Ein hinterer Kreuzbandriss entsteht aufgrund des Überschreitens der maximalen Dehnungsmöglichkeit des hinteren Kreuzbandes, in der Regel durch äußere Gewalteinwirkung. Hierbei handelt es sich um eine vollständige Ruptur, eine so genannte Kontinuitätsunterbrechung, des hinteren Kreuzbandes, wodurch sich eine sagittale (= parallel zur Mittelachse auftretende) Instabilität und das so genannte Schubladenphänomen (= große Verschiebbarkeit des Unterschenkels gegen den Oberschenkel) bemerkbar macht.

Hinterer Kreuzbandriss

Synonyme

hinterer Kreuzbandriss, HKB, HKB-Ruptur, Kreuzbandläsion, hintere Knieinstabilität, posteriore Knieinstabilität, hintere Kreuzbandinsuffizienz, chronische Insuffizienz des hinteren Kreuzbandes, Kreuzbandplastik

Englisch: posterior cruciate ligament ruptur

Definition

Ein hinterer Kreuzbandriss entsteht aufgrund des Überschreitens der maximalen Dehnungsmöglichkeit des hinteren Kreuzbandes, in der Regel durch äußere Gewalteinwirkung.
Hierbei handelt es sich um eine vollständige Ruptur, eine so genannte Kontinuitätsunterbrechung, des hinteren Kreuzbandes, wodurch sich eine sagittale (= parallel zur Mittelachse auftretende) Instabilität und das so genannte Schubladenphänomen (= große Verschiebbarkeit des Unterschenkels gegen den Oberschenkel) bemerkbar macht.

Ursache für Kreuzbandrisse

Von einem hinteren Kreuzbandriss ist in den meisten Fällen nicht nur das hintere Kreuzband betroffen. Die Verletzungen sind meist weitaus komplexer und betreffen in der Regel das gesamte Kniegelenk in teilweise enorm beeinträchtigender Weise.
Häufig sind für hintere Kreuzbandrisse Unfälle, nicht selten auch Autounfälle verantwortlich. Dies ist darauf zurückzuführen, dass durch das Sitzen im Auto der Unterschenkel gebeugt ist. Durch ein gewaltsames entgegendrücken reißt das hintere Kreuzband.

Symptome

Ein Riss des hinteren Kreuzbands geht in der Regel mit typischen Symptomen einher, welche für die Verletzung charakteristisch sind.

Direkt nach dem Trauma, welches für den Riss des hinteren Kreuzbands verantwortlich ist entstehen üblicherweise eine Schwellung des Knies sowie ein erheblicher Schmerz im Kniegelenk. Des weiteren fällt eine Instabilität des betroffenen Kniegelenks auf, welche besonders in der Beugung im Kniegelenk besteht.

Je nach Ausmaß der Verletzung und betroffener Weichteilstrukturen können Blutergüsse und offene Wunden auftreten. Häufig bestehen Begleitverletzungen anderer Bänder, Knochen oder Knorpel, weshalb die entstehenden Schmerzen nur diffus lokalisierbar sind.
Bei der körperlichen Untersuchung fällt das sogenannte Schubladenphänomen auf, da dem Kniegelenk durch den Riss eine wichtige Fixierung fehlt.
Ein positiver Schubladen- sowie Lachmann-Test sind typische Anzeichen eines hinteren Kreuzbandrisses.

Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome eines hinteren Kreuzbandrisses

Diagnose

Generell sind Untersuchungen and einem Kniegelenk mit frischer Bandverletzung aufgrund der starken Schmerzen schwierig. Die Schmerzen treten im Moment der Verletzung auf, lassen nach, kehren aber in der Regel bei Belastung wieder auf.
Immer sollte ein Vergleich mit der „gesunden“ Seite vorgenommen werden. Durch die Ruptur kann es zu starken Schwellungen und Ergüssen kommen. Im Rahmen der Untersuchung müssen der Grad der möglichen Beweglichkeit, sowie die Meniskuszeichen abgeklärt werden. Wie bereits erwähnt kann man mittels des so genannten Lachmann Test die mediale und laterale Bandstabilität überprüfen. Der ebenfalls beschriebene Schubladentest kann bei einer akuten Verletzung aufgrund der muskulären Gegenspannung im Akutfall nicht ausgelöst werden.

Bei einer akuten Schwellung des Kniegelenkes und einer daraufhin indizierten Kniegelenkspunktion kann darüber hinaus auch Aufschluss geben, ob eine Bandverletzung im Kniegelenk vorliegt oder nicht. Wird bei einer Punktion Blut aus dem Kniegelenk punktiert, so weist dies in der Regel auf eine Bandverletzung des Kniegelenks hin

Nicht immer werden Kreuzbandrisse im Akutfall diagnostiziert. Häufig kommt man erst aufgrund einer bemerkten Instabilität des Kniegelenkes zur Diagnosestellung. Dabei können sich dann verschleißbedingt Veränderungen von Knorpel und dem Meniskus ausbilden.

Zur Diagnosestellung dient in erster Linie die Stabilitätsprüfung in Streck- und Beugestellung, bei Außen-, Innenrotation und in Normalstellung des Fußes. Die genaue Betrachtung des Knies im Hinblick auf Schwellungen, Erguss und das Gangbild dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen.
Stets sollten auch zur Abklärung die benachbarten Gelenke betrachtet und die Durchblutung, die Motorik und Sensibilität berücksichtigt werden. Bei akuten Verletzungen sind die Stabilitätstest aufgrund der Muskelanspannung im allgemeinen nur schwierig durchzuführen, sodass weitere apparative Maßnahmen zur Diagnosestellung ergriffen werden müssen. Diese sind zum Beispiel:

  • Röntgendiagnostik: Röntgenbilder in verschiedenen Variationen geben Aufschluss über eventuelle knöcherne Läsionen.
  • Kernspintomographie (MRT): Zur abschließenden Klärung ob und in welchem Ausmaß eine Kreuzbandruptur vorliegt. Mit Hilfe der Kernspintomografie (MRT) kann der eingetretene Schaden genau abgeschätzt und gegebenenfalls notwendige Operationen können genau geplant und eingeleitet werden.
    Lesen Sie hierzu auch unser Thema: MRT bei einem Kreuzbandriss
  • Auch eine Punktion kann Aufschluss über einen Kreuzbandriss geben. Sobald bei einem solchen Eingriff Blut punktiert wird, kann von einer Bandverletzung im Kniegelenk ausgegangen werden.

Hier nochmal alle Untersuchungsmethoden um eine hinteren Kreuzbandverletzung zu diagnostizieren

Klinische Diagnostik (Untersuchung)

  • Beurteilung von Knieschwellung, Gelenkerguss, Bewegungsumfang und Bewegungsschmerz
  • Beurteilung des Gangbildes, Beinachsen
  • Beurteilung des Femoropatellargelenkes (Gleitlager der Kniescheibe)
  • Beurteilung der Kniestabilität und Menisken
  • Muskelatrophie (Verschmächtigung des Muskelreliefs)
  • Beurteilung benachbarter Gelenke
  • Beurteilung von Durchblutung, Motorik und Sensibilität (Gefühl auf der Haut)

Apparative Diagnostik (Untersuchung mit Geräten)

Notwendige apparative Untersuchungen

Röntgen: Kniegelenk in 2 Ebenen, Patella (Kniescheibe) tangential

Im Einzelfall nützliche spezielle Untersuchung

  • Röntgen: Kniegelenk p.a. im Stehen in 45 Grad Beugung
  • Friksche Aufnahme (Tunnelaufnahme)
  • Gehaltene Aufnahmen
  • Ganzbeinaufnahmen unter Belastung
  • Funktionsaufnahmen und Spezialprojektionen
  • Sonographie (Meniskus, <link html baker-zyste.html>Bakerzyste)
  • Computertomographie (V.a. Tibiakopffraktur)
  • Magnetresonanztomographie (Kreuzbänder, Menisken, Knochenverletzung)
  • Punktion mit Synovialanalyse (bei Erguß)
  • Maschinelle Schubladenprüfung (keine Standarduntersuchung)

Lesen Sie hierzu auch unser Thema: MRT bei einem Kreuzbandriss

MRT bei einem hinteren Kreuzbandriss

  1. Oberschenkelknochen (Femur)
  2. Kniescheibe (Patella)
  3. hinteres Kreuzband (rot)
  4. Schienbein (Tibia)

Lesen Sie alles zum MRT bei einem Kreuzbandriss unter unserem Thema: MRT bei einem Kreuzbandriss

Anatomie Kreuzband

Das Kniegelenk stellt das größte Gelenk des menschlichen Körpers dar. Zum Kniegelenk gehören Femur, Tibia, Patella, Meniskus, verschiedene Kapselgewebe, der Bandapparat und viele Schleimbeutel.
Betrachtet man sich den Bandapparat nun genauer, so muss man unter anderem zwischen den Seitenbändern, den Binnenbändern und den Kreuzbändern unterscheiden. Die Kreuzbänder verlaufen von der Kopfmitte des Schienbeins zum Oberschenkelknochen und kreuzen sich dabei. Die Aufgabe der Kreuzbänder besteht darin, das Knie zu stabilisieren, indem sie beim Laufen verhindern, dass sich der Unter- über den Oberschenkel oder der Ober- über den Unterschenkel nach vorne hinweg schiebt, je nachdem ob es sich um das vordere oder das hintere Kreuzband handelt.
Das hintere Kreuzband verhindert im Speziellen das Ausweichen des Oberschenkels nach vorne, während das vordere Kreuzband genau umgekehrt agiert.

Lesen Sie mehr zum Thema Anatomie Kreuzband unter:

Abbildung hinteres Kreuzband

  1. Hinteres Kreuzband -
    Lig. cruciatum posterius
  2. Innenband -
    Lig. collaterale tibiale
  3. Innerer Meniskus -
    Meniscus medialis
  4. Schienbeinschaft -
    Corpus tibiae
  5. Wadenbeinschaft -
    Corpus fibulae
  6. Äußerer Meniskus -
    Meniscus lateralis
  7. Außenband -
    Lig. collaterale fibulare
  8. Oberschenkelknochen - Femur
  9. Zwischenknorrengrube -
    Fossa intercondylaris
  10. Innerer Gelenkknorren -
    Condylus medialis
  11. Vorderes Kreuzband -
    Ligamentum cruciatum anterius
  12. Querband des Kniegelenks -
    Ligamentum transversum genus
  13. Kniescheibenband -
    Ligamentum patellae

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Therapie

Generell ist die Entscheidung zwischen konservativer und operativer Behandlung eines hinteren Kreuzbandrisses zu treffen.
Dies muss individuell betrachtet und auch entschieden werden. Dabei ist es auch wichtig auf den Patienten und sein Anspruchsdenken einzugehen. Während ältere, eher nicht sportlich orientierte Menschen ein anderes Anspruchsdenken in Bezug auf die Belastungsmöglichkeiten ihrer Kreuzbänder stellen als beispielsweise Leistungssportler, wird die Operation des hinteren Kreuzbandrisses eher bei einem Leistungssportler induziert als bei einem Menschen, der auch ohne Operation beschwerdefrei werden kann.

Medizinisch gesehen gibt es bisher keinen eindeutigen Standard, ob ein hinterer Kreuzbandriss konservative oder operativ behandelt werden sollte. Die Vertreter beider Standpunkte haben ihre eigenen Meinungen, die immer wieder diskutiert werden.
So gibt es unter ihnen Ärzte, die davon überzeugt sind, dass ohne Operation die Arthrose tendenziell früher eintritt als mit Operation. Nachfolgend werden deshalb Vor- und Nachteile aufgelistet, allerdings erscheint zur Abschätzung zwischen konservativer und operativer Therapie nichts so wichtig wie die individuelle Betrachtung und damit verbunden der individuelle Kontakt des Patienten zum behandelnden Arzt. Nur er kann letztlich die Entscheidung hinsichtlich der Therapieform individuell treffen.

Konservative Therapieform des hinteren Kreuzbandrisses

Wichtige Indikationen zur Entscheidung für die konservative Therapie eine hinteren Kreuzbandriss besteht vor allem bei Dehnungen des hinteren Kreuzbandes oder Teilriss. Sollte ein Patient bei einem totalen hinteren Kreuzbandriss dazu in der Lage sein die Instabilität mittels seiner Muskulatur zu kompensieren, so fällt auch hier die Entscheidung eher auf die konservative Therapieform. In der Regel verzichtet man bei Patienten, die nicht leistungssportlich orientiert und älter als 50 Jahre sind auf die Operation. Auch wenn Bandverletzungen schon älter als 14 Tage sind, wird in der Regel konservativ therapiert.

Wichtig ist jedoch, dass eine konservative Therapie bei einem hinterem Kreuzbandriss nur dann erfolgreich sein kann, wenn der Patient das notwendige Training selbstständig täglich durchführt. Die Motivation des Patienten ist daher in besonderem Maße wichtig und muss auch vor der Entscheidung hinsichtlich der Therapieform mit dem Patienten besprochen werden.
Die konservative Therapieform des hinteren Kreuzbandrisses beginnt in der Regel sofort nach dem Abklingen des akuten Schmerzes mit voller Belastung, allerdings in Verbindung mit einer individuell angepassten Kunststoffschiene und Krankengymnastik. Das Ziel der konservativen Therapie ist die Verbesserung der Muskelkraft durch Übungen, die gleichzeitig die Stabilität des betroffenen Kniegelenkes verbessern sollen.

Die Muskeln sind es nämlich, die die Funktion der gerissenen Kreuzbänder übernehmen sollen, so dass hier noch einmal die im vorherigen Absatz besprochene individuelle Mithilfe und Motivation des Patienten im Hinblick auf den Erfolg der konservativen Therapie des hinteren Kreuzbandrisses verdeutlicht werden muss.

Zusätzlich zur eigentlichen Therapie können:

integriert werden. Auch Kombinationen dieser Behandlungsmethoden sind bei einem hinterem Kreuzbandriss denkbar und zielen darauf ab, die Durchblutung zu verbessern und letztlich auch Schmerzen zu mindern.

Operation hinterer Kreuzbandriss

Welche Sehne letztlich zum Einsatz kommt, ist multifaktorielle und individuell zu sehen. Die Entscheidungen hängen von individuellen Indikationen ab:

  • Beruf
  • Sporttätigkeit
  • Komplexe Kniebandverletzung
  • Knöcherner Ausriss
  • Gesamtstatus
  • Zusatzverletzungen
  • Kreuzbandruptur mit zusätzlicher basisnaher Meniskusläsion

Auch wenn die Beschreibung der operativen Techniken recht kompliziert erscheinen, erscheinen die Erfolgsquoten vor allen in Fällen ohne wesentliche zusätzliche Verletzungen gut bis befriedigend.

Der operativen Therapieform folgt in der Regel eine konsequente Nachbehandlung (Reha). Diese Maßnahmen können den Zeitraum von etwa 3 Monaten durchschnittlich für sich beanspruchen, wobei eine Vollbelastung in der Regel erst nach 6 Monaten erreicht wird.
Eine hintere Kreuzbandverletzung stellt in der Regel eine schwere Verletzung dar. Die Prognosen zum Wiedererreichen einer vollen Belastbarkeit sind – unabhängig von der Entscheidung, ob konservativ oder operativ therapiert werden sollte – als eher ungünstig einzuschätzen. So oder so bedarf es einer Mithilfe des Patienten und vor allen Dingen seiner Geduld.

Anhand der Bilder erkennt man die Vorgehensweise bei Kreuzbandplastiken. Während im Rahmen der Patellarsehnenplastik meist das mittlere Drittel der Patellarsehne inklusive angrenzender Knochenblöcke entnommen wird (Bild links), werden Semitendinosussehne und / oder Gracilissehne über eine kleine Hautöffnung arthroskopisch vom Knochen abgetrennt und mittels „Stripper“ vom jeweiligen Muskelbauch abgetrennt (Bild rechts). Die dadurch entstehenden Reste der Sehnen vernarben mit der jeweiligen Umgebung ohne dass sich ein wesentlicher Funktionsverlust einstellt.

Infolge schwerer Unfälle treten teilweise Rupturen des vorderen und des hinteren Kreuzbandes auf, so dass operative beide Kreuzbänder ersetzt werden müssen. Siehe vorderer Kreuzbandriss. In der Regel werden diese beiden Operationen dann im Rahmen einer komplexeren Operation durchgeführt.
Der Grund hierfür liegt nicht nur darin, dass dann nur einmal eine Operation angesetzt werden muss, sondern vor allem auch darin, dass bei einer zeitlichen Trennung beider Operationen zwischenzeitlich zu viel Narbengewebe gebildet werden würde, wodurch der Einbau einer weiteren Kreuzbandplastik unnötig erschwert werden würde.
Auch ist die Infektionsgefahr einer solchen Vorgehensweise ist nicht unerheblich.

Operativ wird dann meist sowohl auf die Kreuzbandplastik mittels Patellarsehne (Kniescheibensehne) als auch auf die Kreuzbandplastik mittes Semitendinosus- oder Gracillissehne zurück gegriffen.
In der Regel wird das vordere Kreuzband mit der Patellarsehne, das hintere Kreuzband mit der vierfach Semitendinosussehne ersetzt. Um die Narbenbildung einer Operation auf einem Minimum zu halten, sollte die Operation nach Möglichkeit arthroskopisch stattfinden. Solche Eingriffe bedienen sich eines höchst anspruchsvollen Verfahrens.

Da eine hintere Kreuzbandverletzung meist eine schwere Verletzung darstellt, sind die Prognosen für das Wiedererreichen einer vollen Belastbarkeit sowohl unter der konservativen als auch der operativen Therapie eher ungünstig einzuschätzen.

Zusammenfassung der Therapie

Die konservative Therapie besteht in der Ruhigstellung des von einem hinteren Kreuzbandriss betroffenen Beins mit Hilfe einer speziellen Schiene, um ein Zusammenwachsen der Anteile des verletzten Kreuzbandes zu erzielen.

Diese sogenannte PTS-Schiene (PTS = posterior tibial support = hintere Schienenbein-Unterstützung) stellt eine Schiene für den Unterschenkel mit einem Wadenkissen dar, welches als Polster das Zurücksinken des Unterschenkels verhindert. Diese Schiene zur Ruhigstellung nach einem hinteren Kreuzbandriss muss für insgesamt sechs Wochen sowohl tagsüber als auch nachts getragen werden.
Bei Schmerzfreiheit ist eine Belastung möglich, wobei Beugebewegungen keinesfalls ausgeführt werden dürfen, da ein Zusammenwachsen des gerissenen Kreuzbandes ansonsten nicht möglich ist.
Nach Ablauf dieser sechs Wochen sollen nach einem hinteren Kreuzbandriss Bewegungsübungen ohne Schiene in Bauchlage ausgeführt werden. Sinn und Ziel dieses Trainings ist die Kräftigung des Oberschenkelstreckers (Musculus quadriceps). Wichtig ist hierbei ebenfalls eine Beschränkung der Beugung im Kniegelenk:
Ausgeführt werden dürfen maximal 60 bis 70 Grad Beugung. Ab der neunten Woche genügt ein nächtliches Tragen der Schiene. Beugung ist ab diesem Zeitpunkt bis 90 Grad möglich. Eine komplette Heilung des hinteren Kreuzbandes dauert in der Regel etwa zwölf Wochen.
Die Alternative zur konservativen Therapie eines hinteren Kreuzbandrisses stellt die operative Behandlung dar.

Die Indikation zu einer Operation wird bei knöchernen Ausrissen des hinteren Kreuzbandes, bei Vorliegen von Begleitverletzungen oder bei hochgradiger Instabilität des Knies gestellt.
Das Operationsverfahren besteht in einer arthroskopischen Behandlung, worunter man eine Spiegelung des Gelenks (Arthroskopie) unter gleichzeitiger chirurgischer Manipulation der Gelenkstrukturen ohne komplette Eröffnung des Gelenks versteht.
Hierzu werden einige kleine Einstiche sowie ein etwa vier cm langer Schnitt gemacht. Ein von einem hinteren Kreuzbandriss Betroffener erhält eine hintere Kreuzbandplastik oder PCL-Ersatzplastik (PCL = posterior cruciate ligament). Solch eine Plastik wird in der Regel aus körpereigenen Sehnen des Patienten angefertigt. Bevorzugt dienen als Material zur Therapie eines hinteren Kreuzbandrisses die Sehnen des Musculus semitendinosus oder des Musculus gracilis des verletzten Beines.

Diese Sehne wird mit Hilfe von Nähten verstärkt und in vorgebohrte Kanäle am Unterschenkel und Oberschenkel an den Ansatzstellen des ursprünglichen hinteren Kreuzbandes eingebracht, wo sie anschließend fixiert wird. Die Befestigung erfolgt mit Hilfe von Schrauben und Metallplatten.
Da diese Materialen resorbierbar sind, das heißt sich nach gewisser Zeit von selbst auflösen, ist eine Metallentfernung zu einem späteren Zeitpunkt nicht notwendig.
Besitzen die körpereigenen Sehnen, die zur Kreuzbandplastik verwendet werden, eine zu geringe Reißfestigkeit, wird mit künstlich hergestellten Materialien gearbeitet. Liegen bei einem hinteren Kreuzbandriss weitere Begleitverletzungen am Kniegelenk vor, werden diese in gleicher Sitzung mitbehandelt. Hintere oder seitliche Kapsel-Band-Strukturen können beispielsweise ebenfalls durch körpereigene Sehnenanteile ersetzt werden.

Nach der Operation wird in das Kniegelenk eine Drainage eingelegt, durch die Wundsekret und Blut abfließen kann. In der Regel erfolgt die Entfernung dieser Drainage am nächsten Tag. Insgesamt dauert die Operation eines hinteren Kreuzbandrisses etwa ein bis zwei Stunden.
Nach der Operation besteht das weitere Procedere in Hochlagerung und Kühlung des betroffenen Beins.
Streckbewegungen dürfen nicht ausgeführt werden und krankengymnastische Übungen zum Muskelaufbau des Beins sollen begonnen werden. Außerdem muss der Operierte eine Streckschiene für ca. sechs Wochen anlegen.
Nach Ablauf dieser Zeitspanne erhält er eine bewegliche Schiene (PCL-Orthese) und darf mit langsamen Beugeübungen in Bauchlage bis 60 bis 70 Grad anfangen. Weiterhin ist ein Training der Koordination sinnvoll. Sport sollte nach der Operation eines hinteren Kreuzbandrisses für die Dauer eines Jahres vermieden werden.

Ereignet sich ein Riss der operativ eingebrachten Kreuzbandplastik, besteht die Therapie in der ebenfalls operativen Anfertigung einer Revisionskreuzbandplastik.
Als Material dient in diesem Fall die Sehne des Musculus semitendinosus des anderen Beins oder aber die Sehne des Musculus quadriceps. Teilweise wird die Operation zweizeitig vollzogen. Dies bedeutet, dass in einer ersten Operation zunächst die Bohrkanäle der ersten Kreuzbandplastik mit Knochenmark des Beckenkamms (Spongiosaplastik) aufgefüllt werden und die eigentliche Kreuzbandplastik erst in einer zweiten Sitzung nach etwa drei Monaten angefertigt wird, da dann erneutes Bohren in den Knochen zur Verankerung der Plastik möglich ist.
Liegt nach einem hinteren Kreuzbandriss bereits eine chronische Instabilität vor, kann sowohl konservativ als auch operativ therapiert werden. Die Entscheidung richtet sich nach dem Ausmaß der Instabilität sowie den Beschwerden im Alltag.

Dauer eines hinteren Kreuzbandrisses

Die Heilungsdauer eines hinteren Kreuzbandrisses gestaltet sich in der Regel als relativ zeitaufwendig.
Im Verlauf der Heilung kann das Gelenk üblicherweise jedoch schrittweise stärker belastet werden. Die Dauer einer kompletten Heilung welche eine Stabilität und Funktionalität des Gelenks wie vor dem Trauma beinhaltet hängt ganz entscheidend von dem Ausmaß der Verletzung, individuellen Faktoren des/der Betroffenen sowie der gewählten Behandlungsmethode ab.
Bei einfachen Verletzungen bei jungen Patienten welche konservativ behandelt werden kann eine vollständige Heilung nach etwa 12 Wochen erreicht werden. Eine operative Versorgung eines hinteren Kreuzbandrisses wird bei großer Instabilität der Verletzung gewählt. Die Heilungsdauer bei einer operativen Versorgung der Verletzung wird ebenfalls von individuellen Faktoren beeinflusst.
Es kann jedoch von einer Heilungsdauer von mindestens 12 Wochen ausgegangen werden.

Die Dauer eine Krankschreibung welche aufgrund eines hinteren Kreuzbandrisses geschrieben wird variiert üblicherweise je nach ausgeübter Tätigkeit. So muss eine Person welche während des Berufes schwere körperliche Arbeit verrichtet meist länger krank geschrieben werden als andere Betroffene. Da zu Beginn der Therapie eine strikte Schonung des Gelenks angestrebt wird ist von einer Krankschreibung von mindestens einer bis zwei Wochen auszugehen.
Im Verlauf der Heilung kann die Verletzung untersucht. und die Krankschreibung gegebenenfalls verlängert werden.

Die Wiederaufnahme sportlicher Betätigung kann sich über die angegebenen Zeiten hinaus verzögern. Dies ist von dem individuellen Heilungsfortschritt und der ausgeführten Sportart abhängig.

Weiterführende Informationen

Weitere anatomische Informationen aus diesem Gebiet:

Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 17.05.2007 - Letzte Änderung: 30.03.2024