Vomex®

Synonyme im weiteren Sinne

Dimenhydrinat, H1-Rezeptorblocker, Antihistaminikum, Antiemetikum

Andere Handelsnamen: Vomacur, Reisefit, Reisetabletten, Reisegold, Arlevert

Einleitung

Vomex® ist der Handelsname eines Medikaments mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat.

Dabei ist Dimenhydrinat eine Kombination aus den zwei Einzelkomponenten Diphenhydramin und 8-Chlortheophyllin.
Es wird vor allem eingesetzt bei Übelkeit und Erbrechen, woher es seinen Namen hat ( to vomit, engl. = erbrechen). Außerdem kann es als Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Die eigentliche Wirkung beruht dabei auf dem Diphenhydramin; das 8-Chlorotheophyllin dient der Abschwächung der Müdigkeit, die durch Diphenhydramin entsteht und wirkt ähnlich wie Coffein.

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Darreichungsform

Dimenhydrinat (Vomex®) steht in verschiedenen Aufbereitungen und Dosierungen zur Verfügung:

  • Dragee
  • Sirup
  • Lösung zum Spritzen als Alternative bei starkem Würgreiz
  • Tabletten: zum Einnehmen mit oder ohne Mahlzeit möglich. Bei starker Übelkeit und Erbrechen gegebenenfalls schwierig.
  • Kautabletten: Häufig bei Reisekrankheit angewendet.
  • Zäpfchen (lat. Suppositorium): zur Anwendung im Mastdarm. Das Zäpfchen muss in den After eingeführt werden. Ein besonderer Vorteil liegt dabei in der leichteren Anwendung bei Kindern und als Alternative bei starkem Würgereiz und Erbrechen auch bei Erwachsenen.

Dosierung

Zäpfchen:
- Kleinkinder 8-15kg: 1 Kinder-Zäpfchen (à 40mg) pro Tag
- Kinder 15-25kg: bis zu 2 Kinder-Zäpfchen (à 40mg) pro Tag
- Schulkinder >25kg: bis zu 3 Kinder-Zäpfchen (à 40mg) pro Tag
- das stärkere Kinder-Zäpfchen forte (70mg) kann ab 15kg gegeben werden
- Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene: 1-2 Zäpfchen (150 mg) pro Tag
Dragees (50mg):
- Kinder 6-14 Jahre: 1-3x pro Tag 1 Dragee
- Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren können 1-4x pro Tag 1-2 Dragees nehmen
Retard-Kapseln (150mg):
Diese Kapseln haben den Vorteil, dass sie erst verzögert und etwas länger wirken. Dadurch sind sie aber nicht so gut bei akuter Übelkeit geeignet. Ab 14 Jahren können 1-2 Mal pro Tag 1 Kapsel genommen werden.

Anwendung

Am häufigsten wird Vomex® zur Vorbeugung bei Reiseübelkeit (zum Beispiel bei Übelkeit bei Autofahrten) eingesetzt. Es sollte dabei nicht vom Fahrer selbst genommen werden, da Vomex® müde macht (sedierende Wirkung).
Dimenhydrinat findet sich als Wirkstoff auch in zahlreichen anderen „Reisetabletten“.
Daneben kann Vomex® auch bei anderen Arten der Übelkeit und bei Erbrechen gegeben werden. Zur Vorbeugung und Therapie der Übelkeit bei Chemotherapie sollte es nicht alleine gegeben werden, da es in dieser Situation keine ausreichende Wirkung erzielt.
Auch bei Schwindel kann es in einigen Fällen eine Linderung der Übelkeit und des Unwohlseins bringen.

Nebenwirkungen

Als unerwünschte Wirkung kommen sogenannte antihistaminerge Wirkungen vor.
Vomex® wirkt insgesamt dämpfend auf die höheren Funktionen des Gehirns, wodurch es zu einer generellen Verlangsamung auch der Reaktionsfähigkeit kommen kann. Auf Grund der Schläfrigkeit und verminderten Reaktionsfähigkeit sollten keine Fahrzeuge (Autos!) und gefährliche Maschinen verwendet werden.
Der Appetit kann zunehmen.
Daneben kommen sogenannte anticholinerge Wirkungen vor. Dazu zählen Mundtrockenheit, Herzrasen, weite Pupillen und Sehstörungen, Probleme beim Wasserlassen.
Auch Verstopfungen oder Durchfälle sind möglich. Diese Nebenwirkungen treten verstärkt bei älteren Personen auf.
Des Weiteren kann es zum Absinken des Blutdrucks kommen. Besonders bei Patienten mit einem so genannten „Long QT-Syndrom“ kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Daher sollten Menschen mit einer solchen Erkrankung auf die Einnahme verzichten.

Bei Überdosierungen kann Vomex® halluzinogen wirken.

Durch das Kauen der Dragees kann es zu einer kurzfristigen Taubheit im Mund kommen.

Bei Kindern kann es zu einer paradoxen Erregung mit Überaktivität kommen (paradox, weil Vomex® bei Erwachsenen eher schlaffördernd wirkt).

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Bei der zusätzlichen Einnahme von Medikamenten, die eine Verlängerung der QT-Zeit am Herzen bedingen (siehe Packungsbeilage) kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Daher sollte die Verträglichkeit mit anderen Medikamenten von einem Arzt oder Apotheker geprüft werden.
Gemeinsam mit Alkohol, Antidepressiva, Neuroleptika und starken (opioidhaltigen) Schmerzmitteln und Schlafmitteln verstärkt sich die dämpfende und schlaffördernde Wirkung.

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit

Es sind keine Schäden für das ungeborene Kind zu erwarten. Im letzten Trimenon (ab dem 7. Schwangerschaftsmonat) sollte auf Vomex® verzichtet werden, da es wehenfördernd wirkt.
In der Stillzeit sollte es nicht eingenommen werden.

Gegenanzeigen

Nicht eingenommen werden sollte Vomex® bei:
- Allergie/Überempfindlichkeit gegen Antihistaminika
- im akuten Asthmaanfall
- Engwinkelglaukom
- Phaeochromozytom
- bei benigner Prostatahyperplasie (gutartiger Vergrößerung der Prostata) mit Restharn
- Krampfanfällen

Besondere Vorsicht gilt zudem bei Herzrhythmusstörungen, Leberfunktionsstörungen, Long-QT-Syndrom, sowie bei chronischem Asthma und bei Magenausgangsverengungen (Pylorusstenose).

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie unter:

Allgemeine Informationen zu Medikamenten finden Sie unter: Medikamente A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.03.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021