Steißbeinbruch

Definition

Bei dem Steißbeinbruch handelt ich sich um einen Knochenbruch des Os coccygis (= Steißbein).
Das Os coccygis ist der unterste Knochen der Wirbelsäule und besteht aus 3-5 Wirbelkörperanteilen.
Diese Wirbelkörper sind jedoch durch eine Synostose (Synostose = Verschmelzung zweier Knochen) entwicklungsgeschichtlich miteinander knöchern verwachsen. Das Steißbein stellt für einige Muskeln und Bänder der Beckenregion den Ansatzpunkt dar.

Ursachen

Das Os coccygis kann am Gesäß ertastet werden und ist aufgrund seiner Lage anfällig für Brüche.
Durch einen Sturz oder einen harten Tritt gegen das Gesäß kann es daher schnell zu einem Steißbeinbruch kommen.
Weniger häufig erleidet man einen Steißbeinbruch nach andauernder Belastung des Knochens wie zum Beispiel nach langem Fahrrad fahren. Meistens geht der Steißbeinbruch in dem Fall mit einer vorliegenden Osteoporose einher. Mit Osteoporose wird das Krankheitsbild verringerter Knochendichte und Festigkeit beschrieben, die zu einer erhöhten Anfälligkeit von Brüchen der Skelettknochen führt.

Symptome

Betroffene Personen klagen nach einem Steißbeinbruch über sehr starke Schmerzen in der Gesäßregion. Diese Art von Schmerz wird auch als Kokzygodynie bezeichnet.
Charakteristisch dafür sind anfallsartig auftretende starke Schmerzen im Bereich des Os coccygis mit Ausstrahlung in Anal-, Lumbal –und Hüftregion, meistens ausgelöst durch einen Steißbeinbruch.
Anomalien des Steißbeins, Prellungen, schwere Verstopfungen oder Verletzungen während der Geburt können jedoch auch Auslöser der Kokzygodynie sein.
Nach einem Steißbeinbruch kommt es neben den Schmerzen primär oft zu Schwellungen und Hämatomen (Bluterguss). Bei einer rektalen Untersuchung durch einen Arzt kann eine schmerzhafte Verschieblichkeit des Steißbeins festgestellt werden.

Oft folgen dem Steißbeinbruch Beschwerden beim Stuhlgang, beim Geschlechtsverkehr und sogar beim normalen ruhigen Sitzen. Sobald es zu jeglicher Art von Anspannung der umliegenden Beckenmuskulatur kommt können Schmerzen provoziert werden, zum Beispiel wenn man niesen muss.

Schmerzen

Ein Steißbeinbruch verursacht starke Schmerzen an der betroffenen Gesäßregion. Die Schmerzen werden oft als dumpf und quälend beschrieben.
Stärkste Schmerzen werden auch unter dem Fachbegriff Kokzygodynie zusammengefasst. Hierbei treten anfallartige starke Schmerzen im Bereich des Os coccygis auf die bis in Anal-, Lumbal –und Hüftregion ausstrahlen können. Die Schmerzen der Kokzygodynie werden als stechend, ziehend und brennend beschrieben. Trotz der Ausstrahlung resultieren aus dem Steißbeinbruch relativ gut lokal definierbare Schmerzen im Rücken und Gesäß. Da das Os coccygis Ansatzpunkt für einige Muskeln und Bänder der Beckenregion ist, können darüber Zug –und Druckspannungen auf den Knochen übertragen werden. Dies löst zusätzlich starke Schmerzen aus.
Generelle Belastungen der betroffenen Region durch viel Bewegung und langem Sitzen verschlimmern die Schmerzintensität.

Die Schmerzen vor Behandlung des Steißbeinbruchs sind von denen danach abzugrenzen. In der Regel sind Patienten nach erfolgreicher Therapie beschwerdefrei. Schmerzen treten nur dann auf, wenn die konservative Behandlung nicht ausreichend ist. Langanhaltende Schmerzen sind daher immer wegweisend die Therapiewahl zu überdenken und anzupassen. Nach einer Operation können Narben und allgemeine Heilungsprozesse Schmerzen verursachen. Die Schmerzintensität sollte jedoch nicht mit der unmittelbar nach dem Knochenbruch vergleichbar sein. Die medikamentöse Therapie der Schmerzen ist vom Zeitpunkt des Krankheitsprozess unabhängig. Besonders gut geeignet sind Schmerzmittel (Analgetika) die neben der Schmerzlinderung auch entzündungshemmend wirken.

Diagnostik

Bei dem Verdacht auf einen Steißbeinbruch erfolgt zuerst einer Erörterung über den Hergang der Verletzung. Wenn von dem Patienten ein harter Sturz auf das Steißbein mit darauffolgenden lang anhaltenden, starken Schmerzen beschrieben wird, verhärtet sich die Diagnose des Steißbeinbruchs.
In der Regel erfolgt eine Palpation (=Untersuchung durch Betasten) des Os coccygis um eine Schmerzauslösung zu testen. Diese Palpation kann von außen oder transrektal erfolgen. Bei der transrektalen Untersuchung führt der Arzt einen Finger in den Anus ein und ertastet das am Ende der Wirbelsäule liegende Steißbein. Ist das Steißbein gebrochen entstehen hierbei durch leichte Bewegungen des Os coccygis starke Schmerzen.
Diese diagnostische Maßnahme allein reicht jedoch nicht aus um einen Steißbeinbruch zu befunden. Steißbeinluxationen, Prellungen oder Tumore sowie Verletzungen während der Geburt können ähnliche Schmerzen hervorrufen.
Daher ist es wichtig zusätzlich ein bildgebendes Verfahren hinzuziehen. Hier eignet sich besonders gut die Röntgendiagnostik. Es werden in der Regel 2 senkrecht zueinander stehende Röntgenaufnahmen des Steißbeins gemacht um den Knochen gut beurteilen zu können. Weitere diagnostische Maßnahmen müssen bei einem Steißbeinbruch in der Regel nicht ergriffen werden.

Therapie

Der Steißbeinbruch wird in der Regel konservativ (d.h. nicht operativ sondern das Gewebe des verletzten Organs erhaltend) therapiert.
Zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung können Analgetika (Schmerzmittel) eingenommen werden. Da die Schmerzen durch Druck auf das Steißbein provoziert werden, ist ein Ringkissen beim Sitzen zur Entlastung hilfreich.
Um den Druck zu reduzieren können des Weiteren Medikamente helfen, die den Stuhlgang weich halten. Prinzipiell sollte die betroffene Gesäßregion geschont und gekühlt werden. Sind diese Maßnahmen nicht erfolgsbringend und es tritt keine sichtliche Besserung der Symptomatik ein, muss der Steißbeinbruch operativ versorgt werden.

Operation

Bei dem Steißbeinbruch handelt es sich um eine Fraktur, die die Stabilität des Beckens nicht beeinträchtigt. Daher ist die Operation nicht zwingend notwendig und gilt nur als letzte Instanz wenn die konservative Therapie nicht hilft, was eher selten der Fall ist.
Nach einem Steißbeinbruch kommt es zu einer operativen Entfernung (Resektion) des betroffenen Knochens. Da es sich bei dem Os coccygis um den untersten Anteil der Wirbelsäule handelt ist die Entfernung dieses Knochens weitgehend unproblematisch. Eine Operation aufgrund eines Knochenbruchs geht allerdings immer mit einer Narbe einher.
Nach einer operativen Resektion des Steißbeins kommt es häufig zu Beschwerden an Operationsnarbe in Form von Wundheilungsstörung. Das hängt vor allem mit der Lokalisation der Narbe zusammen, da sie einer mechanische Belastung und Reibung ausgesetzt ist, die kaum gänzlich vermieden werden kann. Daher kann sich der Heilungsprozess verzögern. Die örtliche Nähe zum Anus mit potentiell infektiösem Stuhl setzt besondere hygienische Maßnahmen bei der Wundversorgung voraus.

Prognose

Der Steißbeinbruch stellt sich als eine unkomplizierte Fraktur ohne Stabilitätsminderung dar, sodass er in erster Linie konservativ versorgt werden kann.
Eine Behandlung darüber hinaus in Form einer operativen Resektion ist weniger häufig.
Prinzipiell sind beide therapeutischen Ansätze erfolgversprechend und können die Symptome, vor allem die Schmerzen, lindern. Oft entwickelt sich die Therapie jedoch zu einem langwierigen Prozess. Steht die Diagnose „Steißbeinbruch“ muss eine Entscheidung getroffen werden, ob die konservative Therapie bereits erfolgversprechend sein kann oder ob sofort operiert werden sollte. Entscheidet man sich für die konservative Therapie mit Schmerzmittel, Ruhigstellung und Ringkissen zu Entlastung kommt es manchmal entgegen der Erwartungen zu keiner Besserung der Symptome, sodass im Nachhinein doch zu einer Operation geraten wird.
Eine Garantie, dass die Operation die erwünschte Genesung mit sich bringt, gibt es wiederum nicht. Unerwünschte Wirkungen können Schmerzen durch die Operationsnarbe sein. Heilungsprozess sowie das Ansprechen auf die Therapie verlaufen sehr individuell.

Dauer

Der zeitliche Verlauf bei einem Steißbeinbruch ist sehr variabel.
Stark einsetzende Schmerzen nach einem schweren Sturz lässt die meisten Betroffenen eher den Arzt aufsuchen als wenn es subjektiv gesehen nur eine leichte Krafteinwirkung gab. Daher ist allein die Zeit mit der sich die Betroffenen unbehandelt mit den Symptomen quälen unterschiedlich. Die konservative Therapie kann innerhalb von wenigen Wochen die gewünschte Besserung bewirken. Durch mangelnde Konsequenz bezüglich der konservativen Maßnahmen kann sich der Heilungsprozess verlängern. Unabhängig davon gibt es immer wieder Patienten, die nach einem Steißbeinbruch chronische Beschwerden entwickeln, die sie ein Leben lang mit sich tragen.

Folgen

Die Folgen eines Steißbeinbruchs sind bei jedem Patienten sehr unterschiedlich. Allgemein kommt es darauf an, wie stark das Steißbein (Os coccygis) gebrochen wurde und ob der Patient dem Bruch anschließend richtig behandelt wurde.

Hat eine Patientin sich unter der Geburt das Steißbein gebrochen, ist dieses oftmals nur leicht beschädigt. In diesem Fall kann durch anschließende Bettruhe und das Vermeiden von Sitzen das Steißbein wieder völlig zusammenwachsen. In diesem Fall sind die Folgen des Steißbeinbruches oft nur minimal. Die Patientin leidet in den ersten Wochen unter Schmerzen beim Sitzen oder Fahrrad fahren, selten kommt es zu Schmerzen beim aufrechten Stehen. Starkes Pressen während des Stuhlgangs ist für die Patienten extrem schmerzhaft. Da dies außerdem dazu führen kann, dass das Steißbein durch den Druck nicht adäquat zusammenwächst, sollten Patienten auf leichte, ballaststoffreiche Kost umsteigen. Dies minimiert die Wahrscheinlichkeit lange mit den Folgen eines Steißbeinbruchs zu kämpfen.

Allgemein kommt es bei den meisten Patienten nach wenigen Wochen zu einer Heilung des Steißbeinbruches. Der Patient hat dann keine Schmerzen mehr und kann (anfangs nur mithilfe eines Sitzringes) auch wieder sitzen. Leider gibt es jedoch auch Patienten, die immer mit den Folgen des Steißbeinbruches leben müssen. Vor allem wenn das Steißbein komplett gebrochen ist, kann es über Monate hinweg zu Schmerzen kommen. Diese können dann in seltenen Fällen in chronische Schmerzen übergehen, die auch nach Jahren noch bestehen. Um chronische Schmerzen als Folge eines Steißbeinbruches zu vermeiden, gilt es, den Bruch ausreichend zu schonen. Dadurch können langwierige Folgen oftmals vermieden werden.

Geburt

Eine weitere Ursache kann der besondere Umstand bei der Geburt darstellen, da der Kopf des Kindes während dem Durchtritt im Geburtskanal gegen das Steißbein drückt.
Die umliegenden Muskeln und Bänder bilden zusammen mit dem Steißbein einen guten Widerstand. Dieser ist jedoch bei zu starken Druckkräften nicht immer ausreichend, sodass es in manchen Fällen zu einem Steißbeinbruch kommen kann.

Wann darf man nach einem Steißbeinbruch wieder Sport machen?

Wann ein Patient nach einem Steißbeinbruch wieder Sport machen darf, hängt sehr davon ab, wie jung der Patient ist und wie gut der Heilungsprozess des Steißbeins ist. Allgemein sollte der Patient erst dann wieder mit Sport beginnen, wenn er schmerzfrei ist. Wichtig ist hierbei, dass der Patient mit Steißbein-schonendem Sport, wie beispielsweise Schwimmen, beginnt. Fahrrad fahren oder Reiten stellt eine enorme Belastung für das Steißbein dar und sollte erst dann wieder gemacht werden, wenn der Patient absolut schmerzfrei ist.

Wann ein Patient wieder Sport machen kann, ist jedoch sehr unterschiedlich und muss individuell entschieden werden. Einige Patienten sind nach 3 Monaten komplett schmerzfrei und können dann wieder Sport machen. Andere Patienten hingegen haben auch nach einem Jahr noch Schmerzen im Steißbein und können deshalb nur Sportarten wie Aquagymnastik betreiben.

Da der Steißbeinbruch individuell sehr unterschiedlich verläuft, gibt es keine pauschale Angabe ab wann Sport nach dem Steißbeinbruch wieder möglich ist. Hier sollte der Patient also vor allem auf sich selber achten. Wichtig ist zu beachten, dass ein Steißbeinbruch komplett ausheilen muss damit es nicht zu Folgeschäden wie chronischen Schmerzen kommt. Deshalb ist unbedingt davon abzuraten, zu früh wieder sportlich aktiv zu werden, wenn die Fraktur noch nicht komplett verheilt ist.

  1. Steißbein - Os coccyxis
  2. Fünfter Lendenwirbel -
    Vertebra lumbalis V
  3. Darmbeinkamm - Crista iliaca
  4. Kreuzbein-Darmbein-Gelenk
    (Iliosakralgelenk, abgekürzt ISG)
    Articulatio sacroiliaca
  5. Hüftgelenk - Articulatio coxae
  6. Schambein - Os pubis
  7. Sitzbein - Os ischii
  8. Bandscheibe -
    Discus intervertebralis
  9. Darmbein - Os ilium
  10. Lenden-Kreuzband-Knick -
    Promontorium
  11. Kreuzbein - Os sacrum
  12. Schambeinfuge -
    Symphysis pubica

    Steißbeinschmerzen - Kokzygodynie
    a - Nervenschmerzen - Die Körperregion
    wird von Nervengeflecht
    (Plexus coccygeus) versorgt
    b - Entzündungen der Sehnen,
    Muskeln oder Knochen -
    chronische Belastungen oder Keime
    c - Enddarm und After, chronisch
    entzündliche Darmerkrankung
    (Colitis ulcerosa, Morbus crohn)
    d - Steißbeinbruch, Steißbeinprellung -
    Schwellung, Blutergüsse (durch
    Sturz, Tritt usw.)
    e - Schwangerschaft
    (hormonellen Veränderungen) -
    in der Regel im 1. und 3. Trimenon
    f - Sport - Verspannung der Bänder
    und Muskeln (z. B. Radfahren, Rudern)
    g - Langes Liegen - (ältere und
    bettlägerige Menschen)
    h - Mikrotraumen - langes Sitzen
    auf harten Stühlen
    i - Steißbeinentzündung - Rötung,
    Schwellung, Fistel (Sinus pilonidalis)

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.03.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024