Tränenkanal

Definition

Unsere Augen produzieren den gesamten Tag über einen Flüssigkeitsfilm, damit die Oberfläche des Auges nicht austrocknet. Auch einem Verschmutzen der Augen wird so entgegengewirkt, da jeglicher Dreck im Auge mit der Flüssigkeit abfließen kann.

Als logische Folgerung bedarf es daher eines Abflusssystems im Auge, dem Tränenkanal.

Der Tränenkanal befindet sich am nasenseitigen Augenwinkel im jeweils rechten und linken Auge. Er fängt die im Auge Flüssigkeit auf und stellt eine Verbindung her zwischen Auge und Nase.

Anatomie des Tränenkanals

Der Tränenapparat ist ein komplexes System aus vielen kleinen Einheiten, durch welche die Produktion und das Abführen der Tränenflüssigkeit sichergestellt wird.

Seitlich oberhalb des Auges am äußeren Augenwinkel sitzt die Tränendrüse, die die Tränenflüssigkeit produziert und dann in das jeweilige Auge abgibt. Von da aus wird durch jeden Lidschlag die Tränenflüssigkeit als gleichmäßiger Flüssigkeitsfilm auf dem Auge verteilt.

Im Folgenden werden die Tränen in den Tränenpünktchen gesammelt, die sich kurz vor dem nasenseitigen Augenwinkel im oberen und unteren Augenlid befinden.

Gelangt der Tränenfilm in die Tränenpünktchen, wird er weitergeleitet in kleine Tränenkanäle, die sich oberhalb und unterhalb vom inneren Augenwinkel befinden.

Diese Tränenkanäle leiten die Flüssigkeit weiter in den Tränensack, der sich jeweils zur Nase hin noch auf der Höhe des rechten oder linken Auges befindet.

Von da aus gelangt die Tränenflüssigkeit in den Tränen-Nasen-Gang und wird in die Nase abgeleitet. Dies stellt also die Verbindung zwischen Auge und Nase dar.

Übrigens sind mit dem Tränensack nicht die vom Volksmund bezeichneten „Tränensäcke“ gemeint. Diese beschreiben nämlich herabhängende Unterlider.

Haben Sie weiteres Interesse an diesem Thema? Lesen Sie dann unseren nächsten Artikel unter: Tränenwege 

Funktion des Tränenkanals

So komplex der Aufbau des Tränenapparates ist, so vielseitig ist auch seine Funktion. Die produzierten Tränen sichern durch permanenten Fluss, dass die Tränenkanäle nicht verstopfen. Andererseits helfen die Tränenkanäle dabei, die in den Tränendrüsen produzierte Flüssigkeit abzuleiten.

Durch die Tränen selbst wird Schmutz, der sich im Auge befindet, weggespült und in die Tränenkanäle weitergegeben.

Außerdem befinden sich in der Tränenflüssigkeit bestimmte Stoffe, die Bakterien abtöten und gegen Infektionen wirken.

Zusätzlich enthält sie auch Nährstoffe, die wichtig sind für die Hornhaut und das Innere des Auges. Wichtige Nährstoffe für das Auge selbst werden also in den Tränendrüsen hergestellt.

Man hat herausgefunden, dass sich in den Tränen auch bestimmte Wachstumsstoffe befinden, die bei kleinen Wunden im Auge die Heilung beschleunigen.

Für die Sehfunktion spielt der Flüssigkeitsfilm im Auge übrigens eine bedeutende Rolle: Unebenheiten in der Hornhaut werden ausgeglichen und somit wird eine gleichmäßige Oberfläche hergestellt. Das ist wichtig, damit die ankommenden Lichtwellen gleichmäßig gebrochen werden.  

Folgendes Thema könnte für Sie auch von Interesse sein: Wie funktioniert das Sehen?

Verstopfter Tränenkanal - Was ist die Ursache?

Durch die ableitenden Tränenwege, also über Tränenpünktchen, Tränenkanal, Tränensack und Tränen-Nasen-Gang wird die Tränenflüssigkeit in die Nase abgeleitet. Funktioniert einer dieser Wege nicht mehr, ist der Abfluss gestört.

Die Flüssigkeit kann durch die Verstopfung nicht mehr richtig abfließen und Infektionen können leichter den Tränenkanal befallen.

Anzeichen für einen verstopften Tränenkanal sind:

  • tränende Augen
  • gerötete Augenlider
  • Schmerzen oder Schwellung im Auge
  • verschwommenes Sehen

Die Gründe für eine Abflussbehinderung im Tränenkanal können eine angeborene Fehlbildung der Tränenwege, eine herkömmliche Entzündung im Auge, ein grüner Star (Glaukom), eine Verletzung oder ein Tumor sein. In manchen Fällen verengen die Tränenwege mit Zunahme des Alters und sind deshalb schneller anfällig für Verstopfungen. Auch Chemotherapie oder Bestrahlung können die Tränenkanäle verengen.

Besteht über längere Zeit eine schmerzlose Abflussbehinderung der Tränenwege, sollte man beim Arzt einen Tumor ausschließen lassen. Liegt eine akute Entzündung vor, heilt diese meist nach ein paar Tagen selbst ab oder muss mit Antibiotika behandelt werden.

Mehr Informationen hierzu erfahren Sie unter: Verstopfter Tränenkanal - Symptome und Therapie

Wie kann man den Tränenkanal spülen?

Ist der Tränenkanal verstopft, kommt es zu übermäßig tränenden Augen. In den meisten Fällen lässt sich das Hindernis beseitigen.

Um die Abflussbehinderung zu beheben, kann man als eine Therapiemöglichkeit die Tränenkanäle beim Augenarzt spülen lassen. Dazu kann bei Kindern eine Kurznarkose durchgeführt werden und beim Erwachsenen, falls erwünscht, betäubende Tropfen ins Auge gegeben werden.

Zuerst wird mit einem dünnen, aber vorne stumpfen Instrument das Tränenpünktchen mit drehenden Bewegungen aufgeweitet. Dann wird eine vorne abgerundete Hohlnadel vorsichtig in den Tränenkanal eingeführt. Zum Schutz der Strukturen ist die Öffnung der Hohlnadel seitlich. Dadurch wird zur Spülung eine kleine Menge Salzwasserlösung durch das Instrument in die Tränenwege gegeben.

Gelingt die Spülung und sind die ableitenden Tränenkanäle wieder durchgängig, zeigt sich das indem die Spüllösung in die Nase oder den Rachen abgeleitet wird.

Ist es notwendig zu wissen, wo genau das Hindernis liegt, kann der Arzt direkt im Anschluss eine weitere Untersuchung durchführen. Dabei wird Kontrastmittel in den Tränengang gebracht und danach eine Röntgenuntersuchung angesetzt. Im Röntgenbild kann der Augenarzt dann feststellen, wo die Verengung liegt.

Wie kann man den Tränenkanal massieren?

Bei Neugeborenen sind die Tränenwege noch nicht so gut entwickelt, deswegen kann es dort häufiger zu Verstopfungen kommen. Um die Verstopfung zu lösen, kann man unterstützend die ableitenden Tränenwege massieren.

Als Vorbereitung dazu nimmt man ein Kosmetiktuch und feuchtet es mit lauwarmen Wasser an. Während man mit der einen Hand das untere Lid sanft nach unten zieht, hält man in der anderen Hand das Tuch. Damit säubert man dann vorsichtig das Auge und zwar einmalig vom äußeren Augenwinkel zu dem zur Nase anliegenden Augenwinkel.

Den Vorgang kann man beliebig oft wiederholen, allerdings immer mit einem sauberen Kosmetiktuch. Mit gewaschenen Händen legt man dann den Zeigefinger auf den nasenseitigen Augenwinkel und übt für drei Sekunden einen sanften Druck aus. Dann lässt man einige Sekunden locker und wiederholt das ein paar Mal am Tag.

Unterstützend hilft auch ein warmer Waschlappen oder ein warmer Teebeutel auf dem Auge, um die Tränenwege etwas aufzuweiten.

Was ist eine Tränenkanalstenose?

Eine Tränenkanalstenose ist eine permanente Verengung des Tränenkanals. Das kann sich zeigen an übermäßig tränenden Augen und gehäuften Entzündungen im Auge.

Bei Neugeborenen ist oft auffällig, dass sie morgens mit verkrusteten Augen aufwachen und die Augen tränen, obwohl sie nicht schreien. Denn direkt nach der Geburt sind die ableitenden Tränenwege oft noch nicht vollständig entwickelt, sodass sich häufiger Verengungen im Tränenkanal finden können.

Es kann auch sein, dass sich bei Babys noch eine kleine Schutzhaut auf dem Eingang des Tränenkanals befindet und ein Abfließen der Tränen unmöglich macht.

All dies bessert sich meist im Laufe des ersten Lebensjahres und muss im Regelfall nicht operiert werden. Trotzdem sollten die Eltern die Probleme mit dem Kinderarzt besprechen und sich beraten lassen, wie man zu Hause Linderung durch Massagen und warmen Umschlägen verschaffen kann.

Bei eitrigen Entzündungen sollte man übrigens schnellstmöglich zum Arzt, damit man frühzeitig behandeln kann und sich die Entzündung nicht ausbreitet.

Bei Erwachsenen verengen sich in manchen Fällen die Tränenwege mit Zunahme des Alters.

Weitere Gründe können Verklebungen durch multiple Entzündungen oder kleine Steinchen sein, die den Gang verlegen. Auch ein Tumor, Chemotherapie oder Bestrahlung können die Tränenkanäle verengen. Hier ist ebenfalls eine Abklärung durch den Arzt empfehlenswert.

Weitere ausführliche Informationen zu diesem Thema lesen Sie unter: Tränenkanalstenose - Ursachen, Symptome und Therapie

Entzündung des Tränenkanals - Was steckt dahinter?

Gelangen Keime ins Auge oder können die Tränen aufgrund einer Verengung des Tränenkanals nicht abfließen, kann es leicht zu einer Entzündung des Tränenkanals kommen.

Die typischen Symptome sind ein gerötetes, tränendes Auge mit Juckreiz, Schwellung und Schmerzen. Auch ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber kann auftreten. Eine Entzündung des Tränenkanals kann akut sein oder auch chronisch, jedoch sollte man in beiden Fällen rechtzeitig einen Arzt aufsuchen.

Akut kann eine antibiotische Therapie mit Augentropfen oder in Tablettenform notwendig sein. Unterstützend helfen kühlende Umschläge.

Bei chronischen Entzündungen, die meist mit milderen Symptomen einhergehen, steht vor allem die Behebung der Ursache im Vordergrund. Hierzu können Spülungen oder Röntgenuntersuchungen des Tränenkanals notwendig sein.

Um einer Entzündung vorzubeugen, sollte man zum Beispiel nur mit gewaschenen Händen ins Auge fassen und das so selten wie möglich. Kosmetikutensilien, wie Wimperntusche und Eyeliner sollten regelmäßig ausgetauscht und nicht mit anderen Menschen geteilt werden.

Wer Kontaktlinsen benutzt, sollte darauf achten, dass diese wie vom Händler empfohlen gereinigt werden und die vorgegebene Nutzdauer nicht überschreiten.

Mehr hilfreiche Informationen zu diesem Thema lesen Sie unter: Entzündeter Tränenkanal - Ursachen, Symptome und Therapie

 

Schwellung des Tränenkanals - Was steckt dahinter?

Eine Schwellung des Tränenkanals basiert häufig auf einer akuten oder chronischen Entzündung des Tränenkanals und der damit resultierenden Verstopfung der ableitenden Tränenwege. Begleitend dazu kann Fieber und allgemeine Schwäche sowie eitriger Ausfluss im Auge auftreten.

Vor allem, wenn sich eine punktuelle, stark schmerzende Schwellung am Tränenkanal findet, sollte beim Verdacht auf einen Abszess am Auge schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Bei einem Abszess muss sofort eine adäquate Therapie mit lokalen und systemischen Antibiotika begonnen werden, um eine Ausbreitung auf anliegende Strukturen zu verhindern (Phlegmone).

Außerdem fürchtet man eine sogenannte Fistelbildung. Dies bezeichnet eine Neubildung eines kleinen Kanals, der in ein anderes Gewebe wie zum Beispiel die Haut führt und Eiter oder Sekret dorthin ableitet.

Eine Schwellung des Tränenkanals kann ganz selten auch durch einen gutartigen oder bösartigen Tumor bedingt sein, weshalb es sich empfiehlt einen Arzt aufzusuchen. Im Falle eines Tumors mit Funktionseinschränkung der Tränenwege ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine operative Therapie notwendig.

Grundsätzlich sind die Heilungschancen für einen Tumor am Tränenkanal besser, je früher mit der Therapie begonnen wird.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.11.2018 - Letzte Änderung: 25.07.2023