Protonenpumpenhemmer (PPI)

Synonyme im weiteren Sinne

  • Protonenpumpeninhibitoren
  • PPI
  • Magensäureblocker
  • Nexium® MUPS
  • Agopton®
  • Lansogamma®
  • Lansoprazol-ratiopharm
  • Antra® MUPS
  • Omegamma®
  • Omep®
  • Omeprazol STADA
  • Ulcozol®
  • Pariet®
  • Pantozol®
  • Pantoprazol®
  • Rifun®

Definition

Protonenpumpeninhibitoren (kurz: PPI;= Protonenpumpenhemmer) sind sehr wirkungsvolle Medikamente zur Behandlung Magensäure bedingter Beschwerden wie Sodbrennen, Speiseröhrenentzündungen oder Magengeschwüren. Protonenpumpenhemmer (PPI) blockieren die Funktion Magensäure produzierender Zellen. Beschwerden werden somit gelindert und Entzündungen können besser abheilen. Zudem können PPI der magenschädigenden Wirkung von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) entgegenwirken.

Was sind Protonenpumpen?

Protonenpumpen, auch Protonen-Kalium-ATPasen genannt, sind Magensäure produzierende Einheiten der Magenwand (Siehe Anatomie Magen). Man findet sie in den sogenannten Belegzellen. Protonenpumpen transportieren, wie der Name vermuten lässt, Protonen in den Mageninnenraum. Je höher die Anzahl der Protonen, umso stärker die Magensäure. Die Protonenanzahl ist ein Maß für die Säurestärke und wird durch den sogenannten pH-Wert ausgedrückt (Skala 1-14). Je kleiner der pH-Wert ist, umso höher ist die Protonenkonzentration und die Säurestärke. Im Magen herrscht normalerweise ein pH-Wert von 1,5, also ein sehr saures Milieu.

Magensäure-bedingte Erkrankungen

Magensäure ist notwendig für die Verdauung von Eiweiß aus der Nahrung. Außerdem können Verdauungsenzyme wie Pepsin nur in saurem Milieu effektiv arbeiten. Zudem wird die Nahrung durch Magensäure von Keimen desinfiziert.
Die Magenwand ist mit einem säureunempfindlichen Schutzfilm ausgekleidet, damit sich der Magen nicht selbst verdaut. Bestimmte Medikamente, wie die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), können diesen Schutzfilm angreifen. So kann es zur Entzündung der Magenwand kommen (Gastritis, Ulcus ventriculi).
Die Speiseröhre ist vom Magen durch ein „Ventil“, dem Ösophagussphinkter getrennt, damit der saure Speisebrei nicht zurückfließt. Passiert dies doch, macht sich die Reizung der säureempfindlichen Speiseröhre als Sodbrennen bemerkbar (siehe auch Refluxkrankheit/ Reflux). Leidet ein Patient öfter an Sodbrennen, kann die permanente Reizung der Speiseröhrenschleimhaut zu einer Entzündung führen (Refluxösophagitis).

Abbildung Sodbrennen

  1. Speiseröhre (Ösophagus)
  2. Magen

Das Ausschnittsbild zeigt den undichten Mageneingang, der ein Rückfluß von saurem Speisbrei die Speiseröhre ermöglicht.

Anwendung von Protonenpumpeninhibitoren

Sodbrennen ist ein unangenehmes Symptom, welches in unterschiedlicher Ausprägung auftreten kann. Leichte Formen lassen sich meist durch Änderung der Lebensweise und der Einnahme von Antacida (Magensäure bindende Medikamente) therapieren. Treten säurebedingte Magenbeschwerden und Sodbrennen jedoch relativ häufig auf, sollten Sie die Ursache ärztlich abklären lassen. Sie könnten an einer therapiebedürftigen Grunderkrankung leiden, bei der Antacida keine effektive Therapie darstellten. Hier kommen meist Protonenpumpenhemmer zum Einsatz. Diese sind in der Apotheke im Gegensatz zu Antacida nicht frei verkäuflich, da sie einer ärztlichen Diagnose bedürfen! Protonenpumpenhemmer (PPI) hemmen die Magensäureproduktion. Durch den geringen Säuregehalt des Magens lassen Sodbrennen und Magenschmerzen rasch nach, weil die Schleimhäute weniger gereizt werden. Der Heilungsprozess von Speiseröhrenentzündungen oder Entzündungen der Magenwand Heilungsprozess wird somit durch PPI wirkungsvoll unterstützt. Patienten, bei denen der Reflux anatomische Ursachen hat, wie beispielsweise beim Zwerchfellbruch (Hiatushernie) haben ein höheres Risiko einen Speiseröhrenentzündung zu entwickeln. Deshalb ist es sinnvoll auch nach einer erfolgreich therapierten Entzündung weiterhin prophylaktisch Protonenpumpenhemmer (PPI) zu verabreichen.

Bei Patienten mit einem Zwerchfellbruch bilden PPI eine therapeutische Alternative zur Operation.

Wirkstoffe, die zu den nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) zählen, wie z.B. Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Ibuprofen, können die Schutzschicht des Magens angreifen. Patienten, die im Rahmen einer Langzeittherapie mit NSAR behandelt werden, sollten deshalb zusätzlich einen Protonenpumpenhemmer einnehmen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Medikamente gegen Sodbrennen

Wie wirken Protonenpumpenhemmer?

Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sind hauptsächlich in Tablettenform, aber auch als Kapsel erhältlich. Ihre Wirkstoffe sind jedoch säureinstabil. Der saure Magensaft würde den Wirkstoff zersetzen, bevor er an seinen Zielort gelangt. Um den Wirkstoff unbeschadet an sein Ziel, die Protonenpumpen der Magenwand, zu transportieren, nimmt man einen Umweg in Kauf.

Die Arzneiform wird mit einer Schutzschicht umhüllt, so dass sie den Magen unbeschadet passiert und in den Dünndarm gelangt. Erst dort kann sie sich lösen, weil ein höherer pH-Wert herrscht. Der Wirkstoff wird freigesetzt, über die Dünndarmschleimhaut ins Blut aufgenommen und so zu den Protonenpumpen transportiert.

Info: Wirkweise der Protonenpumpenhemmer

Protonenpumpenhemmer blockieren die Protonenpumpen unwiderruflich, so dass diese funktionslos werden und absterben. Folglich wird der Magensaft mit weniger Säure angereichert. Der pH Wert im Magen steigt auf Werte zwischen 3-4. Pro Tag werden ca. ein Drittel der Protonenpumpen neu gebildet, so dass die Säureproduktion nur für ca. 24 Stunden verringert werden kann. Danach ist die Einnahme einer weiteren Tablette oder Kapsel erforderlich.

Hinweis: Einnahme von Protonenpumpenhemmer (PPI)

Ganz wichtig ist, dass die Tabletten vorher nicht zerteilt, zerkaut oder gemörsert werden dürfen! Sie sollten als Ganzes geschluckt werden, damit der säureresistente Überzug funktionsfähig bleibt. Sonst wird die Tablette unwirksam. PPI in Form von Kapseln können geöffnet werden, jedoch sollte der Inhalt ebenfalls nicht zerkaut oder gemörsert werden.

Die vom Wirkstoff unabhängige Standarddosierung beträgt 20 mg/Tag, sofern Ihr Arzt es nicht anders verordnet. Patienten, die Protonenpumpeninhibitoren (PPI) zur Therapie von Sodbrennen verordnet bekommen haben, sind in der Regel nach 5 Tagen beschwerdefrei. Danach kann eine Anwendung nach Bedarf erfolgen, sofern nicht anders verordnet!

Sollte nach 14 Tagen regelmäßiger Anwendung immer noch keine deutliche Linderung spürbar sein, suchen Sie Ihren Arzt auf, um weitere Ursachen abklären zu lassen. Werden PPI zur Therapie eines Magengeschwürs oder einer Speiseröhrenentzündung verschrieben, sollten sie regelmäßig über einen Zeitraum von 4-6 Wochen eingenommen werden. Auch wenn die Symptome bereits nach wenigen Tagen verschwunden sind, braucht der Heilungsprozess länger.

Lesen Sie viele weitere Informationen zu diesem Thema unter: Wirkung von Protonenpumpenhemmern

Ausschleichen

Im Gegensatz zu vielen anderen Medikamenten muss man Protonenpumpenhemmer beim Absetzen nicht unbedingt ausschleichen. WIe jedes andere Medikament sollten jedoch auch diese nur auf Anordnung eines Arztes abgesetzt werden. Unter bestimmten Umständen kann es sinnvoll sein, die Dosierung dennoch nur schrittweise zu reduzieren, um beispielsweise dem Wiederauftreten von Beschwerden vorzubeugen.

Nebenwirkungen

Protonenpumpenhemmer (PPI) sind in der Regel gut verträglich und nebenwirkungsarm.

Unter Umständen kommt es vorübergehend zu Oberbauchbeschwerden wie:

Gelegentlich treten Müdigkeit, Schlafstörungen, Schwindel und Kopfschmerzen auf. Versehentliche Überdosierungen erzeugen in aller Regel keine Beschwerden.

Eine gänzliche Hemmung der Säureproduktion ist nicht zu befürchten, da Protonenpumpen ständig neu gebildet werden werden. Ein Drittel aller Protonenpumpen wird pro Tag erneuert. Im Rahmen einer Langzeittherapie stellt sich Frage, ob durch den geringeren Säuregehalt des Magensaftes Krankheitserreger nicht mehr ausreichend abgetötet werden. Ernsthafte Erkrankungen wurden jedoch bisher nicht beobachtet.

Lesen Sie mehr zum Thema: Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern

Nebenwirkungen am Knochen

Unter den möglichen Nebenwirkungen, die durch die Einnahme von Protonenpumpenhemmern auftreten können, werden Knochenbrüche von Hüfte, Handgelenk oder Wirbelkörpern als gelegentlich vorkommend aufgeführt. Das bedeutet, dass bei etwa einem bis zehn von 1000 Anwendern eine solche Nebenwirkung zu befürchten ist.

Allerdings besteht der Zusammenhang nur dahingehend, dass das Medikament bei ohnehin bestehendem Risiko für einen Knochenbruch, dieses leicht erhöhen kann. Patienten, die an Osteoporose (Knochenschwund) leiden oder gleichzeitig mit Cortisonpräparaten behandelt werden, haben ein solches Risiko und sollten daher möglichst nicht langfristig mit Protonenpumpenhemmern behandelt werden.

Wechselwirkungen

Die Wirkstofffreisetzung einiger Medikamente ist abhängig vom Säuregehalt des Magensaftes. Ist der Säuregehalt herabgesetzt, können diese nicht mehr richtig wirken. Abgebaut werden Protonenpumpenhemmer, wie viele Medikamente, in der Leber. Sollten Sie auf die Einnahme weiterer Medikamente angewiesen sein, kann sich der Abbau wechselseitig verzögern. Aus diesen Gründen informieren Sie bitte ggf. ihren Arzt, falls Sie weitere Medikamente parallel einnehmen. Wechselwirkungen wurden u.a. beobachtet zwischen der Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren und Atazanavir, Antibiotika (Clarithromycin, Erythromycin, Roxithromycin), Diazepam, Digitoxin sowie Johanneskraut.

Medikamentenübersicht

  • Esomeprazol: Nexium® MUPS
  • Lansoprazol: Agopton®, Lansogamma®, Lansoprazol-ratiopharm
  • Omeprazol: Antra® MUPS, Omegamma®, Omep®, Omeprazol STADA, Ulcozol®
  • Rabeprazol: Pariet®
  • Pantoprazol: Pantozol®, Pantoprazol®, Rifun®

Was sind die Alternativen?

Neben den am häufigsten verordneten Protonenpumpenhemmern gibt es weitere Medikamente, die über andere Wirkmechanismen die Säurebildung im Magen hemmen. Eine häufig verschriebene Alternative stellt der sogenannte Histamin-H2-Rezeptorblocker Ranitidin dar.

Neben schulmedizinischer Produkte sind bei vielen Erkrankungen auch pflanzliche oder alternativmedizinische Alternativen erfolgsversprechend. Durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie Vermeidung von reizenden Genussmitteln wie Kaffee oder Alkohol lassen sich in vielen Fällen die Beschwerden besser lindern als durch die Einnahme eines Protonenpumpenhemmers.

Bei schwerwiegender Erkrankung, wie einer ausgeprägten Entzündung der Speiseröhre, sollte jedoch meist dennoch ein Protonenpumpenhemmer eingenommen werden, da alternative Maßnahmen allein nicht ausreichen.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen zum Thema Protonenpumpenhemmer finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.02.2009 - Letzte Änderung: 22.10.2021