Keratokonjunktivitis sicca

Definition

Bei der Keratokonjunktivitis sicca handelt es sich um eine Bindehautentzündung, die nicht infektiös, also durch Erreger wie Bakterien oder Viren, bedingt ist. Es liegt eine Funktionsstörung des Tränenfilms vor. Daraus resultieren können Sehstörungen, ein Fremdkörpergefühl sowie eine dauerhafte Schädigung der Augenoberfläche. Häufigste Ursache ist eine fehlerhafte Funktion von Tränenfilm-produzierenden Drüsen des Auges.

Ursachen

Die häufigste Ursache ist eine gestörte Funktion der Meibom-Drüsen. Dabei handelt es sich um Talgdrüsen des Augenlids, die einen Fettfilm produzieren, welcher verhindert, dass die Tränenflüssigkeit vorschnell verdunstet. Besteht beispielsweise eine Durchgangsstörung im Bereich der Ausführungsgänge der Drüsen, ändern sich Konsistenz und Menge des Tränensekrets, was zu einem Austrocknen des Auges führen kann. Die Ursache kann ihren Ursprung auch in Zellen der Bindehaut (sog. Becherzellen) haben, welche eine Schleimschicht produzieren, die den Augapfel bedeckt. Auch die Tränendrüse selbst, welche den wässrigen Anteil des Tränensekrets produziert, kann erkrankt sein. Nicht nur Strukturen des Auges, sondern zum Beispiel auch ein Ungleichgewicht der Hormone, welche die Sekretion der Tränenflüssigkeit regulieren, kommen als Ursache für eine Konjunktivitis sicca in Frage. Ein Androgenmangel führt beispielsweise zu einer verminderten Fettfilm-Produktion der Meibom Drüsen, wohingegen Östrogene deren Funktion hemmen und es bei einer Therapie mit Östrogen-haltigen Medikamenten zu einer verminderten Aktivität der Drüsen kommt. 

Neben den eben genannten organischen Ursachen, können auch Umweltfaktoren wie Rauch, trockene Luft oder ein zu langes Offenhalten der Augen beispielsweise beim Lesen, eine Konjunktivitis sicca auslösen.

Symptome

Patienten, die von einer Keratokonjunktivitis sicca betroffen sind, geben oft ein Trockenheits- und Fremdkörpergefühl im Auge an. Brennen sowie eine Rötung des Auges oder des Lidrandes werden ebenfalls beklagt. Liegt eine Keratokonjunktivitis sicca vor, kann zwischenzeitliches Verschwommensehen auftreten. Da eine Störung des Tränenfilms vorliegt, kann das Auge zudem, insbesondere morgens, verklebt sein. Bestehen diese Beschwerden über einen längeren Zeitraum, ohne behandelt zu werden, kann dies die Hornhaut so stark schädigen, dass das Scharfsehen dauerhaft beeinträchtigt sein kann.

Sjögren-Syndrom

Beim Sjögren-Syndrom handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Es kann alleine oder gemeinsam mit anderen chronischen Erkrankungen auftreten. Die Autoimmunerkrankung kann zahlreiche Strukturen des Körpers befallen, Gelenke, Organe, Gefäße oder Nerven. Typischerweise sind die Tränen- und Speicheldrüse betroffen, was die Leitsymptome der Erkrankung “trockenes Auge und trockener Mund” hervorruft. Dies wird auch als “Sicca-Syndrom” bezeichnet. Spezifische Antikörpertests sowie eine augenheilkundliche und Hals-Nasen-Ohren-ärztliche Untersuchung sind wegweisend für die Diagnosestellung. Je nach Ausprägung der Erkrankung, kann die Behandlung  aus Symptomlinderung wie beispielsweise durch viel trinken oder das Applizieren von Augentropfen bestehen, oder bis zu einer medikamentösen immunsuppressiven  Therapie reichen.

Diagnose

Zunächst sollte die Symptomatik genau erfragt werden. Besonders das Angeben von einem Trockenheits- oder Fremdkörpergefühl sprechen für das Vorhandensein einer Konjunktivitis sicca. Im Anschluss sollte das Auge gründlich untersucht werden. Mittels einer Spaltlampe, ein in der Augenheilkunde verwendetes Spezialgerät zum Beurteilen der Augenoberfläche und des Augenhintergrundes, können beispielsweise kleinste Beschädigungen auf der Hornhaut erkannt werden. Es kann zudem die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit beurteilt werden. Beispielsweise spricht ein frühzeitiges (unter 10 Sekunden)  “Aufreißen” des Tränenfilms zwischen zwei Lidschlägen für einen reduzierten fetthaltigen Anteil des Tränensekrets. Ein Augenarzt könnte beim Vorliegen einer Konjunktivitis sicca außerdem sogenannte “lidkantenparallele konjunktivale Falten (LIPCOF)” entdecken. Dabei handelt es sich um Falten der Bindehaut am unteren Lid, die bei einem ausgetrockneten Auge entstehen können. 

Therapie

Allgemeine Maßnahmen können ergriffen werden, um die Keratokonjunktivitis sicca zu behandeln. Faktoren, die zu einem Austrocknen des Auges führen können, sollten vermieden werden. Liegt die Ursache beispielsweise in einem Verschluss von Drüsen, können diese mittels einer Sonde eröffnet werden. Eine weitere Methode stellt der Verschluss des Tränenabflusses dar, damit mehr Tränenflüssigkeit im Auge verbleibt. 

Als nächster Schritt können Augentropfen zum Einsatz kommen. Im Falle von bakteriellen Entzündungen im Auge, können diese antibiotika-haltig sein. Ist die Keratokonjunktivitis sicca Folge einer anderen Erkrankung, steht die Behandlung dieser im Vordergrund. Im Falle von Autoimmunerkrankungen beispielsweise kommen Immunsuppressiva zum Einsatz.

Homöopathie

Bei einer Keratokonjunktivitis sicca kann zu zahlreichen homöopathischen Mitteln gegriffen werden. Belladonna beispielsweise kann bei einem geröteten Auge angewandt werden. Bei einem verklebten Auge durch eitriges Sekret kann Pulsatilla zum Einsatz kommen. Bei aufgrund einer Entzündung juckendem Auge, wird Staphisagria eine positive Wirkung nachgesagt. Liegt ein Fremdkörpergefühl vor, werden Euphrasia oder Apis mellifica in homöopathischer Dosis empfohlen.

Dauer

Die Dauer der Keratokonjunktivitis sicca ist abhängig von deren Ursache und Therapiebeginn. Liegt eine Funktionsstörung der Drüsen vor, die den Tränenfilm produzieren, kann die Entzündung anhalten, bis diese behoben oder symptomatisch therapiert wurde. Liegt der Funktionsstörung beispielsweise ein Verschluss der Drüse zu Grunde, kann die Wiederherstellung der Durchlässigkeit bereits zu einer raschen Besserung der Symptome führen. Ist dagegen zum Beispiel ein Ungleichgewicht des Hormonhaushalts ursächlich für die Bindehautentzündung, kann sich die Diagnosefindung und Therapieeinleitung schwerer gestalten und die Symptomatik daher länger anhalten.

Prognose

Die Prognose richtet sich nach der Ausprägung der Symptomatik und deren Folgen. Liegt aufgrund des Verlustes des Tränenfilms eine Schädigung der Hornhaut vor, kann dieser Defekt zu einem irreversiblen Verlust der Sehschärfe führen. Hat die Störung des Tränenfilms noch nicht zu einem Gewebeschaden geführt, kann die Keratokonjunktivitis sicca nach adäquater Behandlung auch folgenlos ausheilen. 

Keratokonjunktivitis sicca

Die Keratokonjunktivitis sicca kann beim Hund die gleichen Ursachen wie beim Menschen haben. Sie können erkennen, dass Ihr Hund an einem trockenen Auge leidet, wenn er beispielsweise besonders häufig blinzelt oder die Augen zusammenkneift. Auch eine Rötung oder Schwellung des Auges des Hundes kann für eine Keratokonjunktivitis sicca sprechen. Ein Tierarzt kann die Produktion des Tränenfilms und deren Zusammensetzung näher untersuchen. Liegt eine Keratokonjunktivitis sicca vor, kann eine symptomatische Therapie erfolgen. Diese besteht, wie auch beim Menschen, aus der Verwendung von Augentropfen, die für einen Feuchtigkeitserhalt des Auges sorgen. Wird die Therapie konsequent durchgeführt, können bleibende Schäden und ein unangenehmes Gefühl für den Hund weitgehend vermieden werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.09.2020 - Letzte Änderung: 25.07.2023