Historisches zum Thema Tattoo

Die Tätowierung ist allerdings keine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Viele Völker haben unabhängig voneinander den Kult des Tätowierens für sich entdeckt und praktiziert. Im Norden Chiles wurden 7000 Jahre alte Mumien gefunden, die an Händen und Füßen tätowiert waren. Und auch die berühmte Gletscher-Mumie „Ötzi“, die vor ca. 5000 Jahren lebte, war tätowiert. Aufwändige und großflächige Tattoos fanden sich auch bei Reitervölkern aus den russischen Steppen und dem Kaukasus. Rituelle Bedeutung gewann diese Ausführung auch in Mikronesien, Polynesien, bei der indigenen Bevölkerung und Ainu und Yakuza (Japan). Das Alte Testament verbot seinen Gläubigern die Tätowierung. In frühchristlichen Sekten aber war es zum Teil üblich. Und auch in der heutigen Zeit drücken viele Christen über die Tätowierung eines Kreuzes, gefaltete Hände, Engelsflügel und Ähnliches ihre Gottesehrbarkeit und Glaubenszugehörigkeit aus. Bis 1890 war es sogar in Bosnien üblich katholische Mädchen zu tätowieren, so dass sie nicht zum Islam überwechseln konnten.

Heutzutage wird der Körperschmuck meist nicht mehr wie damals per Hand in die Haut eingeritzt, sondern durch mechanischen Druck mit Hilfe professioneller Tätowierungsgeräte in die Haut eingebracht. Die meisten Tätowierer genießen heute eine graphische Ausbildung und achten vermehrt auf Hygienemaßnahmen, um mögliche Infektionen zu vermeiden. Die Haut als das größte und schwerste Organ des Menschen wird bei einer Tätowierung ca. 20 Nadelstichen pro Sekunde ausgesetzt, wobei ein Teil der Farbsubstanzen sofort über das Gefäßsystem der Haut abtransportiert wird. Größere Pigmentkristalle verbleiben in der Haut und bilden die Tätowierung, das Tattoo. Bei einer fachgerecht durchgeführten Tätowierung befinden sich die tätowierten Farbpigmente in der mittleren Hautschicht. Nur in dieser Schicht bleibt das Tattoo (relativ) farbecht erhalten. Werden die Farbpigmente der Tätowierung wie z.B. bei Henna-Tattoos nur in der äußeren Hautschicht tätowiert, so verschwindet das Tattoo mit der Zeit von selbst wieder, da sich diese Hautschicht komplett selbständig erneuert und die Hautschuppen abfallen. Nach einer gewissen Zeit bleicht die Tattoofarbe manchmal aus oder führt ungewollt zu einem Farbumschlag. Gründe hierfür sind entweder eine photochemische Reaktion oder der Abtransport der Farbpartikel durch das körpereigene Makrophagensystem. Tattoofarben können sich deswegen auch in den nächstliegenden Lymphknoten anreichern. Diese wirken dann meist vergrößert oder erscheinen schwarz bei deren Entfernung.

Epidemiologie/Trend

Umfragen haben ergeben, dass derzeit in Deutschland etwa 10 % der Bevölkerung mindestens eine Tätowierung besitzen, bei jungen Menschen (16-29 Jahre) sind es bis zu 23 %. Dadurch hat die Zahl der tätowierten Menschen in Deutschland eindeutig die 7-Mio.-Grenze überschritten. Pro Jahr lassen sich ca. 20.000 Tattooentfernungen datieren. Das bedeutet einen Anstieg von fast 40% in den letzten Jahren. Meistens sind es Frauen zwischen 25 und 50 Jahren, die sich mit ihrem Tattoo nicht mehr wohlfühlen.

Sonderformen und Bedeutung

Tätowierungen können die unterschiedlichsten Bedeutungen besitzen:

  • Mitgliedszeichen
  • Rituelles oder sakrales Symbol
  • Ausdrucksmöglichkeit für Abgrenzung und Exklusivität
  • Verstärkung von sexuellen reizen
  • Protestkundgabe oder politische Stellungnahme
  • Schmuck
  • Zugehörigkeit und Funktion von Gefängnisinsassen (so bekamen auch damals KZ-Häftlinge eine Häftlingsnummer und Mitglieder der SS eine Tätowierung am Oberarm)

Mit der Zeit haben sich Sonderformen der Tätowierung herausgebildet. Eine große Branche stellt das auftragen von Permanent-Make-up dar. Hier werden Konturen z.B. von Augen und Lippen hervorgehoben, nachgezogen und schattiert. Auch die Chirurgie macht sich diese ästhetische Technik zum Nutzen, in dem sie Operationsnarben kaschiert oder Brustwarzenhöfe rekonstruiert.

Informieren Sie sich mehr zum Thema: Auge tätowieren - Geht das?

Haben Sie bereits ein Tattoo gemacht und wissen nicht wie es behandelt werden muss? Lesen Sie mehr zu unserem bereits veröffentlichten Thema: Nachbehandlung von Tattoo.

Entfernung eines Tattoos

Tätowierungen/ Tattoos sind nicht einfach rückstandslos zu entfernen - mit keiner Methode. Je nach Genauigkeit der Betrachtung der Haut, nach einer Tattooentfernung werden fast immer Hautveränderungen oder Farbreste oder beides nachweisbar sein. Vor der Tattooentfernung lässt sich die Auffälligkeit der bleibenden Hautveränderung nicht genau vorhersagen. Bei einer beratenden Abschätzung spielen folgende Faktoren die Hauptrolle: das Tattoo an sich (Körperstelle, Größe, Farben, Alter), Hauttyp, Entfernungsmethode. Der Behandler muss sich mit der korrigierenden Therapie von Narben auskennen. Eine Teilbehandlung kann zum Testen angeboten werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.01.2011 - Letzte Änderung: 29.06.2022