Wirkung von Alkohol - Einfluss auf die verschiedenen Organe

Einleitung - Wie wirkt Alkohol auf den Menschen

Sobald wir Alkohol trinken, gelangt dieser ins Blut. Ein kleiner Teil der Alkoholmenge wird bereits über die Mundschleimhaut und Schleimhaut der Speiseröhre aufgenommen und von dort in die Blutbahn transportiert. Der restliche Alkohol wird über die Magen- sowie Darmschleimhaut (v.a. Dünndarm) an das Blut abgegeben.

Je schneller der Alkohol ins Blut gelangt, desto schneller steigt der Blutalkoholspiegel und umso schneller wird man "betrunken". Einmal im Blut angekommen, wird der Alkohol in alle Organe des Körpers verteilt. Bis zu 10% des Alkohols scheiden die Lungen, Nieren und Haut aus, während die Leber den Großteil abbaut.

Der Konsum von Alkohol hat Auswirkungen auf das Gehirn, die Leber und sämtliche andere Organe. Kleinste Dosen an Alkohol wirken bereits auf das Gehirn und können je nach Person und Gemüt zu einer gesteigerten Redseligkeit, Stimmung und Enthemmung führen. Ebenso kann der Alkohol bei anderen Menschen Gereiztheit und Aggressivität hervorrufen. Steigt der Blutalkoholspiegel, kommt es zu Sprach- und Wahrnehmungsstörungen. Betroffene können müde und benommen werden. Im schlimmsten Fall kann es sogar zum lebensbedrohlichen Koma durch eine Alkoholvergiftung kommen.

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Wirkung auf das Gehirn

Alkohol ist ein Zell- und Nervengift. Kurzfristige Wirkungen von Alkohol beruhen auf einer Störung der Nervenzellen des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark). Alkohol lagert sich vermutlich in Membranproteine der Zellwände ein und stört somit deren Funktion.
Ethanol (Alkohol) beeinflusst vor allem Ionenkanäle, also Proteine in der Zellmembran, die vorübergehend geöffnet werden können, um zum Beispiel bestimmte Stoffe herein oder heraus zu lassen. Alkohol erregt dabei die sogenannten GABA-Rezeptoren im Gehirn und blockiert die NMDA-Rezeptoren.
Dies verursacht zum einen eine Hemmung der Reizübertragung im zentralen Nervensystem und zum anderen entsteht eine Sensibilitätssteigerung. Durch diese Manipulation des zentralen Nervensystems werden der Gleichgewichtssinn und das Sehvermögen beeinflusst. Betroffene leiden unter einem verengten Blickfeld, dem sogenannten "Tunnelblick".

Bei einem höheren Blutalkoholspiegel durch größere Mengen wirkt Alkohol akut betäubend und kann Erinnerungslücken hervorrufen. Das Zellgift Alkohol kann den „programmierten Zelltod“ von sich noch entwickelnden Gehirnzellen auslösen, wodurch Hirnzellen absterben. Dieser Vorgang wird vor allem durch sogenannte Caspasen ausgelöst. Dies sind Enzyme, welche unter anderem den Zelltod der Gehirnzellen bewirken. 

Starker Alkoholkonsum erhöht die Emotionalität, verringert die geistige Leistungsfähigkeit und verändert die Bewusstseinswahrnehmung. Übelkeit und Erbrechen können ausgelöst werden. Wird Alkohol kurzfristig in sehr großen Mengen konsumiert, setzt eine akute Alkoholvergiftung ein. Dies bedeutet, dass der Körper durch Ethanol (Alkohol) vergiftet ist. Eine Alkoholvergiftung beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit des Gehirns, ist giftig für die Leber, beeinträchtigt die Blutbildung und wirkt neurotoxisch (als Nervengift).
Im Rahmen einer Alkoholvergiftung kann es zum Kreislaufversagen oder Tod durch Atemstillstand kommen.

Alkohol ist gefährlich und kann im falschem Gebrauch bzw. Konsum schädlich sein. Die Entfaltung und Wirkung des Alkohols ist abhängig von der Menge, die man trinkt, der Alkoholkonzentration des Getränks und wann man wie viel im Vorfeld gegessen hat.
Kurzfristig hat Alkohol unterschiedliche Wirkungen auf das Gehirn. Langfristig können bei starkem Konsum ernsthafte Veränderungen im Gehirn auftreten, da Alkohol die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke beeinflusst.
Die Blut-Hirn-Schranke ist eine Barriere zwischen dem Blutkreislauf und dem Zentralnervensystem, welche das Gehirn vor schädlichen Substanzen schützen soll. Bei langfristigem Alkoholkonsum kann die Blut-Hirn-Schranke geschädigt werden. Chronischer Alkoholmissbrauch kann auf diese Weise verhaltensneurologische Erkrankungen und Entzündungserkrankungen im Gehirn auslösen. Außerdem steigert es die Anfälligkeit für bakterielle Infektionen.

Viele Menschen, die unter chronischem Alkoholabusus leiden, ernähren sich oft mangelhaft. Mit Alkoholmissbrauch wird daher die Erkrankung Wernicke-Enzephalopathie in Verbindung gebracht, eine Gehirnerkrankung aufgrund von Vitaminmangel.

Eine weitere Erkrankung ist das Korsakow-Syndrom, bei dem Hirnstrukturen aufgrund des Alkoholmissbrauchs absterben, die für Gedächtnis und Orientierung verantwortlich sind.

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Wirkung auf das Herz

Die Auswirkungen von Alkoholkonsum auf das Herz-Kreislauf-System werden seit Jahrzehnten diskutiert. Viele Wissenschaftler sind der Meinung, dass ein moderater Alkoholkonsum, von maximal einem Glas Rotwein am Tag, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Wird mehr getrunken, steigt das Risiko für Herzschäden hingegen deutlich an.
Alkohol lässt den Blutdruck akut steigen und beeinflusst somit den Herzschlag. Das Herz schlägt folglich schneller als normal. Es kann so zu Herzrhythmusstörungen wie Extrasystolen (zusätzliche Herzschläge) und Vorhofflimmern kommen. Regelmäßiger Alkoholkonsum kann bereits bei jungen Menschen Extrasystolen verursachen. Diese bleiben häufig unbemerkt und treten auch bei sonst gesundem Zustand auf.
Langfristig kann sich der erhöhte Blutdruck negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Bei Alkoholikern, die über den Tag viel konsumieren, wird der Bluthochdruck häufig behandlungsbedürftig. Ein exzessiver Alkoholgenuss kann Erkrankungen des Herzmuskels und Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern begünstigen. Im schlimmsten Fall führt der Alkoholabusus sogar zu plötzlichem Herztod.

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Wirkung auf die Leber

Die Leber ist zu 90% für den Abbau des Alkohols verantwortlich und leidet am meisten unter übermäßigem Konsum.
Die Leber baut den Alkohol in zwei Phasen mit Hilfe von Leberenzymen ab.

  • In der ersten Phase wird der Alkohol von dem Enzym Alkoholdehydrogenase zerlegt. Es entsteht ein giftiges Zwischenprodukt: das Azetaldehyd. Azetaldyhyd ist bei Alkoholmissbrauch für Schädigungen im ganzen Körper verantwortlich.
  • In der zweiten Phase des Alkoholabbaus wird Azetaldehyd in Azetat (Essigsäure) umgebaut. Die Essigsäure wird weiter umgewandelt und in den natürlichen Stoffwechsel eingeschleust: den Citratzyklus, den Fettsäurezyklus und die Cholesterinsynthese.
    Bei übermäßigem Alkoholkonsum entstehen deshalb vermehrt Fettsäuren in der Leber. Dies erklärt, wieso Alkoholmissbrauch zu einer Fettleber führen kann.

    Konsumiert man zu viel Alkohol, versucht sich der Körper an den Bedarf anzupassen und aktiviert ein weiteres Enzym, die „mischfunktionelle Oxidase“ (MEOS). Dieses Enzym hilft, den Alkohol schneller in Azetaldehyd abzubauen. Jedoch wird das entstandene Gift nicht schneller abgebaut, es ist stattdessen in größeren Mengen im Körper vorhanden. Das Azetaldehyd schädigt bereits kurz- und mittelfristig die Zellfunktion der Leberzellen. Langfristig kommt es durch die Anhäufung der Fettsäuren in der Leber zur Bildung einer Fettleber.
    Mit der Zeit kann sich die Fettleber entzünden, wodurch eine Fettleber-Hepatitis entsteht. Dies führt schließlich zu einer Zerstörung der Leberläppchen.

    Langfristig entsteht eine Leberzirrhose (Schrumpfleber). Durch die entzündlichen Prozesse in der Leber werden Leberzellen durch funktionsloses Bindegewebe ersetzt, sodass die Leber ihre Aufgaben immer weniger effektiv lösen kann. Eine Leberzirrhose ist leider unumkehrbar und wird im Verlauf lebensbedrohlich.

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Wirkung auf die Nieren

Alkohol beeinflusst den Hormonhaushalt in den Nieren. Durch den Konsum von Alkohol wird die Produktion des antidiuretischen Hormons (ADH, früher Vasopressin) gehemmt. Das Hormon entsteht im Hypothalamus und erfüllt regulatorische Aufgaben im Wasserhaushalt.
ADH wirkt antidiuretisch. Das bedeutet, dass es in den Nieren über Wasserkanäle (Aquaporine) dazu führt, dass Wasser rückresorbiert wird. Damit geht dem Körper möglichst wenig Wasser mit dem Urin verloren.
Alkohol hemmt jedoch nun die Freisetzung von ADH. Die Konsequenz ist, dass man vermehrt Wasser über die Nieren ausscheidet. Dies erklärt auch, warum man oft zur Toilette muss, wenn man Alkohol trinkt.
Aufgrund dieser Wirkung von Alkohol auf die Nieren kann es zu einer Dehydratation (Wasserverlust) kommen. Dies erklärt den ausgeprägten Durst, den viele Menschen am Tag nach dem Trinken haben, den sogenannten "Nachdurst". 

Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt

Etwa ein Viertel des Alkohols gelangt über die Magenschleimhaut in das Blut, der Großteil über den Dünndarm. Zunächst führt der Alkohol im Magen-Darm-Trakt zu einer verstärkten Durchblutung. Es werden mehr Produkte in den Magen- und Darmwänden gebildet, wie Verdauungsenzyme und Salzsäure, die in großen Mengen im Magensaft vorkommt. Mittelfristig kommt es dadurch zu einer Übersäuerung im Magen.
Wird über einen langen Zeitraum Alkohol in großen Mengen konsumiert, kann die Übersäuerung Komplikationen hervorrufen. Der Körper verbraucht die vorhandenen Mineralstoffe in großen Mengen und greift schließlich auf die Mineralstoffdepots in den Knochen zurück, um seinen Bedarf zu decken. Wird der Knochenstoffwechsel stark beeinträchtigt, kann eine Osteoporose  entstehen.

Langfristig reizt der Alkoholkonsum die Magenschleimhaut stark und es wird in hohen Mengen Magensäure produziert. Häufig entsteht deshalb eine akute Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Ändert man seine Lebensgewohnheiten nicht und trinkt weiterhin regelmäßig Alkohol, kann die Magenschleimhautentzündung chronisch werden. Eine chronische Gastritis erhöht das Risiko für ein Magengeschwür.
Andere Darmabschnitte können sich ebenfalls entzünden. Eine akute Darmentzündung kann charakteristische Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle verursachen. Darüber hinaus wird die Fähigkeit zur Nahrungsverwertung im Magen-Darm-Trakt langfristig beeinträchtigt.

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Wirkung auf die Mundschleimhaut

Ein Teil des Alkohols, den man zu sich nimmt, gelangt direkt von der Mundschleimhaut in die Blutbahn. Wird Alkohol häufiger in größeren Mengen konsumiert, kann die Mundschleimhaut zunehmend austrocknen. Dies macht die Mundschleimhaut langfristig angreifbar für Keime wie Viren, Bakterien und Pilze.
Durch Alkohol steigt dadurch das Risiko für eine Entzündung der Mundschleimhaut (Stomatitis). Eine Mundschleimhautentzündung geht mit typischen Entzündungszeichen einher, wie Rötung, Schwellung, Schmerzen, Geschmacksverlust und eventuell Schleimhautblutungen sowie Mundgeruch, Aphten (schmerzvolle Schädigungen der Mundschleimhaut) oder Ulzerationen (Geschwüre).
Langfristig erhöht regelmäßiger Alkoholkonsum in großen Mengen das Risiko an Mundhöhlenkrebs zu erkranken. Ein exzessiver Alkoholkonsum (Alkoholabusus) soll das Risiko für die Entstehung von Mundhöhlenkrebs um das dreissigfache erhöhen.

Wirkung auf die Harnblase

Alkohol aktiviert den Sympathikus (sympathisches Nervensystem). Dies sorgt dafür, dass die Harnblase erschlafft, um sich füllen zu können. Wenn der Druck in der Blase stark ansteigt, entsteht der Drang auf die Toilette zu müssen. Die Nieren bilden bei Alkoholkonsum viel Urin und die Harnblase füllt sich somit leicht. Das erklärt, weshalb man beim Trinken von Alkohol häufig Wasser lassen muss.

Wirkung auf die Hoden

Alkohol kann sich negativ auf die Sexualität auswirken. Durch den Konsum von Alkohol sinken die Blutwerte des Sexualhormons Testosteron. Dadurch wird die Nervenweiterleitung vom Gehirn zu den Schwellkörpern des Penis beeinträchtigt und die Erektion wird gestört. Langfristig kann ein chronischer Alkoholkonsum zu Impotenz führen und die Libido mildern.
Laut Wissenschaftlern schrumpft der Hoden mit der Zeit und Männer können unfruchtbar werden. Auch wirkt sich der Alkohol negativ auf die Spermien aus und verändert deren Form, sodass diese weniger leicht in Eizellen eindringen können.
Ferner gibt es Fälle in denen chronischer Alkoholmissbrauch bei Männern aufgrund der Hormonveränderungen zu einer Verweiblichung führt. Fettgewebe kann sich beispielsweise leichter an den Hüften und in der Brust ansetzen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.12.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021