Riechstörung

Epidemiologie

Riechstörungen sind im Gegensatz zu den in der Gesellschaft eher selten vorkommenden Schmeckstörungen häufig. So geht man davon aus, dass sich in Deutschland pro Jahr ungefähr 79.000 Betroffene in HNO-Kliniken einer Therapie unterziehen. Nachfolgend soll ein kurzer Überblick über die Terminologie der Riechstörungen gegeben werden.

Quantitative Riechstörungen

Hyperosmie: Bei einer Hyperosmie ist man besonders empfindlich gegenüber Geruchsreizen.
Normosmie: Die Normosmie ist nur der Vollständigkeit halber aufgeführt. Hier besteht keine Veränderung des Geruchsempfindens. Es handelt sich dementsprechend um den Normalzustand.
Hyposmie: Leidet man an einer Hyposmie, so ist das Geruchsempfinden herabgesetzt.
Partielle Anosmie: Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, besteht bei einer partiellen Anosmie lediglich eine aufgehobene Sensibilität gegenüber einem bestimmten Geruch beziehungsweise einer Duftstoffgruppe.
Funktionelle Anosmie: Bei Vorliegen einer funktionellen Anosmie besteht eine ausgeprägte Beeinträchtigung des Riechvermögens. Dem Restriechvermögen kommt keinerlei Bedeutung mehr zu.
Anosmie: Bei einer Anosmie ist das Riechvermögen vollkommen aufgehoben.

Qualitative Riechstörungen

Parosmie: Im Rahmen einer Parosmie werden die Gerüche anders wahrgenommen.
Phantosmie: Es wird ein bestimmter Geruch empfunden, obwohl kein Geruch vorhanden ist.
Pseudosmie/ Geruchsillusion: Im Rahmen einer Pseudosmie wird ein Geruch durch starke Gefühle phantasiereich umgedeutet.
Olfaktorische Intoleranz: Der Betroffene empfindet subjektiv eine gesteigerte Sensitivität gegenüber Gerüchen. Objektiv gesehen ist das Geruchsempfinden jedoch vollkommen normal.

Ursachen von Riechstörungen

Die Ursachen einer Schmeckstörung kann man in zwei Großgruppen gliedern.
Man unterscheidet sinunasele Ursachen von nicht-sinunasalen Ursachen.

Sinunasale Ursachen: Mit dem Begriff sinunasal werden Dinge gemeint, die ihren Ursprung in der Nase oder den Nasennebenhöhlen nehmen. Infolgedessen ist das olfaktorische System („Riechapparat“), also das Riechepithel in der Nase und die Riechbahn, welches die Information von peripher nach zentral weiter leitet, nicht betroffen. Es gibt verschiedene Gründe für sinunasale Ursachen für Riechstörungen.
Entzündungen, die durch chronische Infekte in der Nase oder den Nasennebenhöhlen ausgelöst werden können oder auch Entzündungen durch Allergien oder einer chronisch-hyperplastischen Sinusitis mit Nasenpolypen können das Riechvermögen einschränken. Doch es müssen nicht unbedingt Entzündungen sein, die eine Riechstörung auf sinunasaler Ebene bedingen. Auch Schleimhautschwellungen, eine Nasenscheidewandverkrümmung oder gut- oder bösartige Raumforderungen der Nase sind weitere sinunasale Ursachen für eine Riechstörung.

Nicht-sinunasale Ursachen: Hier liegen Veränderungen des Riechepithels oder der Riechbahn vor, die dann zu einer Riechstörung führen.
Wie auch bei den sinunasalen Ursachen, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, die zu einer nicht-sinunasal bedingten Riechstörung führen können. Eine nicht-sinunasale Riechstörung kann nach einer Virusinfektion, nach einem Kopftrauma oder nach Exposition gegenüber Giftstoffen, wie beispielsweise Formaldehyd, Kohlenstoffmonoxid oder Kokain entstehen. Auch angeborene Riechstörungen sind dieser Gruppe zuzuordnen, denn hier ist gewöhnlicherweise ein Teil der Riechbahn betroffen.
Auch neurologische Erkrankungen, wie zum Beispiel Multiple Sklerose, Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer können zu Riechstörungen führen. Ist eine Riechstörung nicht durch eine der gerade genannten nicht-sinunaseln Ursachen bedingt, so gilt sie als idiopathisch, was soviel wie „ohne bekannte Ursache“ bedeutet.

Diagnose von Riechstörungen

Bei Verdacht auf eine Riechstörung sollte von Seiten des Arztes eine eingehende Anamnese durchgeführt werden, da hier schon wichtige Hinweise für eine mögliche Ursache erlangt werden können. Im Anschluss der Anamnese und der Untersuchung sollte das Vorliegen einer Riechstörung mit Tests überprüft werden.

Überprüfung des Riechens:
Unser Riechvermögen kann mit zwei Arten von Tests überprüft werden. So gibt es einerseits die sogenannten subjektiven Testverfahren, die voraussetzen, dass der Patient fit ist und selber Auskunft über das gerochene geben kann, und andererseits objektive Testverfahren, die zum Einsatz kommen, wenn der Betroffene selber nicht Mitarbeiten kann und keinerlei Informationen geben kann, wie es bei kleinen Kindern oder Demenzkranken der Fall ist.

Subjektive Verfahren:
Riechstifte (Sniffin’ Sticks): Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Riechstiften mit jeweils unterschiedlichen Gerüchen, die dem Betroffenen für einen kurzen Zeitraum unter die Nase gehalten werden. Mit Hilfe von Auswahlkarten kann der Patient den gerade wahrgenommen Geruch bestimmen.
UPSI-Test: Nach dem Ort der Entwicklung wurde dieser Test als US-Staates Pennsylvania University of Pennsylvania Smell Identification Test (UPSI-Test) bezeichnet. Hier sind die verschiedenen Gerüche in Mikrokapseln eingeschlossen, die dann freigelassen werden.
CCCRC-Test: Auch dieser Test verdankt seinen Namen dem Entstehungsort in den USA. Dieser Test besteht aus deutlich mehr Gerüchen, als die beiden oben beschrieben Testverfahren, die in Plastik- oder Glasfläschchen aufbewahrt werden. Daneben wird auch überprüft, wo die Riechschwelle für den charakteristisch stechenden Geruch von Butanol liegt, dass heißt ab welcher Butanol-Konzentration der Betroffene dieses riecht.
Beim Aachener Rhinotest werden sechs gelöste Duftstoffe in den Mund des Betroffenen gesprüht. Dieser muss dann mit Hilfe von sechs vorgegebenen Adjektiven (blumig, fruchtig, harzig, stechend, fruchtig, würzig), den wahrgenommen Geruch bestimmen. Der Aachener Rhinotest kommt jedoch nur selten zur Anwendung.

Objektive Verfahren:
Kann man nicht auf die aktive Mitarbeit des Patienten setzten, so kommen objektive Testverfahren zum Einsatz. Hier besteht die Möglichkeit sogenannte olfaktorisch evozierte Potentiale (OEP) abzuleiten. Diese apparativ aufwendige Untersuchung wird allerdings nur in wenigen Zentren, wie zum Beispiel in Berlin, Rostock, Köln, Mainz, Mannheim, Basel oder Wien durchgeführt.
Mittels drei verschiedenen Duftstoffen soll eine Erregung der Nervenfasern ausgelöst werden. Als Duftstoffe werden Phenylethylalkohol, Vanillin und Schwefelwasserstoff verwendet. Durch die Duftstoffe sollten eigentlich elektrische Signale ausgelöst werden, die dann über Elektroden aufgezeichnet und dargstellt werden.

Therapie von Riechstörungen

Eine Therapie einer Riechstörung erfolgt immer in Abhängigkeit der Ursache.
Ist die Riechstörung durch eine andere Erkrankung bedingt, so muss diese adäquat behandelt werden.
Tritt sie als Nebenwirkung eines bestimmten Medikaments auf, so sollte dieses wenn möglich abgesetzt werden oder eine Dosisanpassung erfolgen.
Die Behandlung einer angeborenen Riechstörungen oder auch einer altersbedingten Verschlechterung der Geruchswahrnehmung ist momentan noch nicht möglich. Riechstörungen, die durch eine sinunasale Ursache bedingt sind, können jedoch gut therapeutisch beherrscht werden.

Operative Therapie:
Sorgt eine Nasenscheidewandverkrümmung, Polypen in der Nase oder gut- oder bösartigen Tumoren der Nase für die Riechstörungen, so kann man diese Ursachen operativ behandeln. Auch eine Nasenmuschelverkleinerung kommt in Frage, denn durch sie wird die Nasenatmung verbessert und mehr Luft und somit auch mehr Duftstoffe gelangen zur Riechschleimhaut.

Medikamentöse Therapie:
Neben einer Operation kann beim Vorliegen einer sinunasalen Riechstörung auch eine medikamentöse Therapie angedacht werden. Hierbei kommen vor allem Kortikosteroide zum Einsatz, die gegen bestehende Entzündungen wirksam sind und auch für die Rückbildung von Polypen der Nase sorgen.
Darüber hinaus können sie auch für Verbesserungen bei Patienten, die weder eine Entzündung noch Polypen haben, sorgen.
Kortikosteroide können entweder in Form eines Nasensprays, also lokal, verabreicht werden, oder sie können in Form von Tabletten eingenommen werden. Sie wirken dann systemisch – also auf den gesamten Organismus, was bezüglich des großen Spektrums an Nebenwirkungen eher ungünstig ist, wenngleich diese Form der Einnahme natürlich effektiver ist. Empfohlen wird dementsprechend eine lokale Anwendung.

Prognose und Dauer einer Riechstörung

Zu Dauer und Prognose der Riechstörung kann kaum eine konkrete Aussage getroffen werden.
Abhängig sind diese von der zugrundeliegenden Erkrankung und vielen weiteren Einflüssen:

Altersbedingte oder vererbte Riechstörungen können kaum beeinflusst werden. Bei verletzungsbedingten Riechstörungen hingegen kann es über die Jahre bei 10 bis 30 Prozent der Patienten zu einer teilweisen Erholung kommen.
Besteht die Ursache in einer Infektion, kann von 60 Prozent der Patienten ein wenigstens teilweises Wiedererlangen der Riechfunktion innerhalb von Wochen erwartet werden.

Allgemein günstige Faktoren für das Verschwinden der Riechstörung sind ein möglichst hohes restliches Riechvermögen, ein jugendliches Alter, Nichtraucher zu sein, ein verfälschter Riecheindruck zu Beginn der Störung sowie keine Seitenunterschiede in der Riechfunktion.

Außerdem können mittels einiger Test das Volumen des sogenannten Riechkolbens (Bulbus olfactorius) und dessen Ansprechen auf Reize getestet werden. Der Riechkolben ist ein Teil des Gehirns, in dem die Riechnerven der Nase enden. Ein großes Volumen sowie ein starkes Ansprechen gehören daher zu den günstigen Faktoren.
Da die Riechstörung auch als Vorbote einer ernstzunehmenden neurodegenerativen Erkrankung wie Alzheimer und Parkinson erscheinen kann, ist dessen Prognose hierbei äußerst ungewiss.

Riechstörung nach einer Erkältung

Während und nach einer Grippe oder Erkältung kommt es häufig zu Riechstörungen.

Die Schleimhäute der Nase sind oft noch angeschwollen und die Riechsinneszellen durch die Infektion teilweise beschädigt.
In den meisten Fällen regenerieren sich die Sinneszellen in den darauffolgenden Wochen ganz ohne ein Dazutun selbst.

Häufig empfiehlt sich, sowohl für die Erkältung, wie auch zur Unterstützung der Heilung der Riechstörung die Einnahme von Zinkpräparaten.

Eine chronische Nasennebenhöhlenentzündungeine AllergiePolypen oder eine Verkrümmung der Nasenscheidenwand können jedoch Gründe für eine chronische Riechstörung sein, die durch die dauerhaft angeschwollene Schleimhaut nicht von alleine ausheilt.

Riechstörung und Homöopathie

Die meisten Riechstörungen, die aufgrund einer Erkältung aufgetreten sind, verschwinden innerhalb von wenigen Wochen ganz ohne ein Dazutun.
Diese Zeit brauchen die Zellen des Riechsinnesorgans um sich zu regenerieren.

Die Homöopathie, kann diesen Prozess etwas beschleunigen, indem sie Zinkpräparate anbietet. Zink gehört nämlich zu den Spurenelementen, die bei der Wundheilung und ganz besonders bei der Regeneration der Riechsinneszellen eine tragende Rolle spielt.
Natürlich sollte auch eine ausgewogene Ernährung mit Zink und Eisen nicht vernachlässigt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Hausmittel bei einer Erkältung, Homöopathie bei einer Erkältung

Riechstörung in den Wechseljahren

Riechstörungen nehmen auch ganz ohne weiteren Erkrankungswert im Laufe des Lebens zu, sodass von einer Altersriechstörung gesprochen werden kann.

Das hängt mit der ermüdenden Fähigkeit zusammen, die Riechsinneszellen zu regenerieren. Besonders während der Wechseljahre der Frau oder auch während einer Schwangerschaft kommt es zu hormonbedingten Schleimhautveränderungen. Die Schleimhäute sind dann oft trocken und schwellen leichter an, wodurch es zu einer Riechstörung kommen kann.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Geschwollene Nasenschleimhaut

Riechstörung bei Parkinson

95 Prozent der Parkinsonpatienten leider unter einer Riechstörung, was zu den prominenten Symptomen gehört.

Sie treten häufig als Frühsymptom der Parkinsonerkrankung auf und können bei der Diagnose eine Hilfestellung sein.
Man geht davon aus, dass die Riechstörungen den Bewegungsstörungen etwa vier bis sechs Jahre vorausgehen. Dieser Fakt kann für Untersuchungen von Verwandten mit Parkinson genutzt werden um einer Erkrankung früh entgegenwirken zu können.

Anders als bei der Alzheimer-Demenz kann bei der Parkinsonerkrankung aber mittels der Schwere der Riechstörung keine Aussage zur Prognose gemacht werden.

Riechstörung bei Alzheimer

Die Alzheimer-Demenz gehört, wie auch die Parkinsonerkrankung zu den neurodegenerativen Erkrankungen.

Bei der Alzheimererkrankung werden ähnlich schwere Riechstörungen festgestellt wie bei Parkinson. Sie sind wie bei Parkinson ein Frühsymptom der Erkrankung. Eine Riechtestung alleine kann jedoch nicht zwischen einer beginnenden Alzheimer- oder Parkinsonerkrankung unterscheiden.

Allerdings kann hier ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Schwere der Alzheimer-Demenz und der Schwere der Riechstörung festgestellt werden. Eine Riechtestung kann so zur Diagnosefindung beitragen, wie auch die Prognose voraussagen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.05.2013 - Letzte Änderung: 06.11.2021