Zuckungen im Gesicht

Definition

Das Gesicht stellt für uns das Tor zur sozialen Umwelt dar. Der erste Blick geht normalerweise in das Gesicht unseres Gegenübers, weshalb der Großteil der Menschen besonderen Wert auf die Gesundheit und die Pflege des Gesichts legt.

Kommt es zu „Unregelmäßigkeiten“ im Gesicht, so ist dies oftmals für jeden sofort sichtbar. Das kann eine Belastung für die betroffene Person darstellen. Auch Zuckungen sind eine unerwünschte Auffälligkeit, die sowohl den Betroffenen, als auch den gegenüberstehenden Menschen stören oder irritieren kann.

Muskelzuckungen werden in der Fachsprache als Myoklonien oder als Faszikulationen bezeichnet. Wenn Zuckungen im Gesicht auftreten, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Das Spektrum reicht dabei von Gefühlszuständen, über die Wirkung verschiedener Substanzen, bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Auch wenn in der Regel eine triviale Herkunft der Muskelzuckungen zu erwarten ist, sollten bei erkennbarer Regelmäßigkeit bestimmte Erkrankungen vom Facharzt ausgeschlossen werden.

Ursachen

Bevor man sich über schwerwiegende Erkrankungen Sorgen macht, sollte vorher klar sein: Zuckungen im Gesicht können durch Kleinigkeiten ausgelöst werden. Bei manchen Menschen reicht schon Stress bei der Arbeit und „das Auge wird nervös“, indem das Lid zuckt.

Insgesamt begünstigen emotional aufgeladene Zustände das Auftreten solcher Erscheinungen. Auch zu wenig Schlaf oder ein leichter Magnesium- oder Kaliummangel kann solche Symptome auslösen – welche in der Regel aber wieder zurückgehen.

Während Muskelzuckungen ganz natürlich unter Anspannung oder während der Einschlafphase auftreten können, gibt es auch einige neurologische Krankheiten, deren klinisches Bild durch unwillkürliche Zuckungen gekennzeichnet ist. Selten ist hierbei nur das Gesicht betroffen, dennoch sollten bei wiederholt auftretenden (lang anhaltenden, störenden) Zuckungen im Gesicht Epilepsie, Multiple Sklerose (MS), Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und eine Enzephalitis ausgeschlossen werden.

Weiterhin kann ein Spasmus hemifacialis zugrunde liegen. Hierbei handelt es sich um eine Reizung des Gesichtsnervs, der für die mimische Muskulatur zuständig ist (Nervus faciales). Das ist allerdings ein eher seltenes Krankheitsbild.

Muskelzuckungen sind weitaus häufiger mit einer sogenannten Tic-Störung verbunden, welche eine Erkrankung aus dem Bereich der Neurologie und der Psychiatrie ist. Die Patienten wiederholen dabei immer wieder zwanghaft eine bestimmte Bewegung oder Äußerung, die meist durch bestimmte Trigger ausgelöst werden. Besonders bekannt ist hierbei das Tourette-Syndrom.

Auch die Einnahme von Medikamenten und anderen Substanzen kann Zuckungen im Gesicht verursachen. Antipsychotika (oder Neuroleptika) finden ihren Einsatz hauptsächlich bei Schizophrenie, Manie und psychotischen Wahn- oder Erregungszuständen. Vor allem die typischen Neuroleptika (z.B. Haloperidol®, Chlorpromazin®, Melperon®) verursachen extrapyramidal-motorische Störungen, die sich unter anderem in Muskelzuckungen des Gesichts zeigen können.

Übermäßiger Alkoholkonsum und illegale Drogen können unter Umständen ebenfalls zu Zuckungen im Gesicht führen.

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Zuckungen durch Drogen

Prinzipiell können die verschiedensten Drogen Muskelzuckungen oder –krämpfe verursachen. Vor allem die aktivierenden Substanzen wie Amphetamine (Speed), MDMA (Ecstasy), Kokain oder Methamphetamin (Crystal Meth) führen zu einem gesteigerten Bewegungsbedürfnis. Diese Aktivierung kann die gesteuerten Bewegungen übersteigen und dann unwillkürliche Zuckungen im Gesicht und in anderen Muskeln des Körpers auslösen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Zuckungen nach dem Konsum auftreten. Dabei liegen einerseits die Aktivierung des Körpers und andererseits ein aus dem Gleichgewicht gebrachtes Elektrolytsystem zu Grunde. Durch die gesteigerte Bewegung schwitzen die Konsumenten, wodurch sie Elektrolyte verlieren, und die Muskeln werden überbeansprucht. Diese reagieren entweder mit Krämpfen oder mit einer kurzweilig auftretenden Übererregbarkeit. Durch exzessiven Konsum von Kokain und Heroin kommt es außerdem zu schweren Nerven- und Muskelzellschäden.

Generell gilt, dass jeder Medikamenten- und Drogenmissbrauch zu schwerwiegenden Schäden und zum Tod führen kann. Bitte suchen Sie sich ärztliche Hilfe, wenn dies auf Sie zutreffen sollte. 

Lesen Sie hier weiter: Die Folgen von Drogen

Der Einfluss von Alkohol

Neben illegalen Drogen kann auch Alkohol zu Zuckungen im Gesicht führen. Obwohl er in unserer Gesellschaft als Genussmittel geschätzt wird, darf nicht unterschätzt werden, dass Alkohol ebenfalls süchtig macht und den Körper und die Psyche ernsthaft schädigen kann.

Auf der einen Seite steht dabei die akute Alkoholintoxikation – die Vergiftung mit Alkohol nach übermäßigem Konsum. Neben Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen können auch Muskelzuckungen auftreten. Diese werden durch Spontanaktivierung hervorgerufen, die auf die Alkoholvergiftung zurückzuführen sind. Die Zuckungen hören in der Regel auf, sobald der akute Zustand überwunden ist.

Auf der anderen Seite steht der systematische jahrelange Alkoholmissbrauch. Alkohol ist ein Nervengift, was langfristig die Nervenzellen im Körper angreift und zerstört. Es kommt zu einer sogenannten Denervierung. Aus dieser resultiert dann eine Spontanaktivierung der Muskelzellen, weil der limitierende Faktor der Nerven entfällt. Die Zuckungen können dann auch dauerhaft auftreten, da das Gewebe unwiderruflich geschädigt wurde.

Siehe mehr dazu unter: Die Folgen von Alkohol

Zuckungen bei Multipler Sklerose

Multiple Sklerose ist eine Erkrankung, bei der die isolierende Ummantelung der Nervenstränge durch das körpereigene Immunsystem geschädigt wird. Dadurch kommt es zu einer Übererregbarkeit oder zu Ausfällen dieser Nerven.

Meist verläuft die Krankheit in Schüben, wobei sich in der Regel ein Teil der Symptome über einen gewissen Zeitraum zurückbildet. Viele Patienten berichten während eines Schubs von Zuckungen im Gesicht. Diese können oftmals als erstes Anzeichen einer bevorstehenden Verschlechterung aufgefasst werden, da kleine Nervenfasern für die Bewegungen verantwortlich sind (und sich bei Erregungen schneller auslösen lassen). Besonders häufig scheint dabei das Augenlid betroffen zu sein.

Zusätzlich oder isoliert kann auch der Mundwinkel zucken. Prinzipiell sind diese Bewegungen an allen Gesichtsmuskeln möglich, jedoch fallen sie am Auge oder Mund der betroffenen Person, besonders stark auf, da sie die zwischenmenschliche Kommunikation stören oder beeinträchtigen können.

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Kann das ein Hinweis auf Epilepsie sein?

In der Tat ist es möglich, dass Zuckungen im Gesicht eine Epilepsie zugrunde liegt. Insbesondere, wenn die Zuckungen immer wiederkehrend auftreten und von Zuckungen weiterer Körperpartien begleitet werden, wird eine Epilepsie umso wahrscheinlicher. In der Regel sind derartige Arten von Epilepsie zwar nicht gefährlich, dennoch sollte bei derartigen Beschwerden ein Neurologe konsultiert werden. Zwar ist eine zweifelsfreie Diagnose einer Epilepsie nicht immer möglich, doch kann der Fachmann anhand des Symptombildes und mithilfe apparativer Untersuchungen (v.a. EEG) meist sehr gut abschätzen, ob eine Epilepsie vorliegt oder andere Ursachen wahrscheinlicher sind. Gegebenenfalls kann er zudem eine antiepileptische Therapie einleiten, die die Zuckungen meist relativ schnell und effektiv vermindern oder gar komplett beseitigen kann.

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Stress als Auslöser von Gesichtszuckungen

Stress kann verschiedenste Folgen auf den Körper haben. Unterschiedliche Systeme spielen bei anhaltenden Stresssituationen verrückt. Wenn der Alltag emotional belastend ist, hat das Einfluss auf den Schlaf, auf die Hormone, auf die Stimmung und zahlreiche andere Aspekte.

Dabei können Zuckungen im Gesicht Ausdruck für eine solche emotionale Schieflage sein. Eine krankhafte Ursache lässt sich dabei in der Regel nicht finden. Oftmals stellen sich vor allem junge Menschen bei Neurologen aufgrund einer solchen Symptomatik vor, weil sie von schweren Erkrankungen gelesen oder gehört haben, die mit Muskelzuckungen assoziiert sein können.

Allerdings stellt sich schon nach kurzer Diagnostik heraus, dass keine Erkrankung, sondern die bestehende Stresssituation Schuld an den unwillkürlichen Bewegungen ist. Dabei kann Stress durch alles ausgelöst werden, was den Patienten emotional aufwühlt: eine Trennung, Streit, die Arbeit, Leistungsdruck oder der Verlust eines geliebten Menschen.
 Die Therapie besteht in der Bewältigung der persönlichen Probleme, eventuell in Kombination mit einer Gesprächstherapie, und dem Erlernen von Stressbewältigungstechniken (z. B. Meditation, Yoga oder Ähnliches). 

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Zuckungen im Gesicht bei Nervosität

Bei Nervosität handelt es sich um eine Reaktion des Nervensystems. Dieses reagiert auf eine Stresssituation, welches im Gedächtnis mit negativen Erfahrungen verbunden ist. Nervosität kann im normalen Rahmen, z.B. beim Zweitversuch nach einer nicht bestandenen Prüfung, auftreten. Nahezu jeder Mensch kennt das Gefühl der Nervosität und kann sich an entsprechende Situationen zurückerinnern.

Manche Menschen mit einer psychiatrischen bzw. psychischen Erkrankung werden tagtäglich mit solchen Situationen konfrontiert. Dabei dreht es sich vor allem um die ängstliche Persönlichkeitsstörung und um die soziale Phobie. Bei beiden Erkrankungen stellt der Kontakt zu anderen und vor allem fremden Menschen ein großes Problem dar. Die Angst, etwas Falsches zu tun, zu sagen oder anderweitig negativ aufzufallen, ist extrem groß.

Die Angst und Unsicherheit äußern sich zum Beispiel in Zuckungen im Gesicht. Diese werden wiederum als unangenehm empfunden und führen deshalb zu weiterem Vermeidungsverhalten - für die Betroffenen ein Teufelskreis.  Oftmals kann eine psychologische oder psychiatrische Behandlung (bspw. Gesprächstherapie) helfen, dass sich produktiv mit den Ängsten auseinander gesetzt und eine Besserung herbeigeführt wird.

Welchen Einfluss hat die Psyche auf Zuckungen im Gesicht?

Zuckungen im Gesicht können auch allein durch die Psyche des Betroffenen hervorgerufen werden. Jeder Mensch reagiert anders auf Aufregung, Stress, Freude und Leid. Während die einen ihre Gefühle auf emotionaler Ebene ausleben, schlägt sich bei anderen das Gemüt auf den Körper wieder. Eben solche extremen Gefühlszustände können zu Zuckungen im Gesicht führen, die dann Ausdruck des emotionalen Belastungszustands sind.

Besonders häufig treten dabei kleinste Muskelzuckungen bzw. Faszikulationen am Augenlid auf. Diese können unterschiedlich lang anhalten, verflüchtigen sich allerdings in der Regel nach bewusster emotionaler Entspannung.
Die Angst, was das Zucken bedeutet, kann das Symptom wiederum verstärken.

Behandlung

  • Wenn die Zuckungen durch einen Mangel an bestimmten Nährstoffen zurückzuführen ist, stellt sich die Therapie relativ einfach dar. Der Betroffene sollte sich auf eine bewusste und ausgewogene Ernährung konzentrieren. Dabei können gegen Magnesiummangel vor allem Produkte mit Sonnenblumen- oder Kürbiskernen helfen. Auch kaliumreiche Kost wie Kartoffelgerichte oder Avocado kann zu einer Verbesserung der Mangelsituation führen. Natrium kann einfach über ausreichendes salzen der Nahrungsmittel zugeführt werden. Falls keine ausreichende Zufuhr durch die Ernährung gewährleistet werden kann, dürfen auch Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden.
  • Sind die Zuckungen psychischen Ursprungs und lassen sich auf Stress oder eine emotional belastende Situation zurückführen, kann Entspannung helfen. Jeder Mensch sollte am Tag fest Zeit für die eigene Person einplanen, in der man sich von nichts und niemanden ablenken lässt. Auch erholsamer und ausreichender Schlaf kann Verspannungen – ob körperlicher oder seelischer Natur – auflösen.
  • Wenn eine neurologische Erkrankung zugrunde liegt, sollte ein Arzt entsprechende Medikamente verordnen. Bei einer diagnostizierten Epilepsie wären das beispielsweise Antikonvulsiva (Antikrampfmittel) wie Lamotrigin® oder Valproat®. Die Arzneimittel dämpfen die Erregbarkeit des Nervensystems und somit auch die Erregung der Muskulatur. Bei MS arbeitet man mit Kortison und anderen Immunmodulatoren (das Immunsystem beeinflussende Medikamente).
  • Sind die Zuckungen im Gesicht Symptom einer Vergiftung, gilt es diese spezifisch durch entgiftende Maßnahmen zu behandeln.
  • Wenn die Muskelzuckungen durch die beschriebenen Behandlungsmaßnahmen nicht limitiert werden können, gibt es noch die Möglichkeit der Botox-Injektion. Botox (Botulinumtoxin) ist ein Nervengift, welches auch im Rahmen von Schönheitseingriffen benutzt wird. Bei Injektion lähmt es den Muskel durch die Inaktivierung des zuständigen Nervs.

Symptome

Die Symptome sind kleinste Muskelkontraktionen im Gesicht. Diese können an verschiedenen Anteilen der Gesichtsmuskulatur auftreten, konzentrieren sich aber hauptsächlich auf die Mund- und Augenpartie. Besonders häufig tritt das Zucken am Augenlid auf. Betroffene beschreiben die Zuckungen als Zittern oder Flattern des Lids.
Wenn Zuckungen im Gesicht länger andauern, kann es bei den Betroffenen auch zu Kopfschmerzen kommen. Sie versuchen die unwillkürliche Bewegung zu unterdrücken und verspannen sich deshalb.

Muskelzuckungen können Symptom verschiedener neurologischer Erkrankungen sein oder im Rahmen einer emotionalen Belastungssituation auftreten. In beiden Fällen wirkt sich der unkontrollierbare Zustand zumeist negativ auf das Gemüt des Betroffenen aus – es resultiert eine gedrückte Stimmung.

Diagnose

Bei Zuckungen im Gesicht handelt es sich um eine Blickdiagnose, d. h. der Arzt sieht auf den ersten Blick, welches Symptom den Patienten zu ihm führt.  Das Ausmaß der Muskelzuckungen gibt Hinweise darauf, ob es sich tatsächlich nur um Faszikulationen einzelner Muskelfaserbündel handelt oder um Bewegungsstörungen.

Letztere können z.B. durch die längerfristige Einnahme von Antipsychotika/Neuroleptika hervorgerufen werden. Ob es sich um ein harmloses Muskelzucken handelt oder ob es im Rahmen einer bestehenden Nervenschädigung auftritt, kann durch ein EMG nachgewiesen werden.

Beim EMG, was Elektromyographie bedeutet, werden kleine Nadelelektroden in den zu untersuchenden Muskel gestochen, um seine elektrischen Spannungsunterschiede abzuleiten. Von diesen kann dann auf die Aktivität des Muskels geschlossen werden.

Zeigt das EMG Auffälligkeiten, so liegt die Vermutung nahe, dass eine Nervenschädigung vorliegt.

Zuckungen im Mundbereich

Zuckungen im Mund betreffen am wahrscheinlichsten die Zunge oder die Mundwinkel und treten psychogen (durch die Psyche ausgelöst), durch Substanzmissbrauch oder Medikamenteneinnahme auf. Die Zunge stellt ein dichtes Konstrukt aus Muskeln dar und reagiert deshalb auch sensibel auf kleinste neuronale Schädigungen. Während kleinste Muskelzuckungen an anderen Orten des Körpers nicht mit dem bloßen Auge wahrgenommen, sondern nur im EMG dargestellt werden können, sind sie bei der Zunge zu sehen.

Auch stärkere Zuckungen sind Hinweis für eine Nervenschädigung. Es besteht die Möglichkeit, dass eine Schädigung des verantwortlichen Hirnnervs (Nervus hypoglossus) für die Symptome verantwortlich ist. Dieser steuert die gesamte Zungenmuskulatur, sodass im Falle eines Nervenschadens Zuckungen oder auch Lähmungen auftreten können.

Auch eine beginnende ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) kann sich am Anfang durch Zuckungen der Zunge bemerkbar machen. Da es sich hierbei um eine sehr schwerwiegende Nervenerkrankung handelt, sollte bei Verdacht immer ein Arzt aufgesucht werden.

Wie lange dauern die Zuckungen?

Eine Zuckung an sich dauert nur einen Bruchteil einer Sekunde. Sobald die „Zuckung“ länger anhält, handelt es sich um einen Krampf, welcher andere Ursachen hat. Häufig treten Faszikulationen in schneller Wiederholung hintereinander auf. Dabei kann die Serie nur einige Minuten, aber auch stundenlang andauern.

Je länger die Zuckungen im Gesicht bestehen, desto belastender wird der Zustand für den Betroffenen. Oftmals treten Faszikulationen immer wieder auf, auch wenn ihnen keine neuronale Erkrankung zugrunde liegt. Wenn die Dauer allerdings die individuelle Toleranz übersteigt, sollte nicht vor einem Arztbesuch zurückgeschreckt und professionelle Hilfe aufgesucht werden. Vielleicht kann der Spezialist emotionale Probleme erkennen und aufdecken, die bislang im Verborgenen lagen oder nicht mit dem Symptom in Verbindung gebracht wurden.

Zuckungen im Gesicht bei Kindern

Treten bei Kindern Zuckungen im Gesicht auf, so verringert sich die Zahl der möglichen oder wahrscheinlichen Ursachen schon erheblich: Alkohol und Drogen kommen in der Regel nicht in Frage, Medikamente auch deutlich seltener als bei Erwachsenen - auch wenn natürlich auch manche Kinder Medikamente einnehmen müssen und es außerdem schon zu Fällen gekommen ist, in denen gerade Kleinkinder die Medikamente ihrer Eltern geplündert und für Bonbons gehalten haben. Auch psychischer Stress, ein Spasmus hemifacialis und multiple Sklerose, die bei Erwachsenen zu den häufigsten Auslösern von Zuckungen im Gesicht zählen, sind bei Kindern als sehr unwahrscheinlich zu erachten.

Wenn die Zuckungen immer wieder auftreten und ein nicht mehr tolerierbares Ausmaß annehmen, sollte dies dennoch ärztlich abgeklärt werden. Denn gerade für Kinder kann es besonders belastend sein, wenn sie wegen ihrer Zuckungen von andern Kindern als „merkwürdig“ wahrgenommen werden und dadurch zu Außenseitern werden. In der Regel lassen sich keine dramatischen Ursachen für die Zuckungen finden, gelegentlich kann eine Epilepsie festgestellt werden. Diese lässt sich aber in den meisten Fällen effektiv mit einem Antikonvulsivum behandeln, wodurch auch die Zuckungen im Gesicht nachlassen oder gar ganz verschwinden. Dabei muss selbstverständlich darauf geachtet werden, dass ein für Kinder geeignetes Medikament ausgewählt wird. Dazu zählen etwa Carbamazepin, Valproat und Lamotrigin.

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Zuckungen im Gesicht und Kopfschmerzen

Bestehen die Zuckungen im Gesicht über einen längeren Zeitraum, entwickeln sich bei vielen Betroffenen mit der Zeit auch Kopfschmerzen. Dies liegt meist daran, dass die Betroffenen sich ob der unangenehmen Zuckungen beim Versuch, diese zu unterdrücken, verspannen. Ist dies der Fall, können zunächst Entspannungs- und Lockerungsübungen der Gesichtsmuskulatur Abhilfe verschaffen – auch wenn diese zugegebenermaßen mitunter seltsam aussehen können.

Wenn die Kopfschmerzen zu stark ausgeprägt sind und schnelle Linderung vonnöten ist, kann natürlich auch mal eine Schmerztablette genommen werden, dies sollte jedoch keinesfalls zur Gewohnheit werden. Stattdessen sollte bei länger andauernden derartigen Beschwerden besser ein Arzt konsultiert werden. Dieser kann unter Umständen Medikamente verschreiben, die die Zuckungen lindern, um auf diese Weise den Kreislauf aus Zuckungen und Kopfschmerzen zu durchbrechen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Spannungskopfschmerzen

Zuckungen im Gesicht nach einem Schlaganfall

Bei Patienten in der Erholungs- und Rehabilitationsphase nach einem Schlaganfall kommt es signifikant häufiger zu Zuckungen im Gesicht als im Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung. Meist ist dies der Fall bei Patienten, bei denen das Gesicht auch von den Folgen des Schlaganfalls betroffen ist, etwa in Form einer Taubheit oder Lähmung. Die Häufung der Zuckungen nach einem Schlaganfall ist vermutlich auf Heilungs- und Umstrukturierungsprozesse im Gehirn zurückzuführen, bei denen etwa Teile abgestorbener Nervenfasern einen gewissen Grad an Funktionstüchtigkeit wiedererlangen oder Verbindungen zwischen Nervenbahnen neu ausgelegt werden. In diesem Sinne sind die Zuckungen im Gesicht nach einem Schlaganfall also in der Regel kein Grund zur Besorgnis, sondern vielmehr sogar als positives Zeichen und Ausdruck einer fortschreitenden Heilung zu verstehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schlaganfall

Ist das ein Tic?

Das ist in gewisser Weise eine Definitionsfrage. Im weiteren Sinne beschreibt der Begriff Tic plötzlich eintretende, weitestgehend unwillkürliche kurze Äußerungen oder Bewegungen einzelner Muskeln oder ganzer Körperpartien, sodass auch Zuckungen im Gesicht unter diese Kategorie fallen. In der Regel werden derartige Phänomene aber nur dann als Tic bezeichnet, wenn sie über einen mehr oder weniger langen Zeitraum unterdrückt werden können, bis die innerliche Anspannung zu stark wird.

Dies ist deutlich häufiger der Fall bei Tics wie bestimmten Fingerbewegungen, Augenzwinkern oder Stirnrunzeln. Zuckungen im Gesicht geht in der Regel hingegen kein innerer Zwang voraus, sie laufen meist völlig unangekündigt ab und teilweise sogar, ohne dass der Betroffene selbst es merkt. Zusammengefasst lässt sich also sagen: Zuckungen im Gesicht zählen per definitionem zwar durchaus als Tic, im engeren Sinne ist dieser Begriff aber für andere Erscheinungen reserviert.

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.03.2017 - Letzte Änderung: 06.11.2021