Wie wird eine Norovirus-Infektion behandelt?

Einleitung

Die vom Norovirus ausgelöste Brechdurchfallerkrankung benötigt in der Regel keine spezifische Behandlung. Im Zentrum der Maßnahmen steht die Linderung der Krankheitssymptome. Neben der Bekämpfung des Brechdurchfalls zählt dazu auch der Ausgleich des aus dem Brechdurchfall resultierenden Flüssigkeits- und Elektrolytverlusts. Nur in schwereren Fällen oder bei Kindern und älteren Patienten ist der Gang zum Arzt dringend anzuraten, ansonsten kann die Norovirus-Infektion prinzipiell zuhause und mit einigen Hausmitteln und Medikamenten behandelt werden.

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Behandlungsmöglichkeiten

Bislang gibt es kein spezielles Virostatikum (Medikament zur Hemmung der Virenvermehrung), das spezifisch gegen den Norovirus wirkt. Antiobiotika sind generell nicht gegen Viren wirksam.

Aus diesem Grund beschränken sich die Behandlungsmöglichkeiten bei einer Norovirus-Infektion auf die Linderung der Symptome. Die Basismaßnahmen umfassen dabei eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr (zum Ausgleich des vom Erbrechen und Durchfall beeinträchtigten Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts), ausreichendes Essen und körperliche Schonung.
Gerade bei Kindern und älteren Menschen, die vom Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust häufig besonders stark betroffen sind, können auch spezielle Elektrolytlösungen zum Einsatz kommen. Werden Erbrechen und/oder Durchfall unerträglich stark, können nach ärztlicher Rücksprache Mittel zur Eindämmung dieser Symptome eingenommen werden.

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Warum hilft Antibiotika nicht?

Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei der Norovirus-Infektion um eine virale Erkrankung. Antibiotika wirken allerdings nur gegen Bakterien. Die unterschiedlichen Antibiotika-Klassen greifen die Bakterien dabei jeweils an unterschiedlichen Stellen an (manche verhindern etwa den Zellwandbau der Bakterien, andere hemmen die Proteinsynthese). Dies ist einer der Gründe dafür, dass ein Antibiotikum immer nur gegen einzelne Bakterienstämme wirksam ist und nie gegen alle.

Definitiv nicht wirksam sind sie jedoch gegen Viren. Viren besitzen nämlich weder eine Zellwand, noch betreiben sie Proteinsynthese. Die meisten Wissenschaftler gehen sogar so weit, sie nicht einmal als Lebewesen zu klassifizieren. Viren „befallen“ in Ermangelung eines eigenen Stoffwechsels menschliche Zellen und bedienen sich dann der dort vorhandenen Stoffwechselmechanismen. Da Antibiotika sich gegen Bakterien richten und nicht gegen menschliche Zellen, sind sie gegen Viren völlig machtlos. Stattdessen existieren spezifisch gegen Viren wirksame Wirkstoffe, die Virostatika genannt werden. Sie hemmen zumeist entweder das Eindringen des Virus in die menschliche Zelle, die Vervielfältigung der Virus-DNA in der Zelle oder die Freisetzung der neu hergestellten Viren aus der Zelle.

Übrigens: Antibiotika sind nicht nur wirkungslos bei einer Norovirus-Infektion, sie können sogar schädlich sein. Erstens birgt die Einnahme von Antibiotika, so wie die eines jeden Medikaments, das Risiko von Nebenwirkungen, die je nach Antibiotikum sehr unterschiedlich ausfallen können. Zweitens sind im menschlichen Darm eine Vielzahl nützlicher Bakterien angesiedelt, die durch die unangemessene Einnahme von Antibiotika beeinträchtigt werden können. Daraus können Verdauungsprobleme oder gar entzündliche Darmerkrankungen folgen, wenn andere, widerstandsfähigere Keime die Schwächung der „gutartigen“ Darmkeime ausnutzen.

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Hausmittel zur Heilung

Als klassisches Hausmittel bei Magen-Darm-Erkrankungen mit Durchfall und Erbrechen, wie der Norovirus-Infektion, gilt der Verzehr von Cola und Salzstangen. Dies ist allerdings nur mit Einschränkungen zu empfehlen: Cola sollte man bei Durchfall besser nicht trinken, da der enthaltene Zucker die Wasserausscheidung im Darm sogar noch steigert. Außerdem steigert Koffein die Kalium-Ausscheidung, was den Mangel an diesem Elektrolyten noch verstärkt und auch nicht durch die Salzstangen (die hauptsächlich Natrium enthalten) kompensiert werden kann. Betroffene sind daher mit Wasser, Tee oder Brühe in Kombination mit Salzstangen (für das Natrium) und Bananen (für das Kalium) am besten versorgt. In Sachen Tee fällt die Wahl meist auf Kamillentee, der Magen und Darm beruhigt.

Eine spezielle Ernährung für Kinder oder Säuglinge ist in den meisten Fällen nicht nötig. Es sollte auf eine ausreichende Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr geachtet werden, ansonsten gelten die gleichen Regeln wie für Erwachsene.

Eine auf den Bauch gelegte Wärmflasche kann ggfs. nützlich sein, um Bauchkrämpfe zu lindern. Zur Bekämpfung des Durchfalls eignen sich an der Luft getrocknete, entkernte Äpfel: Sie enthalten Pektin, welches im Darm überschüssige Flüssigkeit aufsaugt. Eine ähnliche Wirkung haben Bananen, was sie in Anbetracht ihres hohen Kaliumgehalts zu einer Art Allzweckwaffe bei einer Norovirus-Infektion macht.

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Homöopathische Mittel

Viele Homöopathiker empfehlen das Trinken von in Mineralwasser aufgelöster Heilerde (etwa ein Teelöffel Heilerde auf einen Viertelliter Wasser) zur Behandlung einer Norovirus-Infektion. Die Heilerde soll, ähnlich wie Bananen oder Äpfel (s.o.), im Darm überschüssige Flüssigkeit aufsaugen und dadurch den Durchfall lindern.

Darüber hinaus existieren zahlreiche homöopathische Produkte, die eine Linderung von Durchfall und Erbrechen und eine beschleunigte Ausheilung der Norovirus-Infektion versprechen. Dazu zählen etwa Camphora, Colchicum, Borax oder Chelidonium. In diesem Zusammenhang sei zu betonen, dass Homöopathie und Naturheilkunde zwei völlig unterschiedliche Prinzipien darstellen, da bei der Homöopathie die natürlichen Wirkstoffe so stark verdünnt werden, dass in den Globuli letztlich kein einziges Molekül des Wirkstoffs mehr vorhanden ist. So ist es eigentlich nicht besonders verwunderlich, dass bislang keine einzige wissenschaftliche Studie existiert, die einen Vorteil von homöopathischen Mitteln gegenüber Placebo feststellen konnte.

Sollten Sie also unter einer Norovirus-Infektion leiden, können Sie zwar selbstverständlich auf homöopathische Mittel zurückgreifen, doch gerade in schwereren Fällen sowie bei Kindern oder älteren Menschen ist eine ärztliche Konsultation unverzichtbar.

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Elektrolyte

Einer der wichtigsten Krankheitsaspekte im Zusammenhang mit einer Norovirus-Infektion ist der Verlust an Elektrolyten. Dieser kommt dadurch zustande, dass mit dem Durchfall bzw. dem Erbrochenen nicht nur Flüssigkeit, sondern auch die darin enthaltenen Elektrolyte ausgeschieden werden. Im menschlichen Körper spielen unter den Elektrolyten vor allem Natrium und Kalium eine herausragende Rolle. Ein zu starker und nicht angemessen ausgeglichener Verlust dieser Elektrolyte kann zu schwerwiegenden Folgen führen, darunter Herzrhythmusstörungen oder Bewusstseinsstörungen.
Aus diesem Grund stellt die Zufuhr von Elektrolyten einen der Eckpfeiler der Behandlung einer Norovirus-Infektion dar. In leichten bis mäßig schweren Fällen sind der Verzehr etwa von Salzstangen (Salz besteht aus Natrium und Chlorid) und Bananen (enthalten viel Kalium) ausreichend. Für schwerere Fällen oder für Kinder oder ältere Menschen sind in der Apotheke spezielle Elektrolytlösungen erhältlich, die den Vorteil haben, dass sie neben dem Elektrolyt- auch gleichzeitig den Flüssigkeitshaushalt aufbessern.

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Flüssigkeitsausgleich

Durch das Erbrechen sowie den Durchfall geht dem Körper von Norovirus-Erkrankten eine hohe Menge an Flüssigkeit verloren. Gerade bei Kindern und älteren Menschen kann dies gefährlich werden, wenn kein angemessener Flüssigkeitsausgleich hergestellt wird.

Dabei eignen sich Wasser, Tee (v.a. Kamillentee, der eine beruhigende Wirkung auf die Darmschleimhaut ausübt) oder Brühe besonders gut. Cola ist, obwohl es eines der am weitesten verbreiteten Hausmittel gegen Durchfall ist, weniger gut geeignet, da der enthaltene Zucker die Wasserausscheidung im Darm verstärkt. In schwereren Fällen sowie bei Kindern oder Senioren ist die Verwendung von Elektrolytlösungen aus der Apotheke empfehlenswert: Diese sorgen nicht nur für einen Flüssigkeitsausgleich, sondern wirken auch dem parallel bestehenden Elektrolytmangel entgegen.

Behandlung der Übelkeit

Wenn eine erkrankte Person im Rahmen einer Norovirus-Infektion unter Übelkeit leidet und erbricht, so stellt dies einen Mechanismus dar, über den der Körper sich der Viren entledigen will. Da sich das Krankheitsgeschehen bei einer Norovirus-Infektion aber hauptsächlich im Darm und weniger im Magen abspielt, spricht grundsätzlich wenig dagegen, diesen Mechanismus zu bekämpfen. Vor allem, wenn das Erbrechen überhandnimmt und der Betroffene praktisch keine Nahrung oder Flüssigkeit mehr „drin behalten“ kann, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Übelkeit und das Erbrechen zu lindern. Andernfalls kann es schnell zu einem ausgeprägten Flüssigkeits- und Elektrolytmangel kommen, der vor allem bei Kindern und Senioren unter Umständen gefährlich werden kann.
Geeignete Wirkstoffe zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen sind etwa Dimenhydrinat (z.B. Vomex®), Meclozin oder Promethazin. Auf das ebenfalls gängige Mittel MCP (Metoclopramid) sollte im Fall einer Norovirus-Infektion besser verzichtet werden, da es die Darmpassage beschleunigt und somit den Durchfall noch verstärken kann.
Bevor Sie bei einer Norovirus-Infektion zu einem der genannten Wirkstoffe greifen, sollten Sie möglichst einen Arzt konsultiert haben. Dieser kann anhand seiner Erfahrung abwägen, ob eine Anwendung der Wirkstoffe bei Ihnen empfehlenswert ist oder ob Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich sowie die Anwendung von Hausmitteln als ausreichend einzustufen sind.
Zu den Hausmitteln, die sich als effektiv gegen Übelkeit und Erbrechen erwiesen haben, zählt vor allem magenschonende Kost, beispielsweise Kartoffelbrei, Bananenbrei oder Zwieback.

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Behandlung des Durchfalls

Ebenso wie das Erbrechen stellt der Durchfall einen Weg dar, auf dem der Körper versucht, sich der Erreger der Norovirus-Infektion zu erledigen. Im Vergleich zum Erbrechen ist der Durchfall aber als deutlich zielführender einzuschätzen: Er setzt nämlich am tatsächlichen Ort des Geschehens (im Darm und nicht im Magen) an und führt zu einer beschleunigten Ausscheidung der Viren. Aus diesem Grund sollte die Einnahme von Mitteln zur Bekämpfung des Durchfalls mit entsprechender Zurückhaltung behandelt werden. Im Zweifelsfall konsultieren Sie Ihren Hausarzt, der das Ausmaß der Erkrankung bei Ihnen feststellen und abwägen kann, ob bei Ihnen eine medikamentöse Behandlung des Durchfalls sinnvoll ist.


Wenn dies der Fall ist, zählen Loperamid und medizinische Kohletabletten zu den gängigsten Medikamenten. Rät der Arzt eher zu einer zurückhaltenden Behandlung in Form von Hausmitteln, empfiehlt sich magenschonende Kost à la Zwieback oder Bananenbrei. Letzterer hat den Vorteil, dass er nicht nur viel Kalium enthält, sondern auch im Darm aufquillt und dadurch überschüssiges Wasser bindet.

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Behandlung der Bauchkrämpfe

Die Bauchkrämpfe im Rahmen einer Norovirus-Infektion sind Ausdruck des Bestrebens des Körpers, den Krankheitserreger über den Stuhl auszuscheiden. Folglich ist es nicht ganz unbedenklich, dieses zugegebenermaßen sehr unangenehme Krankheitssymptom zu behandeln. Zwar lässt es sich meist durch die Verwendung entsprechender Wirkstoffe (z.B. Loperamid) sehr effektiv ausschalten, doch damit verlängert sich auch der Aufenthalt der Noroviren im Darmtrakt. Da diese aber außer dem Brechdurchfall keine weitergehende Gefahr für den Körper darstellen, spricht generell wenig gegen einen Einsatz der Medikamente. Dennoch sollten Sie sich zuvor von einem Arzt beraten lassen.

Auf der sicheren Seite sind Sie mit Hausmitteln zur Behandlung der Bauchkrämpfe: Wärmflaschen beruhigen Magen und Darm in leichten bis mäßig schweren Erkrankungsfällen ebenso effektiv wie Kamillen- oder Fencheltee.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.12.2017 - Letzte Änderung: 25.07.2023