Achillesferse

Definition

Die Achillesferse (Tuber calcanei) bildet den hinteren Teil des Fersenbeins (Calcaneus). Die Bezeichnung Achillesferse stammt ursprünglich aus der griechischen Mythologie. Das Fersenbein ist der größte Fußwurzelknochen und bildet zusammen mit dem Sprungbein (Talus) den Rückfuß. Die Achillesferse dient als Knochenvorsprung, dem Ansatz der Achillessehne.

Anatomie

Die Achillesferse ist als knöcherne Struktur eine bevorzugte Ansatzstelle für verschiedene Muskeln. Die kräftige Achillessehne setzt beispielsweise an dem hinteren Teil des Knochens. Man findet auch einen Schleimbeutel an dieser Stelle, die Bursa tendinis calcanei (auch Bursa subachillea), welche Sehne und Knochen vor Reibungen und Schädigungen schützt. Dieser Schleimbeutel kann sich manchmal entzünden.

Auf der inneren Seite der Achillesferse findet man den Processus medialis tuberis calcanei, ein Knochenfortsatz der auch als Muskelursprung für den Musculus flexor digitorum brevis und den Musculus abductor hallucis dient. Auf der äußeren Seite findet man ebenso einen Knochenfortsatz, den Processus lateralis tuberis calcanei.

An der unteren Seite der Achillesferse setzen auch verschiedene Bänder an, wie beispielsweise die Fußsohlensehnenplatte (Plantaraponeurose) und verschiedene Gelenkstabilisierungsbänder. Zusammen mit dem Sprungbein und den Os naviculare bildet das Fersenbein das untere Sprunggelenk.

Funktion

Die Achillesferse gibt dem hinteren Fuß seine charakteristische Form. Die Hauptfunktion besteht jedoch darin Ansatz und Ursprung verschiedener Muskeln und Bänder zu sein. Die Achillessehne setzt an der Achillesferse und ist bei schlanken Menschen sichtbar und tastbar. Die Achillessehne verbindet den Musculus triceps surae (Wadenmuskel) mit dem hinteren Fuß.

Wenn den Wadenmuskel sich zusammenzieht, kippt die Zehenspitze nach vorne und die Ferse wandert nach oben (sog. Plantarflexion). Dadurch wird beispielsweise das Gehen auf den Zehenspitzen ermöglicht. Die Kontraktion der Wadenmuskulatur zählt aber allgemein zu den wichtigsten Komponenten des Gehvorganges. Neben der Plantarflexion unterstützt der M. triceps surae auch die Supination, das Kippen des Fußes zur Innenseite.

Auf der inneren Seite der Achillesferse findet man den Ursprung der M. Flexor digitorum longum (lange Zehenbeuger) und M. abductor hallucis (Großzeh-Wegführer). Der M. flexor digitorum longus dient der Beugung der Zehen und der M. abductor hallucis führt den Großzeh von den anderen Zehen weg und unterstützt zusätzlich die Funktion des M. flexor digitorum longus.

Verschiedene Bänder setzen an der Achillesferse an, wie beispielsweise die Fußsohlensehnenplatte, welche die Ferse und die Zehengrundgelenke verbindet. Diese Verbindung stabilisiert das Fußlängsgewölbe und ermöglicht somit ein stabiles Gehen und Stehen.

Erkrankungen: schmerzende Achillesferse

Schmerzen an der Achillesferse können verschiedene Ursachen haben. Ein Achillesfersenbruch oder ein Knocheneinriss können beispielsweise starke Schmerzen verursachen welche durch Fersenauftritt verstärkt werden. Muskelzerrungen oder Überdehnungen sind auch schmerzhaft, aber verschwinden meistens nach kurzer Zeit wieder.

Schmerzen an der Achillesferse können auch wegen eines Bänder- oder Sehnenriss entstehen und werden ebenso bei Bewegungen verstärkt. Besonders gefährdet sind die Seitenbänder des Sprunggelenkes und die Achillessehne. Neben Risse sind auch Sehnenentzündungen sehr schmerzhaft und benötigen oft eine Behandlung.

Entzündungen können sowohl Muskeln, als auch Sehnen, Knochen und Schleimbeuteln betreffen. Ein besonderes Krankheitsbild stellt der Fersensporn (auch Kalkaneussporn) dar. Hierbei handelt es sich um eine Knochenneubildung, die wie ein Sporn auf Sehnen und andere Struktur ein schmerzhafter Druck üben kann.

Durchblutungsstörungen im Rahmen der Arteriosklerose, beispielsweise periphere Arterienverschlusskrankheiten, können durch eine Verminderung der Durchblutung zu Schmerzen bei Belastung führen. Dies wird auch Schaufenster-Krankheit genannt, da Betroffenen häufig schmerzbedingt Pausen beim Gehen einplanen müssen.

Erkrankungen: Entzündung der Achillesferse

Entzündungen im Bereich der Achillesferse können verschiedene Ursprünge haben. Man unterscheidet Entzündungen der Achillessehne (Tendinitis) von Entzündungen der Achillessehnenscheide (Tendovaginitis).

Sehnenentzündungen entstehen häufig auf dem Boden einer (altersbedingten) Entartung. Die typischen Zeichen sind Druckschmerzen und Belastungsschmerzen. In diesem Fall entstehen die Schmerzen beim Laufen und ganz besonders beim Stehen auf den Zehenspitzen. Die Diagnosestellung erfolgt meistens mittels einer Ultraschalluntersuchung oder einer Kernspintomographie. Bei unklaren Befunde kann auch eine Arthroskopie erfolgen.

Bei milden Verläufe besteht die Therapie der Wahl aus nichtsteroidalen Antirheumatika und Krankengymnastik. Bei schweren Verläufe oder hartnäckigen Entzündungen können operative Maßnahmen in Betracht gezogen werden.

Entzündungen können auch der Ansatzschleimbeutel der Achillessehne betreffen (Bursitis subachillae). Solche Entzündungen entstehen oft nach Traumata, wiederkehrende Fehlbelastungen sowie Infektionen. Oft machen sich solche Entzündungen durch Schmerzen, Schwellungen und/oder Überwärmung der betroffenen Stelle bemerkbar.

Wenn die Entzündung durch Bakterien verursacht wurde, können neben einer nichtsteroidalen Antirheumatika-Behandlung auch Antibiotika eingesetzt werden. Um die Schmerzen zu reduzieren kann auch die Stelle punktiert werden, um Sekret abfließen zu lassen.

Eine weitere Form der Entzündung ist die Knochenentzündung (Osteomyelitis). Diese Art der Entzündung entsteht meistens nach einer Knochenfraktur beziehungsweise einer Operation am Knochen. In solche Fälle muss, zusätzlich zu einer Antibiotikatherapie, meistens der befallenen Knochenstück entfernt beziehungsweise ersetzt werden.

Erkrankungen: hinterer Fersensporn

Bei dem Fersensporn handelt es sich um eine Knochenbildung im Bereich der Ferse. Diese Neubildung ist oft spornförmig und kann zu Beschwerden beim Laufen sowie Schmerzen führen. Man beobachtet eine solche Neubildung vor allem bei übergewichtige Person oder Menschen die (berufsbedingt) lange stehen müssen. Ein Fersensporn muss nicht unbedingt Beschwerden machen.

Erst wenn der Knochenstück die umgebenden Strukturen beeinflusst, verursacht es Schmerzen. Oft werden Entzündungen der Bursa tendinis calcanei (Schleimbeutel zwischen Achillesferse und Achillessehne) fälschlicherweise als Fersensporn befundet.

Die einfachste und schnellste Methode den Fersensporn zu diagnostizieren ist die Röntgenaufnahme des seitlichen Fußes. Bei Beschwerden können verschiedene Therapieansätze angewandt werden. In der Regel werden die Kombination von Schmerzmittel und adäquate Schuheinlage bevorzugt. Zusätzlich können Krankengymnastik sowie Kryotherapie verschrieben werden. Ist die Therapie erfolglos, kann man versuchen den Fersensporn mithilfe von Stoßwellen zu zerstören oder sogar eine operative Versorgung in Betracht ziehen.

Erkrankung: Zerrung der Achillesferse

Eine Zerrung der Achillesferse ist per se nicht möglich, da es sich um einen Knochen handelt. Allerdings kann es in diesem Bereich zu einer Zerrung der Achillessehne kommen. In diesem Fall handelt es sich um eine Überdehnung des Muskels in Folge eines Traumas oder einer fehlerhaften Bewegung.

Zerrungen der Achillessehne können bevorzugt bei sportliche Betätigungen mit wechselnden Fußbewegungen (wie zum Beispiel Fußball, Rugby, Tennis, usw.) auftreten. Hier wird der Muskel entweder zu stark oder falsch beansprucht. Eine Muskelzerrung bezeichnet sich durch Schmerzen beim Anspannen oder Belasten, nicht aber beim Dehnen des Muskels.

Beim Verdacht auf eine Muskelzerrung sollte erstmal der Muskel geschont und gekühlt werden. Im weiteren Verlauf kann einen (Druck-)Verband sowie eine Hochlagerung helfen.

Allgemein gilt die PECH-Regel: Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Verschlimmern sich die Beschwerden oder bestehen diese seit über eine Woche ohne Besserung, sollte ein Arzt besucht werden. Muskelzerrungen können durch das Aufwärmen vor der Belastung vermieden werden.

Wie kann man die Achillesferse tapen?

Das Tapen der Achillesferse kann im Rahmen bestimmter Sportarten oder Beschwerde, eine effektive Entlastung darstellen.

Um die Achillesferse zu tapen gibt es zwei Möglichkeiten. Die Erste dient hauptsächlich der Stabilisierung des Sprunggelenks. Hierfür braucht man zwei Tapestreifen.

Der erste Streifen wird von der Mitte der Fußsohle nach hinten über die Ferse und weiter nach oben an der Hinterseite des Knöchels fixiert. Der Anteil von der Fußferse bis zum Knöchel entspricht den Verlauf der Achillessehne und sollte dementsprechend straffer appliziert werden.

Der zweite Streifen wird halbiert und jeweils senkrecht über dem ersten Streifen geklebt. Der erste Querstreifen sollte ungefähr auf Höhe des Schmerzpunktes der Ferse liegen, der zweite Querstreifen knapp darüber.

Die zweite Tapemöglichkeit ist besonders bei Wadenschmerzen geeignet. Hierzu werden drei langen Tapestreifen benötigt. Der erste Streifen wird längs halbiert, bis auf ein gemeinsames Endstück. Diese gemeinsame Endstück wird auf der Fußsohle im Bereich der Ferse geklebt.

Der restliche Anteil (die zwei lange dünnen Streifen) wird um den Wadenmuskel geklebt, das heißt, dass die Wade von zwei Streifen umarmt wird. Der nächste Schritt besteht darin, einen langen Streifen gerade über den Wadenmuskel bis zur Ferse zu strecken. Dieser Streifen verläuft von der Kniekehle bis zur Ferse, da wo der erste Streifen ansetzt. Zuletzt wird der letzte Tapestreifen in zwei geteilt. Die eine Hälfte wird senkrecht über die anderen Streifen auf Höhe der Knöchel geklebt. Die zweite Hälfte wird an der Fußsohle im Bereich des Quergewölbe (dies entspricht die Basis der Zehen) fixiert.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.08.2017 - Letzte Änderung: 25.07.2023