Ablauf einer Wurzelspitzenresektion

Einleitung

Bei einer Wurzelspitzenresektion handelt es sich um die Entfernung des untersten Teiles der Zahnwurzel. Sie kommt dann in Frage, wenn eine Wurzelbehandlung durchgeführt worden ist, aber der erhoffte Erfolg, die Schmerzfreiheit, ausgeblieben ist. 

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Dieses Verfahren ist bereits über 100 Jahre alt und führt in 75-90 % zum Erfolg. Nicht jeder Zahnarzt hat die entsprechende Expertise eine solche Behandlung durchzuführen. Oft muss man zu einem Oralchirurgen oder einem Spezialisten auf diesem Gebiet gehen, um eine Wurzelspitzenresektion durchführen zu lassen.

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Ablauf einer Wurzelspitzenresektion

Nach ordnungsgemäßer Aufklärung über Kosten und Nutzen durch den Behandler, wird zuerst eine lokale Betäubung verabreicht. Im Anschluss werden Zahnfleisch und Knochenhaut durchtrennt und ein Lappen gebildet, mit dem man am Schluss den Defekt decken kann. Jetzt wird mit einer Knochenfräse ein Loch in den Knochen im Bereich der Wurzelspitze gebohrt, bis das entzündete Gewebe entdeckt wird. Im Anschluss wird die Wurzelspitze um ca. 3 mm gekürzt. Nun muss ggf. der Wurzelkanal behandelt werden – sofern dies nicht schon zuvor geschehen ist. Es gibt hierbei mehrere Möglichkeiten, abhängig davon ob der Zahn vor der Wurzelspitzenresektion schon eine Wurzelbehandlung erhalten hatte oder nicht.

1. Der Zahn hatte bisher noch keine Wurzelbehandlung: Nun erfolgt die Aufbereitung und Erweiterung des Kanals mittels kleiner Feilen, gefolgt von Desinfektion, Trocknung und Füllung mit Gutta Percha Stiften (ein gummiartiges Material.

2. Der Zahn wurde zuvor an der Wurzel behandelt: Es erfolgt die Überprüfung der bisherigen Wurzelfüllung auf Dichtigkeit. Wenn die Füllung dicht ist, passiert nichts weiter, wenn nicht kann die Füllung erneuert werden oder es wird eine retrograde Wurzelfüllung durchgeführt. Retrograd bedeutet, dass die Füllung von der Wurzelspitze aus eingebracht wird und nicht, wie sonst üblich, über die Krone. Weiterhin wird hier nur ungefähr 1/3 des Kanals mit dem Material MTA (Mineral Trioxid Aggregat) gefüllt. Ist der Zahn vollständig behandelt, wird das granulomatöse, also entzündete, Gewebe aus der Knochenhöhle entfernt und dann mit steriler Kochsalzlösung gespült. Anschließend kann das Weichgewebe an den richtigen Platz zurückgeklappt und dort mit mehreren Nähten fixiert werden. Durch eine Röntgenaufnahme kann der Erfolg des Eingriffs überprüft werden. Zuletzt wird die Wurzelbehandlung noch einmal von der Krone aus kondensiert und der provisorische Verschluss der Zahnkrone erfolgt. Die Nähte werden nach ungefähr 8-10 Tagen entfernt. Dieses Provisorium kann nach Schmerzfreiheit durch einen definitiven Verschluss ersetzt werden.

Vorbereitung für eine Wurzelspitzenresektion

Die Wurzelspitzenresektion stellt nur einen letzten Rettungsversuch für den erkrankten Zahn dar. In der Regel wurde der Zahn bereits an der Wurzel behandelt und der Wurzelkanal gefüllt. Oft wurde diese Füllung sogar schon erneuert, da es immer wieder zu Beschwerden kam oder auf dem Röntgenbild weiterhin eine Entzündung erkennbar ist. Wenn die Schmerzen darüber hinaus weiter andauern, wird eine Wurzelspitzenresektion in Betracht gezogen. Zuvor sollte sichergestellt sein, dass die durchgeführte Wurzelbehandlung keinerlei Fehler aufweist. Auch ein Röntgenbild sollte angefertigt werden. Bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen oder bei Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten muss eine Verbandplatte hergestellt werden. Diese kann eine Blutung nach dem Eingriff sehr leicht unter Kontrolle bringen und eine Nachblutung verhindern. Eine Veränderung der Medikation ist dann nicht notwendig! Wenn ein Patient ein erhöhtes Endokarditisrisiko besitzt, muss bei dieser Art Eingriff im Vorfeld ein Antibiotikum eingenommen werden. Eine Endokarditis bezeichnet eine Entzündung der Herzinnenhaut. Erkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankung verursachen, sind unter anderem ein angeborener oder erworbener Herzfehler oder ein Mitralklappenprolaps.

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Nachbehandlung bei einer Wurzelspitzenresektion

Nach der Wurzelspitzenresektion müssen ein paar Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, damit die Wunde gut verheilen kann. Selbst sollte man darauf achten, sich in den ersten Tagen nach dem Eingriff nicht zu sehr anzustrengen und keinen Kaffee zu trinken. Kühlung der Region lindert Beschwerden und vermindert eine Schwellung. Eine kontrollierte Wundheilung ist für die Heilung sehr wichtig.

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Zystektomie

Bei einer Zystektomie handelt es sich um das chirurgische Entfernen einer Zyste im Ganzen. Sie kann, muss aber nicht mit einer Wurzelspitzenresektion einhergehen. Eine Zyste stellt eine mit Epithel, also „Oberflächengewebe“, ausgekleidete Kapsel innerhalb des Gewebes - am Zahn oft Knochens - dar. Die Kapsel kann ein- oder mehrkammrig und ggf. mit einem Sekret gefüllt sein. Die Zyste muss sobald sie erkannt wird, entfernt werden, da sie sonst weiter wachsen und der Knochen stark in Mitleidenschaft gezogen werden kann.

Bei der Zystektomie wird die Zyste samt Zystenbalg vollständig entfernt und dann ein dichter Wundverschluss angebracht. Danach kann der entstandene Hohlraum über ein Blutkoagulum (Blutpropf) ausheilen. Bei Hohlräumen bis 1 cm funktioniert dies problemfrei. Ist der Hohlraum jedoch größer als 1 cm, dann muss zusätzlich eine Defektauffüllung erfolgen. Dies kann mit einem Kollagenschwamm oder einer autologen Knochentransplantation erfolgen. Alleinige Blutausfüllung würde hier nicht ausreichen. Zum Schluss wird der Knochendefekt mit dem Zahnfleischlappen gedeckt, um eine ausreichende Wundheilung zu gewährleisten. Je nachdem, welcher Zahn behandelt wird, muss über den richtigen Zugang zur Zyste entschieden werden. Wenn die Zyste an dem Zahn vorhanden ist, an dem zugleich die Wurzelspitzenresektion erfolgen soll, kann beides in einem durchgeführt werden.

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Ein weiterer Zahnarztbesuch nach ca. einer Woche ist Pflicht. Die Nähte müssen durch den Behandler entfernt werden, damit diese nicht mit dem Zahnfleisch verwachsen. Weiterhin muss die Wunde kontrolliert werden. In manchen Fällen kann es auch am gleichen Tag im Anschluss an die Behandlung zu einer starken Nachblutung kommen. Diese ist zu Hause meistens ohne fremde Hilfe nicht zu stoppen. Gefährdet sind hier vor allem Patienten mit einer Blutgerinnungsstörung oder Patienten, die blutverdünnende Medikamente benutzen. Weiterhin ist es wichtig, vorher eine Verbandsplatte herzustellen, um die Stelle gut komprimieren zu können. So kann es verhindert werden, dass der Patient am gleichen Tag zurück in die Praxis oder sogar in den Notdienst muss.

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Instrumente

Es gibt verschiedene Instrumente, die bei der Wurzelspitzenresektion zum Einsatz kommen. Diese werden im Folgenden zusammen mit ihren Aufgaben aufgezählt.

Mit dem Skalpell wird der für die Wunversorgung benötigte Zahnfleischlappen gebildet, hierfür werden Zahnfleisch und Knochenhaut durchtrennt. Mit einem Rasparatorium kann der entstandene Lappen vom Knochen gelöst und zur Seite geklappt werden. Mit einer Lindemann- oder Knochenfräse wird der Knochen bis zur Zahnwurzel durchtrennt um die Wurzel sichtbar zu machen.

Durch einen zahnärztlichen Bohrer wird im Anschluss die Wurzelspitze abgetragen. Sogenannte Wurzelkanalfeilen werden benötigt, um den Wurzelkanal zu erweitern und das geschädigte Zahnmaterial abzutragen. Verschiedene Spülungen sind notwendig, um das abgetragene Gewebe wegzuspülen und dort zu desinfizieren. Der erweitere Kanal wird dann mittels Gutta Percha oder retrograd mit MTA gefüllt. Weiterhin gibt es spezielle gebogene und abgewinkelte Spatel und Wurzelkanalinstrumente, damit die Wurzel auch von der unteren Seite abgetastet und behandelt werden kann. Diese Form ist notwendig, da das Loch, das gebohrt wird, sehr klein ist und nicht genug Platz bietet, um normale zahnärztlichen Instrumente zu verwenden. Mit Nadel und Faden kann der Lappen zum Schluss fixiert und der entstandene Defekt gedeckt werden.

Dauer einer Wurzelspitzenresektion

Die Dauer der Behandlung ist abhängig davon, wie stark die Entzündung ausgeprägt war. Aber auch das Können des Arztes spielt eine gewisse Rolle. Entscheidend ist jedoch vor allem, ob die Wurzelbehandlung des Zahnes gleichzeitig mit der Wurzelspitzenresektion durchgeführt wird oder diese bereits vorhanden ist. Sollte sie erst noch zu erledigen sein, muss mit einer längeren Zeitdauer der Behandlung gerechnet werden. Im Schnitt dauert eine Wurzelspitzenresektion ungefähr 30 Minuten pro Wurzel. Also bei einem mehrwurzeligem Zahn 30 Minuten x Anzahl der resezierten Wurzeln. Sollten Komplikationen auftreten, kann sich das Verfahren verlängern. Die benötigte Lokalanästhesie wird jedoch noch ca. 2h über die Behandlungsdauer hinaus andauern. In dieser Zeit sollte nichts Heißes zu sich genommen werden, um Verbrennungen der Zunge, Lippe oder Wange zu vermeiden. Schmerzen in den nächsten Tagen sind durchaus normal und können ca. eine Woche lang andauern.

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Autor: Dr. Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 02.02.2017 - Letzte Änderung: 07.12.2022