Die nächtliche Unruhe

Definition

Nächtliche Unruhe beschreibt einen Zustand, bei dem es – aus verschiedenen Gründen – zu einem vermehrten nächtlichen Unruhegefühl kommt. Die Unruhe kann hierbei innerlich, also psychisch bedingt, sein. Es kann jedoch auch eine physische Unruhe mit Bewegungsdrang vorkommen. Nächtliche Unruhe führt häufig zu Schlafstörungen mit nachfolgender Tagesmüdigkeit.

Die Ursachen

Die möglichen Ursachen nächtlicher Unruhe sind zahlreich. Oftmals sind sie harmloser Natur und die nächtliche Unruhe tritt nur vorübergehend auf. Sehr häufig sind psychische Ursachen verantwortlich für das Auftreten nächtlicher Unruhe. Stress, Aufregung aber auch Depressionen können ursächlich sein.

Doch auch verschiedene körperliche Erkrankungen können zu nächtlicher Unruhe führen. Allen voran sei hier das Syndrom der unruhigen Beine (Restless Leg Syndrom, kurz RLS) genannt. Bei dieser Erkrankung führen Missempfindungen in den Beinen zu einem ausgeprägten Bewegungsdran mit starker nächtlicher Unruhe.

Symptome einer Depression? Informieren Sie sich hier.

 

Die Psyche bei nächtlicher Unruhe

Viele Menschen erleben in ihrem Leben Nächte, in denen sie unruhig sind und schlecht schlafen. Oftmals hat das mit stattgehabten oder anstehenden Erlebnissen oder Begegnungen zu tun, die verarbeitet werden müssen oder wegen derer man sich viele Gedanken macht. Oftmals fällt es dann schwer, „abzuschalten“ und zur Ruhe zu kommen.

Nächtliche Unruhe durch Stress

Stress ist sicherlich die häufigste Ursache für Episoden mit nächtlicher Unruhe. Das menschliche Gehirn verarbeitet im nächtlichen Schlaf die Erlebnisse des Tages. Doch gerade bei aufwühlenden, aber auch bei schönen, Erlebnissen, fällt es zunächst schwer, abzuschalten. Stress – sowohl positiver als auch negativer Natur – hindert am „Abschalten“, oftmals drehen sich die Gedanken im Kopf. Insbesondere anstehende Termine, Begegnungen, Konfrontationen, Prüfungen aber auch emotionaler Stress durch kranke Angehörige oder Beziehungsprobleme können zu starker nächtlicher Unruhe führen.

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Demenz als Ursache für nächtliche Unruhe

Eines der möglichen Symptome bei einer Demenz ist, dass Betroffene keinem normalen Tag-Nacht-Rhythmus beziehungsweise Schlaf-Wach-Rhythmus mehr folgen. Das hängt damit zusammen, dass sie einen zunehmenden Verlust des Zeitgefühls erleiden. Dadurch schlafen Patienten mit einer Demenz oftmals am Tage, sind dann aber des Nachts wach und von Unruhe und Bewegungsdrang geplagt. Die nächtliche Unruhe ist also ein Symptom, das im Rahmen einer Demenz relativ häufig auftritt.

Weitere Informationen finden Sie unter: Die Symptome von Demenz.

Wirkung von Alkohol

Es ist eine bekannte Volksweisheit, dass der Konsum von Alkohol müde macht. Alkohol fördert also das Einschlafen. Diese Wirkung kehrt sich jedoch in der zweiten Nachthälfte oftmals in das Gegenteil. Menschen, die vor dem Einschlafen Alkohol konsumiert haben, schlafen in der zweiten Nachthälfte meist unruhiger als Menschen, die keinen Alkohol getrunken haben. Hinzu kommt die diuretische, also harntreibende, Wirkung von Alkohol die zu vermehrten Toilettengängen führt. Dies stört den Nachtschlaf zusätzlich. Alkoholkonsum kann also zu nächtlicher Unruhe aufgrund von Durchschlafstörungen führen.

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Nächtliche Unruhe wegen Sport

Intensive Sporteinheiten, die kurz vor dem Zubettgehen absolviert werden, können zu nächtlicher Unruhe mit Einschlafstörungen führen. Das hat damit zu tun, dass während eines intensiven Ausdauertraining verschiedene Hormone, unter anderem Adrenalin und Cortisol, ausgeschüttet werden. Diese versetzen den Körper in einen Zustand der Aktivität. Bis die Hormonlevel wieder abgesunken sind, kann es einige Stunden dauern. Daher sollten Sporteinheiten mit hoher Intensität bei Menschen, die unter nächtlicher Unruhe leiden, möglichst nicht am Abend stattfinden.

Nächtliche Unruhe durch die Schilddrüsenüberfunktion

Eine Schilddrüsenüberfunktion versetzt den Körper in einen Zustand der Überaktivität. Mögliche Symptome sind starkes Schwitzen, Herzrasen, Gewichtsverlust und Unruhe, unter Umständen begleitet von einem starken Bewegungsdrang. Betroffene kommen häufig nicht zur Ruhe, können nicht abschalten und leiden daher nicht selten unter Schlafstörungen. Nächtliche Unruhe kann daher – in Kombination mit anderen Beschwerden – ein Symptom sein, das auf eine Schilddrüsenüberfunktion hinweisen kann.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Die Schilddrüsenüberfunktion.

Kann das ein Vitaminmangel sein?

Vitaminmangelzustände können verschiedenste Symptome verursachen. Auch nächtliche Unruhe mit Schlafstörungen ist ein mögliches Symptom wenn ein Vitaminmangel vorliegt. Insbesondere ein Mangel an Vitamin B12, Vitamin B6 und Vitamin D soll zu Unruhe und Schlafstörungen führen. Bei einer ausgewogenen, nicht-vegetarische Ernährung kommt ein Mangel an B-Vitaminen jedoch praktisch nie vor da in tierischen Lebensmitteln ausreichend B-Vitamine enthalten sind.

Ein Mangel an Vitamin D kommt vor allem bei älteren Menschen vor, die nur noch selten an die frische Luft gehen da die Vitamin-D-Produktion im Körper durch Sonnenlicht angeregt wird.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Der Vitaminmangel.

Weitere begleitende Symptome

Ob Begleitsymptome auftreten und welcher Art diese sind, hängt maßgeblich davon ab, welche Ursache der nächtlichen Unruhe zugrunde liegt. Handelt es sich um eine Schilddrüsenüberfunktion so können auch tagsüber Unruhezustände auftreten. Es kann außerdem zu vermehrter Reizbarkeit und Nervosität, vermehrtem Schwitzen, Herzrasen und ungewolltem Gewichtsverlust kommen.

Liegt der nächtlichen Unruhe eine dementielle Entwicklung zugrunde, können weitere Symptome wie Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit, fehlendes Erkennen von eigentlich bekannten Personen, Auffälligkeiten in der Kommunikation und Persönlichkeitsveränderungen mit vermehrter Reizbarkeit oder depressiver Verstimmung auftreten. Ist Stress die Ursache für die Beschwerden, können zusätzlich Symptome wie vermehrte Reizbarkeit und emotionale Labilität vorkommen. Bei einer Depression kommt es zu Grübeln und Gedankenkreisen, Früherwachen, verminderter Freudfähigkeit und Interessenverlust.

Die Diagnose

Da die möglichen Ursachen nächtlicher Unruhe sehr vielfältig sind und in den meisten Fällen schwer greifbare, psychische Ursachen eine Rolle spielen, ist die Diagnosefindung nicht immer einfach. Zunächst spielt die genaue Anamnese (Erfassung der Krankengeschichte) eine entscheidende Rolle. Zunächst ist wichtig, seit wann die Beschwerden auftreten und ob sie jede Nacht auftreten oder nur gelegentlich. Treten sie nur gelegentlich auf, sollte nach möglichen Einflussfaktoren wie beispielsweise abendlichem Sport, Alkoholkonsum, spätabendlichen fettreichen Mahlzeiten und ähnlichem gesucht werden. Auch nach psychischen Konflikten und Stress sollte im Gespräch gefragt werden. Auch bei Depressionen kann es zu nächtlichen Unruhezuständen kommen sodass im Gespräch auch nach dem möglichen Vorliegen einer Depression gefahndet werden sollten.

Ergibt sich in der Anamnese kein Anhalt für eine psychische Komponente oder klare auslösende Faktoren und besteht kein Verdacht auf ein Restless Leg Syndrom, können weitere Maßnahmen wie eine Blutentnahme erfolgen. Hierdurch kann beispielsweise eine Schilddrüsenüberfunktion festgestellt werden.

Die Behandlung

Die Behandlung und Therapie nächtlicher Unruhe ist maßgeblich von der auslösenden Ursache abhängig. Handelt es sich um stressbedingte nächtliche Unruhe, können unter Umständen Entspannungsverfahren oder psychotherapeutische Verfahren zum Einsatz kommen. Liegt der nächtlichen Ursache ein Restless Leg Syndrom zugrunde, so stehen verschiedene medikamentöse Behandlungsstrategien zur Verfügung. Die wirksame Standardtherapie des RLS gibt es bisher nicht.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion müssen in der Regel Medikamente zur Unterdrückung der Überaktivität der Schilddrüse eingenommen werden.

Generell gilt, dass bei gelegentlich auftretender nächtlicher Unruhe zahlreiche verschiedene Auslöser in Frage kommen. Deren Meidung ist meist bereits eine ausreichende Behandlungsstrategie. Gemieden werden sollten sportliche Aktivitäten am Abend, Konsum von koffeinhaltigen Getränken oder größeren Mengen Alkohol am Abend sowie fettreiche Speisen kurz vor dem Zubettgehen. Auch gibt es Hinweise darauf, dass die Nutzung von digitalen Geräten vor dem Einschlafen ebenfalls ein Trigger für Einschlafstörungen und abendliche Unruhe ist. Am besten sollten die Nutzung digitaler Geräte also mindestens eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen gemieden werden.

Insgesamt ist – insbesondere auch bei älteren Menschen – Schlafhygiene sehr wichtig. Das Bett sollte erst aufgesucht werden, wenn ausreichend Müdigkeit vorhanden ist, bei gestörtem Nachtschlaf mit Unruhe sollte das Schlafen tagsüber, beispielsweise in Form von Mittagsschlaf,  möglichst vermieden werden.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Die Schlafstörung.

Die Homöopathie

In der Homöopathischen Therapie gibt es zahlreiche Mittel, die Wirkung gegen Unruhezustände oder Schlafstörungen versprechen. Hierzu zählen Aconitum (Eisenhut), Argentum nitricum (Silbernitrat), Cocculus, Gelsemium (gelber Jasmin), Ignatia (Ignazbohne) und Nux vomica (Brechnuss).

Pflanzliche Mittel sind beispielsweise Lavendel, Baldrian, Hopfen, oder Passionsblume. Ein Kombinationspräparate zur Behandlung von nächtlicher Unruhe und Schlafstörungen ist beispielsweise Neurexan®.

Die Dauer

Die Dauer und Prognose von nächtlicher Unruhe hängen maßgeblich von der auslösenden Ursache ab. Führen abendlicher Ausdauersport, große Mahlzeiten oder Alkoholkonsum am Abend zu den Beschwerden, beendet ein Weglassen dieser Triggerfaktoren die Unruhe meist rasch.

Stecken schwerwiegendere psychische Probleme wie beispielsweise eine Depression dahinter, kann die Behandlung Monate in Anspruch nehmen. Oftmals ist eine medikamentöse Therapie notwendig. Gerade ältere Menschen neigen häufig zu unruhigem Schlaf. Diese Probleme sind oftmals längerfristig und teilweise nur durch konservative oder medikamentöse Maßnahmen zu beheben.

Nächtliche Unruhe in der Schwangerschaft

Nächtliche Unruhe und Schlafstörungen sind ein Symptom, das in der Schwangerschaft relativ häufig auftritt. Vor allem zu Beginn und gegen Ende der Schwangerschaft spielt es eine Rolle. Auch hier sollten zunächst auslösende Faktoren identifiziert und möglichst eliminiert werden. Das heißt unter anderem: Leichte Mahlzeiten zum Abendbrot und kein Koffein am Abend. Auch Entspannungsübungen wie Yoga am Abend können helfen.

Bei Schwangeren spielen auch die gehäuften Toilettengänge aufgrund von Wassereinlagerungen (Ödemen) eine Rolle bei der nächtlichen Unruhe. Regelmäßiges Hochlegen der Beine tagsüber kann hier etwas Abhilfe schaffen. Auch das abendliche Trinken von schlaffördernden Kräutertees die Baldrian und Hopfen enthalten, kann helfen.

Mehr zu diesem Thema finden Sie unter: Schlafstörungen in der Schwangerschaft.

Weiterführende Information

Nähere Informationen zu folgendem Thema finden Sie unter:

 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.06.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021