Behandlung der Bartholinitis

Einleitung

Eine Bartholinitis ist eine sehr schmerzhafte und bei den betroffenen Frauen als unangenehm empfundene Entzündung der Bartholin-Drüse (oder auch aus dem Lateinischen übersetzt „große Scheidenvorhofdrüse“ genannt). Meist sind nur die Ausführungsgänge der im Bereich der kleinen Schamlippen befindlichen Drüse betroffen. Diese erkennt man dann als kleinere rötliche Punkte im Scheidenvorhof. Dennoch bedarf die Bartholinitis in jedem Fall einer Behandlung. Je nach Fortschreiten der Entzündung werden verschiedene Behandlungsschritte empfohlen.

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Frühes Stadium

Bei einer Bartholinitis im frühen Stadium sind zunächst nur die Ausführungsgänge der Drüse betroffen. Hier wäre es ratsam frühzeitig eine entzündungshemmende Behandlung zu beginnen. Dadurch kann die Zellantwort auf die jeweiligen Erreger verringert werden, sprich alle Entzündungszeichen, wie z.B. Schwellung, Rötung, Überwärmung werden heruntergefahren und es wird verhindert, dass sich die Bartholinitis noch weiter auf die Drüsen selbst ausbreitet. So hat das betreffende Gewebe die Möglichkeit sich wieder zu erholen, indem es abschwillt und die Bartholinitis mit all ihren Unannehmlichkeiten zurückgeht. Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Behandlung der Bartholinitis ist die medikamentöse Schmerzlinderung. Da die Entzündung einen sehr schmerzempfindlichen Bereich des weiblichen Geschlechts betrifft, wird sie somit als extrem unangenehm empfunden wird. Auch eine Kühlung der betroffenen Stellen kann angenehm gegen die Schmerzen wirken.

Fortgeschrittene Bartholinitis

Sollte die Bartholinitis schon weiter fortgeschritten sein, d.h. sollte sich schon ein „Abszess“ (= eine abgekapselte Eiteransammlung) an der Stelle der Drüsenausgänge gebildet haben, wäre es sinnvoll eine Entlastung der Eiterbeule vorzunehmen. Diese sollte in jedem Fall von einem Arzt erfolgen, indem ein Schnitt in die Abkapslung im Verlauf des Drüsenausführungsganges vorgenommen wird. Der Eiter sollte dabei vollkommen entfernt werden. Im Anschluss, also wenn die Abkapslung eröffnet wurde, können die Wände dieser künstlichen Körperhöhle mit dem umliegenden Gewebe vernäht werden, sodass diese künftig offengehalten wird. Weitere Eiteransammlungen als Folge einer Bartholinitis können somit abfließen und bilden nicht gleich eine erneute sogenannte „Bartholin-Zyste“ (Bartholinitis Zyste). Diesen Behandlungsvorgang nennt man auch „Marsupialisation“. Im Folgenden ist es hilfreich die offene Zyste mit Sitzbädern sauber zu halten, um die Erregerzahl in diesem Bereich zu minimieren. Des Weiteren soll somit einer Verlegung der Öffnung bzw. einem Wiederverschluss entgegengewirkt werden. Auch mit Hilfe einer Tamponade kann ein Verschluss verhindert werden. Im weiteren Verlauf zieht sich die eröffnete Zyste zusammen und bildet einen neuen Ausführungsgang. Dies ist jedoch nur bei „reifen“ Abszessen empfohlen. Sind sie noch nicht reif genug, kann dem ganzen konservativ durch die Anwendung von Rotlicht und Zugsalbe (Z.B. Ilon® Salbe) nachgeholfen werden. Eine schmerzlindernde Behandlung, wie oben beschrieben, ist währenddessen zu empfehlen.

Komplikationen

Kommt es jedoch zum Wiederauftreten einer Bartholinitis mit erneuter Bildung einer Eiterbeule, was nebenbei bemerkt sehr oft vorkommt, sollte die gesamte Drüse operativ entfernt werden. Wenn die „Bartholin-Zyste“ nicht mit einer der oben genannten Behandlungen angegangen wird, kann sie spontan, das heißt ohne äußere Einwirkung, platzen. Auch dann wird eine operative Behandlung empfohlen. Hierbei sollte die geplatzte Bartholin-Zyste weiter aufgeschnitten werden, von Eiter völlig befreit und durch Annähen der Zystenwände offengehalten werden. Ohne Behandlung kann es zu schlimmen Komplikationen kommen. Die Erreger könnten sich weiter, über die Drüse hinaus, ausbreiten und den ganzen Körper betreffen. Im schlimmsten Fall kann dies zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung führen, die absolut dringend ärztlich versorgt werden muss.

Auslöser

Wichtig ist auch, dass ein Abstrich der eröffneten Zyste gemacht wird, der im Anschluss mikrobiologisch untersucht werden sollte. Somit erhält man Auskunft darüber, welcher Erreger für die Bartholinitis verantwortlich war. Typisch sind Staphylokokken, Escherichia coli, Streptokokken, Anaerobier. Auch Gonokokken, die beispielsweise sexuell übertragen werden (auch bekannt als Tripper), können ursächlich sein. Sind diese nachweisbar muss eine gezielte antibiotische Behandlung gegen den entsprechenden Erreger begonnen werden. Dieses Vorgehen wird auch empfohlen, wenn sich der Zustand trotz angemessener Behandlung nicht verbessert, sondern ferner es zu einer allgemeinen Verschlechterung des Körperbefindens kommt.

Alternative Behandlungsmethoden

Natürlich gibt es alternative Methoden zur Behandlung der Bartholinitis. Die Homöopathie bietet beispielsweise auch die Möglichkeiten zur Behandlung. Empfohlen werden bestimmte homöopathische Mittel, wie Mercurius solubilis, Hepar sulfurius, Acidum silicicum und Thuja. Diese werden je nach Stadium der Bartholinitis eingesetzt und dementsprechend auch dosiert.

Alternativ kann man die Bartholinitis auch mit der Pflanzenheilkunde behandeln. Ein Mittel der Wahl sind warme Sitzbäder mit speziellen Zusätzen, wie Eichenrinde, Kamillenblüten, Hamamelis oder Zaubernuss. Diese wirken der Entzündung entgegen. Des Weiteren kann eine sogenannte Umstimmungstherapie erfolgen. Dies kann entweder medikamentös oder mit Reiztherapie gemacht werden. Hiermit soll das körpereigene Abwehrsystem angeregt und gestärkt werden, damit es selbstständig die Bekämpfung der Entzündung bewältigen und in Zukunft sich früher gegen eine Besiedlung von Keimen wehren kann.

Zwar scheinen diese Alternativen schonender, trotzdem sind sie mit Bedacht und mit fachmännischer Unterstützung anzuwenden. Bleibt der gewünschte Effekt aus, wäre eine medizinische Abklärung ratsam.

Sitzbäder zur Behandlung der Bartholinitis

In der Frühphase oder auch später als Ergänzung zur chirurgischen und antibiotischen Therapie, können Sitzbäder einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Bartholinitis nehmen.

Dazu wird eine Badewanne oder ein spezieller Sitzbadaufsatz für die Toilette mit Wasser und desinfizierenden Zusätzen befüllt. Anschließend sollte man 15-30 Minuten im Wasser verweilen. Als Zusatz zum warmen Wasser eignen sich unterschiedliche Stoffe. Ein beliebter und lange bekannter Zusatz ist die Kamille. Beim Sitzbad dringt die Kamille in tiefe Hautschichten ein und entfaltet dort entzündungshemmende Wirkungen, weshalb sich sich das Sitzbad mit Kamille auch schon als Maßnahme bei frühen Beschwerden der Bartholinitis eignet. Zudem fördert Kamille die Wundheilung, weshalb es sich wunderbar als Begleitmaßnahme nach der chirurgischen Therapie eignet. Die Wirkung der Kamille ist dabei durch wissenschaftliche Studien belegt.

Eine andere Möglichkeit ist der Zusatz von Kaliumpermanganat. Dieses wirkt desinfizierend und adstringierend. Das bedeutet, dass es zu einer „Austrocknung“ der Entzündung führt. Bei der Anwendung sollte man besonders darauf achten, dass es im richtigen Verhältnis verdünnt wird, da es im Extremfall zur Verätzung der Haut führen kann. Auch sollte es über keinen zu langen Zeitraum angewendet werden, da es zum unerwünschten Austrocknen der Haut führen kann.

Des Weiteren kann Polyvidon Jod, welches ebenfalls desinfizierend wirkt, eingesetzt werden.

Hausmittel zur Behandlung einer Bartholinitis

Als Hausmittel gegen die Bartholinitis werden meist Pflanzen oder Mittel genannt, die eine entzündungshemmende, antibiotische oder weichmachende Wirkung haben.

Ganz vorne steht das Kamillen Sitzbad. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Kamille lokal entzündungshemmend und wundheilungsfördernd wirkt, weshalb sich das Sitzbad mit Kamille sowohl im frühen Stadium der Entzündung, als auch später als Begleitmaßnahme zusätzlich zur ärztlich eingeleiteten Therapie eignet.

Zu den häufig empfohlenen Hausmitteln zählt außerdem der Ingwer. Speziell zur Bartholinitis gibt es zwar keine wissenschaftliche Analyse, jedoch ist bekannt, dass Ingwer im allgemeinen entzündungshemmende Eigenschaften besitzt, weshalb er, als unterstützende Maßnahme eingenommen werden kann.

Der Ingwer kann beispielsweise in Scheiben geschnitten und mit heißem Wasser aufgegossen werden und dann als Tee genossen werden. Auch andere Hausmitteln, wie Aloe Vera, Vermouth, Zitronengras, Enzian, Löwenzahn oder Knoblauch wurden noch nicht im speziellen auf ihre Wirksamkeit gegen die Bartholinitis untersucht. Wissenschaftliche Studien haben jedoch ihre entzündungshemmende, teils antibakterielle, teils schmerzhemmende Wirkung belegt. Gehen die Beschwerden mit den Hausmitteln nicht zurück, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.  

Homöopathie zur Behandlung einer Bartholinitis

Die Homöopathische Therapie der Bartholinitis besteht aus zwei Säulen.

Zum einen besteht sie aus der Akuttherapie, zum anderen aus der konstitutionellen Therapie.

Die Akutbehandlung richtet sich dabei nach dem Charakter der Beschwerden. Ist der Schmerz pulsierend und der Abszess rot und heiß empfiehlt sich die Einnahme von Belladonna.

Ist der Schmerz bei Berührung stechend und der Abszess glänzend und die Haut rundherum geschwollen eignet sich Apis besonders gut.

Leidet man unter splitterartigen Schmerzen und hat zusätzlich ein Verlangen nach sauren Speisen eignet sich Hepar Sulfuris, welches als „homöopathisches Skalpell“ bezeichnet wird, da es zu einer Öffnung des Abszess führen soll.

Kommen und gehen die splitteratigen Schmerzen schnell, riechen die Schweiße übel und sind gleichzeitig Genitalkondylome vorhanden kann Nitricum Acidum angewendet werden.

Eifersüchtigen jungen Frauen, die Enge am Hals nicht vertragen und unter einem bläulich-roten Abszess leiden wird hingegen Lachesis empfohlen.

Da es sich laut laut homöopathischer Lehrmeinung um eine Erkrankung aus dem Feld der „Sykosis“ (ein nicht selbst limitierendes Miasma, welches zu chronischen Erkrankungen führen kann) handelt, würde eine reine Unterdrückung des Abszesses möglicherweise zu einer Verschiebung der Problematik auf die inneren Organe führen.

Daher ist neben der Akuttherapie eine konstitutionelle Therapie empfohlen. Für die homöopathische Therapie der Bartholinitis gibt es keine wissenschaftliche Grundlage nach den Kriterien der modernen Medizin.

Salben zu einer Behandlung einer Bartholinitis

Salben kommen in der Behandlung der Bartholinitis unterschiedliche Bedeutung zu. Zunächst können bei einer einfachen Entzündung einer Bartholinitis antibiotikahaltige Salben helfen, die Entzündung einzudämmen. Dabei eignen sich am besten Salben, die Wirkstoffe wie Fusidinsäure, Nebacetin oder Bacitracin enthalten.

Hat sich bereits ein Abszess gebildet, der jedoch noch nicht ganz ausgereift ist, kann mit einer Ichtholansalbe nachgeholfen werden. Die Salbe bewirkt, dass der Abszess schneller reift und in weiterer Folge schneller chirurgisch behandelt werden kann. Auch andere Salben, die die Abszessreifung fördern, können zu diesem Zweck eingesetzt werden.  

Wann ist der Einsatz von Antibiotika erforderlich?

Wenn sich die Bartholinitis nicht mit allgemeinen Maßnahmen, wie Sitzbädern oder dem ein oder anderen Hausmittel bessert, oder aber die Beschwerden zunehmen, sollte man rechtzeitig einen Arzt aufsuchen, welcher dann je nach Ausmaß der Entzündung über das weitere Vorgehen entscheidet.

Dabei sind vor allem Fieber und Abgeschlagenheit sowie unerträgliche Schmerzen beim Sitzen und Gehen die ersten Warnzeichen.

Für die Therapie mit Antibiotika eignen sich in leichten Fällen antibiotische Salben. Meist werden jedoch Antibiotika in Form von Tabletten verschrieben. Ist die Entzündung noch nicht so weit fortgeschritten, kann die Therapie mit Antibiotika alleine ausreichen. Üblicherweise werden dabei Präparate wie Ceftriaxon verschrieben, die das Spektrum der häufigsten Erreger abdecken. Hat sich bereits ein Abszess ausgebildet, ist das übliche Verfahren die chirurgische Eröffnung. Diese bietet neben einer raschen Entlastung die Möglichkeit der Suche nach dem Auslösenden Erreger. Infolge kann gezielt ein Antibiotikum ausgesucht werden, welches optimal gegen den gefundenen Erreger wirkt.

Erfolgt die antibiotische und oder chirurgische Therapie nicht rechtzeitig, besteht in seltenen Fällen die Gefahr darin, dass die Keime in die Blutbahn übertreten. In Folge kann es zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung kommen.

Wann muss man operativ tätig werden?

Verklebt der Ausgang der entzündeten Bartholinischen Drüse, kann es zur Ausbildung eines Abszesses, also einer Eiteransammlung innerhalb der entzündeten Drüse, kommen. Hat diese Entwicklung stattgefunden, ist es in der Regel notwendig, den Abszess chirurgisch zu entleeren. Viele Frauen scheuen sich zu Beginn vor einer chirurgischen Therapie.

Da die Ausbildung eines Abszesses in der Regel mit sehr starken Beschwerden beim Sitzen und beim Gehen verbunden ist, empfinden die meisten Frauen die chirurgische Öffnung des Abszesses im Endeffekt aber als große Erleichterung. Der Eingriff erfolgt meistens ambulant. Eine lokale Betäubung ist dabei meist ausreichend. Die am häufigsten angewandte operative Technik, heißt Marsipulation. Dabei wird der Abszess mit einem Skalpell eröffnet. Die Wänder der Abszesshöhle werden dann mit der Haut vernäht, sodass die Höhle nach außen hin offen bleibt.

Dies ist notwendig, da der Bartholinische Abszess ansonsten zum Rezidiv neigt. Aus dem dabei gewonnen Sekret wird bestimmt, welcher Keim für die Entzündung verantwortlich ist, um dann gezielt mit einer antibiotischen Therapie beginnen zu können. Rezidivieren die Entzündungen häufig, kann in Erwägung gezogen werden, die befallene Bartholinische Drüse als Ganzes zu entfernen.

Andere chirurgische Verfahren, wie die alleinige Absaugung des Sekrets aus dem Abszess mit einer Nadel, die Schaffung einer künstlichen Fistel mittels Katheter oder die Spülung der Wunde mit Alkohol oder Silbernitrat, entsprechen nicht mehr dem heutigen medizinischen Standard.

Dauer der Behandlung

Bei der chirurgischen Therapie der Bartholinitis handelt es sich um einen ambulanten Eingriff der nur wenige Minuten dauert. Die Dauer der antibiotischen Therapie richtet sich nach dem Keim, dem Ausmaß der Entzündung und dem gewählten Antibiotikum. In der Regel dauert diese aber nicht länger als einige Tage.

Zu beachten ist aber, dass man das Antibiotikum nicht früher absetzt als mit dem Arzt besprochen, da es bei einer nicht korrekt durchgeführten antibiotischen Therapie zur Ausbildung antibiotikaresistenter Keime kommen kann. In seltenen Fällen kann sich eine chronische Entzündung der Bartholinischen Drüsen entwickeln, was eine längere Behandlungsdauer nach sich zieht.

Vorbeugung einer Bartholinitis

Möchte man einer Bartholinitis vorbeugen, ist die erste und einfachste Maßnahme eine angemessene Hygiene des Genitalbereichs. Dies beinhaltet unter anderem auch geschützten Geschlechtsverkehr. Ziel ist es, die Erregerzahl, die zu einer Bartholinitis führt, möglichst gering zu halten und gleichzeitig die natürliche und schützende Flora des Intimbereichs aufrecht zu erhalten. Man sollte bei der Produktwahl jedoch aufmerksam sein. Viele Hygieneartikel aus der Drogerie können den doch sehr empfindlichen Bereich teilweise mehr reizen als schützen, das heißt die körpereigene Schutzbarriere der Schleimhäute kann angegriffen werden. Daher gilt hier: weniger ist mehr - lieber mit schonenderen Mitteln arbeiten - Wasser und etwas pH-neutrale Seife sind da vollkommen ausreichend.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.02.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021