Ein Aortenriss ist ein Riss der Hauptschlagader, der lebensgefährlich ist, da auch nur ein kleiner Riss in Sekunden zu einer Massenblutung führen kann. Ursachen sind vor allem Aortenaneurysmen sowie Bluthochdruck. Das wohl deutlichste Symptom bei einem Aortenriss ist ein plötzlich stechender Schmerz zwischen den Schulterblättern. Die Therapie soll so schnell wie möglich erfolgen, da pro verstrichener Zeit die Letalität steigt.
Die Aorta ist die Hauptschlagader und zieht vom Herzen Richtung Beine, wo sie sich dann aufspaltet.
Ein Riss der Aorta ist lebensgefährlich, da auch nur ein kleiner Riss in Sekunden zu einer Massenblutung führen kann. Der Riss der Aorta ist relativ selten, er wird in der Literatur mit ca. 5/100.000 angegeben. Diese Zahl bezieht sich allerdings nur auf die Aortenrisse durch Aortenaneurysmen. Bei Aneurysmen handelt es sich um Defekte in der Gefäßwand, die zu Aussackungen des Gefäßes oder zu Löchern, sogenannten Perforationen, in der Gefäßwand führen können. Nicht in der Literatur aufgeführt sind somit Aortenrisse, die durch Unfälle entstehen.
Die Aorta (Hauptschlagader) ist ein Gefäß, welches aus drei verschiedenen Schichten aufgebaut ist. Diese Schichten bestehen aus elastischen Fasern, Bindgewebe und Muskelzellen. Durch verschiedene Auslöser können diese Schichten sich aber voneinander trennen. Diese Auspaltung wird in der Fachliteratur als Dissektion beschrieben.
Zudem kann die Aorta in verschiedene Abschnitte eingeteilt werden. Zum Beispiel kann man diese in einen oberen und unteren Abschnitt einteilen. Der obere Abschnitt befindet sich in der Nähe des Herzens, während der untere Abschitt herzfern liegt. Je nachdem in welchen Bereich die Dissektion liegt, teil man diese in verschiedene Typen ein.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Aortendissektion
Bei einer Aortendissektion vom Typ A handelt es sich um einen Riss der Gefäßwand, bei dem sich die Eintrittsöffnung des Risses im ersten Abschnitt der Aorta (sog. Aorta ascendens) befindet. Folglich befindet sich dieser Riss in der Nähe des Herzens.
Die Dissektion vom Typ A stellt einen akut lebensbedrohlichen Zustand dar und es kann innerhalb kurzer Zeit zu verschiedenen Folgeschäden am Herzen kommen. Zum einen kann der Gefäßwandriss auf die Herzkranzgefäße übergreifen und dadurch zu einem Herzinfarkt führen. Zum anderen kann es zu einer plötzlichen Schlussstörung der Aortenklappe (Aorteninsuffizienz) kommen, die ebenfalls tödlich enden kann.
Daher muss beim Verdacht auf eine Aortenverletzung so schnell wie möglich eine Bildgebung erfolgen. Wenn einer Aortendissektion vom Typ A diagnostiziert wird, muss sofort eine Notfalloperation eingeleitet werden, bei der man versucht, den betroffenen Aortenabschnitt durch eine Gefäßprothese zu ersetzen. Trotz rechtzeitig ergriffener Maßnahmen ist das Risiko für einen tödlichen Ausgang hoch.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Aortendissektion Typ A
Der Aortenriss
Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen
Eine Aortendissektion vom Typ B liegt vor, wenn der Aortenriss der Gefäßwand unterhalb des Gefäßabganges der linken Schlüssselbeinarterie liegt. Das bedeutet, dass dieser Riss im Gegensatz zu Typ A herzfern liegt.
Eine notfallmäßige Operation ist beim Typ B nur in seltenen Fällen angezeigt. Durch medikamentöse Maßnahmen und engmaschige klinische Kontrollen wird zunächst versucht, den Zustand des Patienten stabil zu halten. Nach weiteren diagnostischen Maßnahmen kann die eingerissene Aortenwand anschließend durch eine geplante offene Operation oder durch einen Gefäßstent, welcher über eine Leistenarterie vorgeschoben wird, stabilisiert werden.
Ein Aortenaneurysma beschreibt eine Gefäßaussackung der Hauptschlagader. Diese Aussackung entsteht durch eine Aufweitung der Gefäßwand, da die unterschiedlichen Schichten, welche die Gefäßwand darstellen, in diesem Bereich schwach ausgeprägt sind. Vor allem werden die elastischen Fasern und die Muskelzellen verdrängt, welche dem Gefäß die Stabilität verleihen.
Folglich weitet sich das Gefäß mit der Zeit immer weiter, bis daraus eine Aussackung entsteht, die mit einem Rupturrisiko einhergeht.
Risikofaktoren, welche die Entwicklung eines Aneurysmsa begünstigen, sind zum Beispiel Bluthochdruck, Nikotinkonsum und erblich bedingten Faktoren.
Es gibt drei verschiedene Formen von Aneurysmen:
Wobei die letzte Form in der Medizin eigentlich nicht als Aneurysma klassifiziert wird.
Ab einem kritischen Durchmesser des Aneurysma steigt das Risiko für einen Aortenriss, sodass unter Umständen eine Operation empfohlen wird. Bei einem Aortenriss durch ein Aneurysma kann es schlagartig zu einer lebensbedrohlichen inneren Blutung kommen und nur durch eine sofortige Operation besteht eine Chance, das Leben des Patienten zu retten.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Therapie eines Aortenaneurysmas
Es gibt zwei Ursachen für einen Riss der Aorta. Durch Unfälle kann prinzipiell die Aorta reißen, das ist jedoch extrem selten, da die Aorta relativ geschützt im Körper liegt. Ein viel häufigerer Grund für den Riss der Aorta ist ein Aortenaneurysma.
Ein Aneurysma ist eine Erweiterung eines Gefäßes. Wird die Gefäßwand immer mehr und mehr gedehnt, kann diese reißen. Da in der Aorta einige Liter Blut pro Minute fließen, kann der Mensch durch einen Riss der Aorta sehr schnell verbluten.
Die Ursachen für diese Aneurysmen sind unterschiedlich. Zu einem Aneurysma kann führen:
Der größte Risikofaktor ist jedoch die Arteriosklerose.
Ist eine Aneurymaerkrankung vorhanden, fällt diese jedoch sehr selten auf. Ein Aneurysma verursacht keine Schmerzen und ist sehr symptomarm. Am häufigsten wird sie bei Vorsorgeuntersuchungen zufällig gefunden.
In Deutschland gibt es keine Vorsorgeuntersuchung auf Aneurysmen, auch wenn diese in den USA und in Großbritannien schon länger vorhanden ist und gute Ergebnisse erzielt hat und mit nur ca. 30 Euro recht günstig ist.
Lesen Sie mehr zu dem Thema: Aortendissektion
Liegt einem Aortenriss eine Aortendissektion zugrunde, gibt es verschiedene Risikofaktoren die familiär erblich sind. So ist einer der Hauptrisikofaktoren eine Schwäche der Media, also der mittleren Schicht im Wandaufbau der Aorta sowie eine Arteriosklerose. Solch eine Strukturschwäche der Media kommt zum Beispiel bei den erblichen Krankheiten wie dem Marfan-Syndrom oder dem Ehlers-Danlos-Syndrom vor. Auch ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie) gilt als Risikofaktor für eine Aortendissektion. Auch bei einer arteriellen Hypertonie spielen genetische Faktoren eine Ursache. Man kann also nur einige Risikofaktoren finden, die durchaus eine familiäre Häufung haben beziehungsweise vererblich sind und somit das Risiko einer Aortendissektion und damit auch eventuell eines Aortenriss zu erhöhen.
Im Falle eines Aortenriss bei einem Trauma beziehungsweise Unfall lassen sich keine vererbbaren Risikofaktoren finden.
Die Symptome eines Aortenrisses unterscheiden sich je nach Art des Risses. Im folgenden wird unterschieden zwischen einem Riss (Ruptur) der in Folge einer Aortendissektion geschieht und einer traumatischen Verletzung der Aorta zum Beispiel in Folge eines Unfalles.
Kommt es im Rahmen einer Aortendissektion (eine Aufspaltung der Wandschichten der Aorta) zu einem Einreißen der Gefäßwand, dann dominiert ein akuter, plötzlich einsetzender und meist stechender Schmerz, der in den Rückenbereich ausstrahlen kann. Zusätzlich kommt es zu einem massiven Blutverlust bei dem das Blut in den Bauchraum oder den Brustkorb fließt. Hierdurch kommt es zu einem Blutdruckabfall und den Zeichen eines hypovolämischen Schocks. Diese sind ein systolischer Blutdruck (oberer Blutdruckwert) von unter 100 mmHg bis zu unter 60 mmHg, kaum tastbare Pulse, eine flache und schnellere Atmung bis hin zur Bewusstseinsstörung und -verlust. Es kann sehr schnell der Tod durch Verbluten eintreten.
Ist der Riss der Aorta in Folge einer Aortendissektion gedeckt, das heißt, dass das Blut nicht frei in die Bauchhöhle fließen kann, so kommt es zu einer pulsierenden und schmerzenden Raumforderung (Tumor), die je nach Patient auch von außen tastbar ist. Auch hier können Schmerzen vorherrschen, die in den Rücken ausstrahlen.
In Folge eines Aortenrisses können abführende Gefäße verlegt oder abgetrennt sein. Dadurch kommt es zu einer Minderversorgung von anderen Organen. Diese Minderversorgungen können auch neurologische Ausfälle oder einen Schlaganfall bewirken. Neurologische Ausfälle machen sich durch Lähmungen oder einen Verlust der Sensibilität, zum Beispiel das Wahrnehmen von Berührungen bemerkbar. Diese Form des Schlafanfalls bezeichnet man als einen ischämischen Infarkt, da er in Folge von nicht ausreichender Blutversorgung des Gehirns oder Gehirnanteile aufgetreten ist. Ebenso können durch die Minderversorgung von Organen Bauchschmerzen (keine Versorgung der relevanten Arterien zu Organen des Magen-Darm-Traktes) oder ein akutes Nierenversagen (Nierenarterien führen nicht mehr ausreichend Blut) auftreten.
Durch die Blutung aus dem Aortenriss kommt es im weiteren Gefäßverlauf auch zu abgeschwächten oder seitenungleichen Pulsen an Beinen und Füßen beziehungsweise Armen und Händen.
Liegt der Aortenriss sehr weit im oberen Teil der Aorta, also nahe am Abgang der Aorta aus dem Herzen, kann es bei einem Riss auch zu einer Beteiligung des Herzens kommen. Hierbei dominieren die Symptome einer Aortenklappeninsuffizienz (die Aortenklappe des Herzens schließt nicht mehr richtig) oder auch eines Perikardergusses der zu einer Herzbeuteltamponade führen kann. Eine Aortenklappeninsuffizienz bedeutet, dass in der Füllungsphase des linken Herzventrikels der Ventrikel nicht ausreichend zur Aorta abgedichtet ist und es zu einem Rückstrom von Blut von der Aorta ins Herz kommt. Ein Perikarderguss ist die Ansammlung von Flüssigkeit (hier Blut) im Herzbeutel. Dadurch wird das Herz im Herzbeutel eingeengt und es kann nicht mehr richtig arbeiten (Herzbeuteltamponade). Es kann zu Atemnot und verminderter Leistungsfähigkeit kommen.
Tritt ein Aortenriss nach einem traumatischen Ereignis wie einem Unfall auf, dominieren meistens die Symptome der Begleitverletzungen. Patienten mit einem traumatischen Aortenriss sind meist polytraumatische Patienten, das bedeutet, dass sie mehrere, meist lebensbedrohliche Verletzungen aufweisen. Auch hier können Schmerzen im Brust- und Bauchbereich auftreten, die jedoch durch die polytraumatischen Verletzungen nicht immer zwangsweise von dem Aortenriss kommen müssen.
Durch den massiven Blutverlust, bei dem je nach Art der Verletzung das Blut in den Bauchraum oder auch bei offenen Verletzungen nach außen fließen kann, kann es auch hier zu einem hämorrhagischen Schock kommen. Dieses bedeutet eine Schocksymptomatik aufgrund des Volumenmangels durch den Blutverlust. Im Rahmen des Schockes dominieren eine Tachykardie (erhöhte Pulsfrequenz), eine Hypotension (Blutdruckwerte unter 100/60 mmHg) und eine Dyspnoe (erschwerte Atmung bis zur Atemnot).
Die ersten Anzeichen eines Aortenrisses beziehungsweise einer Aortendissektion sind ein plötzlich auftretender Schmerz.
Dieser Schmerz wird in der Regel als sehr extrem eingestuft, als stechend beschrieben und wandert normalerweise von der Risslokalisation in Richtung des Rückens.
Durch den schweren Blutverlust, kann es in kürzester Zeit zu entsprechenden Symptomen kommen. Setzen beispielsweise die charakteristischen Schmerzen ein und wird kurze Zeit darauf ein sehr niedriger Blutdruck gemessen, so kann das Zusammenspiel dieser Anzeichen Hinweis auf einen bestehenden Aortenriss sein.
Der Blutverlust kann ebenfalls durch einen Bewusstseinsverlust begleitet sein, weil nicht mehr genug Blut bis zum Gehirn gelangt.
Neben einer offenen Blutung in den Brustkorb oder Bauchraum, bei der sich die Symptomatik rapide verschlechtert, können die Anzeichen bei einem sogenannten gedeckten Aortenriss anders sein.
Die Blutung wird dabei durch anatomische Strukturen abgedrückt oder zumindest limitiert. Es treten im Gegensatz zum kontinuierlichen Schmerzbild des offenen Aortenrisses, pulsierende Schmerzen auf. Durch die Blutung entsteht eine Raumforderung, die neben lokalen Schmerzen auch andere Symptome verursachen kann.
Wird bei entsprechenden Schmerzen eine größer werdende Struktur in anatomischer Nähe der Aorta getastet, kann das ein Anzeichen für einen Aortenriss sein.
Dieses Thema könnte Sie ebenfalls interessieren: Symptome einer Aortendissektion
Die Diagnose des Aortenrisses ist nicht einfach zu stellen. Besteht ein Verdacht auf einen Riss muss jedoch sehr schnell gehandelt werden, da je nach Größe und Ort des Risses der Rate der Todesfälle sehr hoch ist. Einen Riss oder Ausdehnung der Aorta kann man durch Ultraschall, besonders durch einen Schluckultraschall, einem CT und MRT stellen. Röntgenbilder können Hinweise auf einen Riss geben, sind zur Diagnostik aber nicht geeignet.
Lesen Sie mehr zum Thema: Röntgen des Brustkorbs (Röntgen Thorax)
Ein chirurgischer Eingriff ist bei einem akuten Aortenriss unabdingbar. Daher sollte bei Verdacht auf einen Aortenriss sofort der Notruf (112) abgesetzt werden, da der Patient so schnell wie möglich in ein herz-thoraxchirurgisches Klinikum/Zentrum gebracht werden muss. Allerdings ist die Diagnose eines Aortenrisses ohne technische Hilfsmittel (z.B. Ultraschall) schwierig, da fast alle Risse nicht traumatisch, sondern spontan entstehen.
Bis zum Eintreffen des Notarztes gilt, den Patienten bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage zu bringen, bei Schock in die Schocklage. Für ausreichend Wärme bzw. für eine wärmende Unterlage sorgen, d.h. wenn möglich den Patienten zudecken und nicht auf kalten Steinboden legen sondern bspw. auf einen Teppich. Man sollte den Patienten beruhigen und für ausreichend Sauerstoff sorgen (z.B. Anlegen einer Sauerstoffsonde, wenn aufgrund von Vorerkrankungen des Betroffenen eine solche vorhanden ist). Auch eine regelmäßige Kontrolle von Puls und Atmung sollte solange erfolgen, bis Hilfe eingetroffen ist. Ist es bereits zum Kreislaufstillstand gekommen muss der Patient sofort reanimiert werden (Herz-Lungen-Wiederbelebung).
Da zur blutungsstillenden Therapie nur eine Operation helfen kann, kann der Notarzt vor Erreichen des Klinikums nur symptomorientiert therapieren. Symptome wie starker Brust-/ Rückenschmerz, Atemnot, Bewusstlosigkeit, Blutdruckdifferenzen an Armen und Beinen, starker Blutdruckabfall bis hin zum Schock und völligem Kreislaufversagen können vorliegen. Das Wichtigste ist, diese Beschwerden zu lindern und dabei den Kreislauf stabil zu halten und Schmerzen zu stillen.
Lesen Sie hier mehr zum Thema:
Je nach Stelle und Größe des Aortenrisses gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten.
Der Riss kann durch eine Operation mit einer Gefäßprothese behandelt werden, oder aber auch mithilfe eines Stents, welcher mithilfe von Kathetern eingeführt wird. Außerdem wird der Blutdruck mithilfe von Medikamenten auf ca. 110/60 gebracht und engmaschig kontrolliert. Die starken Schmerzen können mithilfe von Opiaten in den Griff bekommen werden.
Für die operative Behandlung eines Aortenrisses gibt es zwei verschiedene Operationstechniken.
Die erste Technik ist die offene, konventionelle Versorgung. Hierbei wird die linke Brusthöhle (Thorax) eröffnet (sogenannte linkslaterale Thorakotomie), wenn der Aortenriss in Höhe der Brustaorta liegt. Liegt der Aortenriss mehr im Bereich der Bauchaorta wird meist ein Längsschnitt in der Bauchmitte gemacht oder seltener ein Flanken- oder querer Bauchschnitt. Der verletzte Teil der Aorta wird freigelegt und wahlweise mit einer Prothese ersetzt oder durch eine direkte Naht verschlossen. Diese Prothese kann eine sogenannte Rohr- oder Y-Prothese aus Kunststoff sein und verschließt den verletzten Aortenanteils. Eine Y-Prothese besteht quasi aus drei verbundenen Röhrchen (Y-Form) und wird gewählt, wenn angeschlossene Gefäße wie zum Beispiel die Beckenarterien mitverletzt sind und mit geschient werden müssen. Ansonsten wir die einfachere Rohrprothese gewählt.
Diese Art der Operation ist gerade für polytraumatische Patienten, also Patienten mit schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Begleitverletzungen ein großes Risiko. Die Operation dauert sehr lange und erfolgt unter Vollnarkose. Zudem wird während der Operation nur die eine Lungenhälfte belüftet und eventuell ist auch ein Anschluss an eine Herz-Lungen-Maschine notwendig.
Die zweite Technik ist die endovaskuläre Stentversorgung (TEVAR = Thoracic Endovascular Aortiv Repair). Hierbei wird zuerst eine computertomographisch gestützte Angiographie (Darstellung der Aorta mit Hilfe bildgebender Verfahren) durchgeführt. Bei dieser Untersuchung kann die Aorta beurteilt werden. Dabei wird die entsprechende Größe für einen Stent ausgewählt. Ein Stent ist ein dehnbares Röhrchen, was wahlweise aus einem Metall- oder Kunststoffgeflecht besteht. Ein solcher Stent wird in die Aorta eingebracht. Dies geschieht arteriell über die Arteria femoralis, also die Arterie am Oberschenkel. Unter einer angiographischen Kontrolle wird der Stent über die Arteria femoralis bis zur Aorta vorgeschoben und an der Rissstelle positioniert. Der Stent sitzt nun über dem Aortenriss. Mit der Zeit kann das Endothel (Wand der Aorta) der Aorta den Stent überwachsen und der Verschluss des Risses sowie das erhaltene Lumpen der Aorta sind gesichert.
Ein solcher Eingriff kann unter Umständen auch in Rückenmarks- oder Lokalanästhesie durchgeführt werden und erfordert somit dann keine Vollnarkose wir bei einem offenen Eingriff.
Lesen Sie auch: Aortenprothese
Nach einem akuten Aortenriss folgt eine längere intensivmedizinische Behandlung und Überwachung.
Teilweise muss der Betroffene im künstlichen Koma gehalten werden, sodass der Körper Zeit zur Heilung hat. Die exakte Heilungsdauer lässt sich nicht bestimmen, da diese individuell nach Betroffenem und Art der Ruptur und Therapie unterschiedlich ist. Die vollständige Heilung kann jedoch einige Monate in Anspruch nehmen. In dieser Zeit ist der Betroffene nicht körperlich voll belastbar.
Die Prognose hängt von vielen Faktoren ab.
Je größer der Riss ist, je später er erkannt wird und je ungünstiger die Stelle liegt, kann die Todesrate bei über 80% liegen.
Wird der Aortenriss früh behandelt kann die Letalität auf 20% sinken.
Die Überlebenschancen bei einem Aortenriss, der meist in Form eines „rupturierten (gerissenen) Aortenaneurysmas“ auftritt (nicht zu verwechseln mit „Aortendissektion“), hängen stark ab von der Lokalisation des Risses und davon, in welchen Bereich das Blut fließt.
Man unterscheidet dabei in eine gedeckte und eine freie Blutung. Bei der freien Blutung fließt das Blut in die Bauchhöhle. Da diese sehr viel Volumen aufnehmen kann, kommt es innerhalb kürzester Zeit zu einem enormen Blutverlust. Bei der gedeckten Blutung fließt das Blut in einen Raum hinter der Bauchhöhle, das sogenannte „Retroperitoneum“. Dieser Bereich kann nur ein begrenztes Volumen aufnehmen, weshalb ein geringerer Blutverlust vorliegt. Bei einem Aortenriss erreichen in der Regel nur Patienten mit einer gedeckten Blutung lebend das Krankenhaus. Dies sind circa 50%. Von diesen 50% schaffen es jedoch nur etwa 70% bis in den Operationssaal. Die Überlebensrate einer Notfall-Operation eines rupturierten Aortenaneurysmas beträgt circa 60% und hängt von der individuellen Versorgung innerhalb des Krankenhauses und der Erfahrung der Chirurgen ab.
Das Problem bei Patienten mit einem traumatisch verursachten Aortenriss (z.B. im Rahmen eines Unfalls) ist vor allem, dass diese Patienten meistens polytraumatisch verletzt sind. Ein Polytrauma liegt bei zwei oder mehreren Verletzungen vor, die lebensbedrohlich sind. Daher ist die Todesursache meistens nicht einmal ursächlich der Aortenriss. Generell bestimmen die Begleitverletzungen die Prognose und den Verlauf des Aortenrisses.
Ist der Aortenriss Folge einer Aortendissektion unterscheiden sich die Prognosen je nach Ort des Risses. Bei einem Riss im Aortenbogen oder noch näher an der Austrittsstelle aus dem Herzen (Aorta ascendes) liegt die Letalität (die Wahrscheinlichkeit an dem Aortenriss zu sterben) in den ersten 48 Stunden bei ca. 1% pro Stunde. Die Ein-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit bei dieser Art und diesem Ort der Verletzung liegt ohne Operation bei 5%. Es wird deutlich, dass hier dringender und schneller Handlungsbedarf angezeigt ist. Ist eine Operation rechtzeitig erfolgt, liegt die Ein-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit bei 60-80% und ist abhängig von der sonstigen Gesundheit des Patienten.
Liegt der Aortenriss im absteigenden Teil der Aorta (Aorta descendens), liegen die Überlebenswahrscheinlichkeiten mit einer medikamentösen Behandlung des Aortenrisses bei 60-80%.
Die Folgen eines Aortenrisses können verheerend sein.
Durch die starke Blutung kommt es in den meisten Fällen zunächst zu einer Minderversorgung der Organe, welche hinter der defekten Stelle liegen. Mit zunehmendem Blutverlust sind auch davorliegende Organe betroffen, weil das zirkulierende Blutvolumen nicht mehr zur Versorgung ausreicht.
Befindet sich der Riss sehr weit oben, bevor die Gefäße zum Kopf und zum Gehirn von der Aorta abgehen, können Bewusstseinsstörungen – oder Verlust, neurologische Defizite oder ein Schlaganfall die Folge sein.
Je nach Schweregrad und Dauer der Unterversorgung entstehen so auch bei Rettung des Patienten bleibende Folgeschäden.
Befindet sich der Riss mit der zugehörigen Blutung in Herznähe, kann auch dessen Funktion eingeschränkt sein. Beispielsweise kann es dazu kommen, dass die Aortenklappe, die Herzklappe welche sich zwischen dem Herzen und der Aorta befindet, nicht mehr richtig schließt, was den Blutfluss zusätzlich vermindert.
Auch eine Kompression des Herzens durch die massive Raumforderung oder durch die Blutung in den Herzbeutel (Perikarderguss) beeinträchtigt die Herzarbeit, verursacht massive Schmerzen, Luftnot und im schlimmsten Fall den Tod des Patienten.
In Folge einer Unterversorgung der Nieren kann es zu einem akuten Nierenversagen kommen, welches nach kurzer Zeit dazu führt, dass die Niere oder die Nieren ihre Funktion einstellen. Daraus resultiert, falls das Leben des Patienten gerettet werden kann, eine lebenslange Nierenersatztherapie (Dialyse) oder die Notwendigkeit einer Nierentransplantation.
Durch die Unterversorgung von Organen des Magen-Darm-Trakts kommt es als Spätfolge zu Nekrosen. Das heißt, dass Teile des Darms absterben und entfernt werden müssen.
Je nach Magen-Darm-Abschnitt bedeutet das für den Patienten eine mehr oder weniger gute Prognose.
Insgesamt ist ein Aortenriss als prognostisch extrem problematisch anzusehen. Da ein Aortenriss fast immer mit einer massiven Blutung zusammenhängt, würde nur etwa die Hälfte aller unbehandelten Patienten überleben. Durch eine fortschrittliche medikamentöse Therapie und moderne Operationstechniken kann die Sterberate jedoch mehr als halbiert werden. Somit leben nach einem Monat noch etwa 80% der Patienten, die eine Aortendissektion erlitten haben.
Eine Notfalloperation eines Aortenriss ist eine Hochrisikooperation. Unmittelbar nach der Operation kann zu einer Undichtigkeit der operierten Stelle und somit zu Nachblutungen kommen.
Der hohe Blutverlust, der bereits bei der ursprünglichen Ruptur eintritt, hat viele Folgen. Die Wundheilung ist verlangsamt, der Kreislauf ist geschwächt und auch die fehlenden weißen Blutzellen machen dem Immunsystem zu schaffen. Zudem transportiert das Blut den Sauerstoff im Körper und dies ist nur bei genügend Blutzellen ausreichend möglich. Der Blutverlust hat auch Wirkung auf die Nieren, welche einen bestimmten Blutdruck benötigen, um ihre Filterfunktion zu erfüllen. Daher sind oft bereits während der Operation Bluttransfusionen notwendig.
Weiterhin kann es durch die lange Liegedauer auf der Intensivstation zu weiteren Erkrankungen kommen. Hierzu zählen Lungenentzündungen, Druckgeschwüre und Thrombosen. Eine späte Komplikation kann eine Thrombenbildung an der OP-Narbe sein, da im Bereich von Narben die Strömung des Blutes verändert sein kann.
Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst definiert werden, ob es sich um den postoperativen Verlauf, also die ersten Tage und Wochen nach der Operation oder um das zukünftige Leben nach einem Aortenriss handelt.
Während der ersten Tage nach einem solchen Geschehen wird festgestellt, ob bei der Verletzung weitere Organe beschädigt wurden. Dies geschieht durch den enormen Blutverlust, welcher mit einer Blutunterversorgung weiterer Organe einhergeht. Besonders anfällig sind dafür das Gehirn, die Nieren und der Darm. Ein gleichzeitiger Ausfall mehrerer Gewebe, ein sogenanntes „Multi-Organ-Versagen“ ist ebenfalls möglich.
Vergehen die ersten Tage und Wochen komplikationslos, so ist das Schlimmste überstanden und der Patient kann sich in der Regel wieder seinem früheren Alltag widmen. Jedoch sollte eine regelmäßige Kontrolluntersuchung erfolgen. Wie häufig diese gemacht wird, hängt davon ab, ob bei der Operation ein minimal-invasives oder ein offenes Verfahren angewendet wurde. Während bei einer offenen Operation eine Nachsorgeuntersuchung alle 2-3 Jahre ausreicht, muss bei einer minimal-invasiven Operation eine jährliche Kontrolle erfolgen.
Da hoher Blutdruck ein wichtiger Auslöser von Aortenaneurysmen und somit auch von Rissen ist, sollte ein zu hoher Blutdruck medikamentös eingestellt werden. Ebenso haben die Blutfette und der Blutzucker großen Einfluss auf die Gesundheit und Stabilität der Blutgefäße. Diese sollten daher ebenfalls regelmäßig kontrolliert und wenn nötig medikamentös korrigiert werden. Hierbei kann auch ein Ernährungsplan hilfreich sein, sodass bestimmte Fette und Zucker ohne Medikamente gesteuert werden können.