Nexium®

Synonym

Protonenpumpenhemmer, Protonenpumpeninhibitor, „Magenschutz“

Einleitung

Täglich werden insgesamt 2-3 Liter Magensaft von verschiedenen Zellen im Magen produziert. Enthalten sind zum einen aggressive Substanzen wie Salzsäure und Verdauungsenzyme, jedoch auch schützende Stoffe, die verhindern, dass der Magen sich selbst verdaut. Der pH-Wert, der angibt, wie sauer eine Flüssigkeit ist, liegt im Magen bei 1-2, also im sehr sauren Bereich. Diese saure Flüssigkeit ist wichtig, da bestimmte Verdauungsenzyme nur in diesen Bereichen überhaupt funktionieren. Zum anderen werden bestimmte Krankheitserreger schon allein durch den sauren pH im Magen abgetötet.

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Es gibt bestimmte Faktoren, welche die Produktion von sauren Substanzen im Magen verstärken. Hierzu zählen unangenehme Faktoren wie Stress, Angst, und Schmerz genauso wie die Nahrungsaufnahme. Wenn einem bei einem Anblick von Essen das „Wasser im Mund zusammenläuft“ wird gleichzeitig auch mehr Magensäure produziert, damit die Verdauung, besonders von Eiweißen, beginnen kann.

Es gibt verschiedene Ursachen, warum starke Säureproduktion im Magen schädlich ist. So können beispielsweise Medikamente wie ASS, Ibuprofen und Diclofenac, allerdings auch Alkohol und Nikotin, die Schutzschicht des Magens angreifen und eine Entzündung hervorrufen.

Eine stark saure Umgebung ist außerdem für das Bakterium Helicobacter Pylori ein perfekter Ort für die Vermehrung und Aufenthalt. So lassen sich circa 80% der chronischen Magenschleimhautentzündungen auf eine Infektion mit diesem Bakterium zurückführen.

Das Magengeschwür ist eine weitere Erkrankung, die sich immer auf eine unausgeglichene Bilanz zwischen saurem Magensaft und den Magen schützenden Flüssigkeiten zurückführen lässt.

Beim Sodbrennen (Refluxösophagitis) kommt es zu einem Aufsteigen von Magensäure in die Speiseröhre. Dadurch kommt es dort zu einer Entzündung.

Die Säureproduktion im Magen lässt sich durch verschiedene Medikamente senken, wovon eines Nexium® ist. Nexium® gehört zu der Gruppe der Protonenpumpeninhibitoren und gehört damit zu den wirksamsten Medikamenten, die eine Produktion von Säure im Magen hemmen können.

Definition

Nexium® ist ein verschreibungspflichtiges Medikament von der Firma AstraZeneca aus der Gruppe der Protonenpumpenhemmer, welches gegen eine zu starke Säureproduktion im Magen angewendet wird.

Handelsname

Nexium®

Chemischer Name

Esomeprazol

Darreichungsformen

  • Nexium® Mups 20mg (Multiple Unit Pellet System)
  • Nexium® Mups 40mg (Multiple Unit Pellet System)
  • Nexium® 40mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

Wirkungsmechanismus

Nexium® gehört mit seinem Wirkstoff Esomeprazol zu den Protonenpumpenhemmern. Der Wirkstoff wird als sogenanntes Pro-Drug resorbiert, was bedeutet, dass er erst im Dünndarm resorbiert wird, im Blut zirkuliert, und dann, in den Zellen des Magens, seine Wirkung entfaltet. Nexium® muss deshalb in einer säurefesten Kapsel eingenommen werden, da die Magensäure den Wirkstoff zersetzen würde. In den Zellen des Magens wird der Wirkstoff aktiv und setzt an einer Protonenpumpe (medizinisch: Protonen-Kalium-ATPase) in den sogenannten Belegzellen des Magens an. Die Protonenpumpe pumpt Protonen in den Magen, wo sie durch eine chemische Reaktion die Menge von Salzsäure (HCL) ansteigen lassen. Somit ist diese Pumpe für die Bildung der Magensäure zuständig. Nexium® setzt an dieser Pumpe an, und hemmt sie irreversibel. Das bedeutet, dass die Menge an Säure im Magen durch Nexium® deutlich reduziert werden kann. Da jeden Tag etwa ein drittel der Protonenpumpen neu gebildet werden, erfolgt keine komplette Hemmung der Säureproduktion. Um die Wirkung von NNexium® aufrecht zu erhalten muss nach 24 Stunden eine weitere Tablette eingenommen werden.

Anwendungsgebiete von Nexium®

Nexium® wird bei einer Refluxösophagitis, Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), bei einer Infektion mit Helicobacter Pylori, und bei einem Geschwür des Magens oder des Duodenums angewendet.

Nebenwirkungen

Nexium® ist, wie alle Protonenpumpenhemmer, allgemein gut verträglich. Unerwünschte Wirkungen sind selten und gering, wobei Störungen des Magen-Darm Trakts bei 1-2% der behandelten auftreten. So kann es gegebenenfalls zu Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, und Blähungen kommen. Teilweise kann es bei der Einnahme von Nexium® außerdem zu Müdigkeit, Schlafstörungen, Schwindel, Depressionen, und Gelenkschmerzen kommen.
Eine intravenöse Gabe einer Infusionslösung von Nexium® kann außerdem zu Seh- und Hörstörungen führen.

Falls Nebenwirkungen auftreten, sollte unmittelbar ein Arzt aufgesucht werden, welcher über die weitere Maßnahmen entscheiden kann.

Wechselwirkungen

Die Anwendung von Nexium® kann zu Wechselwirkung mit anderen Arzneistoffen führen. Da Nexium® zu einem geringeren Säureanteil im Magen führt, wird bei einigen Medikamenten die Resorption beeinflusst. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Ketoconazol und Itraconazol, beides Medikamente gegen eine Pilzinfektion. Außerdem sollte ein Arzt konsultiert werden, wenn die Medikamente Atazanavir und Nelfinavir (bei einer HIV-Infektion) eingenommen werden.

Da Nexium® über ein Enzym abgebaut wird, über das auch andere Medikamente abgebaut werden, kann es auch dort zu Wechselwirkungen kommen. So kommt es zu höheren Konzentrationen bei den Antidepressiva Citalopram, Imipramin und Clomipramin und dem Beruhigungsmittel Diazepam.

Umgekehrt kann wiederum, durch den selben Effekt, Clarithromycin (ein Antibiotikum) die Konzentration im Körper von Nexium® erhöhen, da es dessen Abbau hemmt.

Ein Arzt sollte außerdem informiert werden, wenn das blutungsverdünnende Medikament Warfarin angewendet wird.

Weitere Wechselwirkungen bei der Einnahme von Nexium® können auftreten bei der gleichzeitigen Einnahme von Casaprid, Digoxin, Rifampicin, und Johanniskraut.

Kontraindikationen

Nexium® sollte nicht eingenommen werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Esomeprazol bekannt ist. Außerdem spricht, wie oben erwähnt, eine Medikation mit den AIDS Medikamenten Atazanavir und Nelfinavir gegen eine Einnahme von Nexium®.

Es liegen keine Studien zu Einnahme von Nexium® bei Kindern vor, daher sollte Nexium® nicht bei Kindern angewendet werden. Schwangere sollten Nexium® nur unter Kontrolle eines Arztes, und nicht während der Stillzeit einnehmen.

Besonderheiten

Es ist darauf zu achten, dass Nexium® nicht zerbröselt, zermörsert, oder sonst zerkleinert eingenommen wird. Die säurefeste Kapsel würde so zerstört, und das Medikament im Magen vernichtet werden, ohne dass es seine Wirkung entfalten konnte.

Preis

Nexium® ist verglichen mit anderen Protonenpumpeminhibitoren mit vergleichbarer Wirkung teurer. So kostet die Packung Nexium® Mups 20mg (15 Stück) 29,55€ und die Packung Nexium® Mups 40mg (15 Stück) 36,38€ (Stand: Juni 2014). Nachbildungen (medizinisch: Generika) des Medikaments mit dem Wirkstoff Omeprazol kosten teilweise deutlich weniger, bei der selben Wirkung. Das Medikament Esomep, auch von der Firma AstraZeneca enthält den selben Wirkstoff und ist auch sonst mit dem Original identisch, jedoch rund 20% günstiger als Nexium®.

Geschichte

Vor Nexium® waren, auch von der Firma AstraZeneca, die Medikamente Antra® und Prilosec® auf dem Markt, welche den Wirkstoff Omeprazol enthielten. Nachdem das Patent für den Wirkstoff Omeprazol 1999 abgelaufen war, wurde im Jahr 2000 das Medikament Nexium® mit dem Wirkstoff Esomeprazol von AstraZeneca auf den Markt gebracht. Der einzige Unterschied zum Vorgänger bestand im Abbau des Medikaments, welcher nun etwas verlangsamt war, was bewirkte, dass der Wirkstoff länger im Blut verblieb.

Der Pharmakonzern AstraZeneca entwickelte 1998 eine neue Darreichungsform für die Gruppe der Protonenpumpenhemmer mit dem Wirkstoff Omeprazol: die sogenannten MUPS (Multiple Unit Pellet System), welche laut AstraZeneca besser resorbiert werden. Nexium® brachte dem Hersteller AstraZeneca allein im Jahr 2009 einen Umsatz von 5 Milliarden Dollar.

Aktuell

Nexium® ist seit März 2014 in den USA rezeptfrei erhältlich.

Kritik

Die Einführung von Nexium® wurde teilweise als ein Schutz vor Generika für die Medikamente Antra und Prilosec interpretiert. So wurde Nexium® zu dem Zeitpunkt eingeführt, als Antra und Prilosec ihr Patent verloren, und war ihnen in der Wirkung gleich. Es wurde lediglich der Wirkstoff etwas verändert. AstraZeneca erklärte, dass eine verbesserte Wirkung durch klinische Studien bewiesen war, einige Experten widersprechen dieser Aussage jedoch vehement.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.04.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021