Heparin gehört zu den Antikoagulantien, das sind Blutgerinnungshemmer und werden zur Thromboseprophylaxe eingesetzt.
Heparin gehört zur Gruppe der Antikoagulantien (Blutgerinnungshemmer). Es ist ein im menschlichen und tierischen Organismus hergestelltes Molekül und wird unter anderem zur Prävention (Verhinderung) von Thrombosen (Bildung von Blutgerinnseln mit Verlegung von Blutgefäßen und nachfolgender Minderdurchblutung von Organen) eingesetzt.
griechisch.: Hämostase von Häma = Blut und Stasis = Stillung):
Die Blutgerinnung ist immer dann wichtig, wenn eine Verletzung von Gewebe stattgefunden hat. Sie macht das Blut sozusagen weniger flüssig, sodass die verletzte Stelle abgedichtet werden kann und die entstandene Blutung möglichst rasch sistiert. Es wird unterschieden zwischen einer primären Hämostase, bei der in erster Linie die Blutplättchen (Thrombozyten) eine Rolle spielen und einer sekundären Hämostase, bei der die sogenannten Gerinnungsfaktoren Hauptakteure sind. Sie werden mit römischen Zahlen beziffert (I-XIII), vorwiegend in der Leber gebildet und sorgen in einer Kaskade von hintereinandergeschalteten Aktivierungen dafür, dass Fibrinmoleküle sich zusammenlagern und ein unlösliches Netzwerk bilden, das – gemeinsam mit den Thrombozyten aus der primären Hämostase – die Wunde bestmöglich verschließt.
Wie fast jeder Prozess muss aber auch die Blutgerinnung streng kontrolliert werden. Denn wenn sie überschießend abläuft, also beispielsweise nach Wundverschluss nicht adäquat gestoppt wird, kann das zur Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) führen, der unter Umständen eine lebensgefährlich Embolie (Blockade eines Blutgefäßes mit nachfolgender Minderdurchblutung des betroffenen Organs) hervorrufen kann. Bekanntestes und gefürchtetes Beispiel hierfür ist wohl die Lungenembolie.
Um die Blutgerinnung in Grenzen zu halten und im richtigen Moment wieder abzuschalten, gibt es verschiedene Moleküle, unter anderem das Antithrombin III. Es bindet an verschiedene Gerinnungsfaktoren (insbesondere die Faktoren II und X) und inaktiviert diese somit. So kann die sekundäre Hämostase nicht mehr hinreichend ablaufen und die Gerinnung wird gestört. Heparin bindet an dieses Antithrombin III und verstärkt seine Aktivität, also seine gerinnungshemmende Wirkung.
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Heparin ist ein aus vielen aneinandergeketteten Zuckermolekülen aufgebautes Glykosaminoglykan. Man unterscheidet zwischen unfraktioniertem und niedermolekularem (also fraktioniertem) Heparin. Das unfraktionierte Heparin ist länger (besteht also aus mehr Zuckermolekülen, nämlich zwischen 40 und 50 Zuckereinheiten) als das niedermolekulare, welches aus weniger als 18 Zuckereinheiten besteht.
Heparin wird im menschlichen und tierischen Organismus hergestellt. Im Menschen wird es von den sogenannten Mastzellen synthetisiert und ausgeschüttet. Nach Entdeckung seines großen therapeutischen Nutzens (entdeckt wurde es 1916, das erste Mal am Menschen angewandt 1935) wurde begonnen, es aus Rinderlungen oder Schweindärmen zu extrahieren.
Es ist eines der am häufigsten zur Gerinnungshemmung eingesetzten Medikamente (denselben Zweck erfüllen auch die Cumarine wie z.B. Marcumar, sie wirken aber über einen anderen Mechanismus).
Heparin bindet an den Gerinnungs-Inhibitor Antithrombin III und verstärkt dessen gerinnungshemmende Wirkung. Je nach Kettenlänge wirkt es unterschiedlich und hat zum Teil auch andere Eigenschaften.
Unfraktioniertes Heparin ist langkettig und sorgt mit seiner Bindung an Antithrombin III für eine Hemmmung der Gerinnungsfaktoren II und X. Bei Behandlung mit diesem Heparin muss regelmäßig der Blutspiegel des Medikaments überwacht werden, da die Gefahr einer Überdosierung besteht. Folge wäre eine verstärkte Blutungsneigung (sozusagen durch eine „Verflüssigung“ des Blutes).
Einnahme: Eine Einnahme als Tablette (peroral) ist prinzipiell nicht möglich, da Heparin im Magen-Darm-Trakt nicht resorbiert wird. Deshalb wird es entweder intravenös (also mit einer Spritze in ein venöses Blutgefäß) oder subkutan (also mit einer Spritze ins Unterhautfettgewebe) appliziert. Unfraktioniertes Heparin hat die beste Verfügbarkeit bei der intravenösen Anwendung.
Niedermolekulares Heparin ist kurzkettig und hemmt mit seiner Bindung an Antithrombin III besonders den Gerinnungsfaktor X. Bei Behandlung mit niedermolekularem Heparin ist keine engmaschige Kontrolle des Blutspiegels notwendig.
Einnahme: Es wird subkutan gespritzt.
Beide Heparine bergen die Gefahr einer verstärkten Blutungsneigung. Bei einer Überdosierung von Heparin kann dessen Wirkung durch Protamin weitestgehend aufgehoben (antagonisiert) werden. Protamin ist also das Antidot (griechisch: antidoto – das dagegen Gegebene, also sozusagen das Gegengift) für Heparin.
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Heparin wird unter folgenden therapeutischen Gesichtspunkten eingesetzt:
Eine zumindest sehr vorsichtige Behandlung mit Heparin sollte erfolgen bei Patienten mit
Es gibt – neben den oben bereits erwähnten Cumarinen (orale Antokoagulantien, also Gerinnungshemmer, die als Tablette eingenommen werden können), deren Wirkung jedoch ein völlig anderer Mechanismus zugrunde liegt – weitere Substanzen, die eine Hemmung der Blutgerinnung herbeiführen können
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