Hoher Puls im Ruhezustand

Einleitung

Der Puls erhöht sich physiologisch bei einer gesteigerten Aktivität, bei sportlichen Tätigkeiten oder bei akuter Aufregung. Ein erhöhter Puls im Ruhezustand kann in bestimmten Situationen physiologisch sein aber auch auf Krankheiten, Stresssituationen, hormonelle Schwankungen und zahlreiche andere Ursachen hindeuten. Ein nur kurzzeitig erhöhter Puls besitzt jedoch keinen Krankheitswert, ein langfristig erhöhter Puls sollte jedoch ärztlich abgeklärt werden, um potentielle seltene Gefahren und Komplikationen zu vermeiden.

Ursachen

Die Ursachen für einen erhöhten Puls im Ruhezustand sind zahlreich. In den meisten Fällen stecken harmlose, vorübergehende Ursachen wie eine kürzlich stattgehabte körperliche Aktivität, eine kurze Aufregung, eine Stressphase oder der Konsum bestimmter Genussmittel dahinter. Auch bislang unbemerkte harmlose Erkrankungen wie Allergien, Erkältungen und eine Grippe können das Aktivitätsniveau des Körpers anheben und den Puls höher schlagen lassen. Hierbei handelt es sich um reversible und vorübergehende Ursachen des erhöhten Pulses.

Weiterhin können auch hormonelle Veränderungen und Erkrankungen dahinter stecken, die teilweise reversibel und teilweise permanent sein können. Typischerweise können Schwangerschaften, die Wechseljahre oder eine Schilddrüsenüberfunktion zu einer gesteigerten Aktivität mit Erhöhung des Pulses führen. Eine ärztliche Diagnostik ist ratsam, damit gegebenenfalls eine Therapie eingeleitet werden kann.

Seltener kann die Ursache auch im Herz-Kreislaufsystem selbst liegen. Neben Herzrhythmusstörungen und Erkrankungen des Erregungsleitungssystems des Herzens können schwerere Erkrankungen wie Schocksituationen, Herzinfarkte, anaphylaktische Reaktionen, starke Blutverluste oder Infarkte und Embolien der Lunge zu plötzlichem rasenden Herzschlag führen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Erhöhter Puls- Ab wann gilt ein Puls als zu hoch?

Schilddrüsenüberfunktion

Die Schilddrüse produziert die lebenswichtigen Schilddrüsenhormone, die Einfluss auf das Nervensystem, das Herz-Kreislaufsystem, die Psyche und zahlreiche weitere Organfunktionen nehmen kann. Zu einer Schilddrüsenüberfunktion kann es auf verschiedenen Wegen kommen. Eine häufige Ursache ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Auch sogenannte „Autonomien“, fehlgeschaltete Areale in der Schilddrüse können übermäßig viele Schilddrüsenhormone produzieren. In der Folge kann der Hals sichtbar anschwellen, es kann zu Unruhen, Schweißausbrüchen, Zittern, Haarausfall, Schlafbeschwerden, Gewichtsabnahme und Durchfällen kommen.

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Typischerweise treten auch ein hoher Blutdruck und ein Herzrasen bei einer starken Schilddrüsenüberfunktion auf. Die Therapie kann mittels Medikamenten oder operativ erfolgen. Nicht selten entsteht die Überfunktion auch aufgrund einer zu hohen Einnahme an Schilddrüsenhormonen im Rahmen der Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion.

Informieren Sie sich mehr über das Thema: Schilddrüsenüberfunktion

Stress

Eine sehr häufige Ursache eines erhöhten Pulses im Ruhezustand, die mit teilweise ungeahnten Folgen einhergehen kann, ist der Stress. Stress kann sich körperlich und psychisch manifestieren und über einen langen Zeitraum entwickeln. Langfristig können sich hormonelle Probleme und körperliche Manifestationen ausbilden, die denen einer Schilddrüsenüberfunktion ähneln.
Typisch sind Unruhe, Zittern, Schlafprobleme, Schweißausbrüche und ein Herzrasen. Stress gilt als ernstzunehmende Erkrankung, die mitunter professionell behandelt werden muss. Eine sofortige Stressvermeidung steht in der Behandlung im Vordergrund. 

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Hoher Blutdruck

Ein hoher Blutdruck geht oft mit einem erhöhten Puls einher. Hinter beiden Symptomen kann eine Aktivierung des Herz-Kreislaufsystems stecken, der akute Ursachen wie Stress, Sport und akute Erkrankungen des Herzens oder langfristige hormonelle Veränderungen zugrunde liegen kann.

Allgemein spricht man ab Werten von 140/90 von einem erhöhten Blutdruck. Die Werte sollten langfristig gemessen und kontrolliert werden. Bei länger bestehenden Beschwerden muss eine Therapie eingeleitet werden, da ein erhöhter Blutdruck über die Jahre zu schweren Folgeschäden des Gefäßsystems ein einiger Organe führen kann.

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Koffein

Koffein ist ein aufputschender Wirkstoff, der in verschiedenen Genussmitteln enthalten sein kann. Er wird von zahlreichen Menschen tagtäglich konsumiert, um den Kreislauf anzuregen und die Konsumenten wacher und leistungsfähiger zu machen. Typischerweise ist Koffein in Kaffee, Energydrinks, Cola und diversen Teesorten enthalten. Primär wirkt Koffein am Herz-Kreislaufsystem und führt neben einem erhöhten Puls zu einem erhöhten Blutdruck, Stress, Unruhe. Bei häufigem Koffeingenuss können sich weiterhin Stresssymptome und Schlafbeschwerden einstellen. 

Weitere Informationen finden Sie auf unter Kreislaufbeschwerden nach Kaffee.

Nikotin

Das Genussmittel Nikotin, welches vor allem über Zigaretten aufgenommen wird, kann unterschiedliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf- und Gefäßsystem nehmen. In niedriger Dosierung kann es zu einer Adrenalinausschüttung führen, wodurch das Herz-Kreislaufsystem aktiviert wird. Das kann zu einer Blutdruck- und Pulserhöhung führen, sowie Stress und Unruhe fördern.
Erst in höherer Dosierung hat es im Nervensystem eine beruhigende Wirkung. Langfristig verursacht insbesondere der Zigarettenkonsum schwere Folgeschäden an Gefäßen, Herz und Lunge sowie zahlreichen weiteren Organen. 

Alkohol

Alkoholkonsum nimmt diverse Einflüsse auf das Nervensystem und die Herz-Kreislauffunktion. Kurzfristig kann Alkohol die Gefäße weitstellen und sogar zu einer Erniedrigung des Blutdrucks führen. Als Reaktion darauf kann der Puls ansteigen. Die vermehrte Aktivität unter Alkoholeinfluss kann einen hohen Puls zusätzlich begünstigen.
Weiterhin hat Alkohol einen diuretischen Effekt auf die Nieren, der zu einem Flüssigkeitsmangel führen kann, wodurch der Puls ebenfalls erhöht wird. Neben diesen akuten körperlichen Reaktionen, können langfristig durch vermehrten Alkoholkonsum an einigen Organen chronische Schäden auftreten. 

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Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft kann zu erhöhtem Blutdruck und erhöhten Pulsfrequenzen führen. Dabei handelt es sich zunächst um keine Erkrankung, sondern um eine physiologische Anpassungsreaktion des Körpers an den erhöhten Nährstoff- und Sauerstoffbedarf des mütterlichen und kindlichen Körpers. Im Laufe der Schwangerschaft kann der Puls physiologischerweise um bis zu 10-20 Schläge pro Minute vom Normalwert abweichen.

Diagnostisch ist jedoch die Abgrenzung zu tatsächlichen Erkrankungen und krankhaften Pulssteigerungen wichtig. Auch gefährliche Ursachen können neben der Schwangerschaft für die Pulserhöhung verantwortlich sein. Bei weiteren Symptomen wie Blutungen, starken Blutdrucksteigerungen oder Schmerzen im Bauch- und Brustbereich sollte eine sofortige Vorstellung beim Gynäkologen erfolgen.

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Ab wann ist ein hoher Puls im Ruhezustand gefährlich?

Ein erhöhter Puls ist ein sehr unspezifisches Symptom und kann sowohl harmlose als auch ernstzunehmende Ursachen haben. Im Ruhezustand reduzieren sich der Kreislauf und somit auch der Puls physiologisch. Ist der Puls in diesem Zustand erhöht, sollte eine weitere Abklärung der möglichen Ursachen erfolgen. Auch im Ruhezustand ist ein erhöhter Puls in den meisten Fällen auf harmlose Ursachen wie Koffeinkonsum, leichter Stress, leichte Erkältungen oder sonstige Begleitumstände zurückzuführen, die den Kreislauf aktivieren.

In selteneren Fällen können jedoch auch gefährliche Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, hormonelle Störungen oder akute Komplikationen von Infektionen oder Allergien hinter der Pulserhöhung stecken. Die Pulserhöhung ist in diesen Fällen häufig ein Symptom, welches anzeigt, dass der Körper gegen die Krankheiten ankämpft und versucht einen ausreichenden Kreislauf sicherzustellen.   

Diagnose

Die Diagnose kann in der Regel bereits mithilfe einer kurzen Befragung und Untersuchung des Patienten gestellt werden. Oftmals bemerken die Betroffenen selbst ein Herzrasen sowie gegebenenfalls weitere Begleitsymptome. Mithilfe einer einfachen Pulsmessung kann der hohe Puls ermittelt werden.
Weiterhin kann eine Langzeit-EKG-Messung die Pulsfrequenz über einen Zeitraum von 24 Stunden ermitteln und gegebenenfalls zur weiteren Diagnostik eventuelle Herzrhythmuserkrankungen aufdecken. Zur Ermittlung der Ursachen des hohen Pulses können sich zahlreiche weitere diagnostische Verfahren anschließen. Um die Diagnostik einzugrenzen, können mithilfe einer Befragung und körperlichen Untersuchung die möglichen Ursachen bereits eingeschränkt werden. 

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter: Langzeit-EKG

Begleitende Symptome

In den meisten Fällen bemerken die Betroffenen den erhöhten Puls anhand verschiedener Begleitsymptome. Der erhöhte Puls kann als Herzklopfen oder Herzrasen empfunden und ertastet werden. Weiterhin können Nervosität, Schlafprobleme, Aufregung, Kopfschmerzen, Schwindel und Kaltschweißigkeit hinzukommen.
Abhängig von der Ursache des erhöhten Pulses schließen sich spezifische Symptome der zugrundeliegenden Erkrankung an. Stress kann zum Beispiel mit Schlafbeschwerden, Appetitverlust, Schwindel, Durchfall oder Sodbrennen einhergehen. Akute Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems können sich durch schwere Brustschmerzen, Schwindel, Ohnmacht, Atemnot und Kaltschweißigkeit bemerkbar machen.

Schwindel

Schwindel ist ein unspezifisches Symptom, welches in Kombination mit einem hohen Puls auf verschiedene Erkrankungen hindeuten kann. Es gibt verschiedene Arten von Schwindel, die unterschiedliche Ursachen haben können. Ein plötzlicher Drehschwindel kann auf Erkrankungen des Innenohres hindeuten, wohingegen ein Schwankschwindel psychische Ursachen wie Stress haben kann. Ein leichter permanenter Drehschwindel kann in Kombination mit einem erhöhten Puls eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems wie eine Blutarmut, eine Herzrhythmusstörung oder andere Störungen im Blutfluss zur Ursache haben.

Bei akutem Schwindel sollten sofortige Ruhe und Schonung eingehalten werden. Vielfach hilft es bereits, Wasser zu trinken und die Beine hochzulegen um das Schwindelgefühl zu reduzieren. Tritt zusätzlich eine akute Schwäche mit Ohnmachtsgefühl auf, können dies akute Warnsymptome eines bedrohlichen Geschehens im Herz-Kreislaufsystem sein.

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Kaltschweißigkeit

Kaltschweißigkeit ist ein Symptom, welches in der paradoxen Situation der Schweißbildung bei gleichzeitig kalter Haut auftritt. Dies entsteht, wenn der Körper starkem Stress ausgesetzt ist und die Durchblutung des Körpers nicht vollständig gewährleistet ist. Insbesondere bei akuten Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, wie zum Beispiel einem Herzinfarkt, einer Lungenembolie, einer Aortendissektion oder einem sogenannten „Schock“ sind Kaltschweißigkeit und ein erhöhter Puls typische Symptome, die gemeinsam auftreten können.
Bei einem Schock etwa liegt ein Blutvolumenmangel in den Blutgefäßen vor, der verschiedene Ursachen haben kann. Definitionsgemäß liegt beim Schock ein hoher Puls bei gleichzeitig niedrigem Blutdruck vor. 

Behandlung

Die Behandlung des hohen Pulses im Ruhezustand richtet sich weitestgehend nach der Ursache des Symptoms. In vielen Fällen liegen vorübergehende stressige Phasen mit gesteigerter Aktivität zugrunde, die von selbst nachlassen und keiner Behandlung bedürfen. Falls der Puls erhöht bleibt, bestehen die ersten Maßnahmen darin, sich ruhig zu verhalten, Stress zu vermeiden, ausgewogen zu essen, sich regelmäßig zu bewegen und verschiedene Genussmittel zu vermeiden.

All dies führt langfristig zu einer Senkung und Stabilisierung des Pulses. Die Vermeidung von Stress, Nikotin und Koffein stehen hierbei im Vordergrund. Stecken andere Erkrankungen wie Hormonstörungen oder Erkrankungen des Herzerregungsleitungssystems hinter dem erhöhten Puls, müssen unter Umständen medikamentöse Therapien eingeleitet werden, seltener auch operative Behandlungen. 

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Dauer

Die Dauer des hohen Pulses kann stark mit der zugrundeliegenden Ursache variieren und auch für die Diagnostik entscheidend sein. In den meisten Fällen lässt ein hoher Puls innerhalb weniger Zeit von selbst nach, wenn der Stress oder die gesteigerte Aktivität nachlassen. Hormonelle Störungen wie die Schilddrüsenüberfunktion können eine dauerhafte Pulserhöhung verursachen, die erst mit dem Einsetzen der Therapie nachlässt.
Auch Herz-Kreislauferkrankungen können einen dauerhaften hohen Puls zu Folge haben. Herzrhythmusstörungen können wiederkehrend auftreten, zwischendurch verschwinden oder dauerhaft langfristig bestehen bleiben. 

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.08.2019 - Letzte Änderung: 12.01.2023