Prellung Steißbein

Einleitung

Die Steißbeinprellung ist eine der häufigsten und schmerzhaftesten Verletzungen, die sich ein Mensch zuziehen kann. Besonders ältere Menschen und Sportler sind häufig von einer Steißbeinprellung oder auch einer Steißbeinfraktur (Bruch) oder -luxation (Verrenkung) betroffen.

Am unteren Ende der Wirbelsäule gelegen, ist das Steißbein, auch Os coccygis genannt, für zahlreiche Bewegungen verantwortlich. Nach einer Steißbeinprellung sind jedoch simple Tätigkeiten wie Laufen und vor allem Sitzen plötzlich nicht mehr möglich bzw. nur mit sehr starken Schmerzen durchführbar.

Eine Steißbeinprellung wird in der Regel medizinisch als harmlos eingestuft, kann für Patienten jedoch aufgrund der starken Schmerzen und der immensen Bewegungseinschränkung eine wahre Geduldsprobe darstellen. Starke Schmerzen und daraus resultierende Schlaflosigkeit sind häufige Symptome. In schweren Fällen kann sogar eine Krankschreibung für mehrere Wochen aufgrund von Arbeitsunfähigkeit notwendig werden.

Anatomie

Das Steißbein, auch Os coccygis genannt, ist Teil der unteren Wirbelsäule des Menschen. Es ist knöchern mit dem darüber liegenden Kreuzbein (Os sacrum) verbunden. Es bildet mit ihm eine Synostose, also eine knöcherne Verbindung zweier Strukturen. Das Steißbein selbst besteht aus 5 ursprünglich angelegten Wirbelkörpern, die bei den meisten Menschen jedoch zu einem einzigen Knochen verwachsen sind. Es ist als rudimentäres Überbleibsel des Schwanzes von Wirbeltieren anzusehen. Im Allgemeinen bildet das Steißbein Ansatzpunkt für viele Muskeln und Bänder, die vor allem für das Sitzen, Laufen und beugende Bewegungen notwendig sind. Fallen diese Muskeln aus oder können sie aufgrund zu starker Schmerzen nur teilweise verwendet werden, sind viele elementare Bewegungen wie das Aufstehen oder der aufrichte Gang nicht mehr möglich.

Aufgrund seiner Lage ist das Steißbein zwar vor alltäglichen Belastungen gut geschützt, jedoch kann es im Rahmen von Stürzen in starke Mitleidenschaft gezogen werden und zu schmerzhaften Prellungen führen. In schweren und eher seltenen Fällen kann es auch zu Brüchen (Steißbeinfrakturen) oder Verrenkungen (Steißbeinluxationen) kommen. Vor allem Steißbeinluxationen führen häufig zu Schwierigkeiten beim Gehen und müssen operativ behandelt werden, um zukünftige Schäden wie eine Arthrose zu vermeiden. Steißbeinfrakturen können in der Regel auch konservativ durch Ruhigstellung und Schmerzmittel therapiert werden. Nur selten ist eine Operation nötig. Typisch hier ist die Ausprägung eines großen Hämatoms am Gesäß, sowie eine abnorme Beweglichkeit der Steißwirbel.

Ursachen einer Steißbeinprellung

Eine Prellung oder auch Kontusion genannt, entsteht im Allgemeinen durch eine äußere stumpfe Gewalteinwirkung, die im Gewebe zur Zerreißung von Bindegewebsstrukturen (sogenannten Kollagenfasern) führt. Dies hat das Einströmen von Flüssigkeit und Blut zur Folge, was letztlich zu einer Hämatombildung führt. Dieses Hämatom wiederum drückt auf naheliegende Gefäße und Nerven und komprimiert diese. Dies äußert sich dann in den typischen Schmerzen und Taubheitsgefühlen. Je nach Schweregrad der Gewalteinwirkung unterscheidet man eine leichte Prellung (leichte Schmerzen, verschwindet nach wenigen Tagen von selbst), eine mittelgradige, sowie eine schwere Prellung.

Eine Steißbeinprellung entsteht in der Regel durch einen heftigen Sturz auf das Gesäß. Dies kann im Rahmen verschiedener Sportarten wie z.B. Eiskunstlauf, Ballsportarten oder auch Kampfsportarten auftreten. Auch ältere Menschen, die aufgrund ihrer Gangunsicherheit zu Stürzen neigen, sind häufig von einer Steißbeinprellung betroffen. Äußere Verletzungen sieht man definitionsgemäß nur selten, Schürfwunden oder kleine Hämatome können jedoch auftreten. Auch Fahrradfahrer, bei denen nur eine leichte, aber ständige Belastung des Steißbeins vorliegt, können auf lange Zeit gesehen von einer Steißbeinprellung oder einer Steißbeinfraktur betroffen sein.

Symptome einer Steißbeinprellung

Dominierendes Symptom einer Steißbeinprellung ist der starke Schmerz im Beckenbereich. Oft treten die Beschwerden bereits in Ruhe auf und verschlimmern sich bei Bewegung, was vielen Betroffenen wiederum das Gehen und Stehen unmöglich macht. Auch das Sitzen ist durch direkten Druck auf das Steißbein nur eingeschränkt bzw. gar nicht möglich. In schweren Fällen kann eine Steißbeinprellung auch im Liegen zu Schmerzen führen. Diese Schmerzen wiederum können zu Schlaflosigkeit, Schlafentzug und zu daraus resultierenden psychischen Belastungen wie Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche und sogar depressiven Verstimmungen führen. Auch Taubheitsgefühle, Muskelverhärtungen oder Prellmarken im Bereich des Steißes sind oft typische Begleitsymptome einer Steißbeinprellung.

Aufgrund der schlechten Möglichkeit einer Ruhigstellung des Steißbeins ziehen sich Heilungsprozess und Schmerzen über mehrere Wochen hinweg.

Dauer einer Steißbeinprellung

Die Dauer einer Steißbeinprellung ist individuell verschieden und hängt von vielen Faktoren wie Schweregrad der Prellung, Begleiterscheinungen und Alter der Betroffenen ab. Sie kann sich von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen ziehen und individuell schnell verschwinden. Üblicherweise wird aber eine Dauer von zwei bis sechs Wochen angenommen. Um die Beschwerdendauer jedoch möglichst gering zu halten, ist eine adäquate Therapie von Anfang an wichtig. Eine frühzeitige Kühlung und Einnahme von Schmerzmitteln ist wichtig, um Schmerzen schnellstmöglich zu bekämpfen und dem sogenannten Schmerzgedächtnis vorzubeugen.

In einigen Fällen können die Beschwerden einer Steißbeinprellung jedoch auch so stark sein, dass eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit mit Krankschreibung und Ruhigstellung notwendig wird.

Diagnostik

Eine Steißbeinprellung kann oft bereits durch eine genaue Anamnese und eine wegweisende körperliche Untersuchung diagnostiziert werden. Die Schmerzen sind meist eindeutig lokalisierbar und können durch vorsichtigen Druck im Gebiet des Steißbeins hervorgerufen werden. Sind vor allem Steißbeinspitze und der Übergang zwischen Steiß- und Kreuzbein auf Druck schmerzempfindlich, so ist der Verdacht auf eine Steißbeinprellung naheliegend.

Um eine Fraktur oder eine Ausrenkung auszuschließen, erfolgt ein rektales Tasten der Wirbelkörper. Lässt sich dort eine abnorme Beweglichkeit der Wirbel feststellen, so liegt der Verdacht auf eine Steißbeinfraktur (Bruch) nahe.

Im Zweifel sollte auch immer eine Röntgenaufnahme des Beckens erfolgen. Diese lässt einen Bruch des Steißbeins und andere mögliche Verletzungen sicher erkennen. In sehr seltenen oder sehr speziellen Fällen kann auch eine CT- oder MRT-Aufnahme von Nöten sein.

Therapie und Behandlung

Die Therapie einer Steißbeinprellung besteht vor allem in der Einnahme von Schmerzmitteln, wie Ibuprofen, Novalgin und Diclofenac. In schweren Fällen können auch leichte Opioide wie Tramal oder Tillidin verschrieben werden. Diese sollten jedoch als Reserve betrachtet werden und aufgrund ihrer abhängig-machenden Wirkung nicht allzu schnell verschrieben werden. Auch kühlende und abschwellende Salben können bei einer Steißbeinprellung zwischenzeitliche Linderung bringen und sollten eingesetzt werden. In schweren Fällen kann auch die Injektion (Einspritzen) von schmerzstillenden Medikamenten wie Lokalanästhetika und Cortison im Bereich der Nerven rund ums Steißbein erfolgen. Diese Methode ist zwar leicht schmerzhaft, führt aber zu einer deutlichen und länger anhaltenden Schmerzstillung.

Eine andere Möglichkeit, die Betroffene nutzen können, ist das sogenannte „Ringkissen“, welches Patienten beim Sitzen unter das Gesäß legen können. Aufgrund seiner besonderen Form und der hinteren Öffnung bedingt das Kissen eine Freilage des Steißbeins, was seine Entlastung und eine Schmerzlinderung verschafft.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten sind auch Akupunktur, Fangopackungen, Sitzbäder, sowie die Auflage von Kältekissen zur Kühlung. Bei der Akupunktur werden spezielle, dem Steißbein zugeschriebene Akupunkturpunkte, mit dünnen Nadeln punktiert. Dies kann nach mehreren Anwendungen eine gute Schmerzlinderung und Heilung bringen.

Prognose

Sollte zusätzlich zur Steißbeinprellung kein Bruch oder eine Verrenkung vorliegen, ist die Prognose einer Steißbeinprellung günstig. Nach adäquater Schmerztherapie, Schonung und Kühlung ist nach 2 bis 6 Wochen mit einem Abklingen der Schmerzen zu rechnen. Gerade Sportler sollten jedoch darauf achten die Schonungszeit von 2- 6 Wochen einzuhalten und keinen Sport zu treiben. Eine zu frühe Belastung kann zu Störungen in der Heilungsphase und dadurch zu einem verlängerten Heilungsprozess bis zu mehreren Monaten und Jahren führen. Dies wiederum kann langfristig mit Komplikationen und Bewegungseinschränkungen einhergehen.

Sollte ein komplizierter Steißbeinbruch oder eine Luxation (Verrenkung) vorliegen, so sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden, da Instabilitäten langfristig zu Schmerzen und einer Arthrose im Iliosacralgelenk führen können. Doch auch hier, ist die Prognose bei adäquater Therapie günstig.

Prophylaxe

Eine bestimmte Prophylaxe oder Vorbeugung einer Steißbeinprellung gibt es keine. Sportler sollten auf Stürze achten und versuchen diese anderweitig abzufedern (spezielle Rolltechniken). Ältere Menschen sollten auf stabiles Schuhwerk achten und versuchen Stürze zu vermeiden. Sollten Schmerzen länger als einige Tage anhalten, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, sodass eine mögliche Steißbeinfraktur oder eine Steißbeinverrenkung ausgeschlossen wird.

Ebenfalls sollten lange sitzende Tätigkeiten, die permanenten Druck aufs Steißbein auslösen, vermieden werden. Als Ausgleich sollte Laufsport betrieben werden.

Sollte bereits eine Steißbeinprellung bestehen, so sollte eine adäquate Therapie erfolgen und ein Auskurieren eingehalten werden. Dies kann zukünftige Komplikationen vermeiden.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Steißbeinprellung und ähnlichen Themen erhalten Sie auf folgenden Seiten:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.08.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021