Drehschwindel in der Schwangerschaft

Was ist ein Drehschwindel in der Schwangerschaft?

Ein Drehschwindel beschreibt eine Form des Schwindels, bei dem die Betroffenen das Gefühl verspüren, sie würden sich drehen und rotieren wie im Karussell. Er steht damit in Abgrenzung zum Schwankschwindel. In der Schwangerschaft kann ein Drehschwindel auf zahlreiche Ursachen zurückgeführt werden.

In den meisten Fällen liegen kleinere Fehlfunktionen des Herz-Kreislaufsystems vor, die durch vorübergehende hormonelle Einflüsse in Erscheinung treten können. Der Drehschwindel kann sehr unangenehm sein, die Schwangere nachts wach halten, mit weiteren Kreislaufbeschwerden einhergehen und in schweren Fällen Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsverluste auslösen.

Die Ursachen des Schwindels hängen zusätzlich stark vom jeweiligen Zeitpunkt der Schwangerschaft ab, da sich die Anforderungen an den Körper innerhalb der 9 Monate stark verändern können. Prinzipiell ist der Drehschwindel in der Schwangerschaft keine bedrohliche Erkrankung. Kommt es jedoch zu besonders schweren oder lang andauernden Symptomen, sowie einer begleitenden Ohnmacht, sollte dringend eine ärztliche Abklärung erfolgen.

Ursachen

Die Ursachen des Drehschwindels in der Schwangerschaft können auf unterschiedlich schwere und bedrohliche Erkrankungen zurückgeführt werden. Häufig stecken zudem harmlose physiologische Prozesse des Körpers hinter dem vorübergehenden Symptom. Auch das Stadium der Schwangerschaft beeinflusst wesentlich die zugrundeliegende Ursache des Drehschwindels.

In den ersten Monaten einer Schwangerschaft stecken primär hormonelle Veränderungen hinter den Kreislaufbeschwerden. Hormone wie das Progesteron können im Körper verschiedene Prozesse auslösen, wodurch es zu Blutdruckschwankungen und Veränderungen im Wasserhaushalt des Körpers kommen kann.

Ein zu geringer Blutdruck sowie ein mangelndes Blutvolumen können sich in Schwindelattacken und sogar Ohnmacht äußern. Besonders im Liegen oder nach schnellem Aufstehen können diese Probleme auftauchen.

Zusätzlich zu den hormonellen Prozessen können im Verlauf der Schwangerschaft die Größe und das Gewicht des Kindes zu weiteren Belastungen führen. Das Kind kann unter Umständen die untere Hohlvene im Körper der Mutter komprimieren, wodurch das venöse Blut nicht mehr ausreichend zum Herzen transportiert werden kann.

Auch hierdurch können teilweise schwere Kreislaufbeschwerden auftreten. Zusätzlich zu den bereits erheblichen Kreislaufbelastungen in der Schwangerschaft können einzelne harmlose, sonst ungefährliche Faktoren einen Drehschwindel verursachen.

Dies können etwa eine erhöhte Insulinausschüttung bei einem Schwangerschaftsdiabetes, eine Überhitzung durch heiße Bäder oder Sport, sowie Saunabesuche sein. Nicht selten kommt es in Folge der zahlreichen körperlichen Veränderungen zu einem psychogenen Schwindel, als psychische Reaktion auf den körperlichen Stress und die Belastungen.

Diagnose

Die Diagnose eines Drehschwindels in der Schwangerschaft wird vor allem klinisch gestellt. Das bedeutet, dass eine Anamneseerhebung sowie eine kurze körperliche Untersuchung oftmals ausreichen, um eine Diagnose zu stellen. Ein leichter Drehschwindel, der hin und wieder auftritt, bietet keinen Grund zur Sorge in einer Schwangerschaft.

Hierzu zählen vor allem typische Faktoren wie schnelles Aufstehen, Liegen, Anstrengung, sowie psychischer Stress, die bei der Anamnese erhoben werden. Auch in der Praxis können die Schwindelsymptome durch schnelles Aufstehen häufig provoziert werden. Sehr starke Symptome oder eine begleitende Ohnmacht sind jedoch ein Anlass für weitere Diagnostik.

Hierzu zählen vor allem eine Blutdruckmessung, sowie eine Blutuntersuchung. Ein niedriger Blutdruck oder eine Blutarmut können dadurch diagnostiziert und anschließend behandelt werden.

Weitere begleitende Symptome

Abhängig von der Ursache des Drehschwindels in der Schwangerschaft können sich weitere Begleitsymptome hinzu gesellen. Die häufigste Form des Drehschwindels ist auf einen niedrigen Blutdruck zurückzuführen, während das Blut gleichzeitig in den Venen der Beine versackt.

Neben dem niedrigen Blutdruck und dem Drehschwindel kann es zu Müdigkeit, Gangunsicherheit, verschwommener Sicht und einem Herzrasen kommen. Selten kann es auch zu Wassereinlagerungen und einem Anschwellen der Beine kommen.

Tritt zusätzlich eine Ohnmacht auf, muss dringend eine ärztliche Abklärung erfolgen, da es sonst zu Schäden der Mutter und des Kindes kommen kann. Ein starkes Schwitzen kann hingegen auf eine Überhitzung hindeuten. Insbesondere stressige Arbeiten, Aufenthalte in der Sonne oder Sport sollten in diesen Fällen unterlassen werden.

Begleitende Symptome wie starker Durst oder Heißhunger können sich im Falle eines Schwangerschaftsdiabetes anschließen.

Behandlung

Die Behandlung muss von der Schwere der Symptome und der zugrundeliegenden Ursache abhängig gemacht werden. Die meisten Fälle von Drehschwindel bedürfen keiner Therapie, da sie lediglich vorübergehend und selbstlimitierend sind.

Mit dem Ende der Schwangerschaft hört der Schwindel in fast allen Fällen umgehend auf. Um den Schwindel mit schwereren Folgen, wie einer plötzlichen Ohnmacht, weitestgehend zu kontrollieren, muss die Schwangere auf ihre körperliche Verfassung achten und auslösende Faktoren vermeiden.

Dazu zählt, hohe Belastungen, Hitze und Stress zu meiden und dem Körper an schweren Tagen Schonung zu gönnen. Die wichtigsten alltäglichen Maßnahmen sind, ausreichend zu trinken und zu essen und regelmäßig zu schlafen.

Aufgrund der Mehrbelastung und der Versorgung des Kindes erhöhen sich die Trink- und Nahrungsmengen, die eine Schwangere zu sich nehmen sollte. Bestehen komplexere Stoffwechselerkrankungen wie ein Schwangerschaftsdiabetes oder eine Blutarmut, muss gegebenenfalls zusätzlich eine ärztliche angeleitete Behandlung gegen die zugrundliegende Ursache erfolgen.

Dauer

Die Dauer der Schwindelsymptomatik kann stark variieren. Typischerweise können während der gesamten Dauer der Schwangerschaft wiederkehrende Drehschwindel auftreten, die insgesamt jedoch harmlos sind. Eine Schwindelattacke sollte im Normalfall nicht länger als wenige Minuten andauern.

Weiterhin bestehen in der Schwangerschaft oft deutliche Tagesschwankungen in Hinsicht auf die Schwere der Symptomatik. Zwischen Tagen mit deutlichem Drehschwindel treten im Regelfall immer wieder symptomfreie Tage auf. Mit dem Ende der Schwangerschaft hört der Drehschwindel oft schlagartig auf.

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf ist sehr variabel und in der Schwangerschaft nicht vorhersehbar. Die starken hormonellen Schwankungen können permanent dazu führen, dass Symptome plötzlich auftreten.

Im Normalfall liegen zwischen den Schwindelattacken immer wieder symptomfreie Tage. Über Wochen andauernde Drehschwindel mit begleitenden Symptomen sollten aus diesem Grunde ärztlich abgeklärt werden.

Kann Drehschwindel ein Schwangerschaftsanzeichen sein?

Ein Drehschwindel kann auch ein erstes Anzeichen einer Schwangerschaft sein. In Kombination mit Erbrechen und Übelkeit ist ein Schwindel sogar ein sehr häufiges Symptom in den ersten Wochen einer Schwangerschaft.

Schuld daran sind die plötzlichen hormonellen Veränderungen, die in den ersten Wochen der Entwicklung des Embryos auftreten.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schwangerschaftsanzeichen

 

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen zum Thema Drehschwindel in der Schwangerschaft finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.03.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021