Symptome eines Hinteren Kreuzbandrisses

Einleitung

Der hintere Kreuzbandriss als Verletzung des hinteren Kreuzbandes des Knies macht sich teilweise bereits zum Zeitpunkt des Risses bemerkbar. Der Betroffene verspürt Symptome, in diesem Fall die Ruptur im Kniegelenk, eventuell kann auch ein Geräusch (Knacken) beim Reißen zu hören sein.

Gefolgt wird dies von Schwellung und Schmerzen im Bereich des Kniegelenks. Die Schwellung bei einem hinteren Kreuzbandriss entsteht als Folge eines blutigen Gelenkergusses, welcher durch den Riss von das Kniegelenk versorgenden Blutgefäßen entsteht.
Daraufhin kommt es zu Einblutungen in den Gelenkraum, woraus der Erguss resultiert. Diesen blutigen Gelenkerguss bezeichnet man als Hämarthros (arthron = Gelenk, häm = Blut).

Die Symptome/ Schmerzen des vom hinteren Kreuzbandriss betroffenen Knies werden durch die Dehnung der Gelenkkapsel verursacht, wobei diese als Folge des Kniegelenkergusses entsteht.

Die Reizung von in der Nähe befindlichen Nerven vermittelt hierbei die Schmerzempfindung bei einem hinteren Kreuzbandriss.

Eine weitere Folge des hinteren Kreuzbandrisses, unter anderem des Ergusses, besteht in der Einschränkung der Beweglichkeit des Knies.
Ein zusätzliches Symptom bei einem hinteren Kreuzbandriss ist eine vermehrte Instabilität des betroffenen Beins.
Das hintere Kreuzband fungiert als Stabilisator des Kniegelenks, insbesondere bei Kniebeugung. Es verhindert das hintere Gleiten des Unterschenkels in Bezug auf den Oberschenkel.
Bei einem hinteren Kreuzbandriss ist diese Stabilisierung folglich aufgehoben, so dass die Instabilität als typisches Symptom bei einem hinteren Kreuzbandriss auftritt.

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Wie wird der hintere Kreuzbandriss festgestellt?

Bei der körperlichen Untersuchung lassen sich für einen hinteren Kreuzbandriss typische Zeichen auslösen. Dazu gehören positive Ergebnisse beim hinteren Schubladen-Test sowie beim Lachmann-Test. Für diese Test-Verfahren beugt der Untersucher das verletze Bein des Betroffenen im Knie um 90 Grad beim Schubladen-Test beziehungsweise um 30 Grad beim Lachmann-Test.

Als nächster Schritt wird der Unterschenkel zum Oberschenkel hin nach hinten verschoben. Bei einem hinteren Kreuzbandriss tritt ein positives Ergebnis mit Verschieblichkeit nach hinten auf, bei unverletztem Knie lässt sich hingegen keine Bewegung nach hinten auslösen.
Sehr häufig begleiten einen hinteren Kreuzbandriss weitere Symptome und Verletzungen am Knie der betroffenen Körperseite.
Oft besteht eine Kombination mit Schädigungen der Seitenbänder (Kollateralbänder, Ligamentum collaterale mediale und Ligamentum collaterale laterale) des Kniegelenks.

Weitere begleitende Verletzungen

Auch knöcherne Ausrissverletzungen des hinteren Kreuzbandes an seinem Verankerungsort am Schienenbein (Tibia) stellen mögliche begleitende Verletzungen bei einem hinteren Kreuzbandriss dar.
Wird ein hinterer Kreuzbandriss nicht behandelt, beispielsweise weil der Betroffene den Riss aufgrund fehlender oder sehr milder Beschwerden nicht bemerkt, rückt das Symptom der Instabilität in den Vordergrund und es entwickelt sich ein chronischer Stabilitätsverlust.
Betroffene klagen über Symptome wie Nachgeben oder Wegrutschen des verletzten Knies, was man als sogenannte „giving way“-Symptomatik (give way = engl. nachgeben) bezeichnet. Neben dieser beschriebenen Instabilität entwickeln sich bei einem nicht therapierten hinteren Kreuzbandriss mit der Zeit Verschleißerscheinungen des Gelenks, insbesondere des Knorpels sowie der Menisken.
Besonders typisch ist eine hintere Kapselkontraktur. Da durch das gerissene hintere Kreuzband der Unterschenkel regelmäßig nach hinten sinkt, passt sich die Gelenkkapsel durch Verkürzung dieser Bewegung an, so dass genannte Kontraktur (Verkürzung) auftritt. Arthrosen sind weitere für einen nicht therapierten hinteren Kreuzbandriss typische Abnutzungserscheinungen. Einerseits entstehen diese am Kniegelenk selbst als Kniegelenksarthrose oder Gonarthrose. Andererseits kann sich nach einem hinteren Kreuzbandriss eine sogenannte Retropatellararthrose (retro = hinter, patella = Kniescheibe) entwickeln. Hierunter versteht man Verschleißerscheinungen des Gelenkraumes zwischen hinterer Kniescheibe (Patella) und Oberschenkelknochen (Humerus). Bemerkbar machen sich solche Arthrosen als Schmerzen. Eine Retropatellararthrose als Folge eines hinteren Kreuzbandrisses ist charakterisiert durch Schmerzen, welche vor allem auftreten, wenn man bergab- oder treppab geht. Auch nach sitzender Haltung und bei Aufstehen aus dieser verspürt der Betroffene verstärkt Schmerzen, welche retropatellar, also hinter der Kniescheibe lokalisiert sind.

Schmerzen nach einem Unfall

Ein Kreuzbandriss entsteht in den meisten Fällen im Zusammenhang mit einem Unfall.
Die direkten Symptome nach einem Unfall welcher einen hinteren Kreuzbandriss zur Folge hat werden hauptsächlich von starken Schmerzen dominiert.

Die Schmerzen, welche nach dem Unfall entstehen lassen sich anhand der Vorgänge im Knie welche auf den Riss des hinteren Kreuzbands folgen erklären. Der Unfall ruft einen blutigen Erguss in die Gelenkkapsel hervor und erzeugt einen gewissen Druck auf die Kapsel. Die Kapsel ist mit Nerven versorgt welche die Dehnung registrieren und den Schmerz hervorrufen. Eine Reduzierung des Ergusses nach dem Unfall kann daher helfen die Schmerzen zu senken.

Die Operation

Welche Therapiemaßnahme ergriffen wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

  • Das Alter des Patienten
  • Die Aktivität des Patienten, darunter insbesondere die sportlichen Aktivitäten
  • Die Belastung im Rahmen des Berufs
  • Das eventuelle Vorliegen von Begleitverletzungen (Meniskusriss)
  • Tritt bei einem jungen, leistungssportlich aktiven Patienten, der darüber hinaus einer hohen körperlichen Belastung im Rahmen seines Berufes ausgesetzt ist, ein hinterer Kreuzbandriss ohne jegliche Begleitverletzungen auf, so ist die operative Therapie am wahrscheinlichsten. Immer aber muss die individuelle Verletzung mit den verschiedenen Therapiemaßnahmen im Einklang stehen.

    Im Rahmen der operativen Therapiemaßnahmen steht die Kreuzbandplastik an erster Stelle. Eine solche Operation wird in der Regel nicht direkt durchgeführt. Zu hoch ist das Risiko, dass im Rahmen der Operation durch das Einsetzen einer körpereigenen Sehne eine Gelenkvernarbung auftritt, die unter Umständen zu Bewegungseinschränkungen führen würde. Eine körpereigene Sehne zeichnet sich dadurch aus, dass mit ihr der verloren gegangene Halt des Gelenkes nahezu wieder hergestellt werden kann. Die „alten“ Eigenschaften und dessen Funktionen sollen den Idealzustand nahezu naturgetreu wieder nachahmen. Körpereigene Sehnen bieten daher in besonderer Weise die Möglichkeit einer anatomischen Rekonstruktion.

Diese „Idealeigenschaften werden nicht von jeder körpereigenen Sehne erfüllt. Im Rahmen der Kreuzbandplastiken hat sich die Patellarsehne (= Kniescheibensehne), sowie die Sehnen des Musclus semitendinosus und Musculus gracilis (= Hamstring) bewährt.

  • Die Patellarsehne:
    Vielen dürfte der Patellarsehnenreflex ein Begriff sein. Das ist jener Reflex, der mittels leichtem Schlag mit einem Reflexhammer ausgelöst werden und eine Reflexantwort hervorrufen kann.
    Wenn man nun die Patellarsehne als Kreuzbandplastik verwenden möchte, so entnimmt man nicht die gesamte Kniescheibensehne. Für eine Kreuzbandplastik ist es ausreichend, wenn von dieser Sehne ein etwa 1 cm breites Stück entnommen wird. Wichtig ist dabei allerdings, dass an beiden Enden ein Knochenblock anhaftet. Diese Knochenblöcke werden mittels so genannter Interferenzschrauben, die entweder aus Titan oder Zucker (= Kohlenstoffverbindungen) bestehen, in den Bohrkanälen fixiert. Der Einbau des Transplantates erfolgt arthroskopisch, in Form einer Kniegelenksspiegelung.
    Die Knochenblöcke der Patellarsehne wachsen in der Regel innerhalb von 4-6 Wochen ein.
  • Die Semitendinosus- oder die Gracilis- Sehne
    Hierbei handelt es sich um eine Sehne des Oberschenkels. Um sie als Kreuzbandplastik zu verwenden, wird sie möglichst kniegelenksnah über einen kleinen Schnitt am inneren Oberschenkel (am inneren Schienbeinkopf) entnommen. Nach der Entnahme wird durch Doppeltlegung daraus ein Vierfach – Transplantat, auch Quadruple-Hamstring-Transplantat genannt, hergestellt. Die Dopplung ist notwendig um eine entsprechende Reißfestigkeit herzustellen.
    Dieses Transplantat kann auch aus einer weiteren Oberschenkelsehne, der Gracilissehne angefertigt werden.
    In einigen Fällen kann zusätzlich zur Semitendinosussehne die Gracilissehne entnommen werden. In solchen Fällen wird das Transplantat dann achtfach genommen werden.
    Die Vorteile der Semitendinosus- und Gracilis-Transplantate liegen in der geringeren Komplikationsrate, geringeren Schmerzen nach der Entnahme der Sehnen und in einer nur kleinen, kosmetisch günstigen Hautnarbe.
    Nachteilig wirkt sich das langsamere Einheilverhalten der Sehnen in die Knochenkanäle im Vergleich zur Patellarsehne aus. Im Gegensatz zur Patellarsehne mit ihren Knochenblöcken wachsen die Semitendinosus- und die Gracilissehne erst nach etwa 10-12 Wochen ein.

Symptome nach einer OP

Nach der Operation eines hinteren Kreuzbandrisses können auch bei erfolgreicher Operation zunächst Symptome bestehen.
Besonders postoperative Schmerzen sind nach einer Operation des Kreuzbands normal und können durch die Einnahme bestimmter schmerzsenkender Medikamente behandelt werden. Auch eine Schwellung des Knies ist nach der Operation üblich und verschwindet im Verlauf der Heilung in der Regel vollständig.

Eine gewisse Instabilität des Gelenks kann auch nach der Operation bestehen, sollte jedoch durch eine gezielte Krankengymnastik im Heilungsverlauf komplett verschwinden.

Sollten neue Symptome auftreten oder Symptome auch über längere Zeit nach der Operation bestehen bleiben empfiehlt sich eine ärztliche Abklärung der Beschwerden.

Weiterführende Informationen

Weitere anatomische Informationen

Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 08.12.2011 - Letzte Änderung: 30.03.2024