Milch gegen Sodbrennen- Hilft das wirklich?

Wie soll Milch gegen Sodbrennen wirken?

Beim Sodbrennen (gastroösophageale Refluxkrankheit) kommt es durch in die Speiseröhre aufsteigende Magensäure zur Reizung der Schleimhaut. Dadurch entsteht der typische dumpfe, brennende Schmerz hinter dem Brustbein. Zusätzlich kommen Symptome wie saures Aufstoßen oder Magenschmerzen hinzu.

Viele Betroffene nehmen Hausmittel als erste Hilfe, um sich selbst Linderung zu verschaffen. So soll zum Beispiel das Trinken von Milch die Beschwerden bei Sodbrennen lindern: Zum einen verdünnt Milch als zusätzliche Flüssigkeit die Magensäure im Magen. Zum anderen soll die Milch die von der Magenschleimhaut produzierte Säure neutralisieren. Dies soll über das in der Milch enthaltene Eiweiß geschehen: Dabei puffert das Eiweiß die Säuren aus dem Magen ab und sorgt so für einen beruhigenden Effekt. Diese Annahme ist allerdings veraltet und sogar teilweise widerlegt worden.

Kann es die Symptome verstärken?

Ob die Milch einen positiven Effekt auf die Beschwerden bei Sodbrennen hat, ist fraglich. Wissenschaftler vermuten sogar, dass das Trinken von Milch bei Sodbrennen negative Auswirkungen auf die Symptomatik haben kann: Milch hat zum einen leicht sauren pH-Wert. Da der Effekt der Milch aber das Puffern und somit Neutralisieren der Magensäure sein soll, ist dies nur bedingt möglich. Zum anderen wird die Magensäureproduktion durch die Milch sogar noch angeregt.

Da ungefähr 15% der deutschen Bevölkerung laktoseintolerant sind, kann das Hausmittel die Beschwerden intensivieren und sogar weitere Verdauungsprobleme hervorrufen. Zum Beispiel kann es zusätzlich zur Verstärkung der Magenschmerzen und zu Durchfall kommen. Im Allgemeinen wird also empfohlen – auch wenn Milch bei manchen Betroffenen zu einer Linderung führt – keine Milch oder Milchprodukte wie Joghurt bei Sodbrennen zur Behandlung der Symptome anzuwenden.

Was sind weitere Alternativen?

Neben einer Umstellung des Lebensstils wie Niktoin-, Kaffee- und Alkoholverzicht, kleine kohlenhydrat- und fettarme Mahlzeiten und Gewichtsnormalisierung, können verschiedene Medikamente – teilweise verschreibungspflichtig, teilweise rezeptfrei – eingenommen werden, um die Beschwerden bei Sodbrennen zu behandeln.

Antazida mit Inhaltsstoffen wie Magnesium- oder Aluminiumhydroxid sind gut zur Behandlung von gelegentlichem Sodbrennen geeignet und sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Durch das im Medikament enthaltene, basisch wirkende Hydroxidion wird die Säure im Magen gebunden und neutralisiert. Antazida können außerdem den Schutz der Speiseröhrenschleimhaut fördern. Antazida werden bei Bedarf eingenommen und wirken innerhalb weniger Minuten.

Kommt es immer wieder zu Beschwerden oder nimmt die Stärke der Beschwerden zu, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann rezeptpflichtige Medikamente verschreiben, die für eine längere Behandlung geeigneter sind. Das wichtigste Medikament bei Sodbrennen ist der sogenannte Protonenpumpenhemmer (Omeprazol, Pantoprazol u.a.). Dieses Medikament hemmt einen Transporter in der Magenschleimhaut, der für den Transport von Säuren in den Magen zuständig ist. Dadurch kommt es oftmals zu einer schnellen Linderung der Beschwerden. Durch die starke Säurereduktion sorgt das Medikament dafür, dass sich eine durch die Säure verletzte Schleimhaut erholen kann. Das Medikament muss für eine bestimmte Zeit regelmäßig eingenommen werden.

Eine weitere Medikamentengruppe sind die sogenannten H2-Blocker wie Ranitidin oder Cimetidin. Diese Medikamente binden an den H2-Rezeptor im Magen und senken dadurch die Säureproduktion. Da die H2-Blocker aber mehr Nebenwirkungen haben und auch nicht so stark wirksam sind wie die Protonenpumpenhemmer, sind sie nur Mittel zweiter Wahl. Ein nur noch sehr selten verschriebenes Mittel sind Prokinetika wie Metoclopramid. Prokinetika steigern die sogenannte Magenpassage, d.h. dass sie die Verweildauer der Nahrung im Magen verkürzen. Dies geschieht zum einen durch eine Motilitätssteigerung, also durch eine gesteigerte Beweglichkeit des Magen-Darm-Traktes um Nahrung schneller zu transportieren und durch eine Erschlaffung des Muskels am Magenausgang (Pylorus), wodurch die Nahrung schneller aus dem Magen in den Darm entlassen werden kann.   

Natürliche Alternativen gegen Sodbrennen finden Sie auf dieser Seite: Hausmittel gegen Sodbrennen

Medizinische Bewertung durch Dr. Gumpert

Da die lindernde Wirkung der Milch bei Sodbrennen sehr umstritten ist und die schädigende bzw. verstärkende Wirkung auf die Beschwerden stark diskutiert wird, sollte auf das Trinken von Milch bei Sodbrennen verzichtet werden. Weil das ständige Aufstoßen von Magensäure die Schleimhaut der Speiseröhre stark schädigen kann, sollte bei immer wiederkehrenden Schmerzen generell auf Hausmittel verzichtet und ein Arztbesuch in Betracht gezogen werden. Es empfehlen sich bewiesen wirksame Medikamente um ein Fortschreiten der Erkrankung und eine Schädigung der Schleimhäute zu vermeiden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.12.2017 - Letzte Änderung: 12.01.2023