Schlaflosigkeit in der Schwangerschaft

Einleitung

Schlaflosigkeit in der Schwangerschaft ist ein sehr häufig auftretendes Symptom. Es hat zahlreiche Ursachen, die in der Regel nicht behandlungsbedürftig sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Medikamente, die eine Schlaflosigkeit symptomatisch behandeln, bei Schwangeren nicht zugelassen sind. In aller Regel bessern sich entweder die Schlafstörungen von alleine oder aber alternativmedizinische Maßnahmen reichen aus, um die Beschwerden zu lindern.

Ursachen

Es gibt zahlreiche Ursachen von Schlaflosigkeit in der Schwangerschaft, die meistens aber ungefährlich sind. Je nachdem, in welchem Zeitpunkt der Schwangerschaft Schlaflosigkeit auftritt, können auch unterschiedliche Ursachen dahinterstecken.

Zu Beginn einer Schwangerschaft (Frühschwangerschaft) ist oftmals bei neu auftretenden Schlafstörungen von einer psychosomatischen Ursache auszugehen. Die neue Situation, die Änderung vieler Gewohnheiten, führen zu einer außergewöhnlichen Belastung der Frau. Dies kann die Schwangere oftmals beschäftigen und sie nicht schlafen lassen. Weiterhin kann eine neu auftretende Unruhe und Schlaflosigkeit auch durch die hormonelle im Körper stattfindende Umstellung ausgelöst werden. Zahlreiche Botenstoffe werden nun im Körper ausgeschüttet und können dafür sorgen, dass eine Unruhe und Schlaflosigkeit entsteht.

Was beachtet werden sollte ist, dass in einer Schwangerschaft auch der Blutdruck ansteigen kann, was auch zu Schlafstörungen führen kann. Ebenfalls sollte auch die Schilddrüse kontrolliert werden. Eine Überfunktion führt neben Schwitzen und Unruhe auch zu Ein- oder Durchschlafproblemen.

Mit fortschreitender Schwangerschaft ändern sich auch die Lage-, und Druckverhältnisse im Bauchraum der Schwangeren. So kann das Kind von der Größe her starken Druck auf die Blutgefäße der Schwangeren ausüben, was vor allem nachts auch zu Beschwerden führen kann. Das auch als "Vena-cava-Kompression" bezeichnete Beschwerdebild tritt meistens nachts auf, da die Schwangere auf dem Rücken liegt und das Kind Druck auf die Hohlvene der Frau auslöst. Aufgrund einer kurzzeitigen Unterversorgung wacht die Betroffene sofort auf und dreht sich reflexartig zur Seite, was dazu führt, dass der Druck von der Hohlvene genommen wird und die Blutversorgung wieder ermöglicht wird.

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Begleitende Symptome

Neben den Schlafstörungen in der Schwangerschaft kann es auch zu einigen begleitenden Symptomen kommen, die schon Hinweise auf die mögliche Ursache der Beschwerden geben können. Sowohl bei Ein- als auch bei Durchschlafstörungen wird die notwendige Regenerationszeit nicht erreicht. Die Schwangere ist unausgeruht, über längere Zeit kann dies zu Folgen, wie Unruhe, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen bis hin zu Depressionen führen. Weiterhin kann es auch neben den Schlafstörungen zu Schwitzen, Haarausfall und Zittern kommen, was für eine Schilddrüsenfehlfunktion als mögliche auslösende Ursache sprechen würde. Entsprechende weiterführende Untersuchungen sollten hier anberaumt werden. Schlafstörungen mit möglichen, begleitenden Kopfschmerzen können einen Hinweis dafür liefern, dass die Ursache in einem Bluthochdruck zu suchen ist. Weiterhin können die Schlaflosigkeit begleitend auch starke Stimmungsschwankungen auftreten. Hier ist vor allem eine Depression auszuschließen. Relativ häufig treten Depressionen unterschiedlicher Ausprägung in einer Schwangerschaft auf und können auch zu Unruhe und Schlaflosigkeit führen.

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Unruhe während der Schwangerschaft

Ganz häufig kommt es in der Schwangerschaft zu einer nächtlichen Unruhe. Die Gründe sind vielseitig und reichen von einer psychosomatischen Komponente bis hin zu schwerwiegenden hormonellen oder schilddrüsenbedingten Ursachen. Oftmals sind die einschneidenden Erlebnisse einer Schwangerschaft für eine Frau prägend. Sowohl Freude als auch Sorgen können zu einer manchmal die gesamte Schwangerschaft anhaltenden Unruhe führen. Meistens sind in diesem Fall neben einer Unruhe keine weiteren Beschwerden und Begleitsymptome vorhanden. Unruhe am Tag und in der Nacht mit begleitendem Schwitzen, manchmal auch Zittern, kann durch eine Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst worden sein. Eine entsprechende Ultraschalluntersuchung und eine Untersuchung des Blutes sollten in diesem Fall durchgeführt werden. Unruhe kann auch durch Bluthochdruck entstehen, der nicht unbedingt besonders hoch sein muss aber von den gewohnten Blutdruckwerten abweicht. Eine fehlende Nachtabsenkung des Blutdruckes würde zu einer nächtlichen Unruhe führen. Sind die Blutdruckwerte sowohl in der Nacht als auch am Tag erhöht, könnte daraus eine permanente Unruhe resultieren. Manchmal ist die blutdruckbedingte Unruhe auch mit Kopfschmerzen am Tag oder in der Nacht kombiniert. Bei diesen Symptomen sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen, da ein erhöhter Blutdruck in der Schwangerschaft behandlungsbedürftig ist. Unruhe ist ein sehr häufiges Symptom bei Schwangeren und auch nicht Schwangeren. Die Ursachen sollten abgeklärt werden, um keine wichtigen und schnell behebbaren Komponenten zu übersehen.

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Was kann man gegen Unruhe in der Schwangerschaft tun?

Die Behandlung von Unruhe richtet sich unter anderem auch danach, was die Ursachen davon sind. So müssen in erster Linie erst einmal die Auslöser behoben werden. Ist keine Ursache bekannt, was auch sehr häufig vorkommt, können Allgemeinmaßnahmen ergriffen werden, um sowohl Unruhe als auch Schlaflosigkeit zu behandeln.

Wichtig ist die sogenannte Schlafhygiene zu beachten. Dazu gehört unter anderem ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus. Ständig wechselnde Zubettgehzeiten sollten vermieden werden. Kurz vor dem Schlafen gehen sollte nichts mehr gegessen werden. TV-schauen bis kurz vor dem Schlafen sollte bei Schlaflosigkeit ebenfalls vermieden werden. Hilfreich kann es sein, sich Rituale anzugewöhnen. So kann z.B. ein regelmäßig durchgeführter Spaziergang vor dem Zubettgehen eine Ruhe in den Schlafrhythmus bringen und so sowohl die Unruhe als auch die Schlaflosigkeit erfolgreich beheben. Sollte man in der Nacht regelmäßig aufwachen, sollte man sich nicht zwingen, wieder einzuschlafen aber auch nicht aufstehen. So kann versucht werden auch z.B. ein Buch zu lesen, um die notwendige Bettschwere zurückzuerlangen. Auch können sowohl am Tag als auch in der Nacht entsprechende Entspannungsübungen, wie Yoga, zu einer allgemeinen Beruhigung beitragen und so die Nächte auch angenehmer werden lassen.

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Neben diesen Allgemeinmaßnahmen gibt es noch einige medikamentöse Behandlungsstrategien, die aber nicht alle für Schwangere, aufgrund der möglichen Nebenwirkungen, einsetzbar sind. Oftmals werden Baldrianpräparate in Form von Kapseln bei Unruhe und bei Schlaflosigkeit eingesetzt. Es gibt zahlreiche Kombinationspräparate, die diesen meistens sehr wirksamen, pflanzlichen Inhaltsstoff beinhalten. Manchmal sind auch Baldrian-Präparate mit Hopfen oder Lavendel kombiniert, was die beruhigende und schlafanstoßende Wirkung noch verstärken kann. Ausreichende Studien zu der Verwendung dieser Präparate in der Schwangerschaft gibt es bislang nicht. Einige Bakterientests haben aber eine schädigende Wirkung der Baldrianwurzel im ersten Schwangerschaftsabschnitt ergeben. Daher sollten baldrianbeinhaltende Medikamente eher nicht im ersten Trimenon gegeben werden.

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Nutzen die pflanzlichen Präparate nichts, ist keine offensichtliche Ursache der Beschwerden aufzufinden und bestehen die Unruhe und Schlaflosigkeit weiter, sollte überlegt werden, eine medikamentöse Behandlung mit einem kurzzeitigen Schlaf-, und Beruhigungsmittel zu beginnen. Hier ist aber eine genaue Risikoabwägung durch den Gynäkologen oder einen Psychiater vorzunehmen.

Homöopathie bei Unruhe in der Schwangerschaft

Es gibt außerdem noch einige homöopathische Ansätze, um Unruhe und Schlaflosigkeit zu behandeln. Eine Behandlung mit homöopathischen Präparaten ist bedenkenlos durchführbar. Die Wirkung ist jedoch nicht erwiesen. Grundlage jeder homöopathischen Behandlung ist die genaue Symptombeschreibung. So sollten die Unruhe und die Schlaflosigkeit genauer in ihrem Auftreten klassifiziert werden, bevor ein geeignetes homöopathisches Medikament gefunden und angewendet werden kann.

Bei begleitenden Angstträumen kann das Präparate Aconitum eingesetzt werden. Bei Sorgen, die die Schwangere am Tag auch stark belasten, sollte eine Behandlung mit Arsenicum album durchgeführt werden. Kommt es nach langen Phasen der Schlaflosigkeit zu einer Übermüdung, die den gesamten Tag über anhält, kann ein Behandlungsversuch mit Arnica unternommen werden. Ein vor allem sehr unruhiger Schlaf kann versucht werden mit dem homöopathischen Mittel Belladonna zu behandeln. Bei starker Müdigkeit und trotzdem vorhandener Schlaflosigkeit kann auch Chamomilla eingesetzt werden. Das Präparat Damiana findet vor allem bei allgemeiner Unruhe und ungerichteten Schlafstörungen seinen Einsatz.

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Unruhe und Schlaflosigkeit im ersten Trimenon

Ganz häufig finden sich Unruhe und Schlafstörungen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten. Hauptgrund sind zum einen hormonelle Umstellungen des Körpers, sowie auch eine nicht zu unterschätzende psychosomatische Komponente. So ist eine gerade eingetretene Schwangerschaft mit einer ganz neuen Lebenssituation für die Schwangere verbunden. Neue Herausforderungen, Freude aber auch Ängste können so eine alltägliche Unruhe und auch nächtliche Schlafstörungen auslösen. Eine Behandlung ist hierbei oftmals nicht notwendig.

Unruhe und Schlaflosigkeit im zweiten Trimenon

Der Fötus hat im 2. Trimenon schon bereits sichtlich an Größe zugenommen und sich Platz geschaffen. Hierbei kann es zu Verschiebungen der Bauchorgane der Mutter kommen. Erste Fehlbelastungen, die u.a. durch das veränderte Gewicht der Mutter entstehen, können zu muskulären Schmerzen auch in der Nacht führen und so die Schwangere nicht schlafen lassen. In diesem Abschnitt der Schwangerschaft sollte vermehrt auf Blutdruckwerte geachtet und auch die Schilddrüse untersucht werden, da durch hohe Blutdruckwerte und oder durch Schilddrüsenüberfunktionen starke Unruhe und Schlafstörungen ausgelöst werden können.

Unruhe und Schlaflosigkeit im dritten Trimenon

Das Kind hat im letzten Schwangerschaftsabschnitt so stark an Größe zugenommen, dass es auch auf die Hohlvene der Mutter drücken kann ("Vena-Cava-Kompressionssyndrom") Der Druck wird am ehesten im Liegen auf dem Rücken, also meistens nachts, ausgelöst und führt zu einer vorübergehenden Unterversorgung der Mutter. Plötzliches Aufschrecken führt zu einem unruhigen Schlaf, da die Mutter ständig ihre Position ändern muss. Im letzten Schwangerschaftsabschnitt führen außerdem erneute psychosomatische Ursachen zu Unruhe und zu Schlaflosigkeit. Denn oftmals bestimmt Aufregung und Vorfreude vor der bevorstehenden Geburt den Alltag der Frau.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.11.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021