Wirkung von Protonenpumpenhemmer

Einleitung

Protonenpumpenhemmer sind in Deutschland und anderen Ländern für bestimmte Krankheiten zugelassen, die über das Verringern der Magensäure reguliert werden können. Häufige Anwendung finden Protonenpumpenhemmer somit bei Diagnosen wie Magen- und Darmgeschwüren, Magenbrennen, Refluxkrankheit, Helicobacter-Pylori-Eradikationen (zusammen mit Antibiotika) und bei einem Zollinger-Ellison-Syndrom.

Sie werden außerdem häufig zusammen mit sogenannten NSARs (Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac) verschrieben, und sollen in diesen Fällen als „Magenschutz“, also zum Schutz vor Schleimhautblutungen im Magen, agieren.

Wirkweise

Die Magensäure hat bei gesunden Personen, je nachdem wie lange die letzte Mahlzeit zurück liegt, einen pH-Wert von 1-1,5 (nüchtern) und 2-4 (voller Magen). Die Magensäure stellt einen essentiellen Bestandteil der Verdauung und der körpereigenen Abwehr dar. Nur durch sie können bestimmte Lebensmittel, vor allem Proteine, verdaut werden und Bakterien frühzeitig abgewehrt werden.

In bestimmten Fällen kann es sein, dass Magensäure vermehrt produziert wird, und insgesamt der Magensaft zu sauer ist. Außerdem stört die Säure, wenn sie durch eine Sphinkterschwäche in die Speiseröhre gelangt (Reflux, Symptom: Sodbrennen).
Bei diesen Diagnosen kommen Protonenpumpenhemmer zum Einsatz, die den Säuregehalt des Magensafts reduzieren.

Protonenpumpenhemmer sind Medikamente, die in Deutschland unter den Namen Omeprazol, Lansoprazol, Pantoprazol, Rabeprazol und das Esomeprazol verkauft werden. Paradoxerweise müssen die Wirkstoffe dieser Medikamente in einer säurefesten Kapsel verpackt sein, damit diese nicht durch den Magensaft zerstört werden. Aufgenommen wird der Wirkstoff erst, wenn die Tablette den Magen passiert hat und sich im Zwölffingerdarm befindet. Bei den Substanzen handelt es sich um sogenannte „Prodrugs“, da sie erst an ihrem Bestimmungsort, den Belegzellen des Magens, in ihre aktive Form umgewandelt werden.

In der Belegzelle (Parietalzelle) des Magens befindet sich ein Transporter, der Wasserstoffionen im Austausch mit Kaliumionen in das Mageninnere transportiert. Im Mageninneren werden die Wasserstoffionen benutzt, um mit Chlorid-Ionen Salzsäure zu bilden, welche die Säure des Magensafts darstellt. Dieser Transporter wird oft auch Protonenpumpe genannt.
Der Transporter ist gleichzeitig der Wirkort des Protonenpumpenhemmers. Nachdem der Wirkstoff im Dünndarm resorbiert wurde, und über das Blut zu den Belegzellen des Magens gelangt ist, hemmt er diese Protonenpumpe irreversibel. Das bedeutet, dass die gehemmten Transporter ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen, sondern neue Protonenpumpen gebaut werden müssen, um Wasserstoffionen in das Mageninnere zu befördern, und Magensäure herzustellen. Am Tag werden jedoch etwa ein drittel der vorhandenen Protonenpumpen neu gebildet, sodass die irreversible Hemmung keinen absoluten, lang anhaltenden Säuremangel hervorrufen kann. Dadurch kann der Gesamtsäure Anteil im Magen durch Protonenpumpenhemmer effizient gesenkt werden. Der ungefähre pH-Wert des Magensafts erhöht sich unter der Einnahme von Protonenpumpenhemmern auf etwa 3-4 im nüchternen Zustand. Aufgrund der festen Bindung an die Belegzelle und einer langen Wirkdauer der Substanz reicht in den meisten Fällen eine Tablette am Tag aus, wobei zu beachten ist, dass der Wirkeintritt der Medikamente meist erst nach einem Tag vollzogen ist. Es wird in aller Regel empfohlen, dass die Medikamente etwa eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit genommen werden.

Je nach Erkrankung wird eine Therapie mit Protonenpumpenhemmern unterschiedlich lang empfohlen. So sind Patienten, die über Sodbrennen klagen meist innerhalb weniger Tage beschwerdefrei, und können danach das Medikament zunächst nur bei wiederkehrenden Beschwerden einnehmen. Die Heilungsprozesse bei anderen Erkrankungen dauern unter Umständen deutlich länger. So wird empfohlen, dass bei der Therapie eines Magengeschwürs oder einer Speiseröhrenentzündung der Protonenpumpenhemmer bis zu 6 Wochen eingenommen werden sollte.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Medikamente gegen Sodbrennen

Nebenwirkungen

Wie bei den meisten Medikamenten sind auch bei Protonenpumpenhemmern Nebenwirkungen beschrieben und beobachtet worden.

Häufig sind Bauchschmerzen und Übelkeit, jedoch können bei langfristiger Einnahme auch schwerwiegende Erkrankungen entstehen, sowie häufige Knochenbrüche und schwere Infektionen mit Bakterien. Grund hierfür ist die Anhebung des pH-Spiegels im Magensaft, da Bakterien dadurch deutlich einfacher überleben können und schwere Magen-Darm Infektionen auslösen können. Außerdem kann Calcium nicht mehr so einfach resorbiert werden, was die Knochen schädigt. Ältere Personen sowie Kinder sind bei diesen Nebenwirkungen deutlich gefährdeter.

Neue wissenschaftliche Studien haben herausgefunden, dass die Gabe von Protonenpumpenhemmern tendenziell zu häufig, und vor allem zu lange angeordnet wird. So werden teilweise die Medikamente als Magenschutz bei gleichzeitiger Einnahme von einigen Schmerzmitteln verschrieben, und dann nach dem Absetzen des Schmerzmittels nicht abgesetzt. Da die Hauptwirkung in diesen Fällen nicht mehr nötig ist, überwiegen dort eindeutig die Nebenwirkungen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.08.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021