Therapie eines Morbus Parkinson

Synonyme im weiteren Sinne

  • Schüttellähmung
  • idiopathisches Parkinson-Syndrom
  • Zittern
  • Zitterkrankheit
  • Parkinson Erkrankung

Einleitung

Bei diesem Thema handelt es sich um die Fortsetzung unseres Themas Morbus Parkinson. Allgemeine Informationen zur Erkrankung, Diagnose und Verbreitung finden Sie unter unserem Thema: Morbus Parkinson.

Therapie

Die therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung der Parkinson - Erkrankung lassen sich grob in 3 Hauptkategorien unterteilen:

  • Medikamentöse Therapie
  • Eigene Maßnahmen
  • Operationen

Medikamente

Abbildung einer Nervenzelle

  1. Nervenzelle
  2. Dentrit

Eine Nervenzelle besitzt viel Dentriten, die eine Art Verbindungskabel zu anderen Nervenzellen darstellen, um mit ihnen zu kommunizieren.

Die Parkinson - Erkrankung / Morbus Parkinson ist heutzutage noch nicht heilbar, jedoch behandelbar.

Die Mechanismen, die für die Symptome verantwortlich sind, sind bekannt und hieraus ergibt sich folgende Schlussfolgerung:

Wenn man nun also weiß, dass bei der Parkinson Erkrankung der Botenstoff Dopamin fehlt, sollte man eigentlich annehmen können, dass man dem Patienten nur etwas Dopamin von außen zuführen müsste und schon würde es ihm besser gehen.

Diese Idee stößt jedoch im wahrsten Sinne des Wortes auf eine natürliche Grenze:
Das Haupt - "Transportinstrument" für Medikamente und Nährstoffe in unserem Körper ist das Blut. Über diesen Weg gelangen allerdings auch unerwünschte Krankheitserreger (Viren, Bakterien, Pilze und Gifte) an nahezu jede Stelle des Körpers. Da das Gehirn als Schaltzentrale des Körpers jedoch im Besonderen vor Erregern und ähnlichem geschützt werden muss, wird es durch die natürliche "Blut-Hirn-Schranke" geschützt. Durch diese Barriere können viele schädliche, aber auch einige sehr nützliche Stoffe nicht ohne weiteres hindurch. Dopamin kann nun typischerweise diese Grenze nicht überwinden.

Trotzdem drehen sich alle medikamentösen Ansätze um den Gedanken, dass der Körper ausreichend mit Dopamin versorgt wird.

Hinweis: Compliance

Damit eine medikamentöse Therapie allerdings erfolgreich verläuft, gibt es als wichtigste Voraussetzung die Bedingung, dass die Medikamente regelmäßig und in der verschriebenen Dosierung eingenommen werden.


Die theoretischen medikamentösen Ansätze hierbei sind:

  1. L-Dopa:
    Das L-Dopa ist ein "biochemischer Vorläufer" des eigentlichen Dopamins. Es kann, ganz im Gegensatz zu Dopamin, sehr wohl die "Blut-Hirn-Schranke" überwinden.
    Man kann sich diesen Mechanismus vorstellen wie einen Zaun, in dem es zwar Lücken gibt, durch die man aber niemals mit einem Auto hindurchpassen würde. Gibt man aber die Einzelteile hindurch und baut das Auto an der gegenüberliegenden Seite zusammen, kann das Auto dort fahren.
    Ein Problem bei dieser Art von Behandlung ist, dass der Körper nicht wirklich weiß, ,dass das L-Dopa nur im Gehirn "umgebaut" werden soll. Aus diesem Grunde gilt es, den Mechanismus, welcher für den Abbau des nicht im Gehirn befindlichen (peripheren) L-Dopas verantwortlich ist, zu hemmen. Zu diesem Zwecke verabreicht man einen Enzym- Hemmstoff (Dopa-Decarboxylasehemmstoff).
    Dieser Hemmstoff (Benserazid) sorgt nun dafür, dass man insgesamt deutlich weniger L-Dopa hinzuführen muss. Der Patient wird hierdurch (insbesondere was Nebenwirkungen angeht) geschont.
    Erste therapeutische Erfolge sind meist schon innerhalb von Tagen sichtbar. darüber hinaus ist L-Dopa in der Regel gut verträglich.
    Als wichtiger Tipp aus der klinischen Anwendung muss folgendes beachtet werden:
    L-Dopa sollte etwa 1/2 Stunde vor der Mahlzeit eingenommen werden, da eine gleichzeitige Einnahme beim Essen die Verstoffwechselung behindern kann!
  2. Dopaminagonisten:
    Bei der Gruppe der Dopaminagonisten handelt es sich um Stoffe, die dem eigentlichen Dopamin sehr ähnlich sind und durch diese Ähnlichkeit in der Lage sind, die Wirkung des Dopamins nachzuahmen.
    Eine Einstellung auf solche Präparate erfordert einiges an Geduld. Insgesamt ist der Wirkungseintritt recht langsam. darüber hinaus kann es nicht selten zu Übelkeit und Schwindel kommen.
    Ferner kann es auch in einigen Fällen zu Halluzinationen und Störungen bei der Orientierung kommen.
    Als Vorteil muss man bei dieser Wirkstoffgruppe jedoch hervorheben, dass sie in der Regel bei guter Einstellung über Jahre eine stabile Besserung bringen.
  3. Catechol-O-Methyltransferase (COMT) - Hemmstoffe:
    Dieser komplizierte Name umschreibt eine Wirkstoffgruppe, die ein weiteres Enzym (Anmerkung: die Endung "-ase" bedeutet eigentlich immer Enzym) hemmt.
    Wie bereits angesprochen wurde, sollte man bei Zufuhr von L-Dopa darauf achten, dass dieses nicht zu früh "umgebaut" wird und sollte somit das entsprechende Enzym hemmen.
    Heute weiß man aber, dass es neben dem bereits erwähnten Enzym (Dopa-Decarboxylase) noch einen 2. "Umbauweg" für L-Dopa gibt, welcher einen Teil des L-Dopa sozusagen "abzweigt" und umbaut, bevor es durch die Blut-Hirn-Schranke in das Gehirn gelangt.
    Es handelt sich hierbei um das Enzym Catechol-O-Methyltransferase. Hemmt man dieses z.B. mit Entacapon (Comtess), wirkt zugeführtes L-Dopa also besser.
    Ohne L-Dopa hat ein solcher Hemmstoff natürlich keine Wirkung auf den Morbus Parkinson.
  4. Anticholinergika:
    Wie ebenfalls bereits angesprochen, führt die Parkinson-Erkrankung dazu, dass es durch die Verminderung des Dopamin ein "Zuviel" an Acetylcholin gibt, welches dann zu Rigor und Tremor führt. Die Anticholinergika wirken diesem Mechanismus entgegen.
    Positiv ist hierbei hervorzuheben, dass es sehr gute Erfahrungen bei der Behandlung des Tremors gibt. Auch der Rigor wird positiv beeinflusst.
    Negativ ist in diesem Zusammenhang allerdings zu bemerken, dass auch andere Systeme, in denen Acetycholin eine Rolle spielt durch die Anticholinergika betroffen sind. So kommt es relativ regelmäßig zu Mundtrockenheit u. Verstopfung, aber auch zu Harnverhalt. Es muss somit sehr vorsichtig aufdosiert werden.
  5. Mono-Amino-Oxidase Hemmstoffe:
    Die Endung "-ase" verrät dem aufmerksamen Leser, dass dieser komplizierte Name ebenfalls für ein Enzym steht, dass es zu hemmen gilt.
    Der Grundmechanismus ist hierbei folgender:
    Wenn das L-Dopa letztendlich an seinem Bestimmungsort (dem Gehirn) zum Einsatz kommt, wird es, wie alles Organische, nach einiger Zeit auch wieder durch Enzyme in seine Einzelteile zerlegt, um sicherzustellen, dass es immer neue, "frische" und fehlerfreie Wirkstoffe gibt und keine Anhäufung erfolgt. Die Mono-Amino-Oxidase Hemmstoffe (kurz MAO-Hemmer, Wirkstoffname "Selegelin") sorgen dafür, dass sich dieser Abbau von Dopamin nun etwas verzögert und dass Dopamin somit etwas länger wirken kann (Dopamin Expander).
    Als Nebenwirkungen berichten Patienten nicht selten von Schlafstörungen und Unruhezuständen.

Hinweis: Selegelin

Sprechen Sie als Angehöriger bzw. Betroffener im Zusammenhang mit diesem Medikament mit Ihrem Arzt auf jeden Fall auch über eine ausgewogene Ernährung, da bestimmte Lebensmittel zusammen mit Selegelin nicht eingenommen werden sollten.


6. Amantadin:
Die Wirkweise dieses Stoffes ist nach wie vor nicht ganz geklärt. Vermutungen gehen in die Richtung, dass das Amantadin in das oben bereits erwähnte Ungleichgewicht der Botenstoffe eingreift und hierbei im Besonderen die Wirkung des Glutamates beeinflusst.
Als sicher weiß man allerdings heute, dass Amantadin hilft! Es kann alle Symptome des Morbus Parkinson positiv beeinflussen. Weitere Vorteile sind, dass Patienten es meistens sehr gut vertragen und dass es auch in flüssiger Form verabreicht werden kann.
Als Nachteil gilt, dass andere Wirkstoffgruppen (allen voran das L-Dopa) weitaus besser und stärker wirken.

7. Budipin:
Das Budipin beeinflusst eine ganze Reihe von Neurotransmittern. Besonders hervorzuheben ist jedoch die Dopamin-fördernde und die Glutamat-hemmende Wirkung.
Es eignet sich besonders zur Behandlung des schweren Tremors.
Leider treten bei der Anwendung von Budipin recht häufig Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit und gelegentlich auch Herzrhythmusstörungen auf.
In sehr vielen Fällen wird ein Arzt früher oder später eine Kombinationstherapie aus 2 oder auch 3 verschiedenen Medikamenten vorschlagen.

Eigene Maßnahmen

Es hat sich gezeigt, dass es eine ganze Reihe von Dingen gibt, die ein Parkinson - Patient selbst tun kann, um seine Krankheit positiv zu beeinflussen.

Bewegung:
Wie bei vielen Krankheiten hilft auch bei der Parkinson - Erkrankung regelmäßige Bewegung. Es ist zwar durchaus so, dass es zu einer fortschreitenden Einschränkung in der Beweglichkeit kommt, doch muss sich ein Patient dem keineswegs ergeben.

Gerade bei in der Krankheit häufigen Rückenschmerzen kann regelmäßiges Laufen bzw. Gehen einen positiven Effekt haben.

Auch wirkt sich Bewegung nachgewiesenermaßen positiv auf die Stimmung aus.

Auch leichte Turnübungen können das Gesamtbild verbessern.

Sie sollten jedoch darauf achten, es nicht zu übertreiben. Leistungssport ist keine besonders empfehlenswerte Maßnahme bei der Parkinson-Erkrankung.

Ergotherapie:
Bei der Ergotherapie werden Übungen durchgeführt, bei denen im besonderen die Feinmotorik trainiert wird. Hiermit sollen vor allem die sogenannten "alltagspraktischen Fähigkeiten" trainiert werden (Schuhe zubinden, Hemd zuknöpfen etc.).


Sprachtherapie:
Als eins der ersten Symptome verringert sich die Lautstärke, mit der ein Patient sprechen kann. Dies liegt an zunehmender Steifigkeit der Atemmuskulatur. Hier kann man mit regelmäßigem Training und Atemübungen positiv entgegenwirken.

Dies kann entweder in Anleitung durch einen Sprachtherapeuten (Logopäden) erfolgen, aber auch zu Hause mit lautem Lesen trainiert werden.


Psychotherapie:
Es gibt geschulte Therapeuten, die Patienten im Umgang mit der Erkrankung unterstützen können. Ein Großteil der depressiven Episoden ist gut behandelbar.


Geistige Anforderungen:
Auch regelmäßiges "Gehirnjogging" kann einen Patienten durchaus rege halten. Zwar kann die Krankheit zu einer Verlangsamung der Gedankengänge führen, doch kann man dieser Entwicklung entgegentreten.

Hierbei eignen sich die verschiedensten geistigen Aktivitäten: Seien es Kreuzworträtsel oder Sudoku-Aufgaben, Zeitschriften oder Rechenaufgaben. Alles, was das Gehirn anregt und auch noch Spaß macht, empfiehlt sich in der Behandlung des Morbus Parkinson.

Operationen

Schon seit Jahrzehnte gibt es Ansätze einzelne Symptome des Morbus Parkinson operativ anzugehen. Früher operierte man mit Hilfe von Hitzeverödung verschiedene Hirnareale (Thermokoagulation).

Ein solches Verfahren fand jedoch nur bei bestimmten Arten des Parkinson (einseitiger, nicht medikamentös einzustellender Tremor) Anwendung.

Versuche einen solchen Eingriff auch bei doppelseitigen Beschwerden durchzuführen, führten in der Vergangenheit häufig zu Sprachstörungen oder auch Verringerung der Motivationsfähigkeit des Patienten.

Abgeleitet von dieser Art von Operation implantiert man heutzutage an bestimmten Hirnarealen (z.B. Thalamus und Nucleus subthalamicus) einen sog. "externen Schrittmacher", womit im günstigsten Falle die Akinese deutlich verbessert werden kann. Hierdurch kann man die L-Dopa Dosierung deutlich reduzieren. Ein solcher Schrittmacher kann die krankheitsbedingten Hemmungen in der "Kommunikation" verschiedener Hirnareale verbessern.

Weiterhin gibt es den (ethisch viel diskutierten) operativen Ansatz Hirngewebe aus menschlichen Embryonen in das Gehirn des Patienten einzupflanzen, um untergegangene Areale quasi zu "reparieren".

Weiterführende Informationen

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Autor: Christoph Barthel Veröffentlicht: 26.05.2007 - Letzte Änderung: 06.11.2021