Folsäuremangel - Das sollten Sie wissen

Was ist ein Folsäuremangel?

Folsäure ist für den Körper ein wichtiges Vitamin, welches über die Nahrung aufgenommen wird.
Es ist für viele Prozesse im Körper essentiell. Unter anderem ist es für die Zellteilung wichtig. Bei einem Mangel kommt es daher besonders bei Zellen, welche sich häufig teilen, zu Beschwerden.
Hierunter fallen z.B. die roten Blutkörperchen. Daher kommt es bei Folsäuremangel unter anderem zu einer Anämie (Blutarmut). Der Folsäuremangel ist der häufigste Vitaminmangel in der westlichen Welt.

Weitere Informationen zu dem Vitamin finden Sie unter: Folsäure

Ursachen eines Folsäuremangels

Ein Folsäuremangel kann durch folgende Ursachen bedingt sein:

  • Eine Ursache für einen Folsäuremangel kann die Mangelernährung sein.
    Hiervon sind besonders chronische Alkoholiker betroffen. Des Weiteren kann es auch bei einseitiger Kost, wie sie bei älteren Leuten gehäuft auftritt, zu einer nicht ausreichenden Aufnahme von Folsäure kommen.
  • In bestimmten Fällen ist auch der Bedarf an Folsäure erhöht. Dies ist während der Schwangerschaft für die Entwicklung des Kindes der Fall.
    Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Folsäure in der Schwangerschaft
    Auch wenn es aufgrund von Erkrankungen zum verfrühten Auflösen roter Blutkörperchen (Hämolyse) kommt, braucht der Körper mehr Folsäure.
  • Bei Erkrankungen, die mit einer verschlechterten Nahrungsaufnahme über den Darm einhergehen, kann es zu einem Folsäuremangel kommen. Dazu gehören Krankheiten, die mit einem Gewichtsverlust einhergehen, wie z.B. Tumorerkrankungen. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion kann zu einem Folsäuremangel führen.
  • Des Weiteren können auch Medikamente einen Folsäuremangel bewirken. Hierzu gehören Folsäuregegenspieler, welche den Aktivierungsschritt der Folsäure im Körper blockieren. Hier ist also nicht die mangelnde Aufnahme das Problem. Ein Medikament dieser Gruppe ist das Methotrexat, welches bei Tumor- und Autoimmunerkrankungen eingesetzt wird.

An diesen Symptomen erkennen Sie einen Folsäuremangel

Der Folsäuremangel führt zu einer Blutarmut, welche eine Abgeschlagenheit. Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit verursacht. Des Weiteren kommt es zu einer Blässe, welche sich gut an den Schleimhäuten erkennen lässt. In manchen Fällen kann es unter Belastung zu Atemnot kommen. Dass die Blutarmut aufgrund eines Folsäuremangels entsteht, lässt sich anhand der Symptome nicht erkennen. Die genaue Abklärung muss durch einen Arzt erfolgen.

Für weitere Informationen empfehlen wir Ihnen auch: Symptome einer Blutarmut

Veränderungen an der Haut

Im Allgemeinen kommt es zu einer Blässe der Haut. Diese zeigt sich besonders gut an der Schleimhaut. Außerdem zeigt sich die Haut trockener und rissig. Die Nägel können brüchig sein. Diese Symptome sind aber typischer für eine Blutarmut aufgrund eines bestehenden Eisenmangels.

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Veränderungen an den Haaren

Bei einem Folsäuremangel können die Haare matt und stumpf wirken. Sie verlieren meistens ihren Glanz und liegen oft schlaff herab. Für eine gesunde Haarstruktur ist ein guter Zellaufbau wichtig ist. Dieser ist bei Folsäuremangel beeinträchtigt.
Des Weiteren kann es zu Haarausfall kommen. Deswegen enthalten viele Mittel gegen Haarausfall Folsäure. Für nicht gesundes und kräftiges Haar und Haarausfall gibt es allerdings auch eine Vielzahl anderer Gründe.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Spröde Haare - Was steckt dahinter?

Blutarmut durch Folsäuremangel

Die Blutarmut durch Folsäuremangel muss in der Regel behandelt werden. Sie äußert sich durch Blässe, geringere Belastbarkeit und Müdigkeit. Bei der Ursachenabklärung der Blutarmut wird häufig ein Folsäuremangel diagnostiziert.

Aufgrund der zu geringen Folsäuremenge im Körper können nicht mehr genug Blutzellen gebildet werden. Da der Körper aber durchaus noch ausreichend Hämoglobin (Farbstoff der roten Blutkörperchen) produzieren kann, werden die roten Blutzellen verhältnismäßig mit mehr Hämoglobin bepackt als normalerweise. Dadurch sind sie größer und haben einen höheren Hämoglobingehalt. Diese Art der Anämie wird auch als megaloblastäre Anämie bezeichnet. Diese kann auch aufgrund eines VitaminB12 Mangels entstehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Blutarmut durch Folsäuremangel oder Megaloblastäre Anämie

Missempfindungen und Gangunsicherheit

Neurologische Symptome sind für einen Folsäuremangel nicht typisch, allerdings nicht auszuschließen.
Vor allem Alkoholiker leiden neben einem Folsäuremangel auch unter einem VitaminB12 Mangel, welcher zu sehr ähnlichen Folgen und deutlich häufiger zu neurologischen Symptomen führt.
Neurologische Symptome, die auftreten können, sind Gangunsicherheiten, Lähmungen und Missempfindungen wie Kribbelgefühle. Aber auch psychische Veränderungen sind möglich.
Durch die Aufnahme von Folsäure und gegebenenfalls auch Vitamin B12 lassen sich die Symptome in aller Regel deutlich verbessern. Jedoch können sie nicht in jedem Fall wieder rückgängig gemacht werden.

Neurologische Symptome treten häufiger in Folge von Vitamin B12 Mangel auf als unter Folsäuremangel. Lesen Sie daher unbedingt unsere Seite zu: Vitamin B12 Mangel - Das sind die Folgen!

Kann es zu einer Gewichtszunahme unter Folsäuremangel kommen?

Eine Gewichtszunahme ist für einen Folsäuremangel kein charakteristisches Symptom. Unter Umständen kann es durch den Nährstoffmangel eher zu einer Gewichtsabnahme kommen.

Kann ein Folsäuremangel vermehrtes Schwitzen bewirken?

Schwitzen gehört nicht zu den typischen Symptomen, welche durch einen Folsäuremangel entstehen. Schwitzen und Hitzeempfindlichkeit treten allerdings häufig bei einer Schilddrüsenüberfunktion auf. Diese wiederum kann zu einem Folsäuremangel führen.

Hinter vermehrtes Schwitzen kann eine Schilddrüsenüberfunktion stecken, lesen Sie mehr dazu unter: Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Für allgemeine Informationen zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Übermäßiges Schwitzen - Was steckt dahinter?

Hängt die Depression mit einem Folsäuremangel zusammen?

In verschiedenen Untersuchungen haben sich Hinweise gezeigt, dass zwischen Folsäure und Depressionen ein Zusammenhang besteht. Folsäure ist wichtig für die Bildung von Botenstoffen. Diese sind wichtig für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen.
Bei einer Depression geraten die Botenstoffe im Gehirn aus dem Gleichgewicht. Es wurde festgestellt, dass Patienten mit Depressionen niedrigere Folsäurespiegel haben. Neben der Depression kann es auch zu einer verstärkten Reizbarkeit und zum Auftreten von Ängsten kommen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Welche Rolle spielen Vitamine bei einer Depression?

Behandlung eines Folsäuremangels

Entscheidend in der Therapie eines Folsäuremangels ist die zusätzliche Einnahme von Folsäure, um den Mangel auszugleichen. Diese erfolgt in Form von Tabletten.
Gleichzeitig ist es wichtig die Ursache des Folsäuremangels zu therapieren.

  • Bei Alkoholikern ist ein Verzicht auf Alkohol wichtig, um ein Wiederauftreten zu verhindern. Außerdem entstehen durch einen chronischen Alkoholmissbrauch auch viele weitere Beschwerden, die durch einen kompletten Verzicht von ALkohol verbessert werden.
    Lesen Sie mehr dazu unter: Das sind die Folgen von Alkoholkonsum
  • Bei einer Fehlernährung muss eine Ernährungsumstellung erfolgen.
    Eine vielseitige, ausgewogene Ernährung kann bei der Behandlung eines Folsäuremangels entscheidend sein. Wir empfehlen Ihnen zur Anleitung einer guten Ernährungsweise unsere Seite zu: Gesunde Ernährung
  • Während der Schwangerschaft, bei der ein erhöhter Bedarf an Folsäure besteht, muss bis zum Ende und am besten auch während der Stillzeit Folsäure eingenommen werden. Eine weiterte Behandlung ist nicht notwendig.
    Für weitere Informationen zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Folsäure in der Schwangerschaft
  • Wenn Medikamente den Folsäuremangel verursachen, muss individuell das weitere Vorgehen mit dem Arzt besprochen werden. Der Arzt bespricht dann, ob das Medikament abgesetzt und durch ein anderes ersetzt werden kann oder ob einfach zusätzlich Folsäure eingenommen wird.
    Medikamente, die einen Folsäuremangel verursachen sind z.B. Methotrexat. Lesen Sie mehr dazu unter: Methotrexat
  • Bei Erkrankungen, die mit einer verschlechterten Nahrungsaufnahme einhergehen, sind in manchen Fällen die Möglichkeiten zur Verbesserung der Nahrungsaufnahme so begrenzt, dass neben der zusätzlichen Folsäureeinnahme keine weiteren Therapien möglich sind.

Unabhängig von der Ursache ist es zusätzlich empfehlenswert, Lebensmittel mit hohem Folsäuregehalt zu sich zu nehmen. Dazu gehören u.a. Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Lebensmittel mit Folsäure​​​​​​​

So sollte man sich bei einem Folsäuremangel ernähren

Zunächst ist es bei einem bestehenden Folsäuremangel natürlich wichtig, den Folsäurebedarf zu decken. Dies sollte über Nahrungsergänzungsmittel geschehen, bis der Mangel ausgeglichen ist. Denn so kann eine ausreichende Zufuhr sichergestellt werden.

Dennoch gibt es viele Lebensmittel, die viel Folsäure enthalten, und einem Mangel entgegenwirken oder diesen vorbeugen können. Lebensmittel mit ausgesprochen viel Folsäure sind Kichererbsen und Leber, wobei der Folsäuregehalt bei der Leber je nach Tier unterschiedlich ist. Der Folsäuregehalt kann hier über 300 µg pro 100 Gramm liegen. Neben den Kichererbsen enthalten auch normale Erbsen und Linsen verhältnismäßig viel Folsäure.

Es gibt aber noch weitere Lebensmittel mit hohem Folsäuregehalt. Dazu zählen zum einen Hülsenfrüchte. Aber auch Weizenkleie und Haferflocken haben einen hohen Folsäuregehalt.
Des Weiteren liefern viele Gemüsesorten Folsäure – besonders Blattgemüse, wie Spinat. Aber auch Feldsalat und verschiedene Kohlsorten, z.B. Rosenkohl, enthalten reichlich Folsäure. Obst enthält im Vergleich zu Gemüse weniger Folsäure. Sauerkirschen und Erdbeeren sind die Obstsorten mit viel Folsäure.
Unter den tierischen Produkten haben Eier, Nieren und Käse, wie Brie oder Camembert, keinen niedrigen Folsäuregehalt. 

Für weitere Informationen empfehlen wir Ihnen unsere Seite: Diese Lebensmittel enthalten Folsäure!

Diagnose eines Folsäuremangels

Wie immer ist zunächst das Gespräch zwischen dem Arzt und dem Patienten wichtig.
Anschließend ist zur Diagnosestellung eine Untersuchung des Blutes essentiell. Hier werden unter anderem ein großes Blutbild und ein Blutaufstrich gemacht, mit welchem man sich die Form der roten Blutkörperchen anschauen kann. Diese sind bei einer Folsäuremangelanämie (Blutarmut) vergrößert.

Zusätzlich werden verschiedene Werte erhoben, welche auf die Ursache einer Blutarmut hinweisen können. Zur Feststellung eines ursächlichen Folsäuremangels wird der Folsäurewert im Blut bestimmt. In seltenen Fällen ist zur Ursachenabklärung eine Knochenmarksuntersuchung notwendig.

Lesen Sie auch: Blutarmut durch Folsäuremangel

So verändert sich das Blutbild

Bei einem Folsäuremangel ist der Hämoglobinwert (Farbstoff des roten Blutkörperchens), die Erythrozytenzahl (Anzahl der roten Blutkörperchen) und/oder der Hämatokrit (Anteil der roten Blutkörperchen am Volumen des Blutes) vermindert, da durch den Folsäuremangel die Bildung der Blutzellen reduziert ist.

Hiervon sind nicht nur die roten, sondern alle Blutzellen betroffen. Die Bildung von Hämoglobin (Farbstoff des roten Blutkörperchen) ist allerdings nicht beeinträchtigt. Daher sind die roten Blutkörperchen vergrößert und haben einen höheren Hämoglobingehalt als Gesunde. Außerdem ist häufig der Eisenwert erhöht.

Lesen Sie zur Vertiefung auch: Parameter der Erythrozyten

Krankheitsverlauf bei einem Folsäuremangel

Durch die Einnahme der Folsäure verbessert sich die Symptomatik. Bis der komplette Mangel ausgeglichen ist, bedarf es aber ein wenig Geduld. Bei Alkoholikern, welche häufig unter einem Folsäuremangel leiden, verbessert ein kompletter Verzicht auf Alkohol den Krankheitsverlauf und die Prognose deutlich.

Wie lange dauert ein Folsäuremangel an?

Die Dauer der Therapie ist abhängig von der Schwere und der Ursache des Folsäuremangels. Neben der Behandlung der Ursache werden in jedem Fall Folsäuretabletten gegeben. In manchen Fällen ist es sinnvoll diese auch noch einzunehmen, wenn der Mangel bereits ausgeglichen ist, um ein erneutes Auftreten zu verhindern. Dies ist z.B. bei Erkrankungen mit einer verschlechterten Nahrungsaufnahme der Fall.

Was können die langfristigen Folgen eines Folsäuremangels sein?

In der Regel bleiben nach einer erfolgreichen Therapie des Folsäuremangels keine langfristigen Folgen.
Die Blutarmut bildet sich wieder zurück. Zu weiteren schweren Symptomen führt der Folsäuremangel normalerweise nicht. Falls es doch zu seltenen neurologischen Beschwerden gekommen ist, können diese jedoch nicht rückgängig sein. Im Frühstadium sind sie allerdings meistens rückgängig.

Welche Folgen hat ein Folsäuremangel in der Schwangerschaft?

Während einer Schwangerschaft besteht ein höherer Bedarf an Folsäure, da Folsäure für die Entwicklung des Kindes notwendig ist. Besonders wichtig ist es, zu Beginn der Schwangerschaft auf eine ausreichende Folsäurezufuhr zu achten.

Hier entwickelt sich unter anderem das Neuralrohr, aus welchem später das Gehirn und das Rückenmark entstehen. Bei Folsäuremangel ist das Risiko für Fehlbildungen des Neuralrohrs erhöht.
Diese äußern sich in Fehlbildungen am unteren Rücken, der sogenannten Spina bifida, die verschieden schwer ausgeprägt sein können.
Bei leichten Fehlbildungen ist nur der Wirbelkörper unkomplett ausgebildet. Bei schweren Fällen kann es zu Lähmungen in den Beinen kommen. Fehlbildungen am Gehirn kommen seltener vor.  In schlimmen Fällen ist das Kind nicht lebensfähig.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Folsäure in der Schwangerschaft

Weitere Informationen

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Für weitere Informationen zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen unsere Seiten:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.03.2020 - Letzte Änderung: 19.07.2023