Zuckungen im Daumen

Definition

Muskelzuckungen sind nicht willentlich beeinflusste, plötzliche Zusammenziehungen der Muskulatur. Diese können eventuell auch einen Bewegungseffekt, das heißt eine Daumenbewegung, auslösen. Das Zucken kann in unterschiedlicher Stärke auftreten und grundsätzlich fast alle Muskelgruppen des Körpers betreffen, zum Beispiel auch den Daumen.

Häufig sind auch die Augenlider oder die Waden betroffen. Nur geringe, unter der Haut spürbare Zuck- oder Zitterbewegungen werden als Faszikulationen bezeichnet. Wenn sich das Zucken rhythmisch wiederholt, lässt sich auch von einem Tremor sprechen. Das Daumenzucken kann dauerhaft (chronisch) oder phasenweise auftreten. Bei harmlosen Ursachen verschwinden diese Beschwerden meist nach wenigen Tagen.

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Ursachen

Die Muskulatur des Daumens wird von verschiedenen Nerven versorgt. Wenn diese stimuliert oder geschädigt sind, kann dies zu Muskelzucken führen. Meist haben gerade gering ausgeprägte Zuckungen eher harmlose Ursachen.

Eine mögliche Ursache ist eine Mangelernährung, zum Beispiel eine Unterversorgung mit Mineralstoffen wie Magnesium.

Auch psychische Probleme wie Angst oder Stress können die Zuckungen auslösen. Des Weiteren kann der Konsum von Aufputschmitteln wie Koffein die Zuckungen begünstigen.

Bei Unterzuckerungen sowie hohem Fieber kann ebenfalls ein (Daumen-)Zucken auftreten. Körperliche Be- und Überlastung des Daumens können sich als Zucken äußern. Auch als Medikamentennebenwirkung wurde Muskelzucken beobachtet, unter anderem bei Psychopharmaka, Antiarrhythmika sowie Medikamenten der Krebstherapie (Zytostatika, Immunsuppressiva). Ebenfalls können andere Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen ursächlich sein.

Selten liegen dem Daumenzucken Erkrankungen des Nervensystems zugrunde. Das kann beispielsweise ein Parkinson-Syndrom sein, besonders wenn ein rhythmisches Zittern (Tremor) auftritt. Als weitere Ursache ist hier die ALS (amyotrophe Lateralsklerose) zu nennen, eine fortschreitende Erkrankung des Nervensystems sowie daraus folgend der gesamten Muskulatur. Ebenso ist die Multiple Sklerose in Betracht zu ziehen.

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Begleitende Symptome

Meist verläuft das Muskelzucken ohne Schmerzen, gelegentlich ist es aber von schmerzhaften Muskelkrämpfen begleitet. Dies wird dann als Schmerz-Faszikulationssyndrom bezeichnet. Manchmal treten zusätzlich Empfindungsstörungen wie ein Kribbelgefühl oder ein Brennen auf.

Unter Anstrengung kann sich das Muskelzucken verstärken. Eine andere typische Stelle für Muskelzucken ist das Augenlid, wo Lidzucken oft als körperliche Reaktion auf Stress auftritt. Sollte eine systemische Erkrankung zugrunde liegen, so können natürlich auch die anderen Symptome dieser Erkrankung auftreten, beispielsweise Bewegungsverlangsamung bei Parkinson.

Zuckungen am Daumen bei Morbus Parkinson

Morbus Parkinson ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die bis jetzt nicht heilbar ist. Allerdings kann man den zugrunde liegenden Mangel des Neurotransmitters Dopamin medikamentös behandeln. Meist tritt sie nach dem 50. Lebensjahr auf. Symptome des Dopaminmangels sind eine Bewegungsverlangsamung, Gang- und Standunsicherheit, Muskelsteifigkeit (Rigor) und ein Ruhezittern (Tremor).

Tremor heißt, dass mehrere Muskelpartien in Bewegung zucken, mit gleichbleibendem Zittern. Dies tritt oft an der Hand auf. Meist beginnen die Symptome auf einer Seite. Die Symptome bestimmen die Diagnose. Man kann aber auch testen, ob sich durch die Gabe von L-Dopa (Dopamin) die Beschwerden bessern. Dies kann dann auch als Medikament eingesetzt werden, ebenso wie Stoffe, die ähnlich wie Dopamin wirken und so dem Mangel entgegenwirken.

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Zuckungen am Daumen bei Multipler Sklerose

Die Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei dem die Ummantelung von Nerven des zentralen Nervensystems nach und nach zugrunde geht. Da fast jeder Nerv betroffen sein kann, sind auch die Symptome vielfältig.

Typisch ist ein schubförmiger Verlauf, erste Symptome treten meist im Alter von 15 bis 40 Jahren auf. Sehstörungen und Missempfindungen der Haut, Lähmungen und Muskelspasmen treten häufig auf. Ist ein bestimmter Bereich des Gehirns betroffen, kommt es zu Augenbewegungen (Nystagmus), abgehackter Sprache und Intentionstremor, das heißt ein Muskelzittern zu Beginn einer Bewegung. Dies kann auch den Daumen betreffen.

Meist wird zur Diagnosestellung ein MRT-Bild des Gehirns und Rückenmarks angefertigt. Auch das Nervenwasser (Liquor) kann punktiert werden. Bis heute gilt die Krankheit als nicht heilbar, Medikamente können aber die Symptome abmildern.

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Diagnose

Besteht das Zucken schon länger, tritt sehr häufig auf, wird zunehmend stärker oder ist zusätzlich schmerzhaft, so sollte man mit diesen Symptomen zum Arzt gehen.

Da es sich im Allgemeinen um eine Erkrankung der Nerven handelt (sofern andere Ursachen, z.B. vom Hausarzt, ausgeschlossen wurden), ist ein Neurologe der zuständige Facharzt. Der Arzt wird zunächst genau wissen wollen, was die Beschwerden sind, wie sich das Zucken anfühlt, wie oft der Daumen zuckt und ob noch andere Beschwerden auftreten. Zu einer allgemeinen Befragung gehört auch, ob andere Erkrankungen bekannt sind, ob regelmäßig Medikamente eingenommen wurden, wie die Hand im Alltag verwendet wird, wie sich im Moment die Lebenssituation darstellt (Stress?) und ob die Hand vielleicht schon vorgeschädigt ist.

Eine Blutuntersuchung kann gegebenenfalls Nährstoffmangel oder sonstige Grunderkrankungen aufdecken. Um die Nervenfunktion zu prüfen, kommen Untersuchungen wie ENG (Elektroneurografie), EMG (Elektromyografie) oder EEG (Elektroenzephalografie) in Betracht. Eventuell erfolgt noch eine weitere Bildgebung in Form von einem CT (Computertomografie) oder MRT (Kernspintomographie) oder eine Probenentnahme aus dem betroffenen Muskel.  

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Therapie von Zuckungen am Daumen

Die Behandlung des Daumenzuckens ist abhängig von dessen Ursache. Wurde im Rahmen der Diagnostik eine bestimmte Erkrankung als Ursache festgestellt, z.B. Parkinson oder eine andere Nervensystemerkrankung, wird diese behandelt und so hoffentlich auch das Symptom Muskelzucken abgeschwächt.

Liegt eine Mangelernährung zugrunde, so kann man diese mit entsprechenden Präparaten wieder ausgleichen, z.B. Magnesiumpulver. Eventuell müssen nach Rücksprache mit dem Arzt auch Medikamente abgesetzt werden. Bei stressbedingtem Zucken helfen Entspannungstechniken und eine professionelle Beratung.

Allgemein sollte man beobachten, wann das Daumenzucken besonders häufig auftritt, und gegebenenfalls entsprechende Tätigkeiten vermeiden.

Dauer der Muskelzuckungen des Daumens

Auch die Dauer der Zuckungen des Daumens ist variabel, bedingt durch unterschiedliche Ursachen. Entstehen diese durch eine nicht heilbare Grunderkrankung, so kann das Zucken einen auch lebenslang begleiten. Liegen harmlosere Ursachen wie eine Mangelerscheinung oder psychische Belastungen zugrunde, so werden die Zuckungen nach deren Beseitigung weniger oder sind ganz weggehen.

Oft reicht es auch, die Zuckungen erst einmal zu beobachten, manchmal hört dieser Zustand auch von alleine nach Tagen bis Wochen wieder auf. Sind die Zuckungen sehr häufig, belastend im Alltag oder sind nach Wochen bis Monaten immer noch vorhanden, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Zuckungen von Daumen- und Zeigefinger

Von Muskelzuckungen kann prinzipiell jeder Muskel betroffen sein, von daher ist auch die Kombination von Zeigefinger und Daumen gleichzeitig möglich. Zudem werden die Beugemuskeln des Daumens (teilweise) und des Zeigefingers vom gleichen Nerv, dem N. medianus (mittlerer Armnerv), innerviert. Werden die Zuckungen also von einem (lokalen) Problem dieses Nerven verursacht, so sind Zuckungen in diesen beiden Fingern, und eventuell auch im Mittelfinger, möglich.

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Zuckungen im Daumenballen

Die Muskulatur des Daumenballens umfasst vier Muskeln, die insgesamt die sogenannte Thenarmuskulatur bilden. Diese Muskeln sind für Abduktion (Abspreizung), Opposition (Daumenbewegung zum Kleinfinger), Flexion (Beugung) und Adduktion (Heranführung) des Daumens zuständig. Jeder dieser Muskeln kann unkontrolliert zucken.

Ist der Abduktions- oder Oppositionsmuskel betroffen, liegt vielleicht eine Schädigung des oben genannten Nervus medianus vor. Zuckt der Adduktionsmuskel, könnte das Problem beim Nervus ulnaris (Ellennerv) liegen. Verschiedene Anteile des Flexionsmuskels werden von einem der beiden Nerven versorgt. Welcher Muskel bzw. Nerv betroffen ist, kann eventuell eine Diagnostik zeigen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.08.2017 - Letzte Änderung: 06.11.2021