Zystenbildung im Rahmen einer Bartholinitis

Einleitung

Am äußeren weiblichen Genital findet man die Bartholin-Drüsen (Glandulae vestibulares majores), die auch als große Vorhofdrüsen bezeichnet werden. Sie sind ungefähr bohnengroß und befinden sich unterhalb der großen Schamlippen. Die Ausführungsgänge der Drüsen sind ungefähr 2 cm lang und enden in einen kleinen Raum der sich zwischen den kleinen Schamlippen befindet (Vestibulum vaginae).
Das Sekret, das die Bartholin-Drüsen produzieren wird an die Haut der Vagina abgegeben und dient der Befeuchtung. Die Produktion des Sekretes erfolgt bei Erregung um die Scheide anzufeuchten.

Ursache

Die Bartholin-Drüsen und deren Ausführungsgänge befinden sich nahe an Harnröhre, Vagina und After. Daher kann es leicht zur Besiedlung der Gänge durch Bakterien kommen, die aus den anderen Gebieten einwandern. Durch die bakterielle Besiedlung kommt es zur Ausbildung einer Entzündung des Ausführungsganges (Bartholinitis). Dabei handelt es sich meist um Bakterien: Staphylokokken, Escherichia coli, Streptokokken, aber auch Gonokokken. Die Bartholin-Drüse selbst ist bei der Bartholinitis nicht betroffen.
Eine Entzündung kann die Bildung einer Zyste oder aber auch einer Eiteransammlung in diesem Gebiet begünstigen. Die entzündlichen Prozesse führen zu einem Anschwellen des Gewebes, das um die Entzündung liegt. Der Ausführungsgang wird so durch das angeschwollene Gewebe verschlossen und es kann sich eine Zyste ausbilden. Auch eine Eiteransammlung im Rahmen einer Entzündung kann die Ausführungsgänge verlegen. In beiden Fällen kann das abgesonderte Sekret nicht mehr abfließen und staut sich daher im Ausführungsgang.

Der Ausführungsgang kann sich aber auch unabhängig von einer Infektion verlegen bzw. verschließen, zum Beispiel indem es zu einer Verklebung der Ausführungsgänge kommt.
Das gebildete Sekret kann dann nicht mehr ablaufen, es bildet sich eine Zyste, in dessen Inneren sich das aufgestaute Sekret der Drüse sammelt. Meist kommt es nur zu einer einseitigen Ausbildung der Zyste, eine beidseitige Ausbildung ist selten.
Im Rahmen einer nicht infektiösen Zystenbildung kann es aber sekundär zu einer Entzündung der Zyste kommen. Das aufgestaute Sekret in der Zyste bietet einen guten Nährboden für Bakterien, die sich dort vermehren und schließlich zur Entzündung des Ausführungsganges führen können. Dabei kann es bis zur Bildung einer Eiteransammlung und eines Abszesses kommen.

Symptome

Durch das aufgestaute Sekret kommt es zunächst zu einer schmerzlosen, sichtbaren Schwellung im Bereich der Schamlippen. Ob die Zyste Schmerzen bereitet, ist abhängig von der Größe und ob eine Infektion der Zyste vorliegt. Große und vor allem infizierte Zysten sprich Bartholinitis Zysten werden meist schmerzhaft, wobei die Schmerzen dabei so stark sein können, dass sogar das Gehen Probleme bereitet. Kleine Zysten sind dagegen meist schmerzlos und kaum störend. Da das Sekret sich immer weiter im Ausführungsgang aufstaut nimmt die Zyste allmählich an Größe zu und führt so durch die Größenzunahme langsam zur Beeinträchtigung.

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Bartholinitis-Zyste geplatzt

Wird die Zyste nicht behandelt oder operativ beseitigt kann sie spontan, also ohne äußere Einwirkung platzen und das Sekret so auslaufen. In diesem Fall ist trotzdem eine Behandlung sinnvoll, um die geplatzte Zyste zu reinigen und offen zu halten, damit das Nachlaufen von Sekret verhindert wird.

Schwangerschaft

Die Zystenbildung kann auch während der Schwangerschaft auftreten. Sollte es jedoch zu einer unangenehmen Größe kommen oder die Zyste eben entzündet sein, sollte auch während der Schwangerschaft mit einem Frauenarzt über eine Behandlung der Zyste gesprochen werden. Bei kleinen Zysten sollte eine vaginale Geburt kein Problem darstellen, da sie die Passage des Kindes nicht stören. Sollte die Zyste jedoch so groß sein, dass die Passage gestört wird, muss das weitere Vorgehen mit dem Arzt abgesprochen werden.

Diagnose

Die Diagnose kann durch eine gynäkologische Untersuchung gestellt werden. Die Schamlippe zeigt neben einer Schwellung zusätzlich weitere Entzündungsanzeichen, wie Überwärmung, Rötung und Schmerzhaftigkeit. Ein Abstrich zur Bestimmung des ursächlichen Bakteriums ist dann sinnvoll, um die richtige Antibiotikatherapie geben zu können.
Wichtig ist die Abgrenzung zum Bartholin-Abszess. Hier bildet sich im Rahmen einer Entzündung eine eitrige Ansammlung im Ausführungsgang, die ebenfalls zu einer Schwellung in dieser Region führt.

Therapie

Im Anfangsstadium einer Bartholinitis Zyste kann eine entzündungshemmende Therapie sowie die Gabe von leichten Schmerzmitteln zur Linderung der Beschwerden beitragen. Auch Sitzbäder können abhilfe schaffen. Sollte die Entzündung bereits stark ausgeprägt sein oder sich sogar schon ein Abszess gebildet haben, ist die Therapie der Wahl die Ausschälung oder Eröffnung der Zyste. Antibiotika kann als Beimedikation ebenfalls notwendig sein. Kommt es wiederholte Male zur Ausbildung einer entzündlichen Zyste kann eine Entfernung der Bartholindrüse erfoderlich werden.

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Operationen

Sollte sich bereits ein Abszess ausgebildet haben wird ein Verfahren angewandt, welches sich Marsupialisation nennt. Dabei wird in einer OP die Zyste eröffnet und die Innenhaut der Zyste an die äußere Haut angenäht, um das Ablaufen des Sekretes zu gewährleisten. Nach dem Eingriff sind Kamillensitzbäder empfehlenswert, um die eröffnete Zyste weiterhin sauber zu halten.

Homöopathie

Sollte die Zyste im Rahmen einer Entzündung auftreten oder sich sekundär infizieren, kann die vorliegende Entzündung auch homöopathisch behandelt werden. Empfohlen werden dazu Mercurius solubilis, Hepar sulfurius, Acidum silicicum oder aber auch Thuja. Die Mittel werden je nach Stadium der Entzündung unterschiedlich dosiert und verwendet. Die Zyste selbst kann durch warme Sitzbäder mit natürlichen Zugaben wie Kamille, Zaubernuss oder Eichenrinde behandelt werden.

Weitere Informationen

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Alle bisher veröffentlichten Themen aus dem Bereich der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.06.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021