Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft

Einleitung

Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist eine ernstzunehmende und behandlungsbedürftige Erkrankung, die in etwa einer von tausend Schwangerschaften auftritt. Ursache ist eine Entzündung des Wurmfortsatzes (Appendix) des Blinddarms (Caecum).

Entscheidend ist, dass die Erkrankung rechtzeitig erkannt und therapiert wird, wofür meist eine operative Entfernung des Wurmfortsatzes erforderlich ist. Bei rechtzeitiger Behandlung kann in der Regel eine Gefahr für Mutter und Kind abgewendet werden. Eine besondere Schwierigkeit der Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft besteht darin, dass das Leitsymptom rechtsseitiger Unterbauchschmerz durch eine Verlagerung des Blinddarms oftmals so nicht auftritt.

Wie gefährlich ist das?

Eine Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft bleibt dann, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird, in der Regel ohne langfristige Folgen für Mutter und Kind. Wird die Erkrankung jedoch zu spät festgestellt oder nicht schnell genug behandelt, besteht im schlimmsten Fall Lebensgefahr für beide.

Durch eine zunehmende Entzündungsreaktion des Wurmfortsatzes des Blinddarms kann es letztlich zu einem Durchbruch des Organs kommen, sodass Eiter und Stuhl in die Bauchhöhle eindringen. Dadurch kommt es zu einer Bauchfellentzündung die ohne Behandlung zum Tode von Mutter und Kind führen kann. Daher ist es wichtig, Anzeichen für eine Blinddarmentzündung ernst zu nehmen und sich im Zweifel frühzeitig ärztlich untersuchen zu lassen.

Dabei sollte man allerdings beachten, dass viele der möglichen Anzeichen für eine Blinddarmentzündung unspezifisch sind und gerade in der Schwangerschaft aufgrund von harmlosen Ursachen häufiger auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Übelkeit und Rückenschmerzen. Um den möglichen gefährlichen Verlauf einer Blinddarmentzündung abzuwenden sollte man daher auf die Signale des Körpers achten (ohne in ständiger Sorge vor einer schlimmen Erkrankung zu sein) und bei Unsicherheit rechtzeitig den Rat eines Arztes in Anspruch nehmen.

Anzeichen

Die ersten Anzeichen für eine Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft sind in der Regel sehr unspezifisch und können auch aufgrund einer harmlosen Ursache auftreten. Typisch sind Bauchschmerzen, die oftmals im Bereich des Nabels beginnen und sich dabei nicht exakt lokalisieren lassen. Im Verlauf wandern die Schmerzen dann häufig nach rechts.

Bei Nicht-Schwangeren sowie in den ersten Monaten der Schwangerschaft wandert der Schmerz typischerweise in den rechten Unterbauch und lässt sich da auch genau lokalisieren. Im Verlauf der Schwangerschaft wird der Darm einschließlich Blinddarm durch die anwachsende Gebärmutter nach oben verdrängt, sodass die Schmerzen auch höher auftreten können.

Neben einer Schmerzwanderung ist ein Wechsel des Schmerzcharakters von dumpf hin zu stechend und hell typisch. Bei manchen Schwangeren wird der Schmerz dagegen vor allem am Rücken wahrgenommen. Da Rückenschmerzen gerade in der Schwangerschaft ein häufiges Symptom mit meist harmloser Ursache sind, kann die Abgrenzung zu einem Anzeichen für eine Blinddarmentzündung schwierig sein. Meistens treten dabei aber noch zusätzlich Anzeichen wie Fieber, Übelkeit und Erbrechen auf.

Wer sich bei Beschwerden unsicher ist, ob es sich um Anzeichen für eine Blinddarmentzündung handeln könnte, sollte sich bei seinem behandelnden Frauenarzt vorstellen. Bei zunehmenden und ausgeprägten Beschwerden ist gegebenenfalls auch eine notfallmäßige Vorstellung bei einem Arzt oder direkt eine Verständigung des Rettungsdienstes angezeigt.

Weitere Informationen hierzu unter: Anzeichen einer Blinddarmentzündung

Symptome

Die Symptome einer akuten Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft sind in erster Linie Bauchschmerzen auf der rechten Seite. Zu Beginn der Schwangerschaft wandern diese meist vom Mittel- in den rechten Unterbauch. Ab etwa der 28. Schwangerschaftswoche kommt es durch die immer größere werdende Gebärmutter zu einer zunehmenden Verdrängung des Blinddarms in den Oberbauch, sodass die Schmerz auch dort lokalisiert sein können.

Weitere mögliche Symptome sind Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Häufig tritt auch Fieber auf, wobei die Differenz der im Enddarm gemessenen Temperatur zur im Mund gemessenen typischerweise erhöht ist. Im Verlauf nehmen die Symptome meist zu und können sogar zu einer brettharten Verspannung der Bauchdecke führen.

Besonders gefährlich ist es, wenn die Schmerzen schlagartig nachlassen, da dieses Symptom auf ein Platzen des Blinddarms hindeuten kann. Spätestens dann muss so schnell wie möglich operiert werden. Generell sollten Symptome wie neu aufgetretene oder zunehmende Bauchschmerzen in der Schwangerschaft daher frühzeitig durch eine ärztliche Untersuchung abgeklärt werden.

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Operation in der Schwangerschaft

Eine Operation bei einer Blinddarmentzündung ist möglich und häufig sogar unumgänglich, um eine Heilung zu erreichen. Der Eingriff erhöht zwar das Risiko für eine Fehl- oder Frühgeburt, jedoch kann es ohne Operation zu einem lebensgefährlichen Verlauf für die Mutter und damit auch für das Kind kommen.

Grundsätzlich kann in der Schwangerschaft das mittlerweile am häufigsten angewendete Verfahren mittels “Schlüssellochtechnik” (laparaskopisch) sowie das konventionelle offene Verfahren über einen Schnitt oberhalb der rechten Leiste angewendet werden. Generell bietet das laparaskopische Verfahren einige Vorteile, weshalb es heutzutage deutlich häufiger bei der Blinddarmentzündung gewählt wird. Neben einer schnelleren Wundheilung und weniger Wundheilungsstörungen sind die verbleibenden Narben nur sehr klein.

In der Schwangerschaft ist bei diesem Verfahren jedoch das Risiko für eine Frühgeburt etwas höher, sodass hier noch häufiger das offene Verfahren gewählt wird. Das Fehlgeburtsrisiko ist allerdings bei beiden Verfahren gleich.

Lesen Sie mehr hierzu: OP einer Blinddarmentzündung

Ursachen

Die Ursachen einer Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft unterscheiden sich in der Regel nicht von denen bei Patientinnen, die nicht schwanger sind. Der Wurmfortsatz des Blinddarms ist schlauchförmig, hat nur einen Durchmesser von wenigen Millimeter und endet blind. Dringen Darmbakterien in die Wand des Wurmfortsatzes ein, können diese eine Entzündungsreaktion auslösen.

Eine mögliche Ursache besteht zum Beispiel darin, dass die Öffnung des Wurmfortsatzes des Blinddarms zum Beispiel durch einen kleinen Kotstein verlegt wird. Eine weiterer Auslöser stellen Magen-Darm-Infekte dar, die die Blinddarmentzündung auslösen können. Zudem kann es zu einem Abknicken des Wurmfortsatzes kommen. Es wird vermutet, dass diese Ursache aufgrund der Verschiebung des Darms durch die größer werdende Gebärmutter gerade in der Schwangerschaft häufig zur Entstehung einer Blinddarmentzündung führt.

Diagnose

Die Diagnose einer Blinddarmentzündung wird generell und auch in der Schwangerschaft erster Linie anhand der klinischen Einschätzung des Chirurgen gestellt. Das bedeutet, dass der Arzt anhand des Zustandes der Patientin, der Befunde aus der körperlichen Untersuchung sowie der vorgetragenen Symptome einschätzt, ob eine Blinddarmentzündung wahrscheinlich ist.

Weitere diagnostische Maßnahmen wie eine Blutuntersuchung oder Ultraschall können dabei lediglich unterstützen aber keinesfalls zum Ausschluss oder Beweis der Erkrankung führen.

Eine Sicherung der Diagnose kann letztlich nur im Rahmen der Operation und gegebenenfalls durch die feingeweblich Untersuchung des entnommenen Wurmfortsatzes erfolgen.

Dauer

Eine Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft entwickelt sich meist innerhalb weniger Stunden bis Tage, wobei die Beschwerden in der Regel stetig zunehmen. Wenn die Dauer der Beschwerden über mehrere Tage bis Wochen liegt, ist eine andere, meist harmlose Ursache wahrscheinlicher.

Schmerzen in der Schwangerschaft sowie andere verunsichernde Symptome sollten dennoch rechtzeitig durch eine ärztliche Untersuchung abgeklärt werden. Wenn jedoch eine Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft festgestellt wird, sollte in der Regel möglichst ohne Zeitverzug eine notfallmäßige Operation durchgeführt.

Die Dauer des Eingriffs ist unterschiedlich und richtet sich nach dem Befund, der Lage des Blinddarms sowie dem gewählten Operationsverfahren. Normalerweise liegt die Operationsdauer aber unter einer Stunde. Im Anschluss muss die Patientin je nach Zustand für ein paar Tage im Krankenhaus bleiben.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021