Ursachen

Zunächst einmal muss man natürlich sagen, dass Tattoos dadurch hergestellt werden, dass die Farbe für die Tätowierung unter die Haut eingebracht hat. Da dadurch die Haut verletzt wird und eine Wunde entsteht, ist es nur logisch, dass der Vorgang einer Tätowierung nicht ganz schmerzfrei sein kann.
Trotzdem empfindet jeder Mensch die Schmerzen, nicht nur beim Tätowieren, sondern prinzipiell, unterschiedlich stark. Während der eine den Vorgang des Tätowierens lediglich als unangenehm oder als leichtes Drücken oder Reiben beschreibt, gibt es andere, denen dabei Tränen in die Augen schießen und die die Schmerzen fast als unerträglich wahrnehmen. Darüber hinaus kommt es natürlich auch immer einfach auf die Tagesform an, in der man sich zum Zeitpunkt des Tattoo-Stechens befindet.
Abhängig vom sonstigen seelischen und körperlichen Zustand kann es zu einem verstärkten oder verminderten Schmerzempfinden kommen.

Neben individuellen Faktoren entscheidet ganz maßgeblich auch die Stelle, an welcher das Tattoo gestochen wird, mit, als wie stark die Schmerzen bei diesem Vorgang beschrieben werden. Grundsätzlich gilt Folgendes:

Die schlimmsten Schmerzen entstehen an den Stellen, an denen die Haut relativ direkt den Knochen bedeckt, also wenig Unterhautgewebe vorliegt (deswegen schmerzt es normalerweise an Oberschenkel oder Oberarm zum Beispiel viel weniger als am Schulterblatt oder der Fußsohle).

Zusätzlich spielt eine Rolle, wie dick die Haut an der eingestochenen Stelle ist. Außerdem kann man sagen, dass es bestimmte „empfindliche Bereiche“ für jeden Menschen gibt, an welchen er schmerzempfindlicher ist, die sich teilweise auch von Person zu Person unterschieden. Oftmals werden hier die Innenseiten der Arme bzw. Beine oder der Nierenbereich genannt. Am heftigsten werden im Allgemeinen die Schmerzen bei einer Tätowierung im Intimbereich wahrgenommen.

Symptome

Abgesehen von den Schmerzen, die ja praktisch ein „Symptom“ des Tätowierens darstellen, kann die Stelle, in die das Tattoo gestochen wird, auch bluten.
Hierbei sollte es sich allerdings im Normalfall nur um sehr geringe Blutungen handeln, die auch schnell von selbst wieder abklingen. Bei einem nicht sauber gestochenen Tattoo oder wenn Schmutz in die Wunde gelangt, kann sich das Tattoo entzünden.
Dies bereitet ebenfalls manchmal Schmerzen, außerdem kommt es zu einer Rötung, einer Schwellung und einer Überwärmung der betroffenen Stelle. Nur in sehr extremen Fällen kommt es auch zu systemischen Reaktionen wie Fieber. Gelegentlich kann ein Tattoo auch zu einer allergischen Reaktion führen, zum Beispiel, wenn eine Allergie gegen den benutzten Farbstoff besteht.
Auch in einem solchem Fall können Schmerzen, Rötung und Überwärmung entstehen, auch die umliegende Haut kann sich entsprechend mit verändern.

Therapie

Da die Schmerzen beim Stechen eines Tattoos eine natürliche Reaktion des Körpers sind, der Betroffene in der Regel damit rechnet und sie nach dem Vorgang des Tätowierens normalerweise rasch wieder abklingen, bedürfen sie fast nie einer Therapie. Sollten sie jedoch ausgesprochen stark sein und länger anhalten, so kann man natürlich ein Schmerzmittel nehmen, am besten das, welches man auch sonst als für sich am persönlich am besten empfindet (in Frage kommen unter anderem Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen). Sollten Schmerzen jedoch länger bestehen bleiben und sich zusätzlich Zeichen einer Entzündung oder Allergie entwickeln, sollte man einen Arzt aufsuchen und mit diesem gegebenenfalls eine Therapie besprechen (es kommen zum Beispiel der Einsatz von Entzündungshemmern wie Cortison oder antiallergischen Mitteln wie Antihistaminika in Frage).

Verlauf

Dass es beim Stechen des Tattoos schmerzt, ist ganz normal und daher auch kein Grund zur Besorgnis (außer für Menschen, für die diese Schmerzen an sich schon Sorgen bereiten). Im Normalfall dauern die Schmerzen allerdings nur während des Vorgangs der Tätowierung und evtl. noch kurze Zeit darauf an und können deshalb von den meisten gut ertragen werden. Folgeschäden bilden sich bei gesunden Menschen nur ausgesprochen selten.

Schmerzen verringern

Die wichtigste Regel zur Schmerzkontrolle ist das Essen vor dem Tätowieren, um Energie zu schöpfen und die Schmerztoleranz zu erhöhen.

Eine einfache Methode die Schmerzen besser auszuhalten ist die Atmung zu kontrollieren. Ähnlich wie Schwangere während der Geburt kann die Atemtechnik das Schmerzempfinden verringern. Durch ruhige tiefe Atmung während des Tätowierens entspannt man auf dem Stuhl des Tätowierers und der Schmerz wird als weniger stark empfunden. Auf ein tiefes Einatmen sollte eine Ausatemphase folgen, die doppelt so lang ist wie die vorhergehende Einatmung. Durch diese kontrollierte Atmung wird der Herzschlag entschleunigt und die Muskulatur entspannt. Die Wirkung tritt nach dem ersten richtig ausgeführten Ausatmen ein und verstärkt sich mit jedem Atemzyklus.

Auch ein Stressball oder Kaugummi kauen hilft, um den Schmerz besser auszuhalten.

Darüber hinaus kann man sich während des Tätowierens mit Musik, Lesen oder einem Film von den Schmerzen ablenken. Meditation kann zusätzlich neben der Atmung helfen die Schmerzen besser auszuhalten.

Lesen Sie mehr zum Thema: Meditation

Es gibt auch eine Creme, die zur lokalen Betäubung der Körperstelle eingesetzt werden kann. Die Emla Creme enthält die betäubenden Wirkstoffe Lidocain oder Prilocain, die die Schmerzempfindung und –leitung betäuben. Einige Tätowierer nutzen diese Creme, andere raten davon ab, da die Creme die Haut aufweicht und es schwieriger wird das Tattoo zu stechen.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Emla Creme

Viele Menschen greifen zu dem homöopathischen Mittel Arnica und schwören auf die entzündungshemmende, schmerz- und blutstillende Wirkung. Neben der Linderung von Schmerzen hat Arnica den positiven Nebeneffekt, dass die frisch gestochenen Stelle schneller abschwillt und heilt. Allerdings sollte man sich bei dem Kauf von Arnica Globuli beraten lassen, da es unterschiedlich stark potenzierte Mischungen gibt und die Potenzen auf die Person individuell angepasst werden sollen.

Die Einnahme von Ibuprofen während der Sitzung lindern ebenfalls die Schwellung und die Schmerzen. Es löscht den Schmerz allerdings nicht vollständig aus, Ibuprofen reduziert lediglich die Schmerzintensität. Bei der Einnahme von Ibuprofen während des Tätowierens muss darauf geachtet werden, dass die Tageshöchstdosis nicht überschritten wird. Allerdings wird die Wirksamkeit von Ibuprofen bei Schmerzen beim Tätowieren sehr diskutiert.

Gänzlich abzuraten ist von der Einnahme von Novalgin, vor allem dann wenn man nicht weiß ob man das Medikament verträgt. Häufig löst Novalgin nämlich starke Nebenwirkungen aus.

Von zentral wirksamen starken Schmerzmitteln (Tilidin, Valeron) ist abzuraten, zumal sie verschreibungspflichtig sind und erhebliche, sehr ernstzunehmende Nebenwirkungen auslösen können, wenn sie falsch dosiert werden.

Schmerzen beim Tätowieren am Rücken

Die Schmerzen, die jeder beim Tätowieren empfindet sind unterschiedlich. Der Rücken umfasst viele Bereiche, die auch unterschiedlich stark innerviert und individuell mit Muskeln oder Fett verstärkt sind.

Die Schmerzintensität steigt mit der Dauer des Tätowierens an. Besonders schmerzhaft sind Stellen, die stark innerviert sind, wie die Rippen und ihre Zwischenräume und Stellen an denen der Knochen fast unmittelbar unter der Haut liegt.

Aus Erfahrungsberichten ist zu entnehmen, dass die Schmerzen am Rücken stark schwanken kann je nachdem wo man tätowiert wird. Im unteren Rücken und der Lendengegend wird die Schmerzen als sehr stark beschrieben, wohingegen viele andere berichten, dass der Schulterbereich weniger schmerzhaft ist.

Allgemein sind viele unterschiedliche Meinungen zur Schmerzintensität eines Tattoos am Rücken zu finden, sie reichen von kaum schmerzhaft bis sehr schmerzhaft und sind wohl am wahrscheinlichsten auf das persönliche Schmerzempfinden zurückzuführen.

Vor allem beim Tätowieren am Rücken ist es wichtig die Muskulatur so entspannt wie möglich zu halten, um Verspannungsschmerzen vorzubeugen. Deshalb sind hier vor allem Atemtechniken und Meditationsübungen zu empfehlen, die ablenken und entspannend wirken. Bei flächigen Tätowierungen am Rücken ist es nicht ratsam großflächig auch betäubende Salben einzusetzen.

Schmerzen beim Tätowieren am Knöchel

Der Knöchel ist eine Stelle, an der jeder Erfahrungsbericht von extremen Schmerzen beim Tätowieren berichtet. Die Haut an dieser Stelle ist besonders dünn und es folgen ohne eine große Polsterschicht die knöchernen Strukturen der Unterschenkelknochen, des Sprunggelenks und der Fußknochen.

Zusätzlich verlaufen am Knöchel zahlreiche Leitungsbahnen von Nerven und Gefäßen in und unter der Haut.

Auch an dieser Stelle ist das Schmerzempfinden sehr individuell und so kann auch diese Stelle im Gegensatz zu vielen Berichten als wenig schmerzhaft empfunden werden.

Auch am Knöchel ist es wichtig durch Atemübungen beim Tätowieren entspannt zu bleiben, um zu verhindern, dass das Bein zuckt. Der Einsatz von anderen schmerzlindernden Mitteln sollte sorgfältig auch in Rücksprache mit dem Tätowierer abgesprochen werden.

Schmerzen beim Tätowieren am Handgelenk

Die Schmerzintensität am Handgelenk und der Haut kann beim Tätowieren sehr hoch sein. Die Hand ist sehr gut mit Nerven versorgt, da man die Hände zum Tasten von zahlreichen Dingen benötigt. Deshalb können auch Stiche von wenigen Millimetern Abstand einzeln wahrgenommen werden. Auch an dieser Stelle ist die Haut sehr dünn und man landet schnell auf dem Knochen oder den Sehnen, die die Hand versorgen.

Besonders an der Innenseite des Handgelenks, an der man auch die Sehnen tasten kann sollen die Schmerzen am schlimmsten sein. Auch an dieser Stelle gilt, dass bei schmerzlindernden Mitteln die Nebenwirkungen beachtet werden sollten.

Schmerzen beim Tätowieren der Schulter

Tattoos im Schulterbereich sind, auf Grund der Möglichkeit sie durch Kleidung bei Bedarf zu verdecken, sehr beliebt. Tattoos können sehr unterschiedliche Formen und Ausmaße annehmen und unterscheiden sich dementsprechend auch in Dauer und Intensität der Sitzung.

Das Schmerzempfinden ist individuell sehr unterschiedlich und hängt unter anderem auch von der aktuellen Verfassung und vorherigen Erfahrungen ab. Personen, die bereits mehrere Tattoos am Körper tragen, kennen das Gefühl gegebenenfalls schon besser und empfinden es möglicherweise nicht mehr als schmerzhaft. Andere wiederum haben bereits schmerzhafte Erfahrungen beim Tätowierer gemacht und sind möglicherweise bei einem weiteren Besuch sensibilisiert.

Prinzipiell kann man sagen, dass der Schulterbereich ein sensibler Bereich ist, da in den meisten Fällen nur eine gering ausgeprägte Fettschicht zwischen Haut und Muskulatur liegt und Berührungs-, bzw. Schmerzsensoren beim Stechen des Tattoos schnell gereizt werden. Allerdings muss dies nicht immer zu einer schmerzhaften Empfindung führen. Viele beschreiben das Stechen des Tattoos als gut auszuhalten und nicht zwangsweise unangenehm.

Dennoch sollte man sich darauf einstellen, dass das Stechen eines Tattoos unangenehm sein kann, was allerdings in der Regel zumutbar ist, wenn man das Tattoo gerne haben möchte.

Prophylaxe

Es gibt einige Regeln, von denen man annimmt, dass man, wenn man sie befolgt, die Schmerzen, die bei der Tätowierung entstehen, zumindest etwas abmildern kann.

Zunächst einmal ist es wichtig, dass man gut ausgeruht (und nüchtern!) ist und am besten gut gestärkt (also vorher etwas essen!) zum Tattoo-Termin geht, damit der Kreislauf nicht versagt und der Körper nicht noch andere „Baustellen“ hat, um die er sich zum Zeitpunkt der Tätowierung kümmern muss. Auch mit der Einstellung kann man einiges tun, um die Schmerzen abzudämpfen. Man lässt sich das Tattoo schließlich freiwillig stechen und sollte sich so ja eigentlich auch darauf freuen.
Mit einer positiven Grundeinstellung kann man durchaus auch eine positive Auswirkung auf Schmerzen erzielen. Komplett verhindern können wird man die Schmerzen, die bei einer Tätowierung entstehen, niemals – außer man entscheidet sich im letzten Moment doch gegen das Tattoo.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.06.2013 - Letzte Änderung: 08.11.2023