Lidocain Salbe

Definition

Eine Salbe dient im Allgemeinen zur Verhinderung einer Krustenbildung. Sie bildet einen Schutzfilm und hemmt die Wärme- und Feuchtigkeitsabgabe der Haut.

Lidocain  gehört zu den Lokalanästhetika des Amidtyps. Zusätzlich ist es ein Medikament gegen Herzrhythmusstörungen.
Es wirkt durch eine Hemmung von Natriumkanälen in den Nerven und verhindert eine Reizweiterleitung. Auf diese Weise führt  Lidocain zu einer Verringerung des Schmerzempfindens.

Indikationen

Lokalanästhetika wie Lidocain finden in der Medizin eine breite Anwendung.
In der Kardiologie dienen sie als Antiarrhythmikum bei Herzrhythmusstörungen. In der Anästhesie oder Chirurgie wird die interventionsbedürftige Hautregion lokal betäubt.
Bei Kaiserschnitten oder rückenmarksnahen Anästhesieverfahren erspart ein Lokalanästhetikum eine Vollnarkose und dessen systemische Nebenwirkungen. Zum Beispiel können im Rahmen der Regionalästhesie kleine orthopädische Eingriffe durchgeführt werden.

Lidocain Salbe oder Gel wird bei leicht entzündeter Haut und Schleimhaut oder schmerzhaften Wunden aufgetragen. Dies ermöglicht ein fast schmerzfreies Warten bis ein chirurgischer Eingriff durchgeführt werden kann. Auch kleine operative Eingriffe wie Schrittmacher- oder Portimplantationen werden im Rahmen einer Lokalanästhesie durchgeführt. Weiterhin wird dadurch ermöglicht, dass Wunden schmerzfrei heilen können.

Auch Hämorrhoiden, die nicht operationswürdig sind, können mittels Lidocain Salbe symptomatisch anbehandelt werden, um den schmerzhaften Defäkationsvorgang zu erleichtern. 

Andere Darreichungsformen von Lidocain finden Sie hier:

Anwendung bei Hämorrhoiden

Hämorrhoiden sind Erweiterungen des arteriovenösen Geflechts. Dass bedeutet, das Blut von den Arterien in dieses Geflecht hineinfließt und es versorgt. Allerdings kann dieses Blut in den Venen nicht mehr abfließen. Folglich kommt es zu einer Staaung bzw. einer Ausstülpung dieses Geflechts.

Je nach dem Grad dieser Ausstülpung kann man Hämorrhoiden in vier Grade einteilen, wobei bei Grad eins Lidocain Salben zur Anwendung kommen.
Dies kann den schmerzhaften Defäkationsvorgang erleichtern und einen Teufelskreis unterbinden. Denn Patienten mit Schmerzen, versuchen den Stuhlgang durch Anspannen des Analsphinkters (Schließmuskel) zu unterdrücken. Dadurch wird der Stuhlgang aber härter. Dies wiederum führt beim darauffolgenden Stuhlgang zu stärkeren Beschwerden und kann auf Dauer zu einer Vergrößerung der Hämorrhoiden führen, die eine Operation notwendig machen.

Nähere Informationen zum Thema Hämorrhoiden hier nachlesen. 

Anwendung bei einer Analfissur

Eine Analfissur ist ein Schleimhautdefekt im Bereich des Anus. Eine primäre Analfissur ist häufig sehr schmerzhaft. Sie tritt durch chronischen harten Stuhlgang bei einer Verstopfung oder durch chronischen Durchfall oder Analverkehr auf.
Der Schmerz hält einige Minuten nach dem Stuhlgang an. Da es sich um eine sehr sensible Region handelt, die dauernd beansprucht wird, dauert eine konservative Therapie einige Wochen bis Monate.

Primär wird diese Erkrankung mit Stuhlregulierung, entzündungshemmenden und schmerzhemmenden Salben behandelt. Beispielweise beginnt man mit Posterisan akut® Rektalsalbe 50mg/g drei Mal pro Tag. Es reduziert den Schmerz und erleichtert so die Defäkation.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Analfissur. 

Anwendung bei einer Analvenenthrombose

Eine Analvenenthrombose ist eine plötzlich auftretende schmerzhafte Schwellung lokalisiert  im Venengeflecht, welches sich in der Analregion befindet. Der brennend, stechende Schmerz verstärkt sich während und nach der Defäkation.

Bei geringer Ausprägung und Beschwerden ist eine konservative Therapie angebracht. Lidocainhaltige Salben lindern die Schmerzen. Zusätzlich können Schmerzmedikamente eingenommen werden, wenn die Salbe allein nicht ausreicht.

Ein weicher Stuhlgang sollte durch ballaststoffreiche Nahrung erreicht werden, um der mechanischen Schmerzverstärkung vorzubeugen.

Anwendung bei einer Zahnfleischentzündung

Entzündungen im Mundraum können sehr unangenehm sein. Auch sehr kleine Entzündungen können unsere Lebensqualität drastisch einschränken.
Saure und heiße Gerichte und Getränke versucht man aufgrund der Schmerzen zu vermeiden. Hier kann eine Salbe mit dem Lokalanästhetikum Lidocain sehr angenehm entgegenwirken, indem es das entzündete Areal für kurze Zeit betäubt und die Schmerzen vergessen lässt.

Der Vorteil an solchen Salben ist, dass sie rezeptfrei in jeder Apotheke zu finden sind und kaum Nebenwirkungen zeigen. Zur Verfügung stehen Polidocanol (Recessan) und Lidocain (Dynexan Mundgel, Kamistad Gel). Wenn die Beschwerden in kürzeren Abständen gehäuft auftreten oder schwerwiegend sind, sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden.

Mehr zum Thema Lokalanästhetika beim Zahnarzt hier nachlesen. 

Anwendung bei einem Tattoo

Tätowieren ist ein Verfahren, in dem durch Einbringen von Farbstoffen in die eingeritzte Haut eine farbige Musterung entsteht. Dieser Vorgang kann sehr schmerzhaft sein.
Schmerz ist eine subjektive Sinneswahrnehmung, die den Körper vor Schäden schützen soll. Die Schmerzgrenze ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und korreliert nicht mit dem Ausmaß der Gewebsschädigung.

Vor der Anlage eines Tattoos ist es möglich, die Haut eine Stunde vorher mit einer Lidocainsalbe zu versehen, um die einzelnen Nadelstiche nicht oder weniger stark zu spüren. Nicht nur die Nadel, sondern auch das ständige Reinigen führt zur einer Irritation der Haut. Bevor ein Tattoo gestochen wird, reinigt man die zu tätowierende Hautfläche. Als nächstes wird eine Stunde vorher die Lokalanästhetikum enthaltende Salbe aufgetragen. Die Salbe hält ihre Wirkung circa zwei Stunden aufrecht.

Anwendung bei Schwangerschaft

Salben auf Lidocain Basis verhindern die Reizweiterleitung in den Nervenfasern und verhindern dadurch die Schmerzweiterleitung an das zentrale Nervensystem.
Die Erfahrung mit Lidocain Salben in Schwangerschaft und Stillzeit ist sehr hoch. Bisher wurde laut Studien kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko des Kindes bei Anwendung der Schwangeren in den ersten vier Monaten beobachtet.

Lokalanästhetika in Salbenform werden generell gut vertragen.

Welche Medikamente sind in der Schwangerschaft erlaubt? - Hier nachlesen.

Dauer der Wirkung

Die Lidocain Salbe enthält Lidocain, ein Lokalanästhetikum des Säureamidtyps, das nach Auftragen der Salbe eine vorübergehende Betäubung von Haut oder Schleimhaut hervorruft
Der Wirkungseintritt erfolgt schnell innerhalb von 30 Sekunden - 5 Minuten. Bei einer systemischen intravenösen Gabe setzt die Wirkung sofort ein.
Lidocain besitzt eine Halbwertszeit von 1,5 bis 2 Stunden bei äußerer Anwendung.

Die Dauer ist abhängig von der Art des Lokalanästhetikums. Wie bei anderen Lokalanästhetika sind für die effektive Anwendung die richtige Dosis und die richtige Anwendung wichtig.
Beachten Sie daher unbedingt die Anweisungen Ihres Arztes! Wird Lidocain Salbe in größeren Mengen oder häufiger als vom Arzt empfohlen angewendet, können gefährliche Blutspiegel erreicht werden.

Bei Schmerzen und Beschwerden bei Hämorrhoiden können 1-5 g Salbe aufgetragen werden.

Wirkung der Lidocain Salbe

Lokalanästhetika wie Lidocain verhindern reversibel den Natriumeinstrom in die Nervenzellen und hemmen eine Erregungsbildung und- fortleitung der Nervenmembran. Dadurch kommt es zu einer Schmerzausschaltung.
Insgesamt werden alle Fasern des Nerven (sensible, motorische und sensorische) blockiert. Die Fasern des vegetativen Nervensystems (Sympathikusblockade) werden als erstes blockiert. Dies führt zu einer Erweiterung der Gefäße und zu einem Wärmegefühl. Als nächstes werden die sensorischen Fasern gehemmt, die das Temperatur- und Schmerzempfinden beeinflussen. Anschließend werden die Fasern der Berührungs- und Drucksensoren ausgeschaltet und zuletzt die motorischen Fasern. Der Umfang und die Stärke der Wirkung hängen ab von der Konzentration des Lokalanästhetikums und der Beschaffenheit der Nervenfasern

Zudem enthält die Lidocain Salbe eine geringe Konzentration vom Anästhetikum, sodass vor allem auch das Schmerzempfinden ausgeschaltet wird.

Erfahren Sie hier mehr zur Wirkung der Lokalanästhetika.

Nebenwirkungen der Lidocain Salbe

Jedes Medikament, dass eine Wirkung entfaltet, kann mit bestimmten Nebenwirkungen einhergehen. Diese müssen aber nicht bei jedem auftreten. Die Nebenwirkungen treten unterschiedlich oft bei Patienten auf. Folgende Definitionen liegen für die Häufigkeit von Medikamentennebenwirkungen vor:

  • Sehr häufig: mehr als 1 Behandelter von 10
  • Häufig: 1 bis 10 Behandelte von 100
  • Gelegentlich: 1 bis 10 Behandelte von 1000
  • Selten: 1 bis 10 Behandelte von 10 000
  • Sehr selten: weniger als 1 Behandelter von 10 000
  • Nicht bekannt: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar

Bei Anwendung der Lidocain Salbe bei Hämorrhoiden treten sehr häufig Jucken und Brennen im Afterbereich auf. Hierbei kann es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion handeln. Sollten Ihre Beschwerden unter der Behandlung mit dem Arzneimittel zunehmen, ist die Behandlung abzubrechen und ein Arzt aufzusuchen.

Allergien durch die Lidocain Salbe

Eine Allergie ist definiert als eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf körperfremde Stoffe. Meist zeigt sich diese durch lokale Symptome mit Juckreiz, Ödemen oder Rötungen.
Bei systemischer Einnahme von Lidocain können Reaktionen mit Beteiligung der Schleimhäute, Atemwege, Herzkreislaufsystem bis hin zu einem allergischen Schock führen.

Das Ausmaß einer Reaktion hängt von der Dosierung und Applikationsform des Lokalanästhetikums ab (Lutschtabletten, Salben, Spritzen). Beispielsweise können Lutschtabletten selten zu einer Taubheit der Zunge und Geschmacksveränderung führen. Bei lokaler Anwendung im Rachen, kann es selten zu Heiserkeit kommen.

Kann man Lidocain Salben rezeptfrei kaufen?

Es gibt verschiedene Arten von Medikamenten. Diese werden eingeteilt in apothekenpflichtige, verschreibungs- oder rezeptpflichtige und freiverkäufliche Medikamente. Nach dem Arzneimittelgesetz sind alle Medikamente verschreibungspflichtig, deren Wirkstoffe in diesem Gesetz verzeichnet sind.

Apothekenpflichtig sind alle Medikamente, die zur Beseitigung oder Linderung von Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhaften Beschwerden dienen. Viele verschreibungsfreie Medikamente sind apothekenpflichtig. Hierzu zählen zum Beispiel Lidocainhaltige Salben. Dass bedeutet, man kann diese Salbe ohne Rezept erwerben. 

Weiterführende Information

Weitere Informationen zum Thema Lokalanästhetikum finden Sie unter:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.11.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021