Schmerzen an der Kaiserschnittnarbe

Definition

Bei Schmerzen an der Kaiserschnittnarbe handelt es sich um eine unangenehme Missempfindung im Bereich des Narbengewebes nach erfolgter operativer Geburt.

Da bei einem Kaiserschnitt die Haut, Bauchschichten und die Gebärmutter chirurgisch eröffnet und wieder vernäht werden, ist bis zu einer gewissen Dauer und Intensität der Schmerz als normal zu werten, da die genannten Gewebe wieder verheilen müssen.

Der Schmerz kann ziehend, dumpf, drückend oder bei noch frischer Wunde und erst beginnender Vernarbung einschießend sein. Diese Missempfindungen können bei Anstrengung, aber zum Teil auch in Ruhe auftreten und in ihrer Stärke variieren.

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Ursachen für Schmerzen an der Kaiserschnittsnarbe

Zahlreiche Faktoren fließen in das Schmerzempfinden einer Kaiserschnittnarbe ein.

Es werden bei dem Eingriff mehrere Körperschichten durchdrungen, die aufwändig wieder heilen müssen und während dieses Prozesses Missempfindungen bereiten. Dazu zählen vor allem die Gebärmutter und die Haut, aber auch andere Gewebe, wie beispielsweise die Bauchmuskulatur oder innere Organe, können gereizt oder verletzt werden und dadurch zu Schmerzen führen.

Diese werden über kleinste Nervenfasern vermittelt, die bei den Schnitten verletzt werden. Sogenannte Nozizeptoren, Rezeptoren des Schmerzempfindens, vermitteln den Schmerzreiz weiter und erreichen über komplexe Signalkaskaden das Schmerzzentrum im Gehirn.

Bei der Verarbeitung spielt auch die individuelle Schmerztoleranz eine Rolle, ähnliche Schmerzimpulse führen bei jedem Menschen zu unterschiedlichen Schmerzreaktionen. Daher kann der Narbenschmerz von einigen als schwer, von anderen Patientinnen als tolerabel eingestuft werden.

Ein weiterer Grund für eine schmerzhafte Kaiserschnittnarbe kann schlecht oder falsch heilendes Gewebe sein, eine sogenannte hypertrophe Narbe kann ursächlich sein. Dabei kommt es zu einer Vermehrung und Verdickung des Narbengewebes, welches Zug auf die benachbarte Haut ausüben und in der normalen Beweglichkeit einschränken kann. Bei einer frischen Narbe kann vermehrter Schmerz in Kombination mit lokaler Rötung ein Hinweis auf einen entzündlichen Prozess sein.

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Beschwerden im Bereich der Kaiserschnittnarbe bei erneuter Schwangerschaft

Bei einer erneuten Schwangerschaft nach bereits erfolgtem Kaiserschnitt kann es zu Beschwerden im Bereich der Narbe kommen.

Durch die Umfangszunahme des Bauches bei fortschreitender Schwangerschaft kommt es zu einer vermehrten Dehnung der Haut und damit auch der Narbe, was zu Unannehmlichkeiten führen kann. Wie bei jeder Narbe kann es zu einer Insuffizienz kommen, was bedeutet, dass die Narbe ihrer Funktion, Gewebe zusammenzuhalten nicht mehr zufriedenstellend nachkommen kann.

Dies kann sich ebenfalls durch zunehmende Schmerzen und zum Teil auch sichtbare Veränderungen der Narbe äußern.

Auch können Schmerzen auftreten, wenn die Kaiserschnittnarbe mit unterliegenden Gewebsschichten verwachsen ist und durch die Größenzunahme des Bauches auf diese Zug ausübt. Nicht zu vergessen ist, dass die sichtbare Hautnarbe nicht die einzige im Rahmen des Kaiserschnittes entstandene Narbe ist, auch die Gebärmutter wurde vernäht. Hier kann es ebenfalls zu Schmerzen durch Dehnungsprozesse kommen.

Außerdem kann es zu einer Narbenschwangerschaft, das heißt der Einnistung des Embryos in das Narbengewebe, kommen und somit symptomatisch werden.

Auch kann eine Narbenruptur, also ein Riss im Bereich der Narbe zu Schmerzen führen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist mit 1% zwar sehr gering, stellt jedoch eine schwerwiegende Komplikation dar.   

Schmerzen an der Schwangerschaftsnarbe nach dem Sport

Sportliche Aktivität kann vor allem bei frischen, noch nicht gänzlich verheilten Narben zu Schmerzen führen. Zum Beispiel kann die Kaiserschnittnarbe über die Reibung der Kleidung und Erschütterungen beim Laufen oder die Anspannung der Muskulatur bei Bauchübungen gereizt werden und dadurch schmerzhaft sein.

Daher sollte auf eine ausreichend lange körperliche Schonung nach dem Kaiserschnitt geachtet werden um der Wunde genügend Zeit zur Heilung zu lassen.

Längere, etwas schnellere Spaziergänge können einen guten und schonenden Anfang zur Wiederaufnahme körperlicher Tätigkeit sein.  

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Schmerzen im Bereich der Schwangerschaftsnarbe beim Husten

Beim Husten werden für kurze Augenblicke erhöhte Druckverhältnisse im Bauchbereich aufgebaut, um durch diesen Reflex verschluckte (Nahrungs-)Partikel wieder nach außen befördern zu können.

Durch die Druckwelle kann das Gewebe der Kaiserschnittnarbe, aber auch von Narben anderer Baucheingriffe, kurzzeitig nach außen gedrückt und dabei gespannt werden. Dieser Impuls kann manchmal schmerzhaft sein, oft auch wenn durch gleichzeitige Bewegung zusätzlich ein mechanischer Reiz gesetzt und die Narbe vermehrt beansprucht wird.

Bei chronischem Husten kann das Narbengewebe derartig belastet sein, dass es zur Narbenhernie, also einem Bruch der Narbe mit sich nach außen stülpenden Gewebs- und teilweise Organanteilen kommen kann.

Dies kann ebenfalls zu Schmerzen führen, jedoch auch völlig symptomlos verlaufen.

Schmerzen an der Kaiserschnittnarbe nach Jahren

Selten kann es vorkommen, dass die Kaiserschnittnarbe noch Monate bis Jahre nach dem Eingriff Schmerzen bereitet.

In solchen Situationen sollte ein Arzt aufgesucht werden, der eine gründliche körperliche Untersuchung vornimmt.

Diese ist wichtig, da auch die tieferliegende Muskulatur unter dem Schnitt oder nahe Organe bei Krankheit zu Schmerzen führen können.

Mit dem Arzt können mögliche Ursachen für den Schmerz und Behandlungsoptionen besprochen werden.

Diagnose von Schmerzen der Schwangerschaftsnarbe

Die Diagnose des kaiserschnittassoziierten Schmerzes erfolgt in erster Linie anamnestisch, das heißt über die Befragung der Patientin.

Hierbei werden die Intensität, die Dauer der Beschwerden und der vordergründige Auftrittszeitpunkt erfragt.

Bei der sich anschließenden Inspektion wird die Kaiserschnittnarbe in ihrer Größe, Form und Farbe beurteilt, ob sie suffizient schließt und wie die Wundränder aussehen.

In dem der Untersucher die Narbe abtastet, kann versucht werden, den Schmerz zu reproduzieren und die Schmerzintensität einzuschätzen. Auch wird geprüft, ob die Narbe gegen das darunterliegende Gewebe verschieblich und ob dieses verhärtet ist.

Zur Beurteilung der Gebärmutternarbe ist der Ultraschall Mittel der Wahl.

Begleitende Symptome

In manchen Fällen kann es sein, dass die Kaiserschnittnarbe nicht nur Schmerzen verursacht, sondern weitere Beschwerden und Einschränkungen mit sich bringt.

Zum Beispiel kann es durch bindegewebige Verwachsungen mit unteren Gewebsschichten oder überschießende Narbenwucherung zu einem vermehrten Zusammenziehen der Haut und damit zu Bewegungsbeeinträchtigungen kommen.

Auch können Narben „wetterfühlig“ sein, das heißt dass auf bestimmtes Wetter oder wechselnde Temperaturen mit Missempfindungen im Bereich der Narbe reagiert werden kann.

Durch die Durchtrennung kleiner Hautnerven kann es zu Gefühlsstörungen bis hin zu Taubheitsgefühlen im Bereich der Narbe kommen, die in der Regel im Laufe der Zeit zurückgehen.

Auch kann die Kaiserschnittnarbe unangenehm jucken und erhöht durch nachfolgendes Kratzen das Risiko, das Narbengewebe zusätzlich zu reizen.

Des Weiteren kann die Optik durch eine schlecht heilende Narbe vermindert sein und dadurch manche Frauen belasten.

Ist der Narbenschmerz sehr groß beziehungsweise hält er über einen langen Zeitraum an, kann es zu Auswirkungen auf die Psyche kommen. Dazu zählen beeinträchtigte Teilhabe am Alltag, depressive Verstimmungen oder Vermeidungsverhalten, bei dem Situationen in denen die Narbe exponiert sein könnte, beispielsweise beim Schwimmen, gemieden werden.  

Behandlung bei Schmerzen an der Kaiserschittnarbe

Wichtig ist, die Kaiserschnittnarbe bei Schmerzen nicht zusätzlich zu reizen und daher möglichst lockere Kleidung zu tragen um Reibungen zu verhindern.

Auch sollte die Narbe stets sauber gehalten werden. Individuell ist auszuprobieren, ob eher kühlende Umschläge durch ihre leicht betäubende oder wärmende Umschläge durch ihre entspannende Wirkung Linderung verschaffen.

Des Weiteren gibt es eine Vielzahl von Gels, Cremen und Emulsionen, die Feuchtigkeit spenden und damit die Elastizität der Narbe verbessern. Dies kann nicht nur bei Schmerz, Juckreiz und Wetterfühligkeit Linderung verschaffen, sondern insbesondere bei frischen Narben deren Heilungsprozess fördern.

Bei starken Schmerzen können Schmerztabletten mit beispielsweise Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden oder Cremes angewendet werden, welche schmerzlindernde Inhaltsstoffe enthalten.

Falls gestillt wird, muss in jedem Fall die Verträglichkeit des Medikaments und der mögliche Übertritt von Wirkstoffen in die Muttermilch bedacht und geprüft werden. Ist der Schmerz entzündlicher Ursache, sollte antibiotisch behandelt werden. Bei einem Narbenbruch oder einer Narbeninsuffizienz muss gegebenenfalls reoperiert werden.

Dauer der Schmerzen an der Kaiserschnittnarbe

Die Dauer der Schmerzen an der Kaiserschnittnarbe sind sehr individuell, es kann keine allgemein gültige Prognose ausgesprochen werden.

Oberflächliche Hautschichten benötigen circa zwei Wochen, um zu heilen, tiefere Hautschichten und darin liegende Nerven, welche den Schmerz bedingen, länger. In der Regel schmerzt die Narbe wenige Wochen und die Schmerzintensität ist stetig abnehmend. Nach einigen Wochen ist der Schmerz meist verschwunden und tritt nur noch gelegentlich bei stärkerer körperlicher Belastung auf.

Ein Taubheitsgefühl um die Narbe kann mehrere Monate anhalten, ist aber auch dann meistens rückläufig. Wetterfühligkeit kann ein Leben lang bestehen.

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Eine Übersicht aller Themen der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.07.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021