Clexane und Alkohol - Verträgt sich das?

Einleitung

Clexane® ist der Handelsname für das Medikament Enoxaparin, das zur Gruppe der sogenannten niedermolekularen Heparine zählt.

Grob lassen sich zwei große Gruppen von Heparinen unterscheiden. Hierzu zählen neben den niedermolekularen Heparinen die unfraktionierten Heparine.
Niedermolekularen Heparine wirken gerinnungshemmend, indem sie die normale Blutgerinnung im menschlichen Körper beeinflussen.
Sie erhöhen die Wirkung von Antithrombin III um das tausendfache und dadurch dessen gerinnungshemmende Wirkung auf die Gerinnungsfaktoren Xa und IIa, wodurch die Gerinnungskaskade gehemmt wird.
Die Anwendung der niedermolekularen Heparine erfolgt als Spritze ins Fettgewebe.

Clexane®­ gibt es in verschiedenen Wirkstärken. Zur Anwendung kommen Fertigspritzen mit 20mg, 40mg, 60mg, 80mg oder 100mg Clexane®­.

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Je nach Dosis unterscheidet sich das Anwendungsgebiet.
Clexane®­ 20 mg findet beispielsweise nach Operationen bei solchen Patienten Anwendung, die ein niedriges oder mittleres Thromboserisiko aufweisen.
Hohe Dosen Clexane®­, also beispielsweise eine 80 mg Fertigspritze, kommen bei einer sogenannten tiefen Beinvenenthrombose, also einem Verschluss einer Beinvene durch ein Blutgerinnsel, zum Einsatz.

Die Verwendung von Heparinen im Allgemeinen und speziell von Clexane®­ kann zu gefährlichen Komplikationen führen.
Eine gefährliche und häufige Nebenwirkung der Therapie ist eine sogenannte Heparininduzierte Thrombozytopenie. Man unterscheidet einen ungefährlichen Typ I von einem gefährlichen Typ II, bei dem eine antikörpervermittelte Reaktion stattfindet, die zu Blutgerinnseln führen kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Clexane® Nebenwirkungen

Verträglichkeit von Clexane und Alkohol

Wenn man von Alkohol spricht, meint man in der Regel den Trinkalkohol, der auch als Ethanol bekannt ist.
Ethanol ist ein Rausch- und Genussmittel, das nach dem Verzehr in der Mundschleimhaut, dem Magen und dem Dünndarm aufgenommen wird. Der Aufnahmeprozess dauert in Abhängigkeit der Magenfüllung etwa eine Stunde.

Die Verstoffwechselung von niedermolekularen Heparinen wie auch Clexane® erfolgt hauptsächlich über die Nieren. Deshalb dürfen sie bei schwerer Niereninsuffizienz auch nicht verabreicht werden. Alkohol hingegen wird in der Leber zu einem Großteil über die Enzyme Alkoholdehydrogenase und Aldehyddehydrogenase verstoffwechselt. Ferner spielt das sogenannte mikrosomale Ethanol-oxidierende System (MEOS) beim Abbau von Alkohol eine Rolle, jedoch zu einem geringeren Anteil. Insbesondere bei höheren Alkoholkonzentrationen nimmt das MEOS an Bedeutung zu, da es gerade dann deutlich aktiver wird. Ein geringer Anteil an Alkohol wird auch über die Atmung ausgeschieden. Somit lässt sich sagen, dass Clexane® und Alkohol nicht über die gleichen Stoffwechselwege abgebaut werden und sich theoretisch nicht im gegenseitigen Abbau hemmen.
Prinzipiell können aber Arzneimittelinteraktionen mit Alkohol nie gänzlich ausgeschlossen und vorhergesagt werden. Deshalb sollte der Alkoholkonsum während der Einnahme von Clexane® vermieden werden. Lesen Sie mehr zum Thema unter: Clexane® Wechselwirkungen

Des Weiteren hängen die Arzneimittelinteraktionen natürlich auch von der Menge des konsumierten Alkohols ab. Unter einem mäßigen, gelegentlichen und daher risikoarmen Alkoholkonsum versteht man bei Frauen den Konsum von weniger als 12 Gramm Alkohol pro Tag und bei Männern einen Konsum von weniger als 24 Gramm Alkohol pro Tag, wobei pro Woche an mindestens zwei Tagen kein Alkohol konsumiert werden darf. 10 Gramm Alkohol entsprechen etwa einem Standard-Glas Sekt (0,1l) oder einem Standard-Glas Bier (0,25l).

Generell sollten Sie Ihren Arzt jedoch immer um Rat fragen, wenn Sie unter der Einnahme von Medikamenten wie Clexane® Alkohol konsumieren.

Bei einem chronischen Alkoholmissbrauch kommt es zu einer Leberverfettung und schließlich zu einem narbigen Umbau der Leber, was als Leberzirrhose bekannt ist. Da die Leber für die Herstellung von Gerinnungsfaktoren im Körper zuständig ist, kann es bei einer langfristig bestehenden Schädigung zu Problemen mit der Blutgerinnung kommen. Folglich steigt bei einem Mangel an Gerinnungsfaktoren das Risiko einer Blutung an - es können lebensgefährliche Blutungen auftreten. Folglich dürfen keine Medikamente zur Anwendung kommen, die die Blutgerinnung hemmen. Dies gilt somit auch für die Anwendung von Clexane®. Außerdem lassen die Koordination und der Gleichgewichtssinn unter Alkoholkonsum nach, was die Gefahr eines Sturzes und bei gleichzeitiger Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten wie Clexane® auch das Risiko für sehr gefährliche Blutungen erhöht. Deshalb sollte Alkoholkonsum vermieden werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Folgen von Alkohol

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema "Clexane und Alkohol" finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Medikamente finden Sie unter: Medikamente A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.06.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021