Gentest ermitteln lassen. 
Viele Gene schützen uns davor, dass aus normalen Körperzellen Krebszellen werden. Diese Gene kontrollieren das Wachstum von Zellen und sorgen dafür, dass eine Zelle aufhört zu wachsen, wenn sie an ihrer Oberfläche Kontakt zu anderen Zellen hat. Wenn eines oder mehrere dieser schützenden Gene ausfallen, dann steigt das Risiko, dass sich aus dieser Zelle eine überlebensfähige „Krebszelle“ entwickelt. Die Zellen wachsen dann, obwohl sie rundum von anderen Zellen umgeben sind, verdrängen diese und breiten sich im gesunden Gewebe aus, man nennt ihr Wachstum dann invasiv.

BRCA-1 und -2 sind solche schützenden Gene, sie spielen eine wichtige Rolle bei der Reparatur von Schäden im Erbgut. BRCA steht für Breast-Cancer-Gen. Fallen BRCA-1 und -2 aus, entsteht also nicht direkt Krebs, aber dadurch, dass die Schäden, die im Erbgut von Brustzellen entstehen, nicht mehr repariert werden können, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass durch diese Schäden eine Zelle zur Krebszelle wird. Im Fall des BRCA-Gens ist es also ein Zweischritt: Erst fällt die Kontrollinstanz aus und dann führen äußere Faktoren zu Schäden im Erbgut, die nicht mehr aufgefangen werden können. Frauen mit einem defekten BRCA-1 oder -2-Gen tragen ein hohes Risiko, im Laufe ihres Lebens Brustkrebs zu entwickeln.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Ist Brustkrebs vererbbar?

Brustkrebsfälle mit genetischer Ursache zeichnen sich dadurch aus, dass die Krankheit meist in einem frühen Lebensalter auftritt (genannt: early onset), mehrere Familienmitglieder betrifft und oft beide Brüste befallen sind. Je niedriger das Erkrankungsalter der Betroffenen oder je größer die Anzahl von Erkrankten in einer Familie, desto wahrscheinlicher liegt eine genetische Ursache zugrunde und desto höher ist das Brustkrebs-Risiko für nahe Verwandte. Zusätzlich tragen männliche Angehörige dieser Familien ein deutlich erhöhtes Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken.

Die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken ist zwar im Vergleich zu einem Mann ohne Schaden an einem der Brustkrebsgene erhöht. Im Vergleich zu dem Risiko der weiblichen Familienmitglieder jedoch sehr niedrig, da im männlichen Körper nur ganz geringe Mengen von weiblichen Hormonen produziert werden und auf das Brustgewebe einwirken. Die Erkrankung folgt einem autosomal dominanten Erbgang. Autosomal bedeutet, dass die beschädigte BRCA-1 oder 2-Variante nicht auf den beiden Geschlechtschromosomen X oder Y liegt, sondern auf einem anderen unserer 46 Chromosomen.

Chromosomen bestehen aus DNS und enthalten somit das Erbgut der Zelle. Ist eine Krankheit autosomal vererbt, bedeutet das vor allem, dass beide Geschlechter erkranken können. Dominant bedeutet, dass ein defektes Gen ausreicht, um das Erkrankungsrisiko zu erhöhen.

Am besten verständlich wird dies am Gegenteil, der rezessiven Vererbung. Alle Gene in einer Zelle gibt es in doppelter Ausführung, bei der rezessiven Vererbung kann das zweite Gen den Defekt des anderen Gens auffangen, es müssen also beide Gene kaputt sein, damit die Krankheit voll ausbricht. Beim dominanten Erbgang reicht es, wenn eines der beiden Gene kaputt ist. So lautet zumindest die allgemeine Theorie. Das wahre Leben ist aber wie so oft ein bisschen komplizierter und es gibt Ausnahmen von dieser Regel. Trägerinnen eines mutierten BRCA-1-Gens erkranken mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 87 % in ihrem Leben an Brustkrebs und mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 45 % an Eierstockkrebs. Eine Mutation im BRCA 2-Gen ist insgesamt seltener und führt weniger oft zur Entstehung von Eierstockkrebs. Neben BRCA-1 und -2 gibt es noch Mutationen in anderen Genen, die das Risiko an Brustkrebs zu erkranken steigern. Sie sind aber jedes für sich genommen sehr selten.

Bei einer diagnostizierten genetischen Belastung, besteht die Möglichkeit, eine prophylaktische (d.h. vorbeugende) Operation der Brüste durchzuführen, nämlich eine Mastektomie. Gleichzeitig kann eine prophylaktische Entfernung der Eierstöcke sinnvoll sein, hier besteht allerdings das Problem, dass mit der Entfernung die Östrogenproduktion rapide absinkt und die Frauen quasi operativ in die Wechseljahre kommen.

Haben Sie mehr Interesse an diesem Thema? Dann lesen Sie unseren nächsten Artikel hierzu unter: BRCA-Mutation - Symptome, Ursachen & Therapie

Info: Gene

Sollten Sie den Verdacht haben, eine genetische Belastung in der Familie zu haben, gehen sie zu ihrem Frauenarzt. Er kann Sie gegebenenfalls zu einer genetischen Beratung überweisen.

Was hat der Lebensstil mit dem Brustkrebsrisiko zu tun?

Für viele verschiedene Krebsarten wurde in der Vergangenheit ein Zusammenhang zwischen Ernährung und Erkrankungsrisiko festgestellt. Eine fettreiche Ernährung ist z.B. ein relevanter Faktor für Krebserkrankungen wie Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs und Darmkrebs.
Auch für Brustkrebs konnte gezeigt werden, dass die Ernährung Einfluss auf das Erkrankungsrisiko hat. Hier spielt sie vor allem deshalb eine wichtige Rolle, weil sie Einfluss auf die körpereigene Hormonproduktion nimmt. Übergewicht in der Kindheit und Jugend begünstigt vermutlich die Entwicklung von Brustkrebs, allerdings ist hier die Studienlage noch nicht ausreichend und es gibt widersprüchliche Ergebnisse.

Neben dem Körpergewicht gemessen als BMI (= Body-Mass-Index) ist entscheidend, wie das Fett im Körper verteilt ist. Der BMI berechnet sich aus dem Körpergewicht [kg] dividiert durch das Quadrat der Körpergröße [m2]. Die Formel lautet:

BMI = Körpergewicht : (Körpergröße in m)2.

Die Einheit des BMI ist demnach kg/m2. Bei Frauen liegt abhängig vom Alter eine Risikosteigerung bei einem BMI von ca. 28 kg/m2 vor. Eine eher männliche Fettverteilung, bei der vor allem der Bauchumfang erhöht ist (auch Apfelform genannt), ist ungünstig. Eine eher weibliche Fettverteilung, bei der vor allem der Hüftumfang erhöht ist (auch Birnenform genannt) ist dagegen günstiger. Gemessen wird das im so genannten Hip-Waist-Ratio, also dem Verhältnis von Hüftumfang geteilt durch den Taillenumfang, eine niedrige Hip-Waist-Ratio ist demnach ungünstiger.
Mehr finden Sie auch unter unserem Thema Body-Mass-Index.

Der übermäßige Verzehr kalorienreicher Nahrungsmittel bei gleichzeitig geringer körperlicher Aktivität kann zu einem hohen Körpergewicht und einem hohen Körperfettanteil führen. Das verursacht wiederum ein frühzeitiges Einsetzen der Östrogenproduktion des Körpers und einen frühen Eintritt der ersten Regelblutung (Menarche). Je früher die erste Periode einsetzt, desto mehr Jahre mit zyklischer Hormonproduktion hat eine Frau und mit der Anzahl der Menstruationszyklen erhöht sich auch das Brustkrebsrisiko, allerdings nur für Brustkrebs, der nach dem Eintreten der Menopause auftritt.

Auch andere zugrunde liegende Mechanismen werden diskutiert: So vermuten Wissenschaftler, dass das Fettgewebe selber auch Hormone abgibt, die das Wachstum von Krebszellen fördern. So wird im Fettgewebe selbst Östrogen produziert, wenn auch im Vergleich mit den Eierstöcken in geringem Maße.

Bewegung und Sport senken wahrscheinlich das Risiko für Brustkrebserkrankungen. Körperliche Aktivität verbessert die Energiebilanz - Kalorienverbrauch im Verhältnis zur Kalorienaufnahme - und reduziert somit das Risiko verschiedener Erkrankungen.

Kann Soja das Brustkrebsrisiko senken?

Die Auswirkungen von Soja auf das Brustkrebsrisiko und die Behandlung eines Brustkrebses sind umstritten. Während naturheilkundliche Verfahren oft die positive Bedeutung von Soja für die Gesundheit und das Immunsystem hervorheben, sollte bei einem Brustkrebs dennoch mit Vorsicht vorgegangen werden. Soja wird von vielen ärztlichen Seiten sogar für schädlich gehalten, da es sogenannte „Phytoöstrogene“ freisetzt, die einen Brustkrebs in der Theorie sogar begünstigen können oder der Behandlung eines Brustkrebses entgegen wirken können. Beide Theorien können nicht bewahrheitet werden. Insgesamt zeigt sich ein nur sehr geringer, insignifikanter Unterschied durch den Verzehr von Soja. Eine Vorsicht sollte dennoch zumindest während der hormonellen Behandlung eines bestehenden Brustkrebses gelten.

Brustkrebsrisiko und Alkohol

Übermäßiger Alkoholkonsum fördert in gewissem Umfang das Brustkrebsrisiko, was wahrscheinlich mit der Erhöhung des Östrogenspiegels im Blut zu erklären ist. Tritt gleichzeitig Folsäuremangel auf (Gemüsemangelernährung wie z. B. zu wenig Kohlsorten, Soja, Tomaten, grüne Gemüse etc.), verstärkt das den negativen Einfluss von Alkohol, denn Folsäure ist wichtig für die Stabilität der DNA.

Brustkrebsrisiko und Strahlung

Ionisierende Strahlung (z. B. radioaktive Strahlung oder Röntgenstrahlung) kann generell zu Krebserkrankungen strahlungsempfindlicher Gewebe führen. In Deutschland tritt ionisierende Strahlung in der Regel nur im Zusammenhang mit medizinischen Untersuchungen auf. Da das Brustdrüsengewebe zu den besonders strahlungssensiblen Geweben des Körpers gehört, sollten Bestrahlungen (Röntgenuntersuchungen der Hals- und Brustwirbelsäule, der Speiseröhre, des Magen-Darm-Trakts (Siehe Magen, Dünndarm, Dickdarm), der Nieren, computertomografische und nuklearmedizinische Untersuchungen) soweit wie möglich vermieden werden. Eine Erhöhung des Brustkrebsrisikos durch ionisierende Strahlung konnte insbesondere vor und während der Pubertät und vor einer ersten, ausgetragenen Schwangerschaft beobachtet werden. Mit zunehmendem Alter nimmt die Strahlungsempfindlichkeit der Brust (Weibliche Brust) ab.

Haben andere Krankheiten Einfluss auf das Brustkrebsrisiko?

Auch andere Erkrankungen an der Brust können prinzipiell das Brustkrebsrisiko erhöhen, so z.B. Mastopathien. Diese Erkrankungen können aber auch die Diagnostik erschweren und damit das Risiko durch „Nichtentdecken“ der Erkrankung erhöhen.

Welche Rolle spielt das Immunsystem?

Die körpereigene Immunabwehr ist im Zusammenhang mit Krebserkrankungen aller Art ein viel diskutiertes Thema und Gegenstand intensiver Forschung. Das komplexe Zusammenspiel verschiedener Zellen und Botenstoffe gibt bis heute Rätsel auf und wird es wohl noch lange tun. Zellen unseres Immunsystems sind tatsächlich in der Lage Krebszellen unter bestimmten Umständen zu erkennen und zu beseitigen. Eine Krebserkrankung ist deshalb aber noch kein Versagen des Immunsystems.

Die grundlegende Aufgabe des körpereigenen Immunsystems ist es, uns vor körperfremden Zellen und Organismen zu schützen. Bakterien, Viren und Pilze, die uns krank machen, werden abgewehrt, um das Überleben zu sichern. Das hört sich im ersten Moment einfacher an, als es ist. Die einzelnen Anteile unserer körpereigenen Abwehr müssen nicht nur Fremdes erkennen, sondern auch das Eigene davon unterscheiden können. Und Tumorzellen sind niemals so fremd wie Bakterien, Viren oder Pilze: sie unterscheiden sich von gesunden Zellen meist nur durch geringfügige Veränderungen im Erbgut; der Teufel liegt hier im Detail. Zusätzlich können sich Krebszellen vor dem Immunsystem tarnen.

Man kann sich zum besseren Verständnis eine Waage vorstellen: auf der einen Seite stehen Erkrankungen bei denen unser Immunsystem sich nicht mehr wehren kann: ein Beispiel hierfür ist eine HIV-Erkrankung (AIDS). Unbehandelt stirbt ein Mensch daran in kurzer Zeit und zwar nicht am Virus selber, sondern an vielen verschiedenen Infektionen mit Bakterien, Pilzen und Viren, die unser Körper sonst spielend abwehrt.
Auf der anderen Seite stehen Erkrankungen bei denen sich unser Immunsystem zu gut wehren kann, bei denen es anfängt sich sogar gegen den eigenen Körper zu wehren: Beispiele hierfür sind Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, bei der Nervenzellen vom Immunsystem angegriffen werden. Das ist die Bandbreite auf der sich die Reaktionsfähigkeit unserer körpereigenen Abwehr bewegt, beide Seiten der Waage müssen genau austariert sein, die Waage darf weder zur einen Seite noch zur anderen zu sehr ausschlagen.

Natürlich ist dieses Bild sehr vereinfachend und unvollständig, aber es hilft zu verstehen, warum ein einfaches Mehr an Immunreaktion nicht unbedingt zu einem Mehr an Gesundheit führt. Krebsforscher wissen heute, dass die Vorgänge in der körpereigenen Abwehr viel zu komplex sind, als dass eine einfache "Immunstärkung" einen nachweisbaren Einfluss auf eine Erkrankung hätte.

Was sind wichtige Risikofaktoren?

Faktor, um den sich das relative Risiko erhöht

  • Familiäre Belastung durch genetische Faktoren (z.B. BRCA-1 oder -2) (bis zu 20-fach)
  • Alter zum Zeitpunkt der ersten Schwangerschaft über 30 Jahre (ca. 3-fach)
  • Kinderlosigkeit (ca. 1,5- bis 2,5-fach)
  • Adipositas (Fettsucht) (ca. 2-fach)
  • Übermäßiger Alkoholkonsum (ca. 2-fach)
  • Mastopathien (ca. 2-fach)
  • Frühe erste Regelblutung und später Eintritt in die Wechseljahre (ca. 1- bis 2-fach)
  • Orale Verhütungsmittel (während der Einnahme) (ca. 1- bis 1,5-fach (aber noch nicht vollständig geklärt))
  • Hormonersatztherapie (ca. 1- bis 1,5-fach)

Wie verhält sich das Brustkrebsrisiko zur Brustgröße?

Nach aktuellem Stand der Studien hat die reine Brustgröße keinerlei Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Wichtig ist jedoch, ob die Brust reines Fettgewebe beinhaltet oder zu großen Anteilen aus Drüsengewebe besteht. Drüsengewebe erhöht das Risiko für die Entwicklung eines Brustkrebses. Der Anteil des Drüsengewebes kann auch einen Einfluss auf die Größe der Brust haben. Eine große Brust, die viel Fett enthält, ist keineswegs gefährdet. Eine Brust, die jedoch aufgrund der Menge an Drüsengewebe groß ist, ist vermehrt betroffen. Das Risiko wird also durch die alleinige Größe nicht beeinflusst, die Brustkrebserkennung allerdings schon. In der Mammographie können große Brüste schwieriger untersucht werden, weshalb sich das Risiko des Übersehens bei bereits bestehendem Tumor minimal erhöht.

Kann man das Brustkrebsrisiko berechnen?

Das Brustkrebsrisiko lässt sich berechnen. Aufgrund von diversen langjährigen Studien ist bei Brustkrebserkrankungen mittlerweile bekannt, welche Risikofaktoren einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Krankheit nehmen. So konnte in Studien etwa das Auftreten von Brustkrebs bei Frauen mit vorherigen Schwangerschaften, mit hohen Östrogenwerten, mit familiären Vorerkrankungen und vielen weiteren Faktoren getestet werden, wodurch sich Wahrscheinlichkeiten für ein Auftreten ergaben. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass es sich beim Brustkrebsrisiko um Wahrscheinlichkeiten handelt, die statistisch gesehen zutreffen, aber nie auf den individuellen Fall übertragen werden können. Auch bei extrem hohem berechnetem Risiko kann muss es keinesfalls zum Krankheitsfall kommen. Über bestimmte Rechenmöglichkeiten kann bei einem Frauenarzt das eigene Risiko ermittelt werden. Faktoren, die in der Berechnung die meiste Beachtung finden, sind das Alter, Vorbefunde der Brust, familiäre Brustkrebsfälle, die Hormonlevel, die Anzahl der Schwangerschaften und das Vorliegen bestimmter Gene.

Gibt es einen Test, um das Brustkrebsrisiko abzuschätzen?

Bei einem Gynäkologen kann eine Frau allerhand Tests durchführen lassen, um das eigene Brustkrebsrisiko besser abschätzen zu können. Mit vielen bekannten Faktoren lässt sich das Risiko bestmöglich berechnen. Um die meisten dieser Faktoren zu ermitteln, muss jedoch häufig eine gynäkologische Diagnostik durchgeführt werden. Ein wichtiger Test zur Früherkennung eines Brustkrebses ist die Mammographie, eine Röntgenaufnahme der Brust. Hierbei lassen sich Gewebebeschaffenheit, Größe der Brust, bereits vorliegende Veränderungen im Gewebe und weitere Vorstufen oder Risikofaktoren eines Brustkrebses erkennen. Auch genetische Tests können erfolgen. So ist bekannt, dass die Gene „BRCA1“ und „BRCA2“ mit erhöhten Risiken eines Brustkrebses einhergehen. Als invasive Maßnahme kann eine Biopsie der Brust erfolgen, bei der die Gewebe unter dem Mikroskop genau analysiert werden können, wodurch sich eventuelle Veränderungen und Vorstufen erkennen lassen.

Kann ich das Brustkrebsrisiko verringern?

Manche Faktoren, die auf das Brustkrebsrisiko Einfluss nehmen, sind an Verhaltensweisen und äußere Einflüsse gekoppelt. Wichtige Risikofaktoren hängen mit den Hormonspiegeln im Körper zusammen. Die Pille als Verhütungsmittel kann die Hormonspiegel ungünstig beeinflussen. Sie stellt zwar nur einen kleinen Faktor dar, erhöht aber minimal das Brustkrebsrisiko. Einfluss auf die Hormonspiegel nehmen ebenso Übergewicht, fettreiche und ungesunde Ernährung, Rauchen und Alkohol. Alle Faktoren zusammen erhöhen das Risiko des Brustkrebses um einen gewissen Prozentsatz, weshalb es ratsam ist, sie zu vermeiden. Einen positiven Einfluss besitzen jedoch fisch- und jodreiche Ernährung.

Wie kann man Brustkrebs erkennen?

Hinweise auf einen Tumor in der Brust sind häufig schon recht früh tastbare Knoten im Brustgewebe, die nicht druckempfindlich, unscharf begrenzt und hart sind.
Gerade bei älteren Frauen deuten Knoten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Brustkrebs hin. Bei jüngeren Frauen sind Zysten - gutartige, mit Flüssigkeit gefüllte Geschwulste - oft der Grund für Knoten.
Für Brustkrebs sprechen außerdem ungewöhnlicher Ausfluss aus der Brustwarze, wie zum Beispiel blutige und/oder wässrige Sekretionen.
Auch Einziehungen in der Haut, Nichtverschiebbarkeit der Brust auf der Brustmuskulatur oder eine eingezogene Brustwarze können auf Brustkrebs hindeuten.
Hautauffälligkeiten wie die  „Peau d’orange“, eine apfelsinenschalenartige Veränderungen der Haut oder Ekzeme auf der Brust sind Hinweise auf eine fortgeschrittene Krebserkrankung.
Beim sogenannten inflammatorischen Karzinom, dem entzündlichen Brustkrebs, ist der Tumor meist nicht scharf abgrenzbar, sondern macht sich bemerkbar durch Rötungen der Haut.
Bei Verdacht auf Brustkrebs sollte dann schnellstmöglich eine Vorstellung beim Arzt erfolgen.  Dieser kann durch Abtasten der Brust und der Durchführung weiterer diagnostische Maßnahmen eine Diagnose stellen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.03.2009 - Letzte Änderung: 22.10.2021