Entzündungshemmer

Einleitung

Entzündungshemmer sind Medikamente, die eine Entzündung des Körpers unterdrücken sollen. Somit finden sie immer dann eine Anwendung, wenn eine Entzündungsreaktion im Körper stattfindet und diese Reaktion unterdrückt werden soll. Entzündungsreaktionen finden bei sehr vielen Erkrankungen statt, wie beispielsweise bei einer Allergie, einer Rheumatoiden Arthritis oder auch einer Bronchitis.

Entzündungshemmer sind auch als sogenanntes Antiinflammatorika oder Antiphlogistika bekannt. Man unterscheidet im Allgemeinen steroidale, nichtsteroidale und pflanzliche Entzündungshemmer. Am bekanntesten und sind die nichtsteroidalen Antiphlogistika, die so genannten NSAIDs. Diese werden im Allgemeinen auch am häufigsten eingesetzt.
Wichtigste Vertreter dieser Gruppe sind Aspirin®, Ibuprofen, Diclofenac, sowie die Coxibe. Beispiele für die Gruppe der steroidalen Antiphlogistika sind Dexamethason oder Prednisolon. Das Öl aus der Arnikapflanze ist beispielsweise ein bekanntes pflanzliches Antiinflammatorikum.

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Steriodale Entzündungshemmer

Darreichungsform und Dosierung

Steroidale Entzündungshemmer können prinzipiell als Tablette, intravenös über die Vene, als Aerosol eingeatmet, als Creme, oder auch in ein Gelenk gespritzt werden. Die Art der Darreichungsform sowie die Dosierung richtet sich nach der zu behandelnden Erkrankung sowie den pharmakologischen Eigenschaften des Wirkstoffs.
Steroide kommen fast in der gesamten Medizin zum Einsatz. Unter anderem werden Steroide in der Rheumatologie, Pneumologie (Lungenheilkunde), Dermatologie (Hautheilkunde), Hämatologie-Onkologie, Neurologie (Nervenheilkunde), Infektiologie, Augenheilkunde, Gastroenterologie und Nephrologie eingesetzt.

So wird beispielsweise während eines Schubs einer rheumatoiden Arthritis 50 mg Prednisolon als Tablette eingenommen. Möchte man lediglich eine lokale Therapie durchführen, dann ist die Gabe von 10-40 mg Triamcinolon direkt in das Gelenk mit einer Spritze angezeigt.

Zudem werden Steroide auch zur Substitutionstherapie benutzt, um bei einer Nebenniereninsuffizienz, wenn also die Nebenniere nicht mehr ausreichend das körpereigene Hormon Cortisol produzieren kann, einen ausreichenden Spiegel an Steroiden im Körper zu gewährleisten.

Wirkweise

Steroidale Entzündungshemmer wirken auf verschiede Art und Weise. Zunächst binden sie an die körpereigenen Glucocorticoid-Rezeptoren. Somit greifen sie in die Regulation von entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Proteinen ein, wodurch sie schließlich wie die nichtsteroidalen Antiphlogistika die sogenannte Cyclooxygenase Typ II hemmen. Dies wiederum führt zu einer Abnahme von Entzündung, Fieber, Schwellungen und Schmerzen.

Wechselwirkungen

Steroidale Entzündungshemmer weisen eine Reihe von Wechselwirkungen auf, die beachtet werden müssen. Für Prednisolon gilt, dass die Wirkung durch Östrogene, wie sie in der „Pille“ enthalten sind, verstärkt werden kann. Die Wirkung abschwächen können hingegen Medikamente wie das Antibiotikum Rifampicin.

Darüber hinaus ist bekannt, dass Steroide beziehungsweise Prednisolon die Wirkweise und die Nebenwirkungen anderer Medikamente beeinflussen können. So kommt es unter der gleichzeitigen Einnahme von Steroiden und nichtsteroidalen Antiphlogistika zu einer höheren Anzahl an Magen-und Darmgeschwüren. Daher ist hier besonders auf neu auftretende Magenschmerzen zu achten.

Die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika wird hingegen durch die zeitgleiche Einnahme von Steroiden reduziert.

Kontraindikationen

Steroidale Entzündungshemmer haben recht wenige absolute Gegenanzeigen. Lediglich bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder dessen sonstige Inhaltsstoffe dürfen die steroidalen Entzündungshemmer nicht eingenommen werden. Jedoch gibt es eine Vielzahl an Vorsichtsmaßnahmen, die bei einer Behandlung mit einem steroidalen Entzündungshemmer beachtet werden müssen.

Da diese Gruppe der Entzündungshemmer eine Herunterregulierung des Immunsystems bewirkt, muss eventuell begleitend eine antiinfektiöse Therapie durchgeführt werden. Dies trifft zum Beispiel für eine gleichzeitige akute Infektion mit Herpes Zoster zu. Ferner kann durch die Entzündungshemmung die laborchemische Diagnostik einer Infektion erschwert sein. Auch bei Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus ist eine Überwachung anzuraten. Prinzipiell ist eine Therapie mit einem steroidalen Entzündungshemmer stets ausreichend durch einen Arzt zu überwachen.

Nebenwirkungen

Steroidale Entzündungshemmer haben eine große Anzahl an Nebenwirkungen. Unter anderem kann als Nebenwirkung eine Gewichtszunahme, eine Ödembildung sowie ein Diabetes mellitus auftreten. Ferner kann es zu Magen- und Darmbeschwerden kommen, die vor allem in Form von Magengeschwüren auftreten können.

Auch das Blutbild kann sich nach langer Einnahme von Steroiden ändern, sodass es vor allem zu einer Erhöhung der Leukozyten kommt. Die Augen können ebenso von den Nebenwirkungen betroffen sein. Unter Steroideinnahme kann es zu einem grauen und grünen Star kommen. Außerdem kann die Psyche beeinträchtigt werden, da als Nebenwirkung eine Depression bekannt ist.

Nichtsteroidale Entzündungshemmer

Darreichungsform und Dosierung

Nichtsteroidale Antiphlogistika können prinzipiell ebenso als Tablette, intravenös über die Vene oder als Creme gegeben werden. Grundsätzlich finden nichtsteroidale Antiphlogistika Verwendung bei der Behandlung von Schmerzen und Entzündungen. Auch hierbei richtet sich die Art der Darreichungsform sowie die Dosierung nach der zu behandelnden Erkrankung.

Bei einer Prellung eines Körperteils führt man beispielsweise eine lokale Salbenanwendung mit Diclofenac (Voltaren®) durch. Bei einem Morbus Bechterew kann beispielsweise dreimal täglich 800mg Ibuprofen eingenommen werden. Diese Art der Entzündungshemmer ist in der Bevölkerung am weitesten verbreitet, zum Beispiel bei der Behandlung von Kopfschmerzen oder auch Gelenkschmerzen.

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Wirkweise

Nichtsteroidale Antiphlogistika bewirken über eine Hemmung der so genannten Cyclooxygenase Typ I und II eine Hemmung der Prostaglandin-Synthese. Prostaglandine gehören zu Gruppe der Gewebshormone und fördern normalerweise die Entstehung einer Entzündung oder den Anstieg von Fieber. Wird die Produktion dieser Hormone nun gehemmt, kommt es zu einer Abnahme von Entzündung, Fieber, Schwellungen und Schmerzen. Zudem hemmen nichtsteroidale Antiphlogistika die Thrombozytenaggregation, wodurch die Blutgerinnung beeinflusst wird, was unter anderem bei der Therapie der koronaren Herzkrankheit genutzt wird.

Wechselwirkungen

Nichtsteroidale Antiphlogistika bewirken eine Vielzahl an Wechselwirkungen, die beachtet werden müssen. Es ist bekannt, dass nichtsteroidale Antiphlogistika ebenfalls die Wirkweise und die Nebenwirkungen anderer Medikamente beeinflussen können. So kommt es unter der gleichzeitigen Einnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika und Steroiden zu einer höheren Anzahl an Magen-und Darmgeschwüren.

Zudem können nichtsteroidale Antiphlogistika eine Abschwächung der Wirkung von Diuretika (Entwässerungsmedikamente) und Antihypertensiva (Blutdrucksenkende Medikamente) bewirken.

Außerdem ist die gleichzeitige Einnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika und Alkohol nicht zu empfehlen, da es zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen kommen kann.

Kontraindikationen

Besonders die nichtsteroidalen Antiphlogistika haben eine Vielzahl an zu beachtenden Gegenanzeigen. Nichtsteroidale Antiphlogistika sollten nicht bei einer Überempfindlichkeit gegenüber der Wirkstoffgruppe eingenommen werden. Trat bei einer Einnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika ein Asthmaanfall oder Luftnot auf, dann darf diese Gruppe von Medikamenten nicht mehr eingenommen werden. Bei bestehenden Magen- und Darmblutungen oder in der Vergangenheit wiederholt aufgetretenen Magenschleimhautentzündungen sowie Magengeschwüren dürfen nichtsteroidale Antiphlogistika nicht benutzt werden.

Sollten die Behandlung mit dieser Medikamentengruppe doch nötig sein, so sollte man zusätzlich ein Medikament zur Hemmung der Magensäure einnehmen um die Schleimhaut zu schützen. Diese Medikamente werden Protonpumpeninhibitoren genannt (beispielsweise Omeprazol oder Pantoprazol).

Ebenso ist eine Blutgerinnungsstörung eine Gegenanzeige für eine Einnahme von nichtsteroidalen Entzündungshemmern. Außerdem dürfen Entzündungshemmer vom Typ der nichtsteroidalen Antiphlogistika nicht bei Herzerkrankungen wie einer schweren Herzinsuffizienz oder koronaren Herzkrankheit eingenommen werden. Bei anderen schweren Organdefekten wie bei schweren Leber- oder Nierendefekten dürfen diese ebenfalls nicht eingesetzt werden.

Nebenwirkungen

Nichtsteroidale Antiphlogistika haben eine Vielzahl an Nebenwirkungen, die je nach Dosis und Patient unterschiedlich ausfallen können. Am häufigsten treten Nebenwirkungen des Magen-Darm-Trakts auf. Hierbei kann es vor allem zu Magengeschwüren kommen, die in der Folge zu einem Magendurchbruch sowie zu einer Blutung führen können. Zudem kommt es häufig zu Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Verstopfungen und Magenschleimhautentzündungen. Ferner treten Nebenwirkungen im Bereich des Herzkreislaufsystems auf. Oftmals kommt es zu Ödemen, Bluthochdruck sowie einer Herzinsuffizienz unter der Einnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika. Eine weitere wichtige Nebenwirkung ist das erhöhte Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen.

Pflanzliche Entzündungshemmer

Darreichungsform und Dosierung

Es gibt eine Vielzahl an pflanzlichen Entzündungshemmern, die in unterschiedlicher Art und Weise verabreicht und dosiert werden müssen. Arnika ist beispielsweise ein bekanntes pflanzliches Antiinflammatorikum, das oft in Salbenform verabreicht wird. Hierbei reibt man die Arnika-Salbe ein bis zweimal täglich ein.

Wirkweise

Über das pflanzliche Antiinflammatorikum Arnika ist kein spezieller Wirkmechanismus bekannt. Dies gilt jedoch nicht für alle pflanzlichen Entzündungshemmer, sondern ist bei jedem pflanzlichen Inhaltsstoff unterschiedlich. Vermutlich wirkt Arnika, wobei der Pflanzeninhaltsstoff Helenalin eine wichtige Rolle spielt, über die Hemmung von so genannten Zytokinen. Zytokine sind ebenfalls Gewebshormone, die normalerweise eine Entzündung im Körper begünstigen.

Wechselwirkungen

Über das pflanzliche Antiinflammatorikum Arnika sind keine Wechselwirkungen bekannt. Dies gilt jedoch nicht generell für alle pflanzlichen Entzündungshemmer, sondern ist bei jedem pflanzlichen Inhaltsstoff unterschiedlich und sollte daher immer nachgelesen werden.

Kontraindikationen

Ein bekanntes klassisches pflanzliches Antiinflammatorikum ist beispielsweise die Arnikapflanze. Dieser pflanzliche Entzündungshemmer darf auf keinen Fall bei einer Überempfindlichkeit gegenüber diesem Wirkstoff eingenommen werden. Besteht beispielsweise eine Überempfindlichkeit gegen Kamilleblüten oder Erdnussöl, dann darf Arnika ebenso nicht verabreicht werden. Ferner sollten Arnikapräparate nicht auf geschädigter Haut angewendet werden. Außerdem sollte Arnika nicht bei Kindern unter einem Jahr zur Anwendung kommen.

Nebenwirkungen

Über das pflanzliche Antiinflammatorikum Arnika sind einige wenige Nebenwirkungen bekannt. Diese gelten jedoch nicht für alle pflanzlichen Entzündungshemmer, sondern sind auch hier wieder bei jedem pflanzlichen Inhaltsstoff unterschiedlich. Es können bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Arnika oder Erdnussöl allergische Hautreaktionen auftreten. Treten also Hautrötungen, Juckreiz oder eine Schwellung auf, so sollte die Gabe von Arnika eingestellt werden und ein Arzt aufgesucht werden.

Verstoffwechselung

Die Verstoffwechslung eines Medikaments ist unter anderem davon abhängig, ob es beispielsweise als Tablette eingenommen, über die Vene gespritzt, als Salbe aufgetragen oder inhalativ verabreicht wurde.

Für das Steroid Prednisolon, das als Tablette eingenommen wird, gilt beispielsweise, dass es seine maximale Konzentration im Blut nach etwa zwei Stunden erreicht, nachdem es im Magen und Darm aufgenommen wurde. Im Blut bindet es sich dann an verschiedene Eiweiße wie Albumin. In der Leber angekommen, wird es dann in hormonell inaktive Produkte umgewandelt. Diese inaktiven Produkte werden über die Niere ausgeschieden. Wichtig zu beachten ist, dass die Wirkdauer von Prednisolon mit 18-36 Stunden wesentlich länger ist als die Nachweisbarkeit im Blut. Bei schweren Leberschädigungen ändern sich diese Zeiten. Inhaliert man Prednisolon, so entfaltet sich seine Wirkung zum allergrößten Teil auch nur in den Bronchien und nicht im gesamten Körper. Dies ist wichtig im Bezug auf die Nebenwirkungen, die normalerweise bei der Einnahme von Steroiden auftreten.

Das nichtsteroidale Antiphlogistikum Diclofenac, das als Tablette aufgenommen wurde, erreicht in der Regel nach zwei Stunden seine höchste Konzentration im Blut. Es wird vor allem vom Darm aufgenommen. Nach der Darmpassage wird ein Großteil des Diclofenacs in der Leber inaktiviert, was als so genannter First Pass Effekt bekannt ist. Etwa 30% des Wirkstoffes werden über den Darm und den Kot und etwa 70% über die Niere ausgeschieden.

Wird Diclofenac in den Muskel gespritzt, erreicht es seine höchste Konzentration im Blut bereits nach etwa 15 Minuten. Bei einer Gabe als Zäpfchen ist die höchste Konzentration nach einer halben Stunde erreicht.

Über das pflanzliche Antiinflammatorikum Arnika ist keine spezielle Verstoffwechslung bekannt. Dies gilt jedoch nicht für alle pflanzlichen Entzündungshemmer, sondern ist bei jedem pflanzlichen Inhaltsstoff unterschiedlich.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.04.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021