Endometriose

Synonyme im weiteren Sinne

Innere und äußere Endometriose, Adenomyosis uteri
Englisch: endometriosis

Definition

Bei einer Endometriose handelt es sich um das irreguläre Auftreten von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutterhöhle (Siehe auch Anatomie Gebärmutter).

Häufigkeitsverteilung

Man schätzt, dass ungefähr jede 10. Frau im gebährfähigen Alter (zwischen Pubertät und Wechseljahren) von Endometriose betroffen ist. Dabei ist die Erkrankung besonders häufig unter Frauen zwischen dem 25. und 38. Lebensjahr und solchen, die unter einer Unfruchtbarkeit fraglicher Ursache leiden.

Ursache der Endometriose

Eine definitiv erforschte Ursache konnte bis jetzt nicht gefunden werden; es sind jedoch einige Theorien zur Entstehung der Endometriose aufgestellt worden:

  • So vermutet man zum Beispiel, dass die Schleimhaut der betroffenen Region sich durch wiederholte Reiz-und Entzündungsreaktionen derart umgewandelt hat, dass sie nun in Aufbau und Funktion der Gebärmutterschleimhaut gleicht.
  • Eine weitere Theorie geht davon aus, dass die während der Monatsblutung (Siehe auch Regelblutung) ausgestoßene Gebärmutterschleimhaut anstatt zur Scheide hin (nach vaginal) nun rückwärts durch die Eileiter bis in den Bauchraum gelangt und sich hier auf dem Bauchfell festsetzt.
  • Die dritte Theorie besagt, dass auch unter normalen Umständen häufig Gebärmutterschleimhaut in den Bauchraum gelangt, aber unmittelbar vom gesunden Abwehrsystem der Frau erfolgreich bekämpft wird. Bei Endometriose scheint diese Abwehr eingeschränkt zu sein, so dass sich die fehlgeleitete Gebärmutterschleimhaut ungehindert am Bauchfell festsetzen kann.

Desweiteren konnte eine über das Leben gerechnet lange Menstruationsdauer (das bedeutet ein frühes Einsetzen der Regelblutung mit einem kurzen Zyklus und langer Blutungsphase sowie ein später Beginn der Wechseljahre) als Risikofaktor ausgemacht werden.

Auftreten und Vorkommen

Je nachdem, wo sich die fehlgeleitete Gebärmutterschleimhaut einnistet, werden drei Formen der Endometriose unterschieden:

  1. Innere Endometriose der Geschlechtsorgane (Adenomyosis uteri)
    Bei dieser Form der Endometriose dringt die Gebärmutterschleimhaut in die unmittelbar unter ihr liegende Muskelschicht (Myometrium) der Gebärmutter ein.
  2. Äußere Endometriose der Geschlechtsorgane
    Hierbei verteilt sich die versprengte Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter selber in den Organen des kleinen Beckens. Dazu gehören unter anderem Eierstöcke, Eileiter, der Bauchfellüberzug der Blase sowie übriges Bauchfell. Auch die Bänder zwischen Kreuzbein (Os sacrum) und Gebärmutter können betroffen sein.
  3. Endometriose außerhalb der Geschlechtsorgane
    Diese Bezeichnung trägt die Endometriose, wenn die versprengte Gebärmutterschleimhaut das kleine Becken verlässt und sich beispielsweise an Darm, Harnblase, Harnleitern und der Lunge anheftet. Sogar Haut und Gehirn können befallen sein.

Symptome

Die im Körper versprengten Gebärmutterschleimhautzellen folgen den gleichen zyklischen Veränderungen wie die Gebärmutterinterne Schleimhaut. Sie werden durch die gleichen hormonellen Schwankungen beeinflusst und reagieren nach dem gewöhnlichen weiblichen Zyklus. In diesem Zusammenhang wird die Schleimhaut auch im Bereich der Endometriose-Herde hormonbedingt aufgebaut, um sich auf die mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle vorzubereiten. Bei Ausbleiben der Einnistung einer befruchteten Eizelle kommt es zu einer erneuten Veränderung des Hormonspiegels und einer damit einhergehenden Abstoßung der Schleimhautschichten. Auf Grund dieses Zusammenhanges zeigen sich die typischen Symptome der Endometriose vor allem während der Monatsblutung. Da der Abtransport der verstreuten Gebärmutterschleimhautanteile jedoch nur bedingt möglich ist, kann es zur Entstehung von Folgesymptomen kommen. Betroffene Patientinnen entwickeln aus diesem Grund in vielen Fällen Endometriosezysten an den Eierstöcken. Sowohl das Auftreten als auch die Intensität der Symptome bei Vorliegen einer Endometriose sind jedoch von Frau zu Frau recht unterschiedlich. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass ungefähr 20 bis 30 Prozent der betroffenen Frauen vollkommen symptomlos bleiben. Falls es durch die versprengten Gebärmutterschleimhautzellen zu Symptomen kommt, zeigen sich auch diese oftmals als sehr variabel. Zu den häufigsten Symptomen bei Vorliegen einer Endometriose zählen:

In den meisten Fällen leiden die betroffenen Patientinnen nicht dauerhaft unter den typischen Symptomen. Vielmehr treten die Beschwerden zyklusabhängig auf oder unterliegen während des Zyklus enormen Schwankungen. Im Allgemeinen sind die Symptome gerade in den Tagen vor und während der Regelblutung besonders ausgeprägt und nehmen nach Abklingen der Blutung an Intensität ab. Im Laufe der Jahre kann es jedoch durch die Entstehung von Gewebsnarben, Verklebungen und/oder entzündlichen Prozessen zu einer dauerhaften Persistenz (Fortbestehen) der Symptome kommen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome der Endometriose

Diagnose

In einigen Fällen kann die Diagnose schon durch die Schilderung der typischen, zyklusabhängigen Beschwerden gestellt werden.
Bei der routinemäßigen gynäkologischen Untersuchung kann sich dann der Verdacht auf Endometriose gegebenenfalls erhärten. So ist der Befall der Scheide und des Gebärmutterhalses direkt einzusehen und Druckschmerzhaftigkeit an speziellen Stellen bei der Untersuchung liefert dem Arzt/der Ärztin ebenfalls einen Anhalt. Auch eine Ultraschalluntersuchung durch die Scheide kann manchmal einen ersten Befund liefern.

Eine zuverlässige Diagnose kann jedoch oft nur per Bauchspiegelung erfolgen. Dabei wird durch den Bauchnabel ein Sichtgerät (Endoskop) eingeführt, mit dem die Organe des kleinen Beckens, also Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke, betrachtet werden können. Manchmal ist auch eine Blasen- oder Darmspiegelung notwendig, wenn ein Befall dieser Organe befürchtet wird und sie bei einer Bauchspiegelung verletzt werden könnten.

Behandlung

Die Ursachen für die Entstehung einer Endometriose sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Man geht davon aus, dass es sich bei der Endometriose um eine multifunktionale Erkrankung handelt, deren Entstehung durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren getriggert wird. Aus diesem Grund stellt sich die Behandlung bei vielen der betroffenen Patientinnen als äußerst schwierig dar. Eine direkte Entfernung der Ursachen kann bis heute nicht gewährleistet werden. Im klinischen Alltag konzentriert sich die Behandlung der Endometriose vor allem auf die Reduktion der Beschwerden und die Steigerung des Wohlbefindens der betroffenen Frauen. Symptomlose Formen der Endometriose bedürfen aus diesem Grund in den meisten Fällen keiner Therapie. Im Allgemeinen unterscheidet man bei der Therapie dieser gynäkologischen Erkrankung zwei Kategorien, die medikamentöse und die chirurgische Behandlung. Darüber hinaus spielen die sogenannte „Kinderwunschbehandlung“ und die psychosomatische Betreuung der betroffenen Patientinnen wichtige Säulen in der Therapie der Endometriose dar. In den meisten Fällen wählt der behandelnde Gynäkologe nicht zwischen medikamentöser und operativer Behandlung. Im klinischen Alltag hat sich die Kombination beider Methoden als am sinnvollsten erwiesen.

1. Operative Behandlung

Löst das Vorliegen einer Endometriose Einschränkungen der Fruchtbarkeit aus, sollte eine operative Behandlung in Erwägung gezogen werden. Die alleinige Gabe spezifischer Arzneimittel ist bei dieser Grundproblematik wenig sinnvoll. In der Regel erfolgt die chirurgische Behandlung der Endometriose laparoskopisch (Bauchspiegelung). Vorteile dieser minimal invasiven Behandlungsmethode sind die deutlich unauffälligeren Narben und Verwachsungen, der wesentlich kürzere Krankenhausaufenthalt und die schnellere Genesung. Nachteil der laparoskopischen Behandlung der Endometriose ist die vergleichsweise lange Operationsdauer. Alternativ kann auch eine offene Operationsmethode in Erwägung gezogen werden. Grundsätzlich verfolgen beide Behandlungsformen die gleichen Ziele:

  • Entfernung der verstreuten Gebärmutterschleimhautzellen
  • Wiederherstellung der normalen anatomischen Verhältnisse
  • Erhaltung der betroffenen Organe
  • Histologische Sicherung der Diagnose

Die Entfernung der versprengten Gebärmutterschleimhautzellen erfolgt während des operativen Eingriffes mit Hilfe eines Stromleiters, eines Lasers oder mit dem Skalpell. In vielen Fällen müssen während der chirurgischen Behandlung Teile des Eierstocks oder die Eileiter entfernt werden. Der Erfolg der operativen Behandlung der Endometriose kann durch eine sechs monatige Hormoneinnahme weiter verbessert werden. Bei Patientinnen, deren Familienplanung bereits abgeschlossen ist, kann die vollständige Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) die effektivste Therapiestrategie darstellen.

2. Medikamentöse Behandlung

Der medikamentöse Behandlungszweig umfasst bei Vorliegen einer Endometriose die Einnahme verschiedener Hormonpräparate. In den meisten Fällen werden Gestagene und/oder sogenannte GnRH-Analoga eingesetzt. Die Behandlungsdauer umfasst bei der konservativen Strategie einen Zeitraum von drei bis sechs (maximal zwölf) Monate. Grundprinzip der hormonellen Behandlung bei Endometriose ist die Senkung der körpereigenen Hormonproduktion. In diesem Zusammenhang spielt vor allem die Reduktion der Östrogen-Produktion (relativer Östrogenentzug) eine entscheidende Rolle. Bereits nach wenigen Monaten kann in vielen Fällen eine Rückbildung der Endometriose-Herde und eine damit einhergehende Linderung der Beschwerden nachgewiesen werden. Diese Behandlungsmethode eignet sich jedoch nicht bei jungen Frauen mit bestehendem Kinderwunsch.

Die am häufigsten verwendeten Hormonpräparate sind:

  • Gestagene (Gelbkörperhormone)
  • Orale Kontrazeptiva/ „Pille“ (v.a. monophasische Kombinationspräparate)
  • GnRH-Analoga (Wechseljahrshormone)

Darüber hinaus stellt die Schmerztherapie einen wichtigen Zweig in der medikamentösen Behandlung der Endometriose dar. Die Beschwerden im Bereich des Abdomens sind in den meisten Fällen sehr ausgeprägt. Aus diesem Grund müssen bei den betroffenen Patientinnen oftmals hochdosiertere Schmerzmittel eingesetzt werden. Gerade junge Frauen, die an einer Endometriose erkranken, erleiden aufgrund der chronischen Schmerzzustände häufig Verspannungen, Erschöpfungen und depressive Verstimmungen. Darüber hinaus stellt auch die Angst vor weiteren Schmerzen und/oder Einschränkung der Fruchtbarkeit ein ernstzunehmendes Problem bei Endometriose-Patientinnen dar. Aus diesem Grund kann der von den Frauen verspürte Leidensdruck enorm hoch werden. Die psychosomatische Behandlung sollte deshalb bei komplexer Krankheitsgeschichte nicht vernachlässigt werden.

3. Kinderwunschbehandlung

Da das Vorliegen von versprengten Gebärmutterschleimhautzellen die Fruchtbarkeit stark beeinflussen kann, wird der Kinderwunsch gerade bei jungen Patientinnen oftmals zum Problem. Endometriose-Herde können unter Umständen die Eileiter verschließen oder den Spermientransport in der Gebärmutter beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollte vor allem bei jungen Patientinnen mit bestehendem Kinderwunsch eine spezifische Kinderwunschbehandlung in Erwägung gezogen werden.

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Prognose

Auch nach operativer und medikamentöser Therapie kann es jederzeit wieder zu Beschwerden kommen, solange eine hormonelle Stimulation der betroffenen Areale vorhanden ist. Lässt die hormonelle Stimulation jedoch durch die Wechseljahre oder eine operative Entfernung der Eierstöcke nach, so ist mit einem massiven Nachlassen der Symptome zu rechnen.

Als unterstützende Maßnahme wird auch die Durchführung der sogenannten Mittelmeerdiät diskutiert, bei der ein Verzehr von reichlich Obst, Gemüse und ungesättigten Fetten in Form von Seefisch und Olivenöl propagiert wird.

Ernährung

Die Behandlung einer Endometriose gestaltet sich in vielen Fällen sehr schwierig. Mittlerweile geht man jedoch davon aus, dass die richtige Ernährung einen entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf und die von den betroffenen Patientinnen verspürte Symptomatik haben kann. Umfangreichen Studien zufolge sei eine Ernährung, die hauptsächlich auf Weizen und Zucker basiert, für den Krankheitsverlauf kontraproduktiv. Bei ungefähr 80 Prozent der Probandinnen ließ sich beobachten, dass der Verzicht auf Weizen und Zucker zu einer spürbaren Reduktion der Schmerzen beiträgt. Bei vielen der betroffenen Frauen verschwanden die Beschwerden sogar vollständig.

Diese Ergebnisse ermöglichen eine gezielte Umstellung der Ernährung bei Endometriose-Patientinnen. Beim Frühstück kann gewöhnliches Brot durch Buchweizen, Roggen oder Haferbrot ersetzt werden. Bereits diese geringfügige Umstellung der Ernährung kann das Wohlbefinden einer Endometriose-Patientin deutlich verbessern. Im Idealfall sollte während des Frühstücks hauptsächlich Obst verzehrt werden. Darüber hinaus können die durch die versprengten Gebärmutterschleimhautzellen verursachten Bauchschmerzen durch eine Reduktion der Zuckerzufuhr und den Verzicht auf Alkohol und Kaffee langfristig gelindert werden. Vor allem zuckerhaltige Getränke spielen bei der Umstellung der Ernährung bei Endometriose-Patientinnen eine entscheidende Rolle. Werden diese einfachen Grundregeln bezüglich der Ernährung befolgt, stellt sich in der Regel bereits nach wenigen Wochen eine kontinuierliche Besserung der Schmerzsymptomatik ein. Nach wenigen Monaten verschwinden die Beschwerden bei der Mehrzahl der betroffenen Frauen sogar gänzlich. Diesen neuen Erkenntnissen zufolge kann der Behandlungserfolg bei diesem Krankheitsbild durch die gezielte Umstellung der Ernährung um ein Vielfaches gesteigert werden.

Des Weiteren sollte in diesem Zusammenhang beachtet werden, dass eine schlechte Ernährung und damit einhergehendes Übergewicht als allgemeiner Risikofaktor für die Entstehung einer Endometriose gilt. Vor allem das durch wenig Bewegung und eine besonders ungesunde Ernährung hervorgerufene Bauchfett soll das Risiko der Endometriose-Entstehung um ein Vielfaches steigern. Grund dafür ist die Tatsache, dass eine Vielzahl der weiblichen Geschlechtshormone unter anderem im Fettgewebe synthetisiert werden. Durch jahrelange ungesunde Ernährung und wenig Bewegung setzt der Körper vermehrt Fett an und steigert folglich die Hormonproduktion. Dies kann unter Umständen die Versprengung von Gebärmutterschleimhautzellen provozieren und zu einer deutlichen Schmerzsymptomatik führen.

Liga

Die europäische Endometriose Liga ist eine Vereinigung, die dem Informationsaustausch und der wissenschaftlichen Erforschung des Krankheitsbildes der Endometriose dient. In regelmäßigen Abständen bietet die europäische Endometriose Liga spezielle Informationsveranstaltungen für betroffene Patientinnen und medizinisches Fachpersonal an. Über das Internetportal der europäischen Endometriose Liga können Fachinformationen gewonnen und direkte Fragen an den Expertenrat gestellt werden. Auf Grundlage dieses Portals (europäische Endometriose Liga) soll der Umgang mit dieser vergleichsweise wenig erforschten gynäkologischen Erkrankung vereinfacht werden. Darüber hinaus bietet die Internetseite der europäischen Endometriose Liga die Möglichkeit, geeignete Spezialisten aufzufinden, um für die jeweilige Patientin den bestmöglichen Behandlungsablauf einleiten zu können. Im Forum der europäischen Endometriose Liga können betroffene Frauen zudem miteinander in Kontakt treten.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.11.2008 - Letzte Änderung: 22.10.2021